Diskussionsnachricht 000028
23.02.2004, 12:38 Uhr
~Andi R.
Gast
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Motorbiker schrieb:
Zitat: | Hättest Du Volvos Beiträge gelesen, wüstest Du, warum er professionelle dermatologische und kosmetische Behandlungen benötigt. Sicherlich nicht, weil er raucht wie ein Schlot oder dem Alkoholismus verfallen ist,sondern weil sein extremer Bartwuchs (um das leidige Thema wieder aufzugreifen, daß den Leuten hier ein rotes Tuchh zu sein scheint) und die kaum mögliche Rasur seine Haut derartig in Mitleidenschaft zieht, daß er VOR dieser Behandlung jahrelang mit ständig wundem Gesicht leben mußte und es ohne diese Behandlung auch heute müßte.
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Mit meiner Bemerkung über die 4 Weizen habe ich nicht Volvo persönlich gemeint; sie war mehr allgemein und sicherlich übertrieben. Aber du hast dennoch recht; ich habe nicht alle Beiträge zu diesem Thread gelesen. Wenn jemand aus medizinischen Gründen spezielle Hautpflege benötigt, dann ist, wie schon gesagt, dagegen natürlich nichts einzuwenden. Im Gegenteil!
Was mich nur stört, ist dieser Wellnes-Unsinn, von dem man überall hört und der schon die Frauen befallen hat. Überall wird nur noch von Schönheit geredet: mit diesem Shampoo die glanzvolleren Haare, mit dieser Creme die schönere Haut. Wenn Männer nun auch noch damit anfangen, wäre das furchtbar!
Meiner Meinung nach kommt zuletzt alles auf die Gesundheit an, die Mittel zu deren Erhaltung oder Wiedererlangung. Und der Gesundheit zum Teil verwandt ist die Schönheit! Ich gebe zu, dass diese einfache Erkenntnis weder neu, noch von mir ist; aber das ist die Wahrheit. Und die Wahrheit ist wiederum der Einfachheit verwandt!
Wenn es jemanden interessiert, ich kann ja mal eine Stelle von Schopenhauer zitieren, an der er Ratschläge zur Erhaltung der Gesundheit erteilt:
Folglich sollten wir vor Allem bestrebt seyn, uns den hohen Grad vollkommener Gesundheit zu erhalten, als dessen Blüthe die Heiterkeit sich einstellt. Die Mittel hiezu sind bekanntlich Vermeidung aller Excesse und Ausschweifungen, aller heftigen und unangenehmen Gemüthsbewegungen, auch aller zu großen oder zu anhaltenden Geistesanstrengung, täglich zwei Stunden rascher Bewegung in freier Luft, viel kaltes Baden und ähnliche diätetische Maaßregeln. Ohne tägliche gehörige Bewegung kann man nicht gesund bleiben: alle Lebensprozesse erfordern, um gehörig vollzogen zu werden, Bewegung sowohl der Theile, darin sie vorgehn, als des Ganzen. Daher sagt Aristoteles mit Recht ho bios en tê kinêsei esti. Das Leben besteht in der Bewegung und hat sein Wesen in ihr. Im ganzen Innern des Organismus herrscht unaufhörliche, rasche Bewegung: das Herz, in seiner komplicirten doppelten Systole und Diastole [Zusammenziehung und Ausdehnung], schlägt heftig und unermüdlich: mit 28 seiner Schläge hat es die gesammte Blutmasse durch den ganzen großen und kleinen Kreislauf hindurch getrieben; die Lunge pumpt ohne Unterlaß, wie eine Dampfmaschine; die Gedärme winden sich stets im motus peristalticus [in Wurmbewegung]; alle Drüsen saugen und secerniren [sondern] beständig [ab], selbst das Gehirn hat eine doppelte Bewegung mit jedem Pulsschlag und jedem Athemzug. Wenn nun hiebei, wie es bei der ganz und gar sitzenden Lebensweise unzähliger Menschen der Fall ist, die äußere Bewegung so gut wie ganz fehlt; so entsteht ein schreiendes und verderbliches Mißverhältniß zwischen der äußeren Ruhe und dem innern Tumult. Denn sogar will die beständige innere Bewegung durch die äußere etwas unterstützt seyn: jenes Mißverhältniß aber wird dem analog, wenn, in Folge irgend eines Affekts, es in unserm Innern kocht, wir aber nach Außen nichts davon sehn lassen dürfen. Sogar die Bäume bedürfen, um zu gedeihen, der Bewegung durch den Wind. Dabei gilt eine Regel, die sich am kürzesten lateinisch ausdrücken läßt: omnis motus, quo celerior, eo magis motus [je schneller eine Bewegung ist, desto mehr ist sie Bewegung].
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Nachdem ich schon im zweiten Kapitel den hohen Werth der Gesundheit, als welche für unser Glück das Erste und Wichtigste ist, hervorgehoben habe, will ich hier ein Paar ganz allgemeiner Verhaltungsregeln zu ihrer Befestigung und Bewahrung angeben.
Man härte sich dadurch ab, daß man dem Körper, sowohl im Ganzen, wie in jedem Theile, so lange man gesund ist, recht viel Anstrengung und Beschwerde auflege und sich gewöhne, widrigen Einflüssen jeder Art zu widerstehn. Sobald hingegen ein krankhafter Zustand, sei es des Ganzen, oder eines Theiles, sich kund giebt, ist sogleich das entgegengesetzte Verfahren zu ergreifen und der kranke Leib, oder Theil desselben, auf alle Weise zu schonen und zu pflegen: denn das Leidende und Geschwächte ist keiner Abhärtung fähig.
