Diskussionsnachricht 000043
28.09.2010, 21:58 Uhr
woyzeck
registriertes Mitglied
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Hallo,
Bin neu hier in diesem Forum und hab aus Lust und Laune mal nach Pomade gesucht und diesen Thread hier gefunden.
Ich benutze "schon" seit ca 2 Jahren Pomade und ich glaub ich kann hier nochmal ein paar Tipps loswerden:
Ich benutze übrigens die rote Sweet Georgia Brown und die rote Dax.
Viele Leute assoziieren ja mit Pomade diesen fettigen, "schleimigen" Look, den man von alten Fotos kennt. Und natürlich ist dieser Look auch mit bestimmten Pomaden hinzubekommen. Aber er ist absolut nicht die Regel
Je härter eine Pomade desto matter sieht sie in der Regel im Haar aus. Wenn ich zB in relativ kurzem Haar die rote Dax nehme (eine sehr, sehr harte Pomade) dann glänzt mein Haar überhaupt nicht. Und wenn ich noch nichtmal eine Haarbürste mit Borsten sondern einen normalen Kamm zum frisieren nehme, dann schon garnicht. Es sieht eher aus wie unbehandelte Haare, die aus einem unerfindlichen Grund so stehen/liegen wie sie es tun. Also in meinen Augen perfekt für den Alltag in der Öffentlichkeit/Büro/Uni etc. wo man evt. eher unauffällig aussehen möchte.
Die Sweet Georgia ist eine mittelweiche Pomade, die man in entsprechenden Mengen und entsprechendem Werkzeug (Borstenbürste) auch zum Glänzen bekommen kann, speziell wenn man sich die Haare im 20er-60er Jahre-Business-Look zurückkämmt oder sogar eine Tolle hinbekommt.
Sparsam benutzt und mit normalen Kamm gestylt ist aber auch sie noch für etwas längeres Haar problemlos ggeignet unauffällige Frisuren hinzubekommen.
Man sieht also, dass die Anwendungsart auch noch viel ausmacht, wie man nachher aussieht.
Pomade ist sicherlich kein in erster Linie schnelles und superbequemes Stylingprodukt. (aus diesem Grund wundere ich mich auch, dass das hier im Forum nicht viel verbreiteter ist (; ). Man braucht wie auch bei der klassischen Nassrasur mehr oder weniger Zeit und Willen um eine Frisur nach Wunsch zu kreiren.
Wie ja bereits festgestellt wurde sind Pomaden sehr schwer in das Haar einzuarbeiten (je härter, desto schwerer. Die rote Dax zB bereitet bei schlechter Vorbereitung Schmerzen durch Ziepen oder sogar ausgerissene Haare). Dementsprechend sollte man gewisseVorbereitungen treffen:
- Das Haar sollte frisch gewaschen und Handtuchnass, evt. sogar etwas nasser sein (es sei denn, man hat wirklich einen superkurzen Bürstenhaarschnitt, dann kann es auch ohne klappen). Sonst kommt es zu Ziepen und Haarverlust. Am besten sollte das Haar auch nicht mit kaltem Wasser gewaschen sein, sondern warm, da Pomade härter wird, je kälter sie wird, dazu komme ich gleich noch.
- Die Pomade muss vorbereitet sein.
Pomade kann je nach Härtegrad ein steinhartes Zeug sein, wenn sie Zimmertemperatur hat. Genau wie Butter aus dem Kühlschrank das Toastbrot zerfetzt, wird euch die harte Pomade die Haare mitsamt Kopfhaut zerrupfen. Also ist Vorwärmen angesagt!
Je weicher die Pomade reicht, es sie in den Händen zu reiben udn warm zu massieren um sie dann ins Haar einzuarbeiten. Bei harten Pomaden greife ich persönlich zu einem Trick: Einfach den Fön auf die geöffnete Dose halten und die oberste Schicht soweit erwärmen, dass sie sehr warm, fast flüssig und leicht zu verarbeiten ist. Dann schnell in das nicht kalte Haar einarbeiten und gut einmassieren. Dabei noch nicht auf die Frisur achten.
