Diskussionsnachricht 000000
10.06.2007, 14:53 Uhr
Badener
registriertes Mitglied
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Hallo,
ich hatte in diesem Thread Forumsdiskussion #6603: [Messerrasur... wird immer b...] darüber geklagt, dass mein neues DOVO alles andere als scharf ist und auch schon in diesem Thread Forumsdiskussion #6624: [Hilfsbereitschaft ist schon...] angedeutet, dass ich mein Messer Bartisto mal zum Schärfen geben werde.
Warum tue ich das?
Nun ja - wir sind im Internet, die wenigsten Leute hier im Forum kennen sich persönlich - und plötzlich soll man jemanden von diesen unbekannten Menschen sein (teilweise teures) Messer (zum Schärfen) geben. Da gehört schon viel Vertrauen dazu. Mir fehlte es anfangs sehr - ich habe lange gezögert. Vielleicht kann ich ja dem ein oder anderem Forenteilnehmer dadurch Vorbehalte nehmen.
Erstmal zur Vorgeschichte (kann auch gerne übersprungen werden):
Lange Jahre rasierte ich mich mit Systemrasierern und Dosenschaum. Aus Bequemlichkeitsgründen kamen dann diverse Elektrorasierer (Braun, Grundig, Panasonic, Carrera, Philipps - immer das jeweilige Topmodell) zum Einsatz. Spätestens aber bei den Grübchen am Hals mussten diese alle ausnahmslos passen (wobei der Philipps immer noch der Beste war, Modell 8894). Also wieder zurück zu den Systemrasierern.
Da wurden mir auf Dauer die Klingen jedoch zu teuer - und auch mit den 3- und mehr Klingensystemen ging nichts - dafür ist mein Bart zu dicht, nach 1-2 Zentimeter Zug verstopften die Klingen.
Da entdeckte ich in einer dm-Drogerie einen Wilkinson Classic. Hatte aber überhaupt keine Ahnung, wie man damit umgeht - und wurde bei meiner Suche im Internet nach Informationen auf dieses Forum aufmerksam. Nach vielem lesen dann die erste Rasur mit dem Classic: die Rasur war gründlich und sanft, kein Rasurbrand - aber nach 5 Rasuren war mir der Wilkinson dann irgendwie zu langweilig. Dann habe ich meinem Vater seinen Hobel abgeschwatzt - ein Gillette Superspeed aus den 60er Jahren - der war mir zu brutal. Kam halt noch ein Merkur 34C hinzu (man sieht: ein Süchtiger mehr).
Aber die Hobelei wurde mir relativ schnell zu langweilig - ich wollte mehr.
Zum Händler gegangen und das DOVO nicht-rostfrei Ebenholz gekauft. Eine Rasur war damit nicht möglich - dieses Messer hat eher die Haare ausgerissen als geschnitten.
Bin ich zu blöd? Oder das Messer zu stumpf?
Der Händler tauschte es um - das nächste war zwar deutlich schärfer - aber ein Genuss war die Rasur immer noch nicht - besonders im Vergleich zu meiner Shavette.
Mist!
Und schärfen kann ich nicht - und ich habe auch niemanden in der Verwandschaft/Bekanntschaft der sich mit dem Messer rasiert und den man Fragen kann. Die Schnitte häuften sich (Rekord: 5 tiefe und breite Schnitte während einer Rasur) - schliesslich musste man mit diesem Messer ordentlich drücken, damit was abgeht.... Wieder beim Händler gewesen - er gab mir die grüne Paste - ordentlich über den Riemen gezogen, Messer wurde etwas schärfer, aber immer noch nicht scharf. Umtauschen konnte ich es nicht mehr, da es mir zwischenzeitlich beim Abledern mal aus der Hand gerutscht und auf den Boden gefallen war - die Klinge war am Kopf 3-4 mm verbogen.
Was nun?
Mittlerweile wurde das Rasieren nämlich zu einem Hobby von mir - ich mache das abends vorm Schlafengehen und entspanne dabei enorm.... Mit dem Messer 4-5 Rasuren, Hobel 3 (aber wie gesagt, Hobel wurde mir zu langweilig).
Nachdem ich in diesem Thread Forumsdiskussion #6603: [Messerrasur... wird immer b...] darüber geklagt hatte, dass das DOVO so stumpf sei, schrieb mich Bartisto an und bot mir an, das Messer für mich zu Schärfen.
Hmmm.....