Der Muskel wird durch starken Gebrauch gestärkt; der Nerv hingegen dadurch geschwächt. Also übe man seine Muskeln durch jede angemessene Anstrengung, hüte hingegen die Nerven vor jeder; also die Augen vor zu hellem, besonders reflektirtem Lichte, vor jeder Anstrengung in der Dämmerung, wie auch vor anhaltendem Betrachten zu kleiner Gegenstände; eben so die Ohren vor zu starkem Geräusch; vorzüglich aber das Gehirn vor gezwungener, zu anhaltender, oder unzeitiger Anstrengung: demnach lasse man es ruhen, während der Verdauung; weil dann eben die selbe Lebenskraft, welche im Gehirn Gedanken bildet, im Magen und den Eingeweiden angestrengt arbeitet, Chymus und Chylus [Speisebrei und Darmlymphe] zu bereiten; ebenfalls während, oder auch nach, bedeutender Muskelanstrengung. Denn es verhält sich mit den motorischen, wie mit den sensibeln Nerven, und wie der Schmerz, den wir in verletzten Gliedern empfinden, seinen wahren Sitz im Gehirn hat; so sind es auch eigentlich nicht die Beine und Arme, welche gehn und arbeiten, sondern das Gehirn; nämlich der Theil desselben, welcher, mittelst des verlängerten und des Rücken-Marks, die Nerven jener Glieder erregt und dadurch diese in Bewegung setzt. Demgemäß hat auch die Ermüdung, welche wir in den Beinen oder Armen fühlen, ihren wahren Sitz im Gehirn; weshalb eben bloß die Muskeln ermüden, deren Bewegung willkürlich ist, d.h. vom Gehirn ausgeht, hingegen nicht die ohne Willkühr arbeitenden, wie das Herz. Offenbar also wird das Gehirn beeinträchtigt, wenn man ihm starke Muskelthätigkeit und geistige Anspannung zugleich, oder auch nur dicht hintereinander abzwingt. Hiemit streitet es nicht, daß man im Anfang eines Spaziergangs, oder überhaupt auf kurzen Gängen, oft erhöhte Geistesthätigkeit spürt: denn da ist noch keine Ermüdung besagter Gehirntheile eingetreten und andrerseits befördert eine solche leichte Muskelthätigkeit und die durch sie vermehrte Respiration, das Aufsteigen des arteriellen, nunmehr auch besser oxydirten Blutes zum Gehirn. Besonders aber gebe man dem Gehirn das zu seiner Refektion [Erholung] nöthige, volle Maaß des Schlafes (H: welches um so größer seyn wird, je entwickelter und thätiger das Gehirn ist, welches jedoch zu überschreiten bloßer Zeitverlust wäre, weil dann der Schlaf an Intension verliert was er an Extension gewinnt); und überhaupt begreife man wohl, daß unser Denken nichts Anderes ist, als die organische Funktion des Gehirns, und sonach jeder andern organischen Thätigkeit, in Hinsicht auf Anstrengung und Ruhe, sich analog verhält [H: wie übermäßige Anstrengung die Augen verdirbt, eben so das Gehirn]. Mit Recht ist gesagt worden: das Gehirn denkt, wie der Magen verdaut. Der Wahn von einer immateriellen, einfachen, wesentlich und immer denkenden, folglich unermüdlichen Seele, die da im Gehirn bloß logirte, und nichts auf der Welt bedürfte, hat gewiß Manchen zu unsinnigem Verfahren und Abstumpfung seiner Geisteskräfte verleitet; wie denn z.B. Friedrich der Große ein Mal versucht hat, sich das Schlafen ganz abzugewöhnen. Die Philosophieprofessoren würden wohl thun, einen solchen, sogar praktisch verderblichen Wahn nicht durch ihre katechismusgerechtseynwollende Rocken-Philosophie zu befördern. [H: - Man soll sich gewöhnen seine Geisteskräfte durchaus als physiologische Funktionen zu betrachten, um danach sie zu behandeln, zu schonen, anzustrengen u.s.w. und zu bedenken, daß jedes körperliche Leiden, Beschwerde, Unordnung, in welchem Theil es auch sei, den Geist affizirt. Am besten befähigt hiezu Cabanis, des rapports du physique et du moral de l'homme.]
Einige Punkte sind sicherlich nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. So scheint z.B. das Schlafbedürfnis nicht von der Gehirntätigkeit oder -entwickling abhängig zu sein, sondern von der Körpergröße (siehe dazu Spektrum Januar 04). Ansonsten aber ist alles Geasagte auch heute noch gültig! Ich habe allerdings Verständnis dafür, dass diese simplen Wahrheiten nicht in das "Spaßprogramm" mit seinem "Funfakor" mancher Leute passen werden (damit meine ich niemanden persönlich!). Aber das Leben ist kurz und die Wahrheit wirkt ferne und lebt lange: sagen wir die Wahrheit.
Gruß, Andi
PS: Ich habe mir jetzt sogar die Mühe gemacht, lateinische Wörter zu übersetzen. Diese Nachricht wurde am 23.02.2004 um 15:38 Uhr von Andi R. editiert. |