Diskussionsnachricht 000000
14.05.2012, 16:37 Uhr
oli
registriertes Mitglied
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Sodele, nachdem Tobias (der mit der "Asphalthaut" ) nun seine ersten erfolgreichen Schärfversuche hinter sich gebracht hat, will ich mich hier auch mal outen:
Ich, oli, habe es getan: Der erste Versuch einer Schärfung liegt hinter mir!
O.K., so ganz erfolgreich war ich nicht, aber schön der Reihe nach:
* Ich hatte meine Messer vor einiger Zeit beim Ledern ballig gemacht - durch viel zu viel Anpressdruck, und dadurch zu großen Durchhang.
* So reifte der Entschluss, selber das Schärfen zu erlernen, um nicht dauernd Bartisto belästigen zu müssen. Denn bei der sanftesten aller Rasurarten, der Messerrasur, wollte ich auf jeden Fall bleiben.
* Flugs einige Bestellungen raus gejagt:
- Naniwa-SS-Reihe 800/3000/5000/8000 mit Steinhalter aus Hartgummi
- Neuen Juchten-Hängeriemen (der alte sollte ge-CrOx-t werden...)
- Lukas Ölfarbe "Chromoxydgrün stumpf"
- diverse Schärfopfer (Messer) aus der Bucht, u.a. ein neues chinesisches 6/8 "Gold-Dollar" Nr.66 für satte 5 EUR und ein altes 5/8 Henckels Zwillingswerk mit kostenlosem Rost
So, heute Vormittag geschwind den CrOx-Riemen hergestellt: In den alten Riemen hatte ich mehrfach eingeschnitten, also erst mal alles fein rausgeschmirgelt. Dann mit Gummihandschuhen etwas CrOx-Farbe eingearbeitet und mit einem Küchenmesser gute 100 mal abgezogen. (Staubsauger nicht vergessen, da geht noch mal ganz ordentlich was runter!)
So weit, so gut.
Dann die Naniwas: Aus der Packung geholt, kurz unter fließendem Wasser - gepaart wie im Forumsshop beschrieben - gegeneinander abgerieben (um eventuelle Spitzen zu entfernen), den 800er in den Halter gespannt und ein paar leichte Kreise mit dem Nagura gemacht.
O.K., jetzt noch silbernes Reparaturband zum Abkleben zurecht geschnitten und eins der Messer ausgesucht. Die Wahl fällt auf jenes, das bei einem eventuellen Totalschaden die geringste Lücke hinterlässt: Das chinesische Gold-Dollar.
Na ja, sehr hochwertig ist es nicht... Die Klinge ist insgesamt krumm, d.h. der Erl und die Angel bilden (wenn man von oben auf den Rücken sieht) einen Bogen, aber immerhin scheint der Rücken in sich gerade zu sein. Das erklärt auch, warum es außermittig in die Schalen läuft... Ach, sieh an, die Schalen sind ja auch in sich krumm und verzogen - und der Keilniet ist lose... Na ja, mehr als 5 EUR ist wohl tatsächlich nicht wert ...
Aber egal, hier geht es schließlich darum, die Klinge zu schärfen! Und laut Bartisto ist die Stahllegierung immerhin in Ordnung. Muss also schärfbar sein! Also los jetzt!!
1. Die abgeklebte Klinge wandert auf den 800er. Gerade Schübe ohne Wenden, und immer schön darauf achten, dass die Schneide vor dem Ende des Schubs wieder etwas angehoben wird. Ich habe nicht mitgezählt, aber es dauert schier ewig, bis ich an Teilen der Schneide den steinabgewandten Bart fühlen kann. Die optische Inspektion mit einem 30x-Projektionsobjektiv von Zeiss zeigt es ebenfalls: Die Facette ist nicht auf voller Länge bis vorne durch. Also wieder auf den Stein und weiter machen. Solange, bis der Bart auf voller Länge da ist. Nochmal ansehen: Jau, passt!
Dann wenden und die andere Seite bearbeiten, bis auch da der Bart vollständig fühlbar ist. Kurz inspiziert: Prima, sieht gut aus!
Und dann noch so 15 Schübe je Seite mit jeweiligem Wenden der Klinge über den Rücken am Ende des Zuges.
So! Fertig! Unterarmhaare rasierbar? Äh, nööö... Wie jetzt, geht nicht ?
Also noch mal auf den Stein und Wechselschübe machen! Komisch, unter der Lupe hatte doch alles gut ausgesehen??? Nach etlichen Schüben erneutes Ansehen: Sieht auch nicht anders aus, als vorhin ...
