Diskussionsnachricht 000004
10.04.2012, 05:45 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied
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guten morgen, männer,
danke für die schöne frage des TO, die uns ein wenig über rasiergeschichte sinnieren lässt.
und so darf auch ich, falls ihr gestattet, meinen beitrag leisten.
die "rasura" (lat. = "schaben") war ursprünglich eine religiöse und eine militärische angelegenheit, und so hatten sich zb. die römischen legionäre - im unterschied zu den "barbaren", den "bärtigen" - zu rasieren (damals noch mit bimsstein vom vesuv), um im nahkampf nicht die schwachstelle eines kinnbartes als angriffspunkt zu bieten. eine rasurtradition war aber zum teil auch schon in den kulturen des altertums nachweisbar.
die rasurtradition hatte man in den heeren, weniger denen des mittelalters, als vielmehr denen der neuzeit, wieder aufleben lassen.
wo früher lediglich die offiziere rasiert waren, wurden später zunehmend auch die mannschaften zur rasur befohlen. vor allem die erfordernis der dichtheit der gasmaske im ersten weltkrieg wurde oben bereits erwähnt, und spielte bei der entwicklung/verbreitung der rasur in der breiten bevölkerung eine entscheidene rolle.
seeleute dagegen waren auf see seit jeher eher unrasiert, weil der gebrauch des messers auf einem grosssegler als zu gefährlich galt. erst an land, also in den häfen, ging man zum barbier. so auch bei der marine. erst auf (dampfgetriebenen) maschinenfahrzeugen änderte sich das bild.
es kam wohl aber auch sehr auf den gesellschaftlichen stand an.
im militär, in bürgerlichen kreisen und im adel waren frisch rasierte gesichter eine frage der etikette.
der umgang mit dem eigenen rasiermesser war in der breiten bevölkerung unüblich und nur bei höheren ständen gebräuchlich.
und zum barbier zu gehen, zumindest allzu häufig, war immerhin eine frage des geldes. dies vor allem für die (bäuerliche) landbevölkerung, genauso wie die industriearbeiterschaft.
in der gegend, in der ich wohne, ein enges bergtal in bayern, kamen früher (bis ca. 1960/70) die waldarbeiter (holzknechte), nach einer woche arbeit im wald, des samstags morgens von ihren "winterhütten", hoch oben im bergwald, nachhause.
dann ging man, zusammen mit den bauersknechten, zum barbier oder friseur, um sich für den samstag abend und den sonntag rasieren zu lassen. dort saßen dann alle und tranken wohl auch bier, es wird also sehr laut, "zünftig" und gemütlich gewesen sein.
so wurde mir von der alten friseurin am ort erzählt.
wie es sich nun mit der verbreitung des hobels verhielt, dazu kann ich nichts beitragen.
-- Gruss CA.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius) Diese Nachricht wurde am 10.04.2012 um 06:02 Uhr von CaptnAhab editiert. |