Diskussionsnachricht 000009
29.07.2009, 18:40 Uhr
lesslemming
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@ Pepe: welches Grit System? Welches Chromoxid?
In der Tat ist die Reihenfolge C12k, naniwa 12k, spyderco UF und Cr2O3
definitiv overkill.
Jeder einzelne (inkl. Cr2O3) nach dem Norton 8k hätte
zu einem wünschenswerten ergebnis geführt, auch ohne die anderen.
Trotzdem kann es bei vorsichtigem Gebrauch (uffpasse wegen Overhoning)
nicht schaden den besser passenden zu finden.
So kommt es oft vor dass ich zum Abschluss sowohl den Shapton 16k
als auch den Naniwa 10k und den Olivia Hone oder auch den C12k
und Cr2O3 und Fe2O3 hintereinander benutze,
bis ich zufrieden bin. Nicht weil ich denke ein Stein wäre feiner als der andere,
sondern mir mit einem bestimmten Messer bessere Ergebnisse liefert.
Aber trotzdem sei angemerkt das 0,5 Chromoxid (bezeichnet man es nun als Mesh 50.000 oder Jis 25.000) nicht wie ein Stein funktioniert.
In der Poliertechnik gibt es zwei verschiedene "Modi"
wie Poliermittel die Oberfläche angreifen.
Es gibt den "Brittle" Mode und den "Flow" Mode.
Bei abtragenden Aktionen treten immer beide auf,
aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Beim brittle Mode reißen die Schleifpartikel die Oberfläche auf.
Sie Kratzen und schieben Material vor sich her. Dabei entstehen kleine Risse im Gefüge.
Die Kratzer die entstehen müssen vom (klug gewählten) nächst feineren Poliermittel entfernt werden.
Daher macht die Reihenfolge 1000, 4000, 8000 durchaus Sinn.
Dabei nimmt der brittle- Anteil ab und der Flow-Anteil steigt.
Chromoxid mit 0.5µm oder kleiner in runder Form wirkt aber anders auf die Oberfläche.
Statt eine Welle von Stahl vor sich herzuschieben und die Oberfläche
tatsächlich anzukratzen,
passiert hier etwas anderes.
Es gibt 2,5 Theorien:
Die erste ist dass auf der Oberfläche eine physiko-chemische Reaktion stattfindet.
Die Bindungen der einzelnen Moleküle im Kristallgefüge sollen gelockert werden
und durch die Schleifmittel abgetragen.
Diese Theorie halte ich für nicht tragbar.
Die zweite ist dass im mikro bis nano Bereich Stahl fließen kann.
Die 0.5 steht für die überholte Untertheorie,
dass der Stahl aufgrund der Reibung lokal schmilzt.
Schlichtweg falsch.
Richtig hingegen ist, dass Stahl in so kleinen Dimensionen in der Lage ist
plastisch verformbar zu sein. Er ist bis zu einem gewissen Grad duktil.
Die kleinen runden Teilchen des Chromoxides erzeugen keine Kratzer,
sie verschließen sie. Dabei werden die high-peaks, die hohen Stellen eines Kratzers,
der aussieht wie eine Welle,
in die Tiefen der Kratzer eingeebnet.
So stelle ich mir das zumindest vor.
Etwas allgemeiner ausgedrückt:
Chromoxid ebnet die Facette.
Der Sprung von Jis 8.000 auf Jis 25.000 ist also keiner!
Eine kleine Lektüre für interessierte:
www.lapidaryjournal.com/feature/nov05.cfm
-- Wer fest mit beiden Beinen auf dem Boden steht,
bekommt nie eine frische Unterhose. Diese Nachricht wurde am 29.07.2009 um 18:42 Uhr von lesslemming editiert. |