Diskussionsnachricht 000001
11.10.2012, 17:26 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied
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Hallo Mister_Me,
ich würde dich ja gerne beruhigen, aber da du NEUWARE gekauft hast, mag man sich über dein geschildertes Problem als Käufer in der Tat ärgern.
Ja, man muss es leider so sagen: Du hast keine A-Ware, sondern höchstens B-Ware erhalten.
In der Lederindustrie wird jedes Lederstück vor dem Zuschnitt genau begutachtet. Ungeratene Lederfehler, die natürlich bei einem Naturprodukt häufig vorkommen, denn jedes Tier hatte Narben, Verletzungen, Hautanomalien usw., oder andere sichtbare Mängel, die zb. aus der Verarbeitung resultieren, werden deutlich markiert, bevor mit dem Zuschnitt begonnen wird. Diese Markierung erfolgt in der Regel mit abziehbaren Klebepunkten, entsprechende Farbcodes sagen etwas über die Qualität der Fehler (noch hinnehmbar, bedingt verwendbar, an verdeckter Stelle einsetzbar, usw.).
Im handwerklichen Bereich wird in der Regel sogar noch genauer hingeschaut, wo Fehler liegen. An Sichtflächen, (und ein Abziehleder ist nahezu zu 100% Sichtfläche), dürfte nach meiner Auffassung kein Fehler erkennbar sein, wenn es den Sattler verläßt.
Zu deinem Fall:
1. Die ersten beiden Fotos zeigen meines Erachtens nach einen Strukturbruch, nämlich einen Riss, der sich von der Papillarschicht (glatte Narbenseitenoberfläche) bis höchstwahrscheinlich ganz in das Lederinnere (Retikularschicht) fortsetzt. Ich vermute, daß die beiden Risse, obwohl unterbrochen, in einem ursächlichem Zusammenhang mit einem Produktionsfehler von der Verarbeitung stehen.
Dies ist aus meiner Sicht ein deutlicher Qualitätsmangel, und keinesfalls mit "Normalität aufgrund Naturprodukt" zu begründen.
2. Die folgendenden Bilder zeigen eine Schliffstelle, an der das Leder, vielleicht aus Unachtsamkeit, vielleicht auch bewußt, um eine Fehlerstelle zu kaschieren, mit einer abrasiven Maschine "bearbeitet" wurde. Auch dies würde ich als einen Qualitätsmangel sehen.
3. Bei den Metallabriebspuren kann ich mir vorstellen, dass der Sattler oder jemand vor ihm, aus Unachtsamkeit mit einem Metallwerkzeug über die Oberfläche geschlurt ist. Hier kann man wahrscheinlich mit Waschbenzin nachbessern, das dürfte kein dauerhafter Mangel sein. Ärgerlich ist es bei einem Neuprodukt allemal.
Übrigens sieht man auf diesem Bild auch, daß die Kanten, soweit ich das erkennen kann, nicht ganz sauber verarbeitet wurden. Ordentliche Handwerksarbeit sieht anders aus. Dafür lässt sich ein Sattlermesser ja auch wunderbar schärfen.
Nun zu deiner Frage:
4. Inwieweit diese von dir erwähnten Mangelstellen die Funktion beeinträchtigen, darüber streiten sich die Geister.
Ich möchte denken, solange diese Stellen nicht "erhaben" sind, also hervor ragen, werden diese Stellen eher einen geringen Einfluß auf das Ergebnis haben.
Differenzierter betrachtet, lässt sich der Einfluß so formulieren:
1. am ehesten, da die Bruchkanten minimal hervorragen, wenn das Foto nicht täuscht,
2. könnte sein,
3. eher weniger.
-- Gruss CA.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius) Diese Nachricht wurde am 11.10.2012 um 17:40 Uhr von CaptnAhab editiert. |