Diskussionsnachricht 000011
17.09.2012, 10:40 Uhr
Stefan P. Wolf
Forumsgründer
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Leute, bleibt bitte 'mal auf dem Teppich! Die Aussagen hier sind ja
haarsträubend...
Die Kaufschärfe eines Rasiermesser ist nun überhaupt gar kein Indiz
dafür, wie gut das Messer hergestellt ist oder wie viel "Ahnung" der
Hersteller hat. Und ein Messer, das geschärft herumliegt, bleibt nicht
scharf. Und ein Messer, das scharf ist und dann benutzt wird, bleibt
auch nicht scharf. Daraus folgt nun einmal ganz klar, dass man sich
als zukünftiger Messerrasierer am besten schon vor dem Kauf überlegt,
wie man das Messer denn in Zukunft instandhält und nachschärft!
Und nochmal: ein Messer, das den Haartest besteht, ist nicht notwendig
rasierscharf und ein Messer, das dies nicht tut, ist nicht notwendig
zu stumpf für eine Rasur. Auch muss es nach Liegezeit abgezogen werden
und wer zum ersten Mal ein Messer abzieht, der wird schwerlich danach
ein Messer in der Hand haben, das schärfer ist als vor dem Abziehen.
Ein falscher Zug mit zu losem Leder und vorbei ist's mit rasurscharf.
Man kauft das Messer nicht für die ersten paar Rasuren, sondern für
Jahre und Jahrzehnte. Wir können davon ausgehen, dass die Messer
scharf sind, wenn sie das Werk verlassen. Wenn sie dann ein paar
Monate liegen, ziepen sie vielleicht schon. Wenn der Anfänger nicht
perfekt das Abziehen beherrscht, ziept es danach sogar bestimmt, oder
es ist so stumpf, dass es nicht einmal mehr ziepen kann. Also seht
bitte die Anfangsschärfe eines neu gekauften Messers nicht als
Maßstab für die Messergüte oder die Sorgfalt bei der Endschärfung. Die
kann erstens niemals auch nur in die Nähe einer Liebhaberschärfe
kommen, wie man sie auf die eigenen Messer frisch aufbringt oder auf-
bringen lässt. Dazu ist die Zeit einfach nicht da und kann es auch
nicht, Ihr müsstet sonst 50% mehr für einen Löwen zahlen und auch
evtl. ein Jahr nach Bestellung warten. Es ist eine akzeptable Gebrauchs-
schärfe drauf, die einige Zeit anhält und mit der man sich nach einem
fehlerfreien Abziehen (ggf. auch 'mal kurz auf dem Pastenriemen) auch
rasieren kann.
Wer Messer nicht aus Serienfertigung, sondern aus Manufaktur kauft,
der hat andere Möglichkeiten, Wünsche zu äußern. Auch wer Messer so
kauft, dass sie vor dem Versand frisch geschärft werden, hat einen
Vorteil. Beides natürlich nur, wenn die Hersteller oder Verkäufer
das Schärfen beherrschen und sich die notwendige Mühe und Muße auch
nehmen können. Aber wie schon gesagt, man kann ein Messer selten auf
den Stein legen und danach sagen, das ist jetzt rasurscharf. Wirklich
wissen kann man das nur nach einer Testrasur und das wird wohl nur
einer der Schärfgurus bieten können.
Ist ein ganz heikles Eisen und ich kann nur jedem raten, entweder
einen Freund/Forumsbekannten/Friseur zu haben, der das Messer die
ersten paar Male schärft oder gleich in Steine zu investieren, um
das Messer selber scharf zu machen. Ein Messer, das nicht scharf ist,
ist wie ein Luxushobel, in dem eine stumpfe Klinge steckt -- kein
Herstellungsmangel des Hobels, kein Herstellungsmangel des Rasier-
messers, sondern ein ganz normaler Zustand dieses Gebrauchsgegen-
standes! Unerfreulich für den Anfänger, aber es liegt in der Sache.
Ich kann nicht ernsthaft über einen Zustand bei Auslieferung klagen,
den ich nach einiger Zeit der Nutzung (oder, weien wir ehrlich: bei
den meisten Anfängern gleich nach dem ersten Abziehen) ohnehin zu
erwarten habe, nur weil ich keinen Plan habe, wie ich mit einem
stumpfen Messer grundsätzlich umgehen will.
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