Diskussionsnachricht 000055
26.11.2009, 21:25 Uhr
Bartisto
registriertes Mitglied
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Etwas zum Thema Abkleben
Es ist sicher bekannt, dass der Klingenwinkel in der Regel bei ca. 17° liegt. Wird er spitzer, nimmt die Belastung des Grats zu. Ich habe es bei einem hist. extrahohlen Böker erlebt, dessen Klingenwinkel bei ca. 14° lag und das beim ersten Durchgang abklappte, obwohl ein 2. Schneidenwinkel über Chromoxyd angesetzt war.
Einen Großteil meiner Messer habe ich vor längerer Zeit nachgemessen. Die Klingenwinkel schwanken zwischen 15 und 21 Grad.
Anzunehmen, dass ein Messer mit einem so großen Klingenwinkel (über 20 Grad) nicht angenehme rasieren würde/könnte, das ist ein absolute Fehlannahme. Wer alte Sheffields kennt, wird das bestätigen.
Der Klingenwinkel lässt sich mit dem Sinussatz schnell berechnen. Eine genaue Schieblehre und einen Taschenrechner, einen Rückgriff auf das, was man mal in der 8/9. Klasse gelernt hat, mehr braucht ´s nicht.
Was sollte für das Tapen sprechen, was dagegen?
Nehmen wir Buddels Tape mit 0,1mm Stärke an, was realistisch ist, so trägt es ca. 0,2mm in der Rückenbreite auf (verbreitert demnach die Basis unseres gleichschenkligen Dreiecks :-)
Bei einem 6/8 mit einer 5,4 mm Rückenstärke und einer 18mm Hypothenuse (Facettenspitze bis zum Auflagepunkte des Rückens auf den Stein, nicht ! die Gesamthöhe der Klinge) würde die Anbringung dieses Tapes eine Vergrößerung des Klingenwinkels von 17,25 auf 17,85 Grad ausmachen.
Das kann einem Messer nur gut tun besonders dann, wenn es sich um einen schwächelnden Stahl handelt.
Es ist klar, beim Tapen setzt der Stein ausschließlich an der Schneidkante an, sauberer Hohlschliff immer vorausgesetzt. Ist das nachteilig?
Nachteilig ist es, dass sich die Klingenhöhe bei der erstmaligen Schärfung mit Rückenabklebung in unserem Fall rein rechnerisch um 0,6mm verringern kann. Diese stärkere Veränderung ist jedoch einmalig.
Nehmen wir an, dass bei Nachschärfungen weiterhin abgeklebt wird. Jede Nachschärfung sollte die Klinge 0,2 mm an Höhe kosten, was nicht niedrig gegriffen ist. In einem solchen Fall vergrößert sich der Klingenwinkel bei jeder Nachschärfung um ca. 0,2 Grad.
Setzt man voraus, dass ein Messer nach 8 Monaten wieder auf den Stein muss und springt man auf einen Zeitpunkt von 48 Monaten, also von 4 Jahren, dann ist es in diesem Zeitraum 6x nachgeschärft worden und hat ca. 1- 1,2mm an Klingenhöhe gegenüber seiner ersten Schärfung mit Tapeabklebung eingebüßt und ca. 1,2 Grad an Klingenwinkel zugelegt.
Es wäre demnach 1,6 – 1,8 mm schmaler geworden gegenüber seiner Auslieferungsbreite und der Klingenwinkel hätte sich auf ca. 19° vergrößert.
Ohne Abklebung wäre ein Höhenverlust von ca. 1,2 –1mm zu beklagen, der Klingenwinkel wäre gleich geblieben. Es hätte sich jedoch eine gut sichtbare Rückenfacette eingestellt !
Man muss demnach wissen was man will.
Einem schlichten Messer tut eine sichtbare Rückenfacette vielleicht keinen Abbruch. Ihr könnt aber davon ausgehen, dass ich mein 8/8 Filarmonika oder das 15/16 Dorko abklebe.
Es grüßt
Bartisto
P.S. Zur mathematischen Prüfung freigegeben
-- Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Konfuzius Diese Nachricht wurde am 26.11.2009 um 21:58 Uhr von Bartisto editiert. |