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NassRasur.com-Forum » Rasiermesser und Zubehör » Rasurkurs bei Martin Nienberg » Themenansicht

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Autor Thread - Seiten: -1-
Diskussionsnachricht 000000
22.10.2012, 12:56 Uhr
cleanhead
registriertes Mitglied


Hallo Leute,

hier der versprochene Bericht über meinen Rasurkurs (Rasiermesser)bei Martin Nienberg in Münster (Westfalen) am 20.10.2012.
Wir hatten uns für 11:00 Uhr verabredet; laut seinen Angaben sollte es eben so lange dauern "wie es eben dauert", offiziell waren zwei Stunden angesetzt. Nun, ich war sehr pünktlich, um nicht zu sagen 10 Minuten zu früh. Ich fand einen Parkplatz direkt vor der Tür. Und kaum war ich ausgestiegen, stand der unrasierte Martin auch schon neben mir und begrüßte mich mit einem freundlichen "Hallo, ich bin der Martin!". Es ging zwei, drei Treppen in einem Altbau nach oben. Ein riesiger Flur breitete sich hinter der Eingangstür aus. Um das Stäbchenholz-Parkett zu schonen, wurde man schon bei der Anmeldung zu dem Kurs gebeten, seine Hausschuhe mitzubringen. Die hatte ich ebenso mit, wie meinen Hobel (Merkur 34c), meine Seife (Dr. Dittmar Spezial-Rasierseife), meinen Pinsel (Silberspitz Dachshaar, shavemac), meinen Steinzeug-Tiegel, O Melhor After Shave Balm und zur Sicherheit einen Alaunstift.
Zuerst führte mich Martin in sein, nun sagen wir, Atelier. Es sah aus wie bei einem Künstler. Nur, dass eben nicht Bilder an der Wand hingen, sondern Rasiermesser der edelsten Sorten in Glasvitrinen. Pinsel, Hobel, Hängeriemen, Pasten, alte Rasurreklameschilder, aber auch edle Uhren und modernste Technik (ein Mac, an dem ein 30-Zoll Riesenbildschirm hing) fanden sich in diesem Raum wieder. Mir wurde etwas zu trinken angeboten und schon ging es los. Nicht etwa mit dem eigentlichen Rasurkurs, sondern mit einer vergleichenden Darstellung der einzelnen Hersteller von Rasiermessern, Martins Kontakten zu Thiers-Issard, welche Verbesserungsvorschläge und Kritiken er an die verschiedenen Rasiermesser-Hersteller gebracht hat, dass Merkur-Hobelklingen nichts taugen usw. und sofort. Es war eine Freude ihm zuzuhören, denn er ist wirklich ein Kenner der Materie. Denn die Themen drehten sich eben nicht nur um Rasiermesser, sondern auch um Pinsel, Seifen, Gesichts- oder Tiegelschäumen, Rasurvorbereitung usw. Wir drifteten etwas ab, was aber gar nicht schlimm war, denn es ging dann auch um seinen eigenen Wunsch, selbst Rasiermesser herzustellen und seine Vorliebe für Uhren (wahrscheinliche seine nächste Aufgabe).

Seine Frau lernte ich zwischendurch auch noch kennen, die uns einen Kaffee anbot.

