Diskussionsnachricht 000000
08.01.2009, 23:49 Uhr
Dings
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Neulich hat shaved den Link zur Online-Ausgabe dieses Buchs bei der bayrischen Staatsbibliothek gepostet:
www.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008945/images/
Das Buch wurde 1939 in Sachsen herausgegeben stellt hauptsächlich die Herstellung, Umarbeitung und Instandsetzung nach der sog. Hamburger Methode dar. Ausserdem wird kurz die Solinger Methode angerissen sowie der geschäftliche Umgang des Messerschleifers mit dem Kunden.
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Beim Lesen haben sich mir drei Fragen gestellt, eventuell kennt sich ja hier jemand etwas mit dem historischen Hintergrund zu Rasiermessern aus und kann mir da weiterhelfen. Es ist ja leider doch recht schwer, sachlich-fachliche Informationen zu diesem achso obsoleten Thema im Internet zu finden:
1. Im Abschnitt "Im Laden" auf Seite 64 ist von der (sinngem.)"unzweckmässigen bisherigen Messerform" und der (sinngem.)"modernen Messerform der Neuzeit" die Rede. Die Skizze auf Seite 65 zeigt eine Art Buttermesser. Verstehe ich das richtig, dass das Rasiermesser in der heutigen Form samt Hohlschliff eine moderne Erfindung aus den 30er Jahren ist? Was für eine Messerform hat es denn davor gegeben?
2. Sowohl der Text auf Seite 64 als auch das Kundengespräch im Anhang lesen sich erschreckend marktwirtschaftlich ausgeprägt. Kurz umrissen, Kunde ist seit 30Jahren mit alter Messerform zufrieden, einmal im Laden soll er aber überredet werden für Geld die neue Messerform samt Vollhohlschliff schleifen zu lassen, obwohl Kunde keine Notwendigkeit sieht und obwohl (oder weil?) der Vollhohlschliff öfter professionell nachgeschliffen werden muss. (Zit.) "Haben wir schliesslich seine Zustimmung erhalten, dann müssen wir seine Erwartungen in jeder Hinsicht aufs angenehmste zu enttäuschen suchen."
Deute ich das richtig hinein, dass der Vollhohlschliff im wesentlichen eine Marketingerfindung der Neuzeit ist, um schöne moderne Messer zu verkaufen, und damit nicht unähnlich den kontrovers diskutierten 5-Klingen-Systemies? Bei dem Kundengespräch wirds mir jedenfalls stellenweise etwas komisch zumute, Konsens "nur was teuer Geld kostet ist gut, alles andere birgt Todesgefahren!"
3. Im Kapitel "Und welcher Riemen ist richtig?" auf Seite 79 wird ausdrücklich erwähnt, dass ein Riemen unbedingt aus spiegelglattem, hartem Leder sein soll und bei Bedarf mit Fett so präpariert, dass das Messer einen gewissen Zug hat, und nicht widerstandslos darübergleitet. Mein frisch gekaufter Riemen aus dem Fachversand hat aber eher eine Nubukleder-ähnliche Oberfläche und ist völlig trocken, bietet dem Messer keinerlei Widerstand, das nubukartig angerauhte Rindsleder staubt nur leicht dabei. Heisst das jetzt, dass meine Lederei völlig für umsonst ist? Sollte ich den Riemen fetten? |