Diskussionsnachricht 000000
26.06.2006, 23:41 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied
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Zunächst muß ich betonen, daß ich keinen Dosenschaum verwende und ausnahmslos und mit Vergnügen den Schaum selbst schlage. Auf die Gründe, warum das so ist, komme ich später.
Vorweg will ich auch bekräftigen, daß laut Forum ein Wechsel zu selbstgeschlagenem Schaum vielen Naßrasierern bei bestimmten Rasurproblemen offenbar geholfen hat, wenngleich ich die Wahl des geeigneten Rasiergerätes und die Rasurvorbereitung an sich höher bewerte.
Jedoch erscheint mir die Argumentationsbasis gegen Dosenschaum im Forum nicht immer einleuchtend und im Trend etwas zu pauschal. Das ist der Punkt, um den es mir hier geht bzw. den ich zur Diskussion stellen möchte.
Ich will zumindest aus meiner Sicht herausstellen, warum ich nicht die üblichen Einwände gegen Dosenschaum habe und dennoch keinen Dosenschaum verwende.
Was ich am wenigsten verstehe: während man Dosenschaum bitterst ächtet und verteufelt – bis hin zur Hinrichtungsreife -, bestehen hier offenbar keinerlei Einwände gegenüber Öl bzw. Rasieröl (abgesehen von einer Geschmacksfrage oder individuell bestimmbaren Eignungsfrage).
Dabei ist Rasieröl schaumlos und wasserfrei (mit Wasser wäre es eine Emulsion) und damit um Lichtjahre von einem Schaum entfernt. Ketzerisch gesagt: jeder Dosenschaum hat mit dem selbstgeschlagenen Rasierschaumideal mehr gemeinsam als ein Öl!
Ich komme jedenfalls mit den Ölen nicht zurecht (ästhetisch und funktionell) und hatte einst bessere Ergebnissse mit alkalischem Dosenschaum.
Obwohl ein Dosen-Gel materialverschwenderischer ist (Doppelkammersystem) scheint man im Forum beim Gel eher ein Auge zuzudrücken, so mein Eindruck - man kann Gel ja auch aufpinseln, das ist wohl der Sympathiefaktor. Auch ist nie die Rede davon, Gel sei kalt, während man immer hört Dosenschaum sei kalt.
Es scheint auch so zu sein, daß man eine schaumlose Brushless-Cream (neben leicht schäumenden Brushless-Creams), die mit den Finger aufgetragen wird (Dosenschaum wird auch mit Fingern aufgetragen) dultet, den Dosenschaum aber nicht – diese „Logik“ verstehe ich nicht.
Öl, Gel und Brushless-Cream okay, aber Dosenschaum in die Mülltonne treten?
Dem Dosenschaum wird pauschal Kälte und Trockenheit nachgesagt. Wirklich?
Da die Dose im allgemeinen bei Raumtemperatur aufbewahrt wird, kann ich nicht erkennen, daß der Schaum kalt sein soll. Erst recht nicht, wenn er auf den Bart aufgetragen wird und sich dann durch die Körperwärme ein kleinwenig „erwärmt“. Klar, daß man selbstgeschlagenen Schaum viel wärmer machen kann, aber „kalt“ ist der Dosenschaum nicht. Das Märchen vom kalten Dosenschaum, wird dann auch noch weitergetragen bis in das kürzliche Naßrasur-Artikelchen in der F.A.S.
Das Argument nachteiliger „kalter“ Dosenschaum wird zudem ad absurdum geführt durch zahlreiche Rasiermittel, die regelrechte Kühlwirkung erzeugen wie z.B. die populäre Proraso (starke und nachhaltige Kühlwirkung), dann auch PREP, Noxzema, Valobra Menthol.
Mitunter wird der Kühleffekt auch noch durch z.B. die Proraso Pre- und Aftershave-Creme verstärkt, die man vor der Rasur auftragen kann – Kälte/Kühlwirkung pur! Da kann man m.E. nicht mehr mit dem Argument kommen, es sei ein Nachteil von Dosenschaum, daß er kalt sei.