Martin holte schließlich ein Rasiermesser-Dummy und einen Stoßriemen hervor. Zunächst zeigte er mir, wie man ein Messer relativ gefahrlos und sicher öffnet, wie man es hält und wie man es wieder richtig schließt, ohne dass man die eigentliche Schneide beschädigt. Wir übten, vielmehr ich übte das Abledern auf dem Stoßriemen. Obwohl das Ding ja eigentlich recht idiotensicher erscheint, ertappte mich Martin dabei, wie ich die Klinge leicht anhob, obwohl ich der Meinung war, die Klinge liegt flach auf. Da ich dabei auch noch quatschte, drehte ich irgendwann das Messer nicht mehr über den Rücken, sondern über die Klinge. Damit wäre nicht nur die Klinge hinüber gewesen, sondern wahrscheinlich auch das Leder. Aber zum Glück war es ja nur ein Dummy, und so lernte ich mich ein wenig besser zu konzentrieren. Es sieht so einfach aus, aber das ist es mit Sicherheit nicht, wenn man es zum ersten Mal macht.
Dann wurde es ernst. Martin fragte mich, was ich denn für ein Messer haben wollte, denn ich hatte ja noch keins. Ich antwortete etwas verlegen, dass es natürlich ein schönes Messer sein soll, gut in der Hand liegen und vielleicht am besten von Thiers-Issard sein sollte. Prompt legte Martin mir sechs Messer im Format 5/8“ hin. Alle von Thiers-Issard, teils mit Kunststoffgriff, teils aus Holz, alle mit schönen Klingen-Ätzungen. Ich hatte die Qual der Wahl und hätte natürlich am liebsten alle mitgenommen, aber ich entschied mich schließlich für ein Thiers-Issard, Fox & Rooster „Luxus-Einstiegsmesser“ (so wird es jedenfalls von Martin beworben) in der Größe 5/8“, 1/1 hohl mit Rundkopf zu einem Preis von 135,00 €. Martin prüfte die Schärfe des Messers an seinen Armhaaren. Ohne auch nur die Haut zu berühren, schnitt das Messer „freihändig“ in der Luft Martins Armhaare einfach so weg. Ich war so beeindruckt, dass ich ihn fragte, was er für das Messer und den Kurs haben wolle, ich müsse mich dann verabschieden…
Natürlich blieb ich und Martin riet mir noch zu einem Stoßriemen samt Ledertasche. Einen Hängeriemen empfahl er mir als Anfänger noch nicht. Ich nahm einen Stoßriemen in Lederhülle ebenfalls von Thiers-Issard zum Preis von 75,00 €. Martin lederte mein Messer noch mal vor der eigentlichen Rasur gründlich ab und schon gingen wir durch den meterlangen Flur in sein Badezimmer. Dort angekommen stellte ich fest, dass es genau der Ort ist, in dem er offensichtlich seine Anleitungsvideos dreht. Und es scheint der Ort zu sein, in dem seine Frau jedenfalls nichts zu suchen hat, denn man fand dort nur „Männer-Spielzeug“: diverse Pinsel von Plisson, Simpson, Thiers-Issard, Mühle, mehrere Hobel, Rasierseifen, After-Shave-Produkte, Tiegel usw. Ein Doppelwaschbecken und ein sehr breiter Spiegel erleichterten den praktischen Teil des Kurses. Martin riet mir dazu im Gesicht aufzuschäumen. Ein guter Rat, doch bin ich ein Tiegelaufschäumer und so viel mir das nicht ganz so leicht. Meine Dr. Dittmar-Spezial RS eignete sich nicht so wirklich fürs Gesichtsaufschäumen oder ich hatte einfach zu viel Wasser genommen. Jedenfalls versorgte mich Martin mit seiner Haslinger-Sandelholz Rasierseife die wirklich prima schäumte und einen festen und satten Schaum ergab. Zur Vorbereitung bot mir Martin die Proraso Pre Shaving Cream an. Ich schmierte mir das Zeug ins Gesicht und sofort wurde es eiskalt! Laut Martin sollte die Creme auch ein wenig betäuben! Ich bekam es mit der Angst zu tun! Betäuben? Das erinnerte mich nicht an eine Rasurvorbereitung, sondern eher an eine Vorbereitung zur Operation…
Aber Martin hatte Recht. Nachdem ich den Schaum aufgetragen und das Rasiermesser zum ersten Mal ansetzte, wusste ich was er meinte. Denn bei meiner Geschwindigkeit, mit der ich mich rasierte, trocknete der Schaum natürlich irgendwann an. Die Creme bewirkte, dass es nicht zu sehr riss und zupfte und die Klinge etwas besser über die Haut glitt. Wenn ich schreibe „riss und zupfte“, dann lag das daran, dass ich den Winkel offensichtlich nicht einhielt (zu flach!) und die Klinge auch falsch aufsetzte. Martin korrigierte mich, denn ich rasierte quasi aus Angst vor Verletzungen nur mit der Spitze, anstatt die Klinge komplett aufzusetzen. Aber genau das erhöht nach Martins Aussage die Gefahr sich zu verletzen. Da ich Rechtshänder bin, hatte ich Bedenken, als Martin mich bat mit der linken Hand meine linke Gesichtshälfte zu bearbeiten. Das ging erstaunlicherweise besser, als mit der rechten Hand. Ich hielt den Winkel ein, setzte die Klinge exakt auf und siehe da,

