Diskussionsnachricht 000014
21.11.2016, 13:00 Uhr
~knorki
Gast
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Zitat: | Die Aggressivität von Hobeln
Ganz stark vereinfacht: je aggressiver ein Hobel ist, um so direkter arbeitet die Klinge auf der Haut, und um so stärker reizt sie diese, aber um so gründlicher und langanhaltender glatt kann die Rasur werden. Je sanfter ein Hobel, um so geringer die Hautreizungen, aber das Potential für extrem gründliche Rasuren oder die Beherrschung sehr starker Bärte kann eingeschränkt sein. Die Zufriedenheit mit einem Rasierer und der von ihm gebotenen Aggressivität und den damit verbundenen geschilderten Kompromiss aus Sanftheit und Gründlichkeit/Nachhaltigkeit ist individuell verschieden. Eine Person mit eher unempfindlicher Haut und hartem Bart wird mit einem sehr sanften Hobel nicht übermäßig warm werden, weil er zu viele Züge machen muss, ein anderer Mensch mit leichtem Bart und empfindlicher Haut wird den gleichen Hobel aber vielleicht als perfekt empfinden.
Schon das Gesamtgewicht und die Gewichtsverteilung zwischen Griff und Kopf sowie die Griffform und -länge haben Einfluss auf die Aggressivität und das Aggressivitätspotential eines Hobels. Aber mehr jedoch noch als durch diese Faktoren wird die Aggressivität eines Hobels durch die Abmessungen der Kopfbestandteile und vor allem die Form und Breite des Klingenspalts (also dem Abstand der hautaufliegenden und führenden Kopfkanten) beeinflusst. Je enger z.B. der Spalt, um so effektiver wird verhindert, dass zu viel Druck die Haut stärker an die Schneide drückt, die Haut wird bei engem Spalt einfach mit weggedrückt. Ein breiterer Spalt hat mehr Potential, schon mit geringen Druckschwankungen unterschiedliche starken Hautkontakt mit der Schneide hervorzurufen. Sind die Kanten abgerundet oder "scharf"? Steht die Schneidkante genau in der Ebene der beiden Kopfkanten oder dazu leicht hervorstehend oder zurückgesetzt? Welchen Winkel bilden die Kopfkanten zum Griff und wie stark ist die Klinge gewölbt? All dies und mehr beeinflusst auf vielfältige Weise, was bei Druck (gewollte oder zufällige Schwankungen) passiert. Ein schwerer Hobel wird automatisch mit geringfügig mehr Druck geführt, außerdem lässt er uns fester zupacken, dies reduziert die Feinmotorik und erhöht damit zufällige Druckschwankungen. Ein langer Griff gibt unseren bewussten und unbewussten Bewegungen mehr Hebel und verstärkt sie daher.
Auch bei viel Übung wirken alle Faktoren tendenziell mit. Die Technik und Erfahrung eines Anwenders gleicht einige Dinge aus und verstärkt andere, daher gibt es keine starren Werte, man kann Aggressivität nicht messen und niemandem auf den Kof zu den perfekten Rasierhobel empfehlen -- zu viele wechselwirkende Faktoren sind beteiligt. Ein Einsteiger sollte mit einem der gutmütigen Modelle (siehe Empfehlungen unten) erste Erfahrungen sammeln und seine Haut und seinen Bart zunächst gut kennenlernen, aus dieser "gemäßigten Mitte" heraus, die für die weit überwiegende Zahl der Anwender gute Ergebnisse liefern, kann man sich bei speziellen Gegebenheiten in Richtung der aggressiveren oder sanfteren Modelle orientieren.
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Zitat: | Zahnkamm = aggressiv?
Bei ansonsten gleicher Kopfgeometrie ändert die Zahnung der Kopfplatte nichts an der Aggressivität -- der Kamm dient einzig und allein dazu, besser durch lange Barthaare zu rasieren. Wenn man sich nur selten rasiert und die Barthaare länger werden als Ihr Abstand, liegen sie beim Rasieren schon übereinander. Dieser Bartteppich lässt den Rasierer "aufschwimmen", ähnlich wie ein Autoreifen beim Aquaplaning in einem dicken Wasserfilm. Das ziept ein wenig und schneidet nicht maxial tief, was ggf. einen weiteren Rasierdurchgang erfordert. Und ebenso wie beim Reifen mit Profiltricks gegengesteuert und der Effekt abgeschwächt wird, helfen die Zinken des Hobels dabei, die Barthaare zu teilen und schon den ersten Duchgang gründlicher und weniger/nicht ziepend zu gestalten. Moderne Zahnkämme werden oft aggressiver als die glattkantigen Modelle des gleichen Herstellers designt, aber das geschieht eben durch der Klingenspalt und andere Designelemente, es ist freie Entwurfsentscheidung und hat nichts mit dem Kamm per se zu tun. Früher ging man davon aus, dass Seltenrasierer empfindliche Haut (und deswegen keine Lust auf tägliche Rasur) haben und man hat daher z.B. die klassischen Merkur-Hobel mit Kamm sogar eine Winzigkeit sanfter als ihre glattkantigen Gegenstücke entworfen. Auch der gezahnte GOODFELLA aus Neuseeland ist so ein sanfter Geselle, trotzdem sehr gründlich.
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Kann ich so aus persönlicher Erfahrung nur unterschreiben! |