Diskussionsnachricht 000000
06.12.2006, 11:26 Uhr
~Kattus
Gast
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Hallo zusammen,
ich weiß nicht mehr genau, wie ich eigentlich vor einiger Zeit auf dieses Forum hier gestossen bin. Was ich aber weiß ist, daß meine Zeit als ambitionierter Hobler endgültig abgelaufen ist. Mit meinem Mach3 eigentlich sehr zufrieden, war es am Anfang der Wunsch, die hohen Klingenpreise für die Systemköpfe zu umgehen. Daraus entwickelte sich dann der Drang nach stilvoller und günstigerer Rasur. Allein, es hat nicht sollen sein.
Ich war den Königsweg gegangen und hatte mir zunächst den Wilkinson Classic zugelegt, wie x-fach hier angeregt. Gar nicht so schlecht, dachte ich erst, rasieren nach alter Väter Sitte, das funktioniert auch heute noch! Gut, hier und da im Gesicht ein paar Cuts; am Hals Rasurbrand; Gründlichkeit und Perfektion alles andere als hundertprozentig. Aber das wird ja noch - von Umgewöhnungszeit über Wochen und Monate war hier im Forum die Rede. Außerdem den WC nach Vorgabe "getuned" - irgendwann wird bestimmt alles gut. Nun, die Cuts liessen weitgehend nach, der Rasurbrand am Hals indes hielt sich hartnäckig, ebenso die fehlende Akkuratesse. Zwischendurch immer mal wieder den Mach3 angesetzt, doch das Ergebnis mit dem Classic ließ weiter zu wünschen übrig.
Ich also weiter Informationen aus dem Forum gesogen. Was der WC nicht kann, macht ein Merkur besser, hieß es allenthalben. Auf dem Weg zum hobeltechnischen Höhepunkt sollte es also ein Merkur sein. Welches Modell, das war schnell ausgemacht - ein 34c, der Vortänzer der Merkurgilde. Wenn schon hobeln, dann aber richtig, und es gibt doch da noch so viele andere Merkuren, die alle ihre spezifischen Vorteile ausspielen können. Ich also gleich noch mit 'nem weiteren Modell geliebäugelt, dem 37c, als etwas bissigerer Kollege vielleicht direkt auf mich zugeschnitten. Gesagt, getan, beide gekauft! Wirklich hübsch anzuschauen, die Kleinen - ein Schmuck für mein Badezimmer!
Doch was als Zierde herhalten kann, das muß sich auch in der Praxis behaupten können. Den 37c erstmal zur Seite gelegt und die ersten Gehversuche mit dem 34c getan. - Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Vielleicht im Gesichtsbereich dem Systemie gerade ebenbürtig, am Hals jedoch verheerend. Rasurbrand vom Feinsten, dazu eingewachsene Haare und eine nie dagewesene Ungründlichkeit, egal wie und in welche Richtung ich den Hobel auch anwinkelte. Mein guter alter Mach3 mußte manches liebe Mal das Finish übernehmen - gegen den Rasurbrand freilich konnte auch der nichts ausrichten.
Ich also weiter im Forum den Stein der Weisen gesucht. "Volles Programm" ist angesagt, "nie aufdrücken" und "nicht zu oft über eine Stelle" lautet das Credo. Schnell findet man sich außerdem polarisiert inmitten diverser Glaubensfragen: Vor, unter oder nach der Dusche rasieren?; Creme oder Seife?; Rasieröl auf die Haut, in den Schaum oder aber überhaupt nicht?; Einschäumen einmal oder mehrfach, 2 oder 4 Minuten einwirken lassen?; mit oder gegen oder schräg zum Strich ziehen?; Straffen der Haut mit oder gegen die Zugrichtung?; Klingen von Feather, Merkur, Cerrus, Rotbart - oder vielleicht doch die guten Nonames?; ...
