Diskussionsnachricht 000000
19.07.2004, 01:31 Uhr
Icebear
registriertes Mitglied
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Hallo, liebes Forum!
Der aktuelle Anlaß für dieses Posting ist eine E – Mail, die mich aus Euren Reihen erreicht hat. Darin erfuhr ich die Anregung, doch einmal meine weiteren Erfahrungen mit dem äußerst preisgünstigen Rasierhobel der türkischen Marke "HÜR", insbesondere im Vergleich mit den anderen Hobeln, die ich mir in letzter Zeit zulegte, zu beschreiben.
Prompt meldete sich beim Lesen dieser Mail mein schlechtes Gewissen ob meines langen Schweigens hier im Forum – hatte ich doch schon länger vorgehabt, mal einige Worte (oder auch ein paar mehr – Ihr kennt das ja von mir ;-)) über dieses Dingchen zu verlieren.
Zunächst die Vorstellung meiner in Gebrauch befindlichen (oder auch nicht mehr, dazu aber später weiteres) Hobel:
Der HÜR: Ein, wie bereits erwähnt, äußerst preisgünstiges (1,90), dafür aber auch eher schlecht verarbeitetes Stückchen Massenware, wohl aus Gußmetall, mit hohlem Griff und nicht gerade wertig wirkender Oberflächenver"gütung".
Der ERBE: Ein Hobel nach dem Butterfly - Prinzip, aus Vollmetall, hervorragend und mit geringen Fertigungstoleranzen hergestellt; von mir an anderer Stelle in diesem Forum als "Papillon" bezeichnet.
Der NAMENLOSE: Ihn habe ich in meinem "Kaufbericht" ala "Kaspar Hauser" tituliert; ein ebenfalls erstklassig gebauter Kurzhobel, der von mir keiner Abbildung im "Merkur" - Katalog zuzuordnen ist, mir aber dennoc in einem "Merkur" - Kartönchen verkauft wurde (ohne, daß die Verkäuferin ein eindeutiges Statement hierzu machen konnte)
Der CLASSIC, von Wilkinson, nach "Forumsstandard" von mir mit Sandpapier nachbearbeitet und wohl hinreichend bekannt.
Mit dem Classic fing die Hobelei an. Ich war ja schon begeistert - von der Handhabung, vom altmodischen Flair eines "echten" Rasierers. Ein Hauch von Abenteuer und von längst vergang'nen Zeiten wehte durch mein Bad, gerade auch beim Erlernen des korrekten Umganges mit Rasierseife und Pinsel.
Warum ich nicht dabei geblieben bin: Mangelnde Präzision bei der Handhabung dieses mit einem vergleichsweise großem Kopf ausgestatteten Hobels. Da ich Teilbart - Träger bin, ein absolutes Ausschlußkriterium - denn wer möchte schon mit fransigen "Rasenkanten" durch die Weltgeschichte laufen, wenn's sich vermeiden lässt?
Dann kaufte ich mir den "HÜR". Meinen ersten Eindruck von diesem Rasierer findet Ihr hier: forum.NassRasur.com/showtopic.php?threadid=1372
Aber ich dachte, man müsse noch viel mehr Geld ausgeben, um sich wirklich stilvoll zu rasieren, deswegen legte ich mir eines schönen Tages die beiden anderen oben genannten Hobel zu.
Zum ERBE: ich rasiere mich nicht mehr damit, weil er sonderbarerweise weder sanft noch gründlich ist. Punkt. Er kratzt, ziept und scheint mir Härchen herauszurupfen [(so fühlt es sich jedenfalls an; ich konnte keine Haarwurzeln entdecken in dem, was ich da aus meinem Rasierer herausspülte (Wie nennt man das, was da abrasiert wird eigentlich? "Rasat"?)]. Trotzdem bin ich auch nach einem fünften Durchgang noch stoppelig - nur dann auch blutig. Der Hobel liegt jetzt im Bad und sieht gut aus. Das kann er hervorragend.
Zum NAMENLOSEN: Dieser bietet mir mit Abstand das sanfteste Rasurerlebnis, das ich je hatte. Nichts zupft, kratzt oder rötet sich. Phantastisch. Noch toller wäre es, wenn der Hobel auch nur EIN VERDAMMTES BARTHAAR KÜRZEN WÜRDE. Tut er nämlich nicht. (Jagut, er tut's; ich wollte nur die kraftvolle Formulierung anbringen. Aber er tut's sehr zögerlich, lückenhaft und ganz und gar nicht befriedigend) Und ja, Ich habe eine Klnge eingelegt. Sogar zwei, nachdem ich
ein von ich-glaub'-es-war-Jurgus im Nebensatz erwähntes Tippchen befolgt und eine "beschnittene" Klinge zur Erhöhung des Klingenspaltes eingelegt hatte. Auch dieser Hobel macht, auf meiner Spiegelablage vor-sich-hin-hochglänzend, einen atemberaubenden Eindruck auf alle Besucher meines Badezimmers. Sonst nix mehr.
Tja, Ihr Lieben!
Fast schon klischeehaft ist bei meinem kleinen, privaten Vergleichstest der David der Sieger: Der HÜR - Hobel ist in den vergangenen drei Monaten derjenige Rasierer gewesen, der bei mir am häufigsten in Gebrauch war. Er packt eisenhart zu, ist alles andere als sanft - da ich eine robuste Haut habe, ist mir das aber willkommen, denn was ihm an Sanftheit fehlt, macht er durch erbarmungslose Gründlichkeit wett!
ErbarmungsWÜRDIG hingegen ist und bleibt seine Verarbeitung: so muß ich zum Beispiel beim Einlegen einer neuen Klinge darauf achten, daß die Schneiden auch wirklich parallel zur Kante des Kopfes liegen und dann GANZ FESTE zuschrauben - Die Klinge hat in ihrer "Halterung" so viel Spiel, daß bei mutwillig schräger Einlage schon mal ein Ende der Schneide ganz im Rasierer verschwinden kann. Aber wenn die Klinge nach Augenmaß gerade liegt, was sich mit etwas Fingerspitzengefühl leicht bewerkstelligen läßt, dann liegt sie auch gerade genug, um sich damit verletzungsfrei rasieren zu können.
Leider wird das Gewinde am Griff langsam grün (Kupferanteil?), was dazu führen könnte, daß ich in wenigen Monaten erneut die gewaltige Investition von Einem Euro Neunzig in einen neuen Hobel machen muß. Aber sollte das Teilchen tatsächlich bald über den Jordan gehen - mein letzter "HÜR" wird es nicht sein.
Auch wenn ich aufgrund der hohen Fertigungstoleranzen dann vielleicht einen Rasierer von ganz anderem Charakter erwischen könnte.
Also mein Appell an alle Forumianer: Liebt und ehrt Eure Messer, Merkurs und Systemies - aber wenn ihr das nächste Mal am türkischen Laden vorbei geht, schaut mal nach einem Billig - Hobel: Das Abenteuer sollte sich, zumindest für zwei, drei Rasuren, keiner entgehen lassen!
Noch eine Frage an Euch, denn ich bin immer noch nicht am Ende meiner Suche angekommen, und der un-wertige Eindruck des HÜR geht mir doch gewaltig gegen den Strich: Welcher der Hobel aus dem Sortiment von Merkur wird denn wohl am ehesten den Rasureigenschaften meines HÜR
entsprechen, also sehr gründlich und nicht notwendigerweise sanft sein?
Ich hoffe, Euch ein bißchen unterhalten zu haben und bleibe,
mit türkischen Grüßen (Aydemir, wie gehen denn die?),
ganz der Alte
Icebear |
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