Diskussionsnachricht 000034
16.12.2012, 23:13 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied
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Guten Abend die Herren,
guten Abend auch dir, soru,
1. unser Herr Grau schreibt leider nicht mehr viel in diesem Forum, und seine Äusserungen früher, waren zwar manchmal menschlich etwas "schwierig", aber technisch immer interessant.
Wo das oben Erwähnte zu den Kamisoris steht, das ist kein Geheimnis: bitte schau dir weiter oben meine Diskussionsnachricht 000024, vom 26.04.2012, an und dort findest du diese Fundstellen.
2. Zu deiner Frage, bester soru, bezüglich einer Brücke vom Messer zu den Kamisoris über die Shavette kann ich dir nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten und um es gleich vorweg zu nehmen: die Shavette kann dir keine grössere Hilfe sein, als ein richtiges, westliches Rasiermesser, und trotzdem funktionieren Kamisoris ganz anders und trotzdem ähnlich gleichermaßen..
Denn:
Shavetten haben als Ursprung europäische Rasiermesser. Sie sind ja lediglich "Weiterentwicklungen" (im Sinne von wechselbaren Klingen). Das bedeutet, sie sind auf der Vorder- und Rückseite mit dem gleichen Klingenwinkel versehen. Also symmetrisch.
Es ist also völlig egal, ob man sich mit der Vorderseite (am besten linke Hand als Führungshand) oder mit der Rückseite des Messers (idealerweise rechte Hand) rasierte. Meistens wird mit _einer_ Hand sogar _beidseitig_ (nahezu gleichwertig) gearbeitet.
Eine Shavette ist demnach völlig identisch zur Handhabung eines Messers zu sehen, was die Funktionsweise der (europäischen/westlichen) Klinge betrifft.
Dazu völlig unterschiedlich ist ein Kamisori zu verstehen bzw. aufgebaut.
Japanische Herren haben sich früher - wie bei uns auch - niemals selbst rasiert, oder nur ganz vereinzelt.
Ein Kamisori wurde für ausschliesslich den Barbier, also für den Fremdrasierer, entwickelt, der immer mit der gleichen Hand (meistens rechts) seine Kundschaft rasierte. Es gibt gleichwohl Linkshändlerkamisoris, aber, an Historischen, bei weitem nicht so viele.
Nun weiter: Ein Kamisori hat vereinfacht gesprochen _eine_ bauchige und _eine_ flache, ja sogar gehohlte, Klingenseite.
Der japanische Barbier hielt nun das Kamisori bei der Rasur immer auf gleiche Weise, nämlich immer mit _einer_ Seite (flache, gehohlte Seite) der Haut zugewandt und die _andere_ Seite (bauchige Seite) dementsprechend der Haut abgewandt.
Grund: indem bei der Rasur die flache Klingenseite stets der Haut zugewandt wurde, konnte damit eine ganz 'dichte' Rasur im Sinne von 'körpernahe', gründliche, Rasur ermöglicht werden. Ein bis zwei Durchgänge genügten oft bereits für eine gründliche Rasur, wiewohl gemeinhin auch dem Umstande des nicht so kräftigen Bartwuchses bei den Asiaten geschuldet.
Heute werden Kamisoris anders eingesetzt, als zur Zeit ihrer Entwicklung, und damit also nicht mehr ganz bestimmungsgemäß, nämlich häufig von Selbstrasierern, vielleicht auch noch beidhändig, mindestens aus pragmatischen Gründen oft auch beidseitig. Das Ergebnis kann man lassen.
(Im engeren Sinne sind auf beiden Seiten des Kamisoris theoretisch KEINE gleichen Rasurgüten zu erzielen, wenn man es ganz genau nimmt).
-- Gruss CA.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius) Diese Nachricht wurde am 16.12.2012 um 23:23 Uhr von CaptnAhab editiert. |