Ich hab alles durchgemacht. Das Volle Programm ebenso wie das Halbe, das Viertel und gar das Doppelte; habe x Klingentypen und y Techniken durchprobiert; habe mit Seifen und Cremes experimentiert - vergeblich, der Rasurbrand, die eingewachsenen Haare und die nicht abgehobelten Stoppeln behielten nach jeder Sitzung die Oberhand. Irgendwann wollte ich nicht mehr, und ich wollte vor allem keine Tips mehr. Die Sternstunde für mich war der Moment, als ich 3 Tage nach einer weiteren missratenen Hobelrasur - die Rötungen am Hals waren mal wieder gerade abgeklungen - mit meinem Mach3 eine 1a Bilderbuchrasur hinlegte; schnell, kinderpopoglatt in Gesicht und Hals und ohne jegliche Irritationen - wie nach Noten. So wie in der "guten alten Zeit" vor meinem Hobel-Intermezzo.
So viele zufriedene Hobler können nicht irren, denke ich mir - ich bin eben einfach kein Hobeltyp, sage ich mir deswegen. Dabei finde ich die Idee des Hobelns nach wie vor bestechend, und die Modelle von Merkur sind sicherlich mit das Beste, was in diesem Bereich zu haben ist. Und daß beim Systemrasierer bei jedem Wechsel gleich der ganze Kopf mit entsorgt wird, ist ökonomisch und ökologisch absurd. Trotz allem ist und bleibt der Gillette mein Nassrasierer schlechthin, mein Mach3 hat mich wieder und ich habe ihn wieder. Dabei bin ich bestimmt kein Anhänger der Systemie-Industrie, schon daran erkennbar, daß ich mich weigere, neuere "Innovationen" wie batteriebetriebene Systemies oder den 5+1-Wahn mitzumachen.
In meinem Fall also nix mit günstigerer Hobelrasur, letzten Endes zählt hier für mich nur das Ergebnis. Es soll sich bitte niemand bemüßigt fühlen, mir jetzt weitere Vorschläge zu machen, wie und auf welche Weise ich das Hobeln optimieren kann - für mich ist das Thema durch! Wie gesagt, ich glaube hier jedem, daß er mit dem Hobel genauso schnell und gründlich zu Werke schreitet wie mit dem Systemrasierer, aber mir perönlich fehlen dazu wohl Talent und Technik. Ich tröste mich nun damit, daß meine Mach3-Klingen in Symbiose mit dem Blademaster (von dessen Wirkung ich überzeugt bin, nebenbei bemerkt) viele Wochen lang verwendbar bleiben. Außerdem findet man den 4er- oder 8er-Pack Mach3-Klingen nach der Einführung des Fusion jetzt oftmals zu Aktionspreisen in den Drogerien.
Der langen Rede kurzer Sinn, wer bis jetzt mitgelesen hat, der weiss, daß ich jetzt zwei hochwertige Rasierhobel mein Eigen nenne, die ich nicht mehr benutze, weil ich mit dem Hobeln schlicht und einfach nicht zurechtkomme. Den bereits erwähnten 37c hatte ich ja wie gesagt erstmal in meinem Badezimmerschrank deponiert, wo er auch jetzt noch liegt - sprich: er ist bis dato unbenutzt, geradezu jungfräulich. Der 34c war natürlich in Benutzung, er ist aber in absolut neuwertigem Zustand und ohne irgendwelche Gebrauchsspuren. Beide Hobel zusammen werde ich in Kürze hier im Forum zum Verkauf anbieten. Wer Interesse hat, vielleicht dann mal im Mitgliederhandel nachschauen!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und viele Grüße,
K.
P.S.
Von einer Sache habe ich mich übrigens hier im Forum erwärmen lassen, nämlich vom Somersets Rasieröl. Davon bin überaus angetan, für unterwegs gibts nichts Besseres, man benötigt weder Pinsel noch Schaum, und die Rasureigenschaften sind erstklassig. Schnitte und Irritationen werden absolut vermieden, so wie versprochen. Die enthaltenen Öle pflegen gleichzeitig auch die Haut, so daß man den einen oder anderen Tropfen nach der Rasur auch als After-Shave verwenden kann. Diese Nachricht wurde am 06.12.2006 um 12:05 Uhr von Kattus editiert. |