Diskussionsnachricht 000000
03.05.2010, 11:17 Uhr
steelbutt
registriertes Mitglied
|
Hallo,
ich möchte hier kurz meine ersten Erfahrungen mit dem Schärfen von Rasiermessern zusammenfassen. Ich habe mittlerweile einige Messer über die Steine geschoben und mit professionell geschärften Referenzmessern verglichen. Ich möchte voranschicken, dass ich Steine als reine Werkzeuge und sehr emotionslos betrachte. Mein einziger Anspruch ist es, Messer reproduzierbar rasurtauglich zu bekommen und dem Vergleich mit den Referenzmessern (bei der Rasur) standzuhalten.
1. Die Steine
Ich habe mich auf Empfehlung von Bartisto und nach der Lektüre der relevanten Forumsbeiträge für die Naniwa SuperStone Kombis 800/5000 und 3000/8000 entschieden. Die Naniwas sind a) weit verbreitet und b) habe ich zu ihnen keine negativen Meinungen gefunden. Preislich finde ich die Kombis gegenüber den Einzelsteinen sehr attraktiv. Ich würde dringend empfehlen, die Steine vor dem ersten Gebrauch mit einer Glasplatte und 1000er Nassschleifpapier abzurichten (Vorgehen, s. Forumssuche). Keine der 4 Seiten meiner Steine war plan. Zum Schärfen habe ich die Steine auf eine umgedrehte Keksdose gelegt, so habe ich genug Platz für eine lockere Handhaltung und der Boden der Dose nimmt durch einen leicht erhöhten Rand etwas Wasser auf, was zu weniger Sauerei am Küchentisch führt. Ich habe den Stein diagonal vor mir liegen, weil mir das subjektiv empfunden am besten ermöglicht, das Messer gleichmässig mit einer Hand zu führen.
2. Der Riemen
Hier weiche ich etwas von Bartistos Empfehlung ab. Ich habe die Rückseite eines Dovo XXL mit immer feiner werdendem Schleifpapier (nach meinem Dafürhalten) plan gemacht und sorgfältig abgesaugt. Anschließend habe ich Lukas Chromoxid in Acryl gebunden dünn mit einem Küchenschwamm aufgetragen und immer wieder angeschliffen, die Prozedur habe ich ca. 6-7x wiederholt, anschließend habe ich ein paar hundert Züge mit einem Küchenmesser gemacht.
3. Vorgehen beim Schärfen
Ich habe in meiner Sammlung überwiegend NOS Messer und hatte bisher eine gewisse Skrupel da selbst Hand anzulegen. Da die meisten dieser Messer aber einfach nicht so scharf waren, wie ich das gerne hätte, habe ich 5 Messer ausgewählt:
5/8" Filarmonica Doble Temple #13
5/8" Filarmonica Inox #13
6/8" Herder #77
6/8" Cowboy Solingen
5/8" Dorko "Special"
Ich habe bei allen Messern den Rücken mit Lidl Gewebeband abgeklebt. Da ich den ursprünglich zum Schärfen verwendeten Winkel nicht kannte, gingen alle Messer mit 30 Schüben über den 800er. Da die Messer bereits vorher Haare vom Unterarm nahmen, ist hier natürlich eine Fehlerquelle, ich hatte aber wenig Lust die Messer zuvor stumpf zu machen oder mit dem Edding optisch zu kontrollieren. Ob das Vorgehen so ok war, wird also der Langzeittest zeigen müssen. Dann folgten jeweils 100 + x Schübe über 3000/5000/8000. Ich habe versucht, die Schärfriefen mit einer (nicht ganz billigen) 20x Einschlaglupe zu kontrollieren. Entweder bin ich zu blöd dazu oder meine Augen sind schon so schlecht. Ich habe es dann dabei belassen, jeweils 100 Schübe zu machen, um dann bei der Rasur zu testen, ob ich gründlich genug poliert habe. Ich habe einhändig geschärft und nicht mehr als unbedingt nötig Druck ausgeübt. Vor dem Wechsel des Steins wurden sowohl Stein als auch Messer als auch Hände unter fließendem Wasser gründlich gesäubert.
Nach den Steinen habe ich das Klebeband entfernt und 12 Züge auf dem Chromoxidriemen gemacht, gefolgt von 100 + x Zügen auf der Juchtenseite des Riemens. Anschließend habe ich mit einem Haar aus meinen Koteletten den Haartest gemacht. In allen Fällen war ich mit dem Ergebnis so zufrieden, dass ich mich an den darauffolgenden Tagen mit den Messern rasiert habe. Die Messer waren ohne Ausnahme absolut rasurtauglich, wie lange sie es auch bleiben, muss natürlich der Langzeittest zeigen.
4. Fazit
Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Wahrscheinlich wird es Messer geben, die ich mit dem beschriebenen Vorgehen und den vorhandenen Steinen nicht auf high end Schärfe bekomme. Die von mir getesteten Messer haben meine Erwartungen jedoch bei Weitem übertroffen. Die Naniwas haben mich so überzeugt, dass ich allenfalls (ein klein wenig neugierig bin ich ja schon) einen feineren SS anschaffen würde. Von obskuren japanischen Bergvölkern zum Abziehen ihrer Zahnstocher verwendete Natursteine ("mit Birnenmaserung" ... ) brauche ich nicht. Der o.g. Fehlerquellen bin ich mir bewusst, ich nehme sie für neuwertige Messer ersteinmal in Kauf. Vielleicht schaffe ich mir bei Gelegenheit noch eine andere Lupe oder ein Taschenmikroskop an, in der Hoffnung, dass ich das mit der optischen Kontrolle besser hinbekomme. Anhand meiner bisherigen Erfahrungen kann ich das beschrieben Setup auf jeden Fall empfehlen. Sicherlich sind die Steine nicht die günstigsten, die man kaufen kann und bestimmt sind sie auch nicht die einzigen, mit denen man sehr gute Ergebnisse erzielen kann, ich wollte mich diesbezüglich jedoch nicht auf Experimente einlassen, dafür fehlen mir Zeit und Geld.
Grüße
steelbutt |