Diskussionsnachricht 000001
03.02.2011, 18:53 Uhr
Stefan P. Wolf
Forumsgründer
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Hier ein paar Hinweise zum Pflegen von Lederriemen (nicht nur diesem von uns, sondern grundsätzlich):
Auch wenn (wie man mir sagte) einige Leute das Fetten dem Ölen vorziehen, weil das Öl das Leder vermeintlich zu glatt macht, sind wir in Übereinstimmung mit unserem Sattler ganz anderer Meinung.
Praktisch alle Lederfette (auch Riemenfett) enthalten Wachse (vom weichen Bienen- und Jojoba-Wachs bis hin zum harten Carnauba-Wachs) und Lösungsmittel. Letztere sollen helfen, die festen Fette tiefer in das Leder zu bringen, was aber nur teilweise gelingt. Bei Schuhen mit Glattledern (und bei Holz) ist der Effekt erwünscht, kann man das Wachs an der Oberfläche doch wunderbar polieren. Es macht auch das angeschliffene Riemenleder etwas stumpfer, aber ein gutes Riemenleder ist durch die offenporige Nubuk-Struktur schon stumpf genug und was man gar nicht möchte, ist das Leder ungleichmäßig mit Wachs imprägnieren. Man stört den gleichmäßigen Dampf- und Feuchtigkeitshaushalt, was im schlimmsten Fall sogar zu verzogenen Riemen führen kann.
Dagegen dringt das Öl auch ohne Lösungsmittel tief ein, lässt die Poren offen und das Leder wird geschmeidug und trotzdem griffig. Die Poren (bzw. die angeschliffene rauhe Oberfläche) sind ja entscheidend für das Aufrichten des Grates.
Das für Experten "beste" Lederöl ist Klauenöl (Neatsfoot Oil), hergestellt aus dem Knochenfett von Rinderfüßen (also dem Teil im Huf). Ihr solltet es für wenige Euro in der Apotheke bekommen (50ml reichen ewig). Der lateinische Name lautet Oleum Pedum Tauri (evtl. mit dem Zusatz "verum", also "echt") -- übersetzt "Öl aus dem Rinderfuß". Sollte m.W. nicht viel mehr als 5 Euro kosten und reicht nicht nur für den Riemen. Vorsicht: keine Ledergürtel ölen/fetten, diese dehnen sich und passen dann nicht mehr (oder man muss Löcher nachstechen).
Den Riemen nicht "tränken"! Das Öl und den Riemen zuerst bei Zimmertemperatur ein paar Stunden lagern (zum Temperieren, soll alse weder Leder noch Öl eiskalt sein, sondern zimmerwarm). Dann ein paar Tropfen Öl auf die Riemenvorderseite auftragen und mit dem Finger verteilen, dann die nächsten paar Tropfen auf eine freie Stelle usw., bis alles gleichmäßig dunkel ist. Einmassieren ist beim Öl an dieser Stelle nicht nötig. Kanten und Nähte nicht vergessen! Dann 24h einziehen lassen, fertig. Kommt das Öl auf der Rückseite durch, war es VIEL zu viel!
Der Riemen wird übrigens wieder heller, wenn das Öl einzieht, der Riemen dunkelt nun durch Licht und durch die Benutzung von alleine edel nach (hängen einige Teile des Riemens immer im Schatten, passiert das ungleichnmäßig!). Leder aber nie in die pralle Sonne hängen oder nasses Leder auf der Heizung trocknen. Nasses Leder (Riemen fällt in das volle Waschbecken) glatt auf eine große Trommel o.ä. spannen (idelerweise mit einem Spanngummi) und langsam bei Zimmertemperatur trocknen lassen und ggf. danach neu ölen.
Regelmäßig den Riemen dem Handballen erwärmen (straff ziehen und mit dem Ballen hin und her, bis es warm wird), das macht man immer 'mal wieder (egal ob einmal die Woche oder vor jedem Abziehen), dann überträgt man auch Handfett auf den Riemen (das ist nicht schlimm, im Gegenteil, Leder will angefasst werden). Auch den Griff und das Leder-Aufhängeriemchen etwas ölen, aber auch nicht tränken!
Dieses leichte Ölen kann man 1-2 mal im Jahr machen, da reichen wenige Milliliter. Unser Griff bleibt übrigens nach dem Ölen heller, weil das Leder nicht angeschliffen und damit glatter ist. Aber es ist nicht beschichtet oder so, das Öl zieht auch da vollständig ein! Da man den Griff oft anfasst, reicht aber auch dies zur Pflege.
Zum Schluss noch ein ironischer Sattlerspruch für Leute, die denken, der wahnsinnig robuste Werkstoff Leder braucht gar keine Pflege. Kommt ein Kunde zum Sattler und beklagt das Verspröden eines schönen Objektes aus Leder, sagt dieser oft nach kurzer Inspektion: "Am Öl hat's jedenfalls nicht gelegen, es ist nämlich kein's dran...".
Gruß, Stefan.
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