Diskussionsnachricht 000000
27.02.2012, 13:26 Uhr
raykelly
registriertes Mitglied
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Hallo Freunde der gepflegten Nassrasur,
ich bin schon seit vielen Jahren "Mitleser" und Gast dieses tollen Forums und konnte mir hier schon viele interessante Inspirationen zum Thema Nassrasur holen. Nach längerer Foren-Abstinenz hab ich vor 5-6 Wochen durch Zufall, ich glaube mich zu erinnern bei Wikipedia, einen Artikel-des-Tages über "alte" Rasierhobel gelesen und war gleich angetan von diesen "Geräten".
Ich selbst rasiere mich nun seit mehr als 25 Jahren nass und bin den Systemrasieren von Gillette vom Modell Excel (an den Vorgänger kann ich mich gar nicht mehr erinnern...) über Mach3 bis ProGlide bisher immer treu geblieben. Auch "durfte" ich schon Erfahrungen mit Elekrorasierern machen. Die jeweiligen Versuche waren jedoch wenig von Erfolg gekrönt, egal ob Schwingkopf oder 3-Kopf-Killer-System... aber egal..
Ich würde meine Bartwuchs als normal aber kompliziert beschreiben. So habe ich am Kehlkopf einen verwirbelten Bartwuchs der teils sogar Richtung Kinn zeigt. Auch habe ich immer wieder eingewachsene Barthaare und demzufolge unschöne Entzündungen...
Nach einlesen in die Technik über die unterschiedlichen Kopfformen, offen oder geschlossen, Butterfly, 2- oder 3-teilig, Hersteller, Bezugsquellen, Klingen, Griffe usw. hier im Forum habe ich mich dann für einen Mühle R89 entschieden.
Danke an dieser Stelle an die unzähligen Foren Mitglieder die hier Ihre Erfahrungen teilen. Mir ist bisher kaum ein kollegialeres Forum untergekommen. Der Ton untereinander und die Art wie miteinander umgegangen wird ist wirklich toll!
Der Mühle R89 wurde mit einer Derby Extra und einer Feather Testklinge geliefert. Der R89 ist wirklich sexy, toll verarbeitet und liegt gut in der Hand. Ein absoluter Handschmeichler auch wenn "man" etwas "scharfes" einlegt.. Faszination pur.
Dann, an einem WE, war es dann soweit, die erste Rasur sollte folgen. Es sollte alles entspannt ablaufen wusste ich doch dass die erste Regel des Fight-Club.. äh, Quark, die erste Regel der Rasur da lautet: "nicht aufdrücken" und ich vom Systemie aber genau "das" gewöhnt bin...
Nach der üblichen Vorbereitung, der Derby-Klinge als erste Wahl (ich rasiere mich übrigens täglich, morgens direkt nach dem duschen) und einer Ladung Dosen RC (jaja, ich weiß, Asche auf ein Haupt, aber dazu später mehr) ging es dann in die vollen.
Noch während es in meinem Kopf hämmerte "Oh Gott, nicht drücken, 30° Winkel" (ja, ja, zu viel "Wissen" macht leider nur die Birne voll) dann die ersten zaghaften Schwünge mit dem R89 über die Wangen. Was soll ich sagen: Super Gefühl! Dann der Hals, dann Oberlippe, Kinn, und fertig.... war gar nicht soo schlimm. Ein paar kleine Schnitte und Rasurbrand am Hals.
Also AS (Braukmann klassik) drauf, Aua, so hat das seit meinen ersten Rasur Versuchen in meiner Jugend nicht mehr gebrannt! Ein gutes Gefühl ;-) und die Überzeugung: JA, ich habe ein neues Hobby!
Dann, einen Tag später, das gleiche Spiel. Selbstsicher ans Werk, kurz von der Frau ablenken lassen, die erste Regel vergessen, keinen Respekt vor der Klinge und als Konsequenz: Die übelste Rasur die ich je hatte, viele Schnitte, Blut überall, unsauber und einen tiefen Schnitt in ein Muttermahl an meinem Kinn. Wer sowas schon mal erlebt hat weiß "wie lange" das blutet kann. Überall Blut, Frust pur.
Seither habe ich wieder den nötigen Respekt vor dieser Rasur-Methode, hab aber nicht aufgegeben!
Seitdem sind 2 Wochen vergangen und ich rasiere mich noch immer täglich mit dem R89. Zwischenzeitlich verwende ich Rasierseife (Fantasia oder so) und bekomme recht gute Rasuren zu Stande die meinem letzen Systemie in nichts nachstehen. Im Gegenteil, seitdem ich RS verwende habe ich den Eindruck das die Rasuren gründlicher sind, allerdings bin ich noch immer zu langsam und so kommt es vor das die Seife antrocknet... wird aber sicher noch besser. Auch rasiere ich viel bewusster, achte mehr auch die Wuchsrichtung und rasiere dementsprechend. Rasurbrand gehört auch wieder der Vergangenheit an und war wohl einen einmalige Sache!
Überhaupt muss ich sagen das ich in den letzten 14 Tagen mehr über meinen Bart und die Rasur gelernt habe als in den letzten 25 Jahre Systemie.
Unterm Strich bereue ich den Umstieg vom Systemie auf den Hobel nicht und möchte dabei bleiben. In Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ökonomie ist der Hobel sicher unschlagbar auch wenn momentan der ein oder andere Euro für Test-Klingen draufgeht. Momentan versuche ich mich an Chroma, Slipstream ?(REWE), Derby Extra und Gillette.
Kaum zu glauben, auch als Anfänger merkt man einen Unterschied bei der Klingenqualität so fühlt sich einen Chroma wirklich "ruppiger" als eine Derby an. Aber auch diese Klinge ist nach "Abkorken" (SUPER TIPP hier aus dem Forum) für ein paar Rasuren brauchbar. Das größte Problem scheint hier die Verfügbarkeit von Klingen in der Gegend zu sein, sowas wie ein Fachgeschäft ist mir noch nicht untergekommen.... schade aber sehen wir der Wahrheit ins Auge: der Markt für Hobel und Klingen ist eher klein, Hobel halten (eigentlich) ewig und der Klingentyp...ist in DE eher für Kochfeldschaber als für Rasierer bekannt ;-)
Sicher ist ein Systemie schneller und unkomplizierter aber das "Ritual" Rasur ist mit einem Hobel ist einfach "sexy".
Mit dem R89 bin ich super zufrieden, nur der Griff könnte für meine Anforderungen etwas länger sein. Das Ausrasieren von Kotletten auf der gegenüber liegenden Gesichtshälfte der Führungshand gestaltet sich etwas schwierig da immer entweder der Griff oder die Hand im Weg sind und man wenig sieht. Da wäre für mich ein längerer Griff evtl. von Vorteil.
Mal sehen, ich fürchte der R89 wird nicht mein letzter Hobel bleiben ;-)
Gruss und "gute Rasur"
Ray
-- ..... hier unten ist einfach nicht genug Platz aufzuzählen was da an Hard- und Software so alles kommt und geht... |