Trockener Schaum? Selbstgeschlagener Schaum kann wohl mit mehr Feuchte beim Aufschlagen beladen werden. In der Tat zeigt der Löschblatt-Test, daß Dosenschaum (am Beispiel Balea-Dose) wohl weniger feucht ist (bis auf Ausnahmen). Jedoch ist auch Rasieröl und brushless-Creme kaum mit Feuchte verwöhnt. Hier sagt man auch nicht „zu trocken“ bzw. Öl sei nichts, weil es keine Feuchte enthält. Und Dosenschaum wird ja im allgemeinen, ebenso wie brushless-Cream und Rasieröl und auch Gel, auf feuchte Haut (meist auch mit feuchten Fingern) aufgetragen. Dosenschaum wird also beim Verteilen auf nasser Haut feuchter bzw. dürfte an der Grenzfläche naße Haut/Schaumauflage feucht genug sein. Mit trockenem Schaum oder Gleitschwierigkeiten beim Rasieren hatte ich zu meiner Dosenzeit nie zu kämpfen.
Der Speick-Dosenschaum scheint sogar so feucht zu sein, daß regelrecht empfohlen wird, ihn auf trockene Haut aufzutragen!
Ein Mangel an Feuchte sehe ich bei Dosenschaum also nicht.
Nimmt man dann noch einen Dosenschaum auf Basis alkalischer Seife (z.B. Speick, Noxzema, Malizia, Squibb (früher auch Kaloderma u. Hattric)) hat man einen Schaum, der wegen der Alkalizität besser die Barthaare einweicht als die üblichen Dosenschäume. Ich habe zu meiner um viele Jahre zurückliegenden Dosenzeit meinen Bart problemlos z.B. mit einem Noxzema-Dosenschaum weich genug bekommen.
Gleichwohl bekommt man durch Gebrauch von Pinsel u. Seife/Creme (je nach Produkt) schon bessere Schäume hin, als das was aus den Dosen kommt. Jedoch sind manche Dosenschäume nicht so schlecht an sich.
Die Rezeptur des Speick-Dosenschaums ist sogar reiner als manche Rasiercreme. Gegen diesen Dosenschaum ist die eine oder andere RC geradezu eine Chemikalienlager – diese Perspektive solle man mal überdenken wenn wieder pauschal empfohlen wird, sich von den bösen Dosen zu trennen.
Zusammengefasst: Für mich ist ein Dosenschaum in der Wirkung nicht in jedem Fall schlechter als spezielle Rasieröle, sonstige Öle, Brushless-Creams oder Gele und in Einzelfällen (beim Alkalischaum) auch nicht so schlecht in der Wirksamkeit als selbstgeschlagener Schaum - bei meinem Bart zumindest. Dosenschaum ist nach meiner Ansicht nach weder kalt noch zu trocken.
Insbes. mit den seltener vorkommenden alkalischem Dosenschäumen kann man den Bart im allgemeinen recht gut einweichen.
Meine Gründe gegen Dosenschaum liegen demnach eher woanders. Es sind Gründe, die sicher jeder mit mir teilen wird, der keinen Dosenschaum mag:
- Es ist eine individuelle Stilfrage: ästhetisches Vergnügen mit einem
schönen Dachspinsel den Schaum selbst aufzuschlagen und in der Textur zu beeinflussen und den Bart einzupinseln. Besserer Massageeffekt und intensivere Einwirkung des Schaums durch das Einpinseln.
- Die Düfte der Dosenschäume sind bis auf rare Ausnahmen für mich wenig ansprechend, während ich bei den Seife-/Creme-Rasiermitteln ein interessanteres Sorten- und Duftspektrum und daher bessere Auswahl- und Abwechslungsmöglichkeiten habe.
- Materialverschwendung sehe ich bei der Dose, die ein Wegwerfprodukt ist.
Zudem enthalten die meisten Dosenschäume umweltrelevante Druckgase.
Die Vermeidung von Dose mit Druckgas ist ein ökologischer Aspekt, den ich auch als „Stilfrage“ betrachte.
-Der Gebrauch von RC und RS dürfte langfristig ökonomischer sein als die Dosenverwendung.
Es ist also eher eine differenzierte Stil- sowie Duftfrage und die Möglichkeit vielfältige interessante Rasiermittel zu benutzen, die mich schon vor langer Zeit zur Abkehr vom langweiligen Dosenschaum gebracht hat. |