Diskussionsnachricht 000030
19.09.2014, 18:08 Uhr
FirstShaver
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Ich versuche nicht hektisch, oder gar verfolgt zu wirken. Aber ich brauche jetzt ein gutes Versteck. Und eine Möglichkeit mich mit Carla, Amelié und Claus in Verbindung zu setzen. Die Gasse wurde immer enger. Ich wollte es bis zum Hafen schaffen, denn ich könnte mir vorstellen, dass es dort genug Menschen gab, dass ich im Falle eines Auffindens durch die Borritos geschützt werden konnte. Ich konnte schon das Wasser am Ende der Gasse in der Sonne schimmern sehen. Es liefen kaum Menschen hier auf dieser Straße …. Da werde ich plötzlich in einen Hauseingang gezogen. Es ist dunkel, ich nehme den Geruch von feuchtem Keller wahr, der aus einem Fenster über dem Boden dringt. Dann erkenne ich einen Schatten, und es ist Claus. „Na endlich“, entfährt es mir, „Wo sind die anderen? Wir müssen weg. Diese 4 Kasper sind hier aufgetaucht und waren nicht zum Spaßen aufgelegt.“ Claus legt den Finger auf dem Mund und sieht sich nach allen Seiten um. Dann flüstert er an meinem Ohr, „Amelié und Carla sind unten am Hafen. Wir müssen getrennt weiter. Du wirst mit Carla auf dem Landweg flüchten, und ich nehme mit Amelié die DC-3. Wir müssen uns irgendwie nach Marokko durchschlagen. In Marrakesch treffen wir uns … Carla weiß wo. Du gehst hier durch den Hof und dann kletterst Du hinten über die Mauer. Du bist im nächsten Hof dessen Ausgang direkt in den Hafen führt. Carla wartet dort.“ Spricht es und verschwindet in dem Hauseingang hinter uns. Ich will gerade verschwinden, da vernehme ich von drinnen Amelié und Claus beim Reden. „Wann sagst Du es ihm?“ fragt Amelié. „Das muss Carla machen, oder wir warten bis Marrakesch. Ich weiß nicht, ob er der richtige ist. Carla meint ja. Aber wenn nicht, dann wird es nicht so enden, wie wir das Vorhaben abschließen wollten.“
Was meinen die damit. Ich will weiter lauschen, aber da biegt doch schon der erste Burrito um die Ecke des Hofeingangs. Es ist Burrito Nr. 4, das sehe ich an dem Druckverband den er unter dem Kinn von dem Pomadebrei-Messer-Unfall trägt. Der Druckverband besteht aus meiner Unterhose die mit Carlas zurückgelassenem BH auf der Wunde fixiert wurde. Genau über seinen Ohren liegen die Körbchen … sieht aus wie ein Hamster mit Mumps.
Er hat mich noch nicht gesehen denn ich presse mich hinter einen Mauervorsprung. Außerdem schaut er in einen dunklen Eingang und am anderen Ende ist gleißendes Sonnenlicht. Nacheinander tauchen die anderen drei auf. Langsam kommen die vier in meine Richtung, die müssen mich gleich sehen. Was soll ich machen? Sprinten? Kann ich denen entkommen? In dem Moment kommt eine Gruppe Frauen aus dem Hauseingang. Die schnattern wild durcheinander und gehen scheinbar zusammen einkaufen. Die Gruppe vermischt sich mit den 4 Borritos und die Herren werden so ein wenig abgelenkt und aufgehalten. Vor allem macht der auffällige Druckverband keinen guten Eindruck auf die Damengruppe und es werden wohl entsprechende Kommentare abgegeben. In dem Gewimmel setze ich mich dann ruckartig in Bewegung um mit einem Sprint und anschließendem Hechtsprung über die Mauer zu kommen, die mir Claus gezeigt hat. Klar wurde ich gesehen. Das bekomme ich anhand des Geschreis von einem Burrito mit. Ich nehme mal an, die kommen nach. Egal ... erst einmal aus dem Hof raus und in der Tat, ich stehe direkt im Hafen. Gegenüber an der Mole winkt mir Carla zu. Sie steht auf einem Fischkutter und zeigt mir an mich zu beeilen. Claus erwähnte doch etwas vom Landweg? Egal, wollen wir mal nicht wählerisch sein. Als ich mich nähere höre ich, dass der Kutter schon tuckert. Ich erreiche das Ding, springe an Deck und im gleichen Moment fährt der Kutter auch schon los. Ich sehe noch, wie die Borritos an der Hafenmauer stehen und wild gestikulieren und sich gegenseitig angiften. Carla sieht die vier auch und fragt mich, was der eine da um den Kopf hätte? Ob das denn ihr …??? Ich senke meinen Blick leicht verstohlen unter ihren Halsansatz und murmele, „… scheinbar ja, aber Du hattest wohl noch einen …“.
