Diskussionsnachricht 000025
23.05.2016, 10:51 Uhr
StephanM.
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Liebe Freunde der Nassrasur, lasst mich eine Lanze brechen FÜR DEN RASIERHOBEL.
Ich habe sehr empfindliche Gesichtshaut und erlebe die Nassrasur seit 25 Jahren als regelmäßig wiederkehrende Quälerei. Vieles hatte ich ausprobiert im Laufe der Zeit, verschiedene Klingensysteme, diverse Cremes … aber die Quälerei blieb. Bis ich mir vor einigen Wochen die Frage stellte: Müsste nicht, bei einem Klingensystem mit bis zu fünf Klingen pro Schwingkopf, ein einziger Strich über die stoppelige Haut genügen, um sie gründlich glatt zu rasieren?! Meine Erfahrung hierbei ist, dass trotz dieser fünf Klingen ein einziger Strich nie genügte, zweimal, dreimal musste es sein, was für die Haut ja 15 Schnitte und mehr bedeutet und sie selbstredend reizt und strapaziert. Also stieg ich um auf den Rasierhobel, mit nur einer Klinge (ein Produkt, das sich seit so vielen Jahrzehnten in Herrenbadezimmern findet, kann so falsch doch nicht sein?) und war von der ersten Anwendung an begeistert!
Nicht nur, dass ich nun etwas weniger Plastikmüll produziere und ein formschönes Metallgerät in Händen halte (das ich in Jahrzehnten bedenkenlos weitervererben könnte, eine Anschaffung für´s Leben also, die jeden Preis wert ist), nicht nur, dass ich mich jahrelang mit Rötungen, Hautirritationen und -brennen, Entzündungen und Pusteln und einem bis zur Unerträglichkeit an der empfindlichen Haut scheuernden Hemdkragen herumzuschlagen hatte, was nun alles der Vergangenheit angehört, so wurde mir überdies die Nassrasur zu einem liebgewordenen Ritual, zu einer bewussten Zeremonie, auf die ich mich nun jeden morgen freue.
Bei den fünf Klingen blutete ich regelmäßig und nach der Rasur spannte die Haut und war heiß und gerötet. Mit einer einzigen Klinge ist die Rasur sanfter, schonender und gründlicher, und die Haut fühlt sich danach entspannt und angenehm kühl an. Aus der Qual wurde Freude. Ich stellte fest, dass die fünf Klingen zu weich gelagert sind und nachgeben, also nicht immer gleichmäßig aufliegen, oft über die Haut kratzen und deshalb kein gründliches Ergebnis liefern. Die eine Klinge im Hobel ist fest eingespannt und sie ohne Druck über die Haut gleiten zu lassen, ist für eine erstklassige Rasur schon ausreichend. Meine anfänglichen Bedenken, angesichts der doch sehr scharfen Rasierklinge, waren schon nach der ersten Rasur ausgeräumt; der Hobel nennt sich nicht ohne Grund „Sicherheitsrasierer“. Ist der Winkel falsch, liegt nur das Gehäuse und nicht die Klinge auf der Haut!
Und wer es gerne nostalgisch mag: Sich mit einem kostbaren Hobel zu rasieren, den es schon im Jahr 1920 gab, gibt einem das Gefühl von Luxus und erinnert ein bisschen an die Zeit, als die Welt noch elegant war.
Sollte immer noch jemand nicht überzeugt sein, so möchte ich demjenigen eine Frage stellen: Wie kann es sein, dass sich alle, wirklich alle einig darüber sind, dass die gründlichste und sanfteste Rasur die des Barbiers mit einem Rasiermesser (mit nur einer Klinge!) ist und Systemrasierer uns fünf Klingen anbieten und trotzdem kein tadelloses Ergebnis liefern? Wer bei seinem Systemrasierer bleiben möchte, darf dies gerne tun, allen anderen wünsche ich viel Entdeckerfreude.
Zum Schluss sei noch vermerkt: Je hochwertiger der Hobel, die Klingen, der Rasierpinsel, die Pflegeprodukte sind, desto gründlicher, sanfter und angenehmer ist die Rasur und deren Ergebnis. Wer hier billig einkauft, zahlt einen hohen Preis. |