Diskussionsnachricht 000037
18.08.2013, 22:45 Uhr
~biokeks
Gast
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Ich bin der Meinung, dass das Hobellob eine logische Konsequenz verschiedener Faktoren ist.
Die Mehrheit der Männer rasiert sich heutzutage ohne sich dabei große Gedanken zu machen. Schaut man in die Drogerien gibt es dort fast nur Systemies und Dosengel/schaum, also bedient man sich einfach am gegebenen Angebot. Die Technik, wie blüthner und Andere über mir bereits schreiben, lässt bei den Systemies auch nicht so viel Spielraum wie bei Messer oder Hobel, da Klingenwinkel etc. einfach bauaurtbedingt festgelegt sind. Also braucht man sich (evtl. vermeintlich) darüber auch keine weiteren Gedanken zu machen, oder macht sie eben einfach nicht, weil man es ja einfach so vorgegeben bekommt. Bzw. ist es den Systemies als große Leistung anzuerkennen, dass die diese vielen Variablen durch bestimmte Konstruktion FÜR DEN STANDART BART/HAUTTYP einfach ausblenden und mit einem Mittelmaß an Komfort und Effizienz gut bedienen. Sprich jemand ohne wirkliche Probleme kommt damit gut zurecht (die Klingenkosten mal unbeachtet).
Interressant wird es, wenn man mit eingewachsenen Haaren, Hautreizungen, Rasurbrand etc. zu kämpfen hat/bekommt. Denn dann googelt der Systeminutzer mal nach Rasuertips, nach versch. Produkten und landet in versch. Foren.
Dort wird er erst mal mit unglaublich vielen Einzelheiten, Parametern und Erfahrungen (ich sag bewusst nicht Wissen, da sehr sehr vieles in der Nassrasurwelt äußerst subjektiv und eben KEIN für alles geltendes objektives Wissen ist) überhäuft. Man lernt auf die Wuchsrichtung des Barthaare zu achten, den chemischen Industriedosenschaum evtl. durch handgemachte Naturseifen zu tauschen, den Anpressdruck zu variieren, nicht mit den Fingern im frisch rasierten Gesicht rumzupatschen, Aftershaveprodukte zu verwenden, Rasurvorbereitung und und und und. Man macht sich nun vielleicht das erste Mal RICHTIG Gedanken über das bisher eigentlich nicht wirklich bewusste Rasieren.
Dann liest man von Hobeln, die sollen sanfter und einfach nur besser als Systemies sein...
Man probiert das Hobeln aus und fährt erst mal schlechtere und absolut nicht schonende Rasuern damit. Cuts, Rasuerbrand usw. sind die Folge. Aber man liest ja, dass das zu Beginn einfach dazu gehört. Die Haut müsse sich umgewöhnen, man müsse die Technik und die Parameter, die der Systemie eben "ausblendet" selbst manuell erst mal "beherrschen" lernen. In der euphorischen Gruppendynamik in versch. Foren ist man mit diesen Anfänger- und Umsteigerleiden nicht allein. Man tauscht sich gegenseitig aus, lernt, tröstet, motiviert... Mit Geduld und Mut wird die Hobelei (fürs Messern gilt das natürlich eben so) bei jedem Mal besser, schöner, angenehmer, schonender, stilvoller, nostalgischer... Solange, bis man meint, die Hobelrasur sehr gut zu beherrschen. Die Rasuren sind nun mindestens so gut wie bei Systemies. Schonend, gründlich, toll. Aber eben nur, weil man sich exzessiv damit beschäftigt hat!
Würden die reinen Systemienutzer sich auch mit der Hingabe, Ausdauer und Leidenschaft der Rasur betätigen wie die Hobler, hätten auch die eine mindestens genauso gute, schonende, gründliche, nachhaltige usw. Rasur! (die Klingenkosten nochmals nicht beachtet)
Umgekehrt gilt aber auch: Würden die Hobler ohne diese "Spinnereien" (ein Zitat aus diesem Thread) einfach so unbedacht und naiv rasieren, hätten sie wahrlich absolut keinen Spaß an der Rasur! Von schonend ganz zu schweigen.
Das schöne an Rasurforen ist, hier vereinen sich viele Lager, und verschiedenste Erfahrungen, Geschichten, Meinungen.
Es gibt die, die vor zig Jahrzehnten mit Hobel oder Messer aufgewachsen sind. Es gibt die, die mit Systemie Mach3 angenfangen haben zu rasieren. Es gibt die Trockenen. Die Umsteiger, die Wechsler, die Allrounder, ja auch interessierte Frauen. Jeder wird dir deine Ausgangsfrage anders beantworten, weil sie vielleicht für jeden dieser einzelnen auch anders zu beantworten ist. Doch diese Antwort muss sich nicht zwingend mit der für dich geltenden übereinstimmen und ist schon gar nicht für allewelt allgemeingültig.
Eindeutig zu beantworten ist aber, dass sich mit der ausgiebigeren Beschäftigung zum Thema Rasur der jeweilige Standpunkt der "Subjekte" verändert. Man lernt viel, lernt Dinge zu schätzen und probiert aus. Das macht Spaß, tut gut, erfrischt. Parameter zum ausprobieren gibt es bei Nicht-Systemies mehr. Das kann eine Begründung für deine Ausgangsbeobachtung sein.
Erwähnenswert sei noch das "Argument" Klingenpreis. Der Preis der einzelnen Klingen ist bei Systemies um einiges teurer wie beim Hobel. Daran gibts nichts zu rütteln. Doch liest man z. B. wahlweise irgendwelche Threads, wird oft noch mehr Geld für Luxushobel, Seife, Aftershaves usw. ausgegeben. Betrachtet man also das Argument Klingenpreis nun etwas breiter gefächert, löst es sich schnell in Luft auf. Und du stehst mit deiner Ausgangsfrage, welche Art der Rasur besser sei, wieder "bei Null" da
Ich für mich, um schließlich noch eine persönliche Note abzugeben, finde das Hobeln gründlicher und sanfter. Ich bin mit Mach3 angefangen, dann Gillette Fusion, dann Philips trocken, dann Shavette, Gillette Fusion, Hobel und kurz Messer. Letzlich bin ich beim Hobel geblieben. Denn für mich ist das eine unschlagbare Kompromisskombination aus Komfort, Gründlichkeit, Schonung, Kosten und Pragmatismus. Meine Probleme hab ich damit alle in den Griff bekommen (oder bin dabei), ich habe Spaß daran und sehe vieles nicht mehr ganz so ernst/paradigmatisch. Letzlich freue ich mich auf jede Rasur und genieße die Zeit, die ich mir dabei gönne. Und das sollte meiner Meinung nach das wichtigste sein, denn dann kannst du dir deine Frage/n mit der Zeit alle selbst und für dich zutreffend beantworten
eine gute Nacht und liebe Grüße
biokeks Diese Nachricht wurde am 18.08.2013 um 23:02 Uhr von biokeks editiert. |