Was soll's? Ich war eh der Meinung, dass das Messer dermassen kaputt ist, dass ich mir ein Neues zulegen muss und äugelte schon mit den Thiers Issard. Aber: Ein Versuch war es wert.
Also habe ich Bartisto mein Messer zugeschickt.
Der eigentliche Erfahrungsbericht:
Kurz nachdem das Messer bei Bartisto eingetroffen war rief er mich an, um mir seinen ersten Eindruck von dem Messer und seiner Vorgehensweise zu erläutern. Er erklärte mir das Verhältnis von Klingenbreite zu Rückenstärke - hmm.... in Peking gibt es einen Bahnhof - ich sagte immer tapfer JA und tat so, als ob ich es kapieren würde. Aber er hat es offensichtlich gemerkt und sich sehr viel Zeit genommen, mich in die Feinheiten des Aufbaus eines Rasiermessers sehr verständlich einzuführen - das war sehr lehrreich und interessant für mich. Ferner konnten wir dadurch klären, warum das Messer beim Rasieren immer gesprungen ist. Ich dachte, ich wäre einfach zu blöd - aber es lag an dem ungünstigen Verhältnis. .
Ferner meinte er, dass das Messer in keinster Weise rasierbereit ist - er würde sich so etwas nicht ins Gesicht halten. Hey Bartisto - nur die Harten dürfen in den Garten - mit 4-5 Durchgängen war auch mit diesem Messer das Gesicht bei mir glatt.
OK - ich bin also nicht zu doof für die Messerrasur sondern hatte nur suboptimales Material. Das beruhigt einen Messernoob wie mich natürlich
Er bot mir an, die Verbiegung so weit zurück zu drücken wie es geht und etwas von der Klinge abzuschleifen um die allerletzte Verbiegung rauszubekommen und es dann ordentlich zu schärfen, gab mir noch einige Tipps für die Pflege des Rasiermessers und wie man sich richtig rasiert. Das war sehr hilfreich für mich und damit der Kontakt zu Bartisto schon ein ordentlicher Gewinn.
Ein paar Tage später kam dann sehr sorgfältig verpackt mein Messer zurück. Die Klinge glänzt und spiegelt - so habe ich es mit meiner Polierpaste nie hinbekommen. Auch hat die Klinge jetzt ein leicht "andere" Form - die Kerbe ist raus und den "ominösen" Haartest (hab ich noch nie hinbekommen) klappte auf Anhieb. Wow! Auch lag ein ausführlicher Brief dabei (herrlich: handschriftlich mit schwarzer Tinte - sowas gefällt "klassischen" Menschen wie mir) in dem er nochmals erklärte, was er geändert (z.B. auch den Klingenwinkel) hat und wie ich das Messer pflegen soll.
OK - gesagt - getan. Meinen Astralkörper *hüstel* unter die Dusche geschwungen, anschliessend das Gesicht mit meinem Mühle-Dachshaar und Palmolive-Rasiercreme eingeschäumt, einwirken lassen und den ersten Zug gemacht.
Jetzt sollte ich fairerweise erwähnen, dass ich im Gesicht zu dem Zeitpunkt einen 5-Tages-Bart hatte - und der ist wirklich hart und dicht. Mit einem Hobel hätte ich da gut und gerne 5-6 Durchgänge gebraucht.
Das Messer hat den Bart geschnitten, dass war eine wahre Pracht
Ein Durchgang - nur noch ein paar kleine Stoppelfelder - wow!
Nochmals eingeseift, noch ein Durchgang - fertig!
Jetzt weiss ich, warum alle so begeistert von der Messerrasur sind
Ich würde mal behaupten, schärfer geht ein Messer nicht. Und die "neue" Form der Klinge kam mir auch sehr entgegen - es ist leichter zu führen und springt nicht mehr. Ich bin absolut begeistert.
Allerdings habe ich mir auch ein kleines Problem damit eingehandelt: Wie ich oben schrieb, wurde das Rasieren ein Hobby von mir bei dem ich sehr gut entspannen kann. Ja - aber was mach ich denn jetzt, wenn ich nach 1 oder 2 Durchgängen schon fertig bin? Muss ich mir halt doch wieder eine Freundin zulegen Danke Bartisto
Fazit:
Wer die Möglichkeit hat, sich von Bartisto sein Messer schärfen zu lassen, sollte diese Möglichkeit unbedingt nutzen! Ich vergebe dafür mal die Höchstpunktzahl
Danke Bartisto!
Grüße
Badener
-- 42 Diese Nachricht wurde am 10.06.2007 um 14:59 Uhr von Badener editiert. |