Aber jetzt fallen einige Unterarmhaare. Nicht alle, aber etwas ausgedünnt wird das Areal dann doch!!! Also:
2. Neues Klebeband drauf und ab auf den 3000er.
Und wieder einseitige Schübe, bis der Bart fühlbar wird. Kurzer Blick: Uuuiii, schon viel glatter. Die "Riefen" werden feiner, fast mattes Aussehen. Also die andere Seite vornehmen, bis der Bart erscheint. Gleiches Bild unter der Lupe, also Wechselschübe! Nach etwa 20 je Seite: abspülen, ansehen. O.K., glattes Aussehen der Facette, nur feinste Riefchen sichtbar. Haartest? Nö, geht nicht... Also wieder die Unterarmhaare. Na ja, geht so'n bischen. Ziept, aber drei, vier Haare fallen. Ich bin mal Optimist: Geht!
3. 5000er. Diesmal gleich Wechselschübe, ziemlich viele. Ich hab nicht mitgezählt, aber es waren viiiieeeele! Solange nämlich, bis unter der Lupe praktisch keine Riefchen mehr auf der Facette zu sehen waren. Schön glatt sah sie aus. Fast schon spiegelnd. Fein!
Unterarmhaare? Jooooaaa, geht schon besser. Aber sooo toll jetzt auch wieder nicht...
4. 8000er. Wieder Wechselschübe. Hoppla, auf dem nassen blassgelben Stein erscheinen dunkle Streifen. Stahl. Also Stahlpulver. Oder besser Stahlmehl. Gaaanz fein. Lässt sich mit dem Finger verwischen. Ist das jetzt richtig ? Na, ich mach halt mal weiter.
Nach etlichen Schüben Kontrolle unter der Lupe. Woah, die Schneide sieht ja aus wie verspiegelt!!! Absolut blank, keine Riefen oder Kratzer mehr zu sehen, einfach nur noch silber! Affentit**ng**l! Die Unterarmhaare fallen jetzt flächig!
5. CrOx-Hängeriemen. 12 Züge pro Seite. Kontrolle: Geniale Facette! Sieht aus wie die von Bartisto! Sollte es tatsächlich möglich sein, dass ich gleich beim ersten Mal...
6. Juchten-Hängeriemen. Mitgezählte 100 Züge pro Seite.
So. Das war's jetzt. Haartest! Ein langes blondes aus der Bürste meiner Tochter gezippt und - nix !?! Waaaaas, wieso? Nochmal! Jetzt macht es "Zing" und das Haar fällt. So ca. 1,5 cm vom Haltepunkt. Yeah! Geht doch! Der Haartest bleibt durchwachsen. Mal geht's, dann wieder nicht. Auch an der gleichen Stelle der Klinge unterschiedliche Ergebnisse. Aber das konstant über die gesamte Länge .
Na dann! Der ultimative Test: die Rasur.
Gesicht waschen, Proraso Pre Sensitiv, Proraso RS Sensitiv, einweichen lassen (geledert ist das Messer ja schon) und los.
Es knistert. Vielversprechend! Joooaah, sieht im Spiegel doch schon mal ganz gut aus... Der Test mit dem Finger beweist aber: Da steht noch ordentlich was! Das war mit den bartisto-geschärften Messern aber gaaaanz anders! Und gegen den Strich geht gar nix... Da hakt das Messer ein und trennt die Haare nicht ab.
Sofortiger Abbruch der Rasur... Also so hatte ich mir das nicht vorgestellt... Das kratzt und ziept ganz ordentlich, und die Haut fühlt sich hinterher an, als wäre sie mit Sandpapier behandelt...
Beim Abtrocknen des Messers habe ich dann schließlich festgestellt, dass auch der Rücken in sich leicht gekrümmt ist...
So, die Damen und Herren Experten, ich bitte um eine kurze Fehleranalyse und Verbesserungsvorschläge!
Ich behaupte mal an den Steinen kann es nicht liegen, die sollten über jeden Zweifel erhaben sein. Viele andere haben damit ja auch ihre Messer scharf bekommen.
Der CrOx-Riemen ist ein Juchten-Hängeriemen mit 40cm x 4,5cm nutzbarer Lederfläche, nach Bartistos Methode hergestellt. Ich behaupte mal, auch der ist in Ordnung.
Was habe ich also falsch gemacht?
Ratlose Grüße von
Oli
(und Danke für die Geduld beim Lesen!)
-- Feather DX | R89 | Feather
Mühle STF 23mm, Mühle Reise STF | Arko, Proraso, Valobra, | SWK "Duo"
Pre: Proraso weiß, After: Floid blue, Nivea ASL 0%, Proraso ASB blau Diese Nachricht wurde am 14.05.2012 um 17:12 Uhr von oli editiert. |