Diskussionsnachricht 000312
14.10.2006, 16:44 Uhr
hein
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Kleiner Wochenendgruß von mir, allerdings (leider?) in englisch. Trotzdem atmosphärisch dicht, und thematisch stimmig. Ich hole etwas weiter aus, wenn's recht ist. Vorgeschichte: Vater ist mit Sohn (und einem befreundeten Pärchen) auf dem Motorrad (alte BWM) durch die USA unterwegs. Die Nacht ist um, der Vater erwacht:
"I wake up wondering if I know we're near mountains because of memory or because of something in the air. We're in a beautiful old wooden room of a hotel. The sun is shining on the dark wood through the window shade, but even with the shade drawn I can sense that we're near mountains. There's mountain air in this room. It's cool and moist and almost fragrant. One deep breath make me ready for the next one and then the next one and with each deep breath I feel a little readier until I jump out of bed and pull up the shade and let all that sunlight in---brilliant, cool, bright, sharp and clear.
An urge grows to go over and push Chris up and down to bounce him awake to see all this, but out of kindness, or respect maybe, he is allowed to sleep a while longer, and so with razor and soap I go to a common washroom at the other end of a long corridor of the same dark wood, floorboards creaking all the way. In the washroom the hot water is steaming and perking in the pipes, too hot at first for shaving, but fine after I mix it with cold water.
Through the window beyond the mirror I see there is a porch out in back, and when done I go out and stand on it. It's at a level with the tops of the trees surrounding the hotel which seem to respond to this morning air the same way I do. The branches and leaves move with each light breeze as if it were expected, were what had been waited for all this time."
"Zen and the Art of Motorcycle Maintenance -- An Inquiry into Values", Robert M. Pirsig
Ich werd's mal versuchen zu übersetzen, damit jeder in den Genuss kommt:
"Ich wache auf und überlege mir, ob ich mir der nahen Berge bewusst bin, weil ich mich an sie von gestern erinnern kann, oder weil da irgendetwas in der Luft liegt. Wir liegen in einem wunderschönen alten, holzverkleideten Hotelzimmer. Die Sonne scheint durch das Rouleau auf das dunkle Holz, aber selbst mit runtergelassenem Rouleau kann ich die Nähe der Berge fühlen. Bergluft füllt den ganzen Raum, kühl und feucht und beinahe duftend. Ein tiefer Atemzug macht mich bereit für den nächsten, und den nächsten, und ich fühle mich wacher und wacher mit jedem Atemzug, bis ich schließlich aus dem Bett springe und das Roulau hochziehe, um das Sonnenlicht hereinzulassen -- gleißend, kalt, hell und klar.
Ich verspüre den Drang, Chris zu packen und wachzurütteln, damit er all dies sehen kann, aber aus Rücksicht, oder Respekt vielleicht, darf er weiterschlafen. So marschiere ich denn mit Rasierer und Seife in der Hand zum gemeinschaftlichen Waschraum an anderen Ende eines langen Korridors aus dem gleichen dunklen Holz, knarrende Dielen unter meinen Füßen. Das heisse Wasser dampft und gluckert in den Rohren. Es ist zunächst zu heiß zum Rasieren, aber angenehm, nachdem ich ein wenig kaltes dazugebe.
Durch das Fenster hinter dem Spiegel erkenne ich eine Terasse hinter dem Haus, auf die ich nach beendeter Rasur aus dem Haus trete. Sie liegt auf gleicher Höhe mit den Spitzen der das Hotel umgebenden Bäme, die auf die Morgenluft genauso zu reagieren scheinen, wie ich es tue. Die Zweige und Blätter wiegen sich mit jeden Lufthauch, als wäre er erwartet worden, als wäre er das, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatten."
Einen schönen Sonntag wünscht
hein. |