Diskussionsnachricht 000003
10.08.2009, 09:06 Uhr
harrykoeln
registriertes Mitglied
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Also wenn ich meine Eindrücke auch schildern darf...
Das Pappkischterl (Schuber) lässt meines Erachtens nur bedingt Rückschlüsse auf das Messer zu, den würde ich deshalb auch aus der Betrachtung lassen.
Für das Alter des Messers halte ich eine Spanne von zwischen den Weltkriegen bis in die Nachkriegszeit für wahrscheinlich. Das allerdings auch nur durch die geschilderte Vorgeschichte, ansonsten hätte ich es für deutlich jünger (vielleicht 20-30 Jahre) gehalten, denn die meisten Messer waren in dem von mir angenommenen Zeitraum doch eher in irgendeiner Form gemarkt.
4/8 bis 5/8 Messer waren zu dieser Zeit, wie auch dieses hier, die gängigen Größen. Gemäß den Bildern wird die Klinge irgendwo zwischen halbhohl und derb liegen.
Das dieses Messer schleiftechnisch nachbearbeitet wurde, glaube ich eher nicht. Mir will sich kein Grund erschließen. So ein Messer war ein Gebrauchsgegenstand, dem ausser der unbedingt nötigen Pflege und dem Beibehalten der Schärfe wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Damit es nachgeschliffen (Schleifen sind Arbeiten an der Geometrie der Klinge, Schärfen die Erzeugung der Schneidfähigkeit) werden musste, dazu hätte ihm schon ein Unfall geschehen müssen, mit Scharten in der Schneide oder ähnlichem. Das mag ich nicht erkennen, vollhohl war das Messer sicher nie, denn dann wäre der Wall schon weg. Dann hätte das Messer aber signifikant breiter sein müssen und dazu passen die Proportionen nicht. Auch an eine Ätzung mag ich nicht so recht glauben. Warum eine aufwendige Ätzung auf die Klinge aufbringen lassen, wenn sie nicht mal gemarkt ist? Sowas machen heute vielleicht die W*** und B*** Br***.
Damals ließen sich die Männer noch häufig vom und beim Barbier rasieren und bewahrten auch dort ihre Messer nebst Seife und Mug auf. Um Verwechselungen zu vermeiden, wurde das Eigentum gerne markiert, darauf könnte beispielsweise die 18 im Aluheft hindeuten.
Kostengünstig kann Aluminium seit dem ausklingenden 19. Jahrundert großtechnisch gewonnen werden, vorher war es in metallischer Form teilweise kostbarer als Gold. Zum Herstellungszeitpunkt dieses Messers war es wohl schon ein Massenprodukt, worauf auch fehlende Verzierung des Hefts schließen läßt. Und in solch ein kostbares Kleinod ritzt auch kaum jemand eine 18 rein...
Doch muss ich dazu sagen, das dies allenfalls Deutungen sind. Jede andere Möglichkeit der Geschichte dieses Messers ist mindest genau so wahrscheinlich oder unwahrscheinlich.
-- Greetinx aus Köln
Harry
Erst wägen, dann wagen - erst denken, dann sagen! Diese Nachricht wurde am 10.08.2009 um 09:12 Uhr von harrykoeln editiert. |