Diskussionsnachricht 000014
06.11.2012, 12:58 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied
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silverguardian schrieb:
Zitat: | ...
Auch wenn Böker bei den Rasiermessern schlechter mithalten kann, ...
...(Böker) auch dafür bekannt seine Kunden mit Extravaganz zu befriedigen...
Sei's wie es sei das Silber bleibt wohl Wunschdenken und ist ein guter Marketing Gag bei den Rasiermessern.
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Guten Tag, silverguardian,
bevor hier ein falscher Eindruck entsteht, dadurch, was ich oder andere hier beitrugen, möchte ich nochmal die Gelegenheit ergreifen, und das Bild gerade rücken, denn wir sehen bisher nur die halbe Wahrheit aus meiner Sicht.
Also ich habe selbst auch 5 Böker Rasiermesser und bin mit jedem von ihnen zufrieden, auch wenn ich einräume, dass Böker im aktuellen Programm ruhig ein wenig mutiger auf die Breitschwerter eingehen könnte. Welche wiederum nicht so einfach zu fertigen sind.
Die Rasierfertigkeit war bei allen meinen Bökers gegeben, wenngleich ich nicht verschweigen will, daß die Facettengüte unseren hochgeschraubten, fachinternen Anforderungen nicht anstandslos in jeglicher Hinsicht genügt hätte.
Aber das scheint normal zu sein, bei den heutigen Herstellern, denn es fehlt einfach entsprechend Fachpersonal oder Zeit (=Geld).
Trotzalledem: Böker ist ein sehr guter Hersteller.
Ob Böker nun seine Klingen-Rohlinge selber herstellt oder herstellen lässt, sei dahingestellt.
Recht viele Messerhersteller lassen ihre Rohlinge in externen Schmieden herstellen, oder kaufen sie sogar als reine Katalogware, sog. Halbzeuge zu. Vom Spaltstück bis zur fertig geschliffenen Klinge kann man mittlerweile alle Produktionsschritte zukaufen.
Generell gesagt: Wenn man Stahl einkauft, und sich einen Schmied sucht, und einen Kotten mit dem Schleifen beauftragt, sowie noch eine Reiderei findet, die die Klingen und die Schalen montiert, und am Schluss noch eine arme Seele, die die ganzen Messer schärft und abzieht, dann braucht man heute wie damals nur noch einen guten Namen (Branding) sowie einen leistungsfähigen Vertrieb.
Es gibt viele Messerhersteller, aber nur eine handvoll Schmieden, das wollte ich damit sagen.
Nun zum Thema Stahlqualität noch ein paar Worte:
Ohne hier einen "Glaubenskrieg" anzetteln zu wollen, wage ich zu behaupten, daß es noch nie so guten Stahl gegeben hat, wie heutzutage!
(genügend Geld vorausgesetzt)
Denn die Beeinflussbarkeit der Zuschlagsstoffe sowie auch die Eliminierbarkeit der Schadstoffe (z.B. Gase, wie Wasserstoff, die die Härtbarkeit verhindern würden), bis auf unter ein Tausendstel Prozent (heute) ist nur durch die heutige sogenannte 'Sekundärstahltechnologie' innerhalb der Stahlerzeugung (=Nachbehandlung, zb. durch Vakuumtechnologie) zu erreichen.
Was war früher?
Der sogenannte "Silberstahl" wurde zu einer Zeit erfunden, als noch vor der Industrialisierung die Stahlgewinnung mittels Rennfeueröfen auf wackeligem Qualitätsniveau stattfand, völlig ohne Normung, nämlich, wo man die Luppe noch mühselig von Schlacke freizuhämmern hatte, und der eine tat dies besser, als der andere, und wo die nachfolgende Stahlverarbeitung auf rein handwerklichem Niveau stattfand, ebenfalls ohne Normen, nach Gutdünken, mit entsprechenden Qualitätsschwankungen.
Gut, für Äxte und dergleichen, tat es der normale Stahl, aber irgendwann wurde es den englischen Schmieden zu bunt und sie setzten 500 Teilen Stahl einen Teil (des damals sündteuren) Silbers zu. Bzw. ließen zusetzen.
Quelle
Silberstahl, glättet und verfeinert die Metallgitterstrukturen, vereinfacht gesagt. Ihn nahm man dann, wenn man feinste Stahlwaren herstellen wollte.
Wer dies genau erfunden hat, ist heute umstritten, weil keiner der Schmiede damals was aufgeschrieben hatte, sei es, aus Angst vor Konkurrenz, aber auch, weil Wissen traditionell eher durch Wanderschaft und Zeigen weitergegeben wurde.
Silberstahl ist heute nicht mehr nötig!
(Der Begriff hört sich halt gut an, war rechtlich ungeschützt, Beispiel: siehe "Dreadnought", und wurde deshalb gern von den Marketingstrategen verwendet.)
Im Grunde wird heute ein Stahl produziert, der von der Qualität her nicht zu übertreffen ist, zumindest nicht von den Stählen aus den früheren Produktionsmethoden. Wenn man entsprechendes Geld hat, und hier sind die Faktoreinsatzkosten beim Rasiermesserhersteller gemeint, dann bekommt man heute eine Stahlqualität, die mit Sicherheit nicht durch alten Stahl zu überbieten ist.
-- Gruss CA.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius) Diese Nachricht wurde am 06.11.2012 um 13:37 Uhr von CaptnAhab editiert. |