Diskussionsnachricht 000011
09.07.2013, 15:29 Uhr
kinkjc
registriertes Mitglied
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Ich hole hier den Fred mal wieder hoch, um mit ein paar Vorurteilen und Ansichten aufzuräumen.
1) Polieren mit der Dremel.
Überhaupt kein Problem. Wer mit der Dremel Plexiglas poliert, schafft auch Hornhefte. Die sind im Prinzip gegen die Dremel standfester als das Plexi. Es gilt folgendes zu beachten: Halbgas, nicht zu fest drücken, keine Filzscheiben, sondern Stoffscheiben und die Polierpasten vom Bock. Es geht ganz gut die Blaue (eigentlich für Stahl) aber auch die Ockerfarbene (für Plexi). Die Filzscheibe ist der große Fehler dabei, der schafft zu viel Hitze über die erhöhte Reibung, gegenüber der flexibleren Stoffscheibe. Legt ein wenig wert auf das Equipment und setzt nicht einfach unüberlegt an. Plexi geht mit Filz gar nicht, Horn schon, aber man muss dann aufpassen. Ich benütze mittlerweile nur noch Stoffscheiben, die schaffen mit den Polierpasten vom Bock astreine Oberflächen.
Ich habe das jetzt bestimmt auf 5 Hornheften exerziert. Geht wunderbar. Mit Schleifpapier bis 600 vorschleifen und dann Attacke.
2) Die Hefte richten.
Das hat mich einiges an grauen Haaren gekostet. Ich weiß, hier gibt es viele Varianten, die aber alle etwas umständlich oder nicht richtig funktionieren oder auch mal ziemlich extrem sind. Angefangen von fritiertem Horn, Horn im Backofen oder Horn über der Kerze. Die Temperaturangaben reichen dabei bis zu 150 - 200 Grad in der Friteuse um das Horn biegen zu können.
Wir sind uns einig, dass Hitze notwendig ist, aber über welches Medium transportiert und wieviel - das war wirklich vielfältig. Und 200 Grad, also die armen Hornviecher, da muß ihnen ja noch im Himmel die Dampfpfeife aus dem Horn zischen.
So dödel ich also letztens durch world wide web, immer schon so auf dem Tripp: Heißes Wasser muss es bringen. Keine Sauerei mir ÖL und Temperatur muß doch reichen!! Und plötzlich lande ich auf der Seite eines Optikers, der handgefertigte Horngestelle anbietet. Der zeigt ein Video, wo er über einem Behälter das Gestell erwärmt und anschließend biegt.
Ich war sauer auf mich selber, dass ist doch genau das, was die Optiker unserer Väter mit ihren Brillen gemacht haben, wenn Vati weinte, weil die Brille am Ohr drückte. Na klar Wasserdampf!!!!
Noch ein wenig unsicher räuberte ich beim Nachbarn. Da gibt es Leute, die sind echt klasse und ein gutes Stück weiter in der Restauration als Euer kinkjc. Besagter Chiefinstructor war der Kollege Uburoy, der genauso seine Hefte richtet.
Nun habe ich noch ein altes Joseph Eliot, ein recht großes, ist doch logisch oder, da wollte ich das Heft unbedingt behalten. Die Klinge dengelte aber an eine Innenseite heftigst an. Also so konnte man das unmöglich lassen.
Ich habe also die Erlseite zusammengelassen, weil das Heft da schon Rißspuren hat und eine Neuvernietung nicht überleben würde. Ich habe mit den alten Hornheften diesbezüglich tränenreiche Erfahrungen sammeln müssen. Die Keilseite ist unproblematischer wieder zu vernieten und deshalb habe ich das Heft hier aufgemacht.
Einen Minikochtopf mit etwas Wasser auf den Herd, volle Gase, Tücher um die ganze Schose festzuhalten - Wasserdampf wird richtig richtig heiß - es waren ein paar Flüche in der Küche zu vernehmen. Und nach geschätzen 1 bis 2 Minuten wird das Heft weich und wie weich, je länger ihr das macht ähnelt es mehr einer Nudel im Kochtopf. Ich habe das Heft nicht in das Wasser gelegt, das braucht es in keiner Weise und meine Klinge war ja auch noch da. Die wollte ich jetzt nicht unbedingt enthärten.
So war ich eine Weile in der Küche beschäftigt, bis ich das Heft so weit gerichtet hatte, dass die Klinge nicht mehr anschlug. Es war noch nicht optimal, aber ich konnte es unvernietet nicht besser machen.
Man biegt das Horn mit den Händen, wenn es weich wird und fixiert es dann so lange mit den Händen, bis es wieder etwas erkaltet ist. Das Horn bleibt in dieser Position. Nehmt einen kleinen Kochtopf, dann kann man richtig chirugisch, wie unser Augenarzt Asphalt, punktuell an dem Heft arbeiten.
Dann habe ich das Heft wieder an der Keilseite vernietet und bin erneut über den Kochtopf, um dem ganzen die "Feinausrichtung" zu verpassen. Ich habe die Schalen im vernieteten Zustand in der Längsachse unten etwas aufgebogen. So sitzt die Klinge wunderbar, stößt nirgends an.
Bei diesem Messer sieht es so aus, als wenn die Klinge selber etwas verzogen ist und zusätzlich die Erlbohrung schief sitzt. Ich habe also das Heft praktisch dem Verzug der Klinge angepaßt, so dass es ordentlich im Heft sitzt.
Bilder kommen später mal im Fred zum Klingonenlichtschwert. Laßt mir noch ein wenig Zeit, es ganz zu restaurieren. Ich probiere insgesamt ein paar neue Sachen aus, die noch nicht abgeschlossen sind.
Ich bin so horny, oderrr?
Achja und einen habe ich noch, nehmt das heiße Heft zum Biegen nicht mit den bloßen Händen!! Ein Lappen tut seine Dienste und reicht als Schutz. Die Hornbrillenfuzzis haben mit weißen Stoffhandschuhen gearbeitet - eine noch besserer Idee und überhaupt sehr stylisch , weil einem der Lappen beim Richten manchmal in die Quere kommt.
-- kinkjc - wie einst die Cäsaren: "Er kam, sah und rasierte!" Die Dekadenz kommt auch nicht von ungefähr! Diese Nachricht wurde am 09.07.2013 um 16:08 Uhr von kinkjc editiert. |