Diskussionsnachricht 000006
01.06.2021, 16:13 Uhr
CaptainGreybeard
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1. Dass Edelstahl nur rostträge, nicht aber total korrosionsbeständig ist, ist eine Binse; im übrigen schrieb ich das oben selbst, von daher ist im Vorteil, wer nicht nur lesen, sondern das Gelesene auch verstehen kann. Die Frage ist außerdem, wie relevant es für die Rasur ist, dass Rasierklingen nicht total rostfrei sind. Anders gefragt: Reinigst du deine Rasierklingen mit Salz- oder Schwefelsäure?
2. Moderne Rasierklingen - und nur davon habe ich geschrieben - sind 0,1 mm stark. Nicht 0,06, nicht 0,08, sondern genau 0,1 mm. Und sie sind aus rostträgem Bandstahl gefertigt, ganz so, wie ich oben schrieb.
3. Richtig ist - und diese Korrektur nehme ich zur Kenntnis - dass die Klingen komplett gehärtet werden. Dies ändert aber nichts daran, dass moderne Klingen aus rostträgem Stahl nicht sinnvoll nachgeschliffen werden können. Eben weil das gehärtete Material schlecht zu polieren bzw. zu schleifen ist, lassen sich auch die Scharten nicht oder nur mit extrem hohem Aufwand im Vergleich zu Karbonstahlklingen zumindest so weit glätten, dass man sich nicht gleich bei Rasieren mit einer nachgeschärften Klinge die Haut aus dem Gesicht reißt.
Noch einmal: Aus den Schneiden brechen durch das Rasieren Materialstücke heraus und es bilden sich Scharten. Da kannst du noch so viel schleifen und/oder polieren, das ausgebrochene Material kannst du weder wieder herbeischleifen noch herbeipolieren. An den Stellen, an denen das Material aus der Schneide herausgebrochen ist, wird immer eine Scharte bleiben, an der man sich die Haut verletzt. Dabei ist es auch egal, ob du eine Klinge einmal, zweimal oder zehnmal schleifst und polierst. Man hat früher Rasierklingen aus Karbonstahl nachpoliert oder geschliffen, in der Hoffnung, die schartigen Partien zumindest so glatt zu polieren, dass man sich damit bei der Rasur zumindest nicht gleich selbst häutet. Angenehm war das wohl auch nicht, zumindest nicht nach dem, was mein Großvater mütterlicherseits und mein Vater mir aus der Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg erzählt haben, als es noch keine Rasierklingen aus "stainless steel" gab und selbst Rasierklingen aus Karbonstahl absolute Mangelware waren, die es nur gegen "Amis" (bevorzugt Lucky Strike oder Chesterfield) auf dem Schwarzmarkt gab.
Diese ständigen Vergleiche mit Rasiermessern halte ich für unzulässig, weil es sich um völlig unterschiedliche Dinge handelt. Ein Rasiermesser ist deutlich stärker als eine Rasierklinge, was die Schneide einschließt. Aus einer Rasiermesserschneide Material herauszubrechen, bedarf schon fast einer vorsätzlichen oder zumindest grob fahrlässigen Handlung. Bei Rasierklingen ist das dagegen unvermeidlich, eben weil die Klingenschneiden so extrem dünn sind.
Was deinen "Vorschlag" angeht, Rasierklingen frei Hand auf einem Belgischen Brocken zu schleifen, so kann ich dir nur mal den Rat geben, dich mit einer derart geschliffenen Klingen anschließend zu rasieren. Viel Spaß! |