 
Der Fischkutter fährt in einiger Entfernung an der Küste entlang. Ich sehe es durch das Bullauge aus der Kajüte. Ich stehe da vor einem Waschbecken und will mir eine Rasur gönnen. Als ich vorhin vom Oberdeck nach unten ging, kam ich an dem Raum vorbei, der eigentlich für die gefangenen Fische zur Verfügung stehen sollte. Aber hier war alles voll mit den Kisten, die ich schon auf dem Anwesen in der Provence bei meiner Flucht mit Amelié gesehen hatte. Darin befanden sich in diesem Fall auch wieder wunderbar duftende Rasierseifen. Auf den Kisten steht Calani. Aha, wie in dem Keller, die Ableitung von Madame Calandarniés Namen. Weiter hinten steht noch eine Kiste. Die ist so extra gestellt … ich will da gerade reingreifen, als Carla hinzukommt und mich recht scharf anfährt: „Laß das stehen. Das ist für andere Augen“, um dann doch wieder versöhnlicher, „… bitte …“, nachzuschieben. Wir schauen uns eine kurze Weile an und es ist mir natürlich unangenehm, denn ich wollte das ja gar nicht. Sie senkt den Blick, greift dann in eine Kiste und reicht mir lächelnd ein Seifenstück. „Probier das einmal aus. Der Duft nennt sich Malabar. Ist neu, vielleicht gefällt er dir.“ Ich nehme das Stück, wir lächeln uns an und danach gehe ich dann in diese Kajüte. Die Kajüte ist so komplett typisch. Dunkelbraune Holzpanelen an den Wänden. Die Decke ist einfach die Unterseite des Oberdecks und auch aus Holz. Aber weiß gestrichen, während der Boden aus genieteten Metallplatten besteht. Das Waschbecken ist aus weißem Porzellan und es gibt einen Heißwasserbereiter. Für das Rasierwasser. Rasierutensilien sind vorhanden, ganz frische.
Der Spiegel ist in Messing eingefasst, genau wie die Bullaugenverzierung. So stehe ich da also auf einem Fischkutter, der scheinbar gar nichts mit Fisch zu tun hat.
Carla sagte mir, dass damit die Ware von Malaga nach Tarifa gebracht wird. Von dort geht es mit dem LKW nach Gibraltar und mit dem Flieger nach Marrakesch. Komischer Vertriebsweg, warum wohl der Aufwand? Das bekam ich aber nicht beantwortet. War wohl noch nicht an der Zeit. Nun, da es in dieser ganzen Geschichte von Anbeginn nur rätselhafte Zusammenhänge gab, wundere ich mich darüber einfach nicht mehr und warte, was passieren wird. Wenn ich hier durch bin, dann schreibe ich es auf, das ist schon einmal sicher.
Mittlerweile bin ich eingeseift mit Malabar. Ein herrlicher Duft, irgendwie süß, aber doch nicht wirklich. Dann erinnert es mich an ein Zelt in der Wüste, sternenklare Nacht, das zirpen von irgendwelchen Kleintieren vor dem Eingang. Dazu ein kühler Windhauch der einem im Zelt über die Haut streicht. Alles ist mit Teppichen und Stoffen verkleidet und es strömt so ein Geruch von abkühlender Hitze und edlen Stoffen durch das Zelt. Das vermischt sich mit einem süßlichen Parfum, das aber nur zu erahnen ist und dann wieder abebbt.
Komisch, dabei stehe ich doch in einer Kajüte auf einem Kutter, unter mir Wasser … das ist wohl einfach die Magie der Seife auf die Sinne zu wirken. Ich gebe mich dem süßen Taumel während der Rasur hin und sinke dann doch recht entspannt auf das Bett auf der anderen Kajüten Seite, als ich durch ein gurgelndes Geräusch vor dem Bullauge beunruhigt werde … dann fliegt die Tür ruckartig auf und dann steht er dort.
-- FirstShaver Diese Nachricht wurde am 19.09.2014 um 18:15 Uhr von FirstShaver editiert. |