Diskussionsnachricht 000016
16.08.2008, 12:31 Uhr
blindbox
registriertes Mitglied
|
Hallo miteinadner,
interessantes Thema. Ich finde es gut, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht und ein wenig an den Gewohnheiten feilt. Und hier und da hat man als Konsument auch Einfluss. Man muss weder die vermeintliche BIO-Schiene von irgendwelchen Billigsupermärkten fahren, die ihr EU-Gemüse in Asien gleich neben den Gen-Feldern züchten und mit dem Kerosin-Express einfliegen lassen, wenn es auf dem Wochenmarkt geschmackvollere und gesündere Ware beim Bauern aus der Umgebung gibt. Dazu kommen noch Millionen von furzender und künstlich gemästeter Schafe und Kühe, die für den Billigfleischmarkt Abgase in die Luft blasen. Oder irgendwelche Nüsschen aus fernen Landen, die zwecks Haltbarkeit radioaktiv bestrahlt werden ... Nicht alles, wo Bio draufsteht, ist nach meinem Verständnis Bio drinnen. Leider scheitert das kulinarische Umweltbewusstsein für manchen Bürger, der es gerne praktizieren möchte, am Geldbeutel, weil er froh ist, wenn er mit Wassertomaten und Fließband-Suppenhühnchen die Familie irgendwie durchfüttern kann. Traurig, aber wahr. Mit Blick ins Büro, habe ich zum Beispiel auch noch nicht das Rätsel lösen können, warum ein ganzer Farblaserdrucker neu die Hälfte kostet wie die vier Bildtrommeln, die man als Zubehör nach ein paar tausend Seiten auffrischen möchte. Wenigstens warten die Dinger jetzt mit so etwas wie einem Ozonfilter auf, stinken und lärmen nicht mehr so ...
Zurück zum Holz: Das wahrscheinlich überschaubare Volumen an Tropenholz, das für die Rasiermesserhefte weltweit verarbeitet wird, ist im Vergleich zu irgendwelchen Lastwagenladungen an Gartenmöbeln bestimmt verschwindend gering. Bei einer grundsätzlichen Haltung, die Langhaar als Frage in den Raum gestellt hat, geht es aber nicht um die Menge sondern ums Prinzip. Auf Kosten von verbrannter Erde und Klimakapriolen verzichte ich gerne auf Raubbauholz. Für mich persönlich ist im Rahmen einer nachweislich gesunden Forstwirtschaft Tropenholz aber kein Tabuthema. Gegenüber einer glaubhaften FSC-Zertifizierung finde ich Trommeln aus Elefantenfüssen oder andauernde Meldungen über AKW-Pannen bedenklicher. Die Eigenschaften von Tropenholz sprechen optisch, haptisch und praktisch auch für sich.
Etwas zynisch könnte man das Spiel ja weitertreiben und überlegen, wie z.B. als Alternative und mit welchen Rohmaterialien Kunststoffhefte hergestellt werden. Die Chemieindustrie, die Öllieferanten und klassischen Energieerzeuger wird es freuen (»Dieses ansehnliche, formstabile und strapazierfähige Rasiermesserheft aus bestem durchgefärbten Kunststoff wurde mit Nordseeöl, Atomkraft und traditionellem Chemie-Know-How erschaffen.«) Bleibt dann nur noch das Kuh-Horn in der Materialkiste, wenn das dazugehörige Tier ausgepupst hat ...
Die gute klassische Nassrasur mit Rasiermesser und Riemen bringt ja erstmal ein paar Euro an Investitionen als Startgebühr mit sich. Ich freue mich aber jedes Mal, wenn ich am Supermarktregal mit den grünen oder orangefarbenen Wegwerfklingen vorbeilaufe und sich das Rasiermesser amortisiert hat Und das ist doch als Nebeneffekt zur »alltäglichen Wellnessprozedur« auch ein kleiner Umweltbeitrag, wenn sich der Mülleimer nicht mit bunten Wegwerfprodukten über das Jahr füllt
Up the irons ...
Gruß
Carsten
-- »Rasiermesser, Grillgabel und Hochvoltlicht, sind für kleine Kinder nicht.«
Le Grelot, TI, Wacker, Friodur ... XL Hand am Arm Mühle |