Menge hängt wie gesagt von der Wunschfrisur, der Haarlänge und -dicke, dem Härtegrad der Pomade und auch von anderen Dingen wie zB das aktuelle Wetter ab. Da kann man höchstens sehr grobe Richtlinien geben. Ich nehme zb immer so 2-3 Fingerspitzen voll von meinen Pomaden bei eher kurzem Haar und auch eher mattem Look.
- Dann gehts ins frisieren bzw. "stylen".
Durch das Einmassieren wird die Pomade und der Kopf sicherlich wieder etwas abgekühlt sein. Deswegen muss, damit man die endgültige Prisur modelliert werden kann, der Kopf häufig (wieder je nach Härtegrad) wieder aufgewärmt werden. Der Vintage-Freak nimmt hier ein vorgewärmtes feuchtes Handtuch aus dem Backofen, der entspannte Nostalgiker aus der Mikrowelle und der, ders eilig hat einfach wieder den Fön (Ich nehme häufig den Fön, deswegen lasse ich, wie oben erwähnt, auch meine Haare etwas feuchter). Das Handtuch wird um den Kopf geschlungen, der Fön drauf gehalten und die Pomade wird wieder weicher und kann nun in Form gebracht werden. Entweder mit den Fingern, wenn es eine moderne Out-of-bed-Frisur sein soll, mit dem Kamm, wenn es eine ordentliche, klassische Scheitel- oder Zurückkämmfirsur ohne den oft gefürchteten Glanz sein soll und wenn es wirklich der klassische 50er-Jahre-Businesslook sein soll, greift man halt zu Borstenbürste und "poliert" die Frisur sozusagen auf Hochglanz
- Danach sollte man die Frisur abkühlen und Trocknen lassen. Der Eilige kann hier zum kalten (!) Fön greifen und somit die Haare abkühlen und trocknen im einen und eventuell lästige Haarsträhnen noch in Wunschposition zurückpusten, ohne die Gesamtstruktur der Frisur zu beschädigen.
Wenn man ganz wilde Aktivitäten vor sich hat, dann kann man auch (total ignorant ) zur Haarspraydose greifen und nochmal die aufwändige Frisur einhärten. Dann geht aber der schöne, weiche, auch im Nachhinein modellierbare Charakter der Pomade weitgehend verloren. Nur noch der Look ist vorhanden.
Pomadefrisuren (eig wie alle Stylingfrisuren mit Hilfsmitteln) am besten dann finalisieren,wenn alle Kleidungsstücke, die man über den Kopf ziehen muss mit engem Kragen bereits angezogen sind. Also zB im Unterhemd.
Das Auswaschen kann (!) auch nochmal eine Kunst für sich sein. Je härter die Pomade, desto schwerer ist sie auch anschließend aus dem Haar rauszuwaschen. Es kann also sein, dass nach der normalen Haarwäsche noch etwas an "Restpomadigkeit" im Haar vorhanden ist, die nicht schlimm ist, wenn man sich eh wieder stylen will, aber eventuell nicht gewünscht ist, wenn man seine Haare komplett rein haben möchte.
Ich hatte nie Probleme damit, ich fand das hat mein Haar am nächsten Tag eher gesünder aussehen lassen. Die weicheren Pomaden gingen eh gut raus. Tipps sind hier von mir: Immer sehr warm auswaschen, evt. zwei Haarwäschen und in Extremfällen (hab ich persönlich noch nieu erlebt). einfach 1-2 Schuss Pflanzenöl zum Waschen in die Haare geben Wie gesagt: Ich hab es nie als schwer auswaschbar empfunden.
Wie man sieht, ist dies schon eine recht aufwändige Sache, die aber - ähnlich der Nassrasur - nach einiger Eingewöhnungszeit schnell von der Hand geht und einem dann beim spätere Ausgang das Gefühl verleiht, etwas besonderes für seinen Körper getan zu haben.
So, das sind meine Pomadeerfahrungen die ich so gesammelt hab, vielleicht helfen sie dem einen oder anderen Einsteiger ja weiter. Natürlich basieren diese Erfahrungen alle auf meinen persönlichen, subjektiven Eindrücken und ich erhebe keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und viel Spaß! |