Diskussionsnachricht 000091
03.10.2014, 13:36 Uhr
Frank OZ
registriertes Mitglied
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Beber schrieb:
Zitat: | ... Ich habe ihn in Nepal gekauft.
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Naja, so einen Original-Hobel aus Nepal ist ja wie eine Flasche Wein aus Bordeaux . Da frage ich mich, wie die Einheimischen mit ihrem Zeugs klarkommen und sehe mich als verweichlichter Westler und als ein den Naturgewalten ausgelieferter Bohemien. …
Und als solcher habe ich mich heute Morgen aufgeführt, schneller habe ich Hobel und Klingen noch nie gewechselt: Da lag es also, das Nanjie-Klapppmaul mit der Ri Mei Klinge im Hals. Nehm' ich ihn in die Hand und das Ding fühlt sich eigentlich ganz gut an, ausgewogen, nichts klappert, die Verschlusszacken unter den Klappen stehen zwar anders als beim Timor (der wohl ein Weishi ist) weit und spitz hervor, aber das macht nichts. Auch die Klinge ragt weiter hervor, weshalb ich eine etwas kratzigere Rasur erwartete. Aber nicht sowas! Krrrrrraaattttztztztz. Einmal in Wuchsrichtung, zweimal, einmal quer, einmal vorsichtig gegen den Strich, aber da hakte sich das Ding einfach fest. Aus, fertig, vorbei. Als Öler bin ich daran gewöhnt, relativ undiszipliniert durch Terrain zu ziehen. Das gefällt dem Nanjie gar nicht, nein, Quatsch, das gefällt mir mit dem Nanjie gar nicht, darum hurtig, hurtig: Klingenwechsel.
Also die Ri Mei Klinge ad acta gelegt und den Nanjie mit der dem Hobel beigefügten Nanjie-Klinge gefüttert. Und … ein-, zwei-, dreimal in Wuchsrichtung, ein bisschen quer – für die Klinge zu schwer, aus. Auch die Nanjie-Klinge flog raus. Was nun? Da liegt jetzt noch so ein Päckchen chinesischer Klingen herum, aber ich fragte mich, was Ninja-Nanjie wohl zu einer ASP sagen würde? Gesagt, getan, und ja, der Nanjie benimmt sich mit der ASP in der Birne wie ein Hobel, wenn auch kein anständiger. Bei diesem Gillette-Nachbau ragt die Klinge schlicht etwas zu weit heraus, was die Rasur unnötig schrappig macht.
An dieser Stelle überkam mich der Wunsch nach einer komfortablen Beendigung des täglichen Krams. Ich griff zum Parker R 96, legte ihm die ASP ein und was für ein Erlebnis: Als wäre ich nach einer Expedition durch Indian Jones Country in einem Luxushotel abgestiegen! Mein Ausflug in die Kulissen von von Freiheit und Abenteuer war beendet, wie meine Phase der Ausproberitis bis auf weiteres jetzt auch.
Fazit: Der Baili ist ein alltagstauglicher Hobel und auch das Baili-Blättchen war so übel nicht. Damit kommt ein verzärtelter Westler im Reich der Mitte locker über die Runden. Der Ri Mei ist ein Fall von selbstauferlegter Lagerhaltung, nicht schön, nicht wünschenswert, nicht nötig und die dazugehörige Klinge schon gar nicht. Der Nanjie funktioniert zwar, aber träte man damit rasiert vor den chinesischen Ministerpräsident würde der wahrscheinlich sagen: „Langnase, beim nächsten Mal nimmst Du einen Baili oder Du kaufst Dir einen Hobel für ein paar Yüan mehr, als Wester kannst Du Dir das leisten.“ Ich müsste ihm Recht geben. Wie immer geht es nicht darum zu sparen, sondern sein Geld sinnvoll auszugeben. (Konfuzius, vielleicht?)
Glatte Grüße (Dank Parker), Frank
P.S.: Don Esteban, auf Deinen Beitrag zum Weishi bin ich gespannt!
Gruß, Frank
-- Gut rasiert - gut gelaunt! (Rotbart) Diese Nachricht wurde am 03.10.2014 um 13:51 Uhr von Frank OZ editiert. |