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TI Fox & Rooster, 5/8", 1/1 hohl, Merkur 34c, Feather, Derby, Rotbart, rP; 2 x 24er - Thäter und Shavemac; z.Zt. Haslinger Sandelholz; O Melhore

Diese Nachricht wurde am 22.10.2012 um 12:58 Uhr von cleanhead editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000001
22.10.2012, 12:57 Uhr
cleanhead
registriertes Mitglied


nichts riss oder zupfte mehr! Dann übte ich, die Klinge „über Kreuz“ zu führen, also mit der rechten Hand die linke Gesichtshälfte und umgekehrt. Damit tat ich mich recht schwer, aber ich versuchte es trotzdem. Nun waren das Kinn und die Oberlippe dran. Unmittelbar unter dem Kinn sollte ich die Klinge waagerecht führen (im 90 Grad-Winkel), und dann den Hals herunter natürlich den Winkel anpassen. Das war für mich wirklich eine Mutprobe. Ich sah nur den Rücken, aber nicht die Klinge. Und genau das fand ich nicht sehr vertrauenerweckend. Martin machte mir Mut und sagte mir, dass das Problem viele Anfänger haben. Alle wollen die Klinge sehen, denn die ist, im Vergleich zu einem Hobel, natürlich deutlich größer und liegt frei. Ich verglich es mit einer Frau. Ich sehe auch lieber das Dekolleté als den Rücken. Obwohl auch das ein schöner Anblick sein kann!
Da, wie bereits gesagt, ich sehr lange brauchte und sehr vorsichtig vorging, trocknete der Schaum schnell an. Ich bearbeitete meine Haut noch mit dem Hobel, um die Stellen, an denen es gar nicht mehr ging oder ich mich nicht so recht ran traute, auszurasieren. Natürlich nicht zu gründlich, denn es sollte noch ein zweiter Durchgang mit dem Messer gemacht werden. Vor dem zweiten Durchgang, empfahl mir Martin es mit dem Speick-Körper-Öl zu versuchen. Ich verteilte das Öl dünn im Gesicht, schäumte erneut ein und los ging es zum zweiten Durchgang. Das Öl ist wirklich ein gutes Hilfsmittel, vielleicht noch besser als die Creme, gerade für einen Anfänger wie mich. Ich versuchte diesmal die Stellen zu erreichen, die ich im ersten Durchgang nicht erwischt hatte, machte aber auch wieder den Fehler, dass ich die Klinge zu flach führte. Ich hörte Martin immer wieder sagen „steiler, steiler – noch steiler“… Ich kam mir vor, wie auf einem Bergsteiger-Kurs. Immer höher und höher! Und so war auch der erste Eindruck mit dem Messer. Es ist wirklich die Spitze dessen, was man als Nassrasur-Fetischist erreichen kann.
Nachdem ich im wahrsten Sinne des Wortes fertig war, betrachtete ich mein Gesicht und musste feststellen, dass ich keinerlei Verletzungen davongetragen hatte (dafür war ich aber wahrscheinlich auch zu vorsichtig) und dass an den Stellen, wo ich mit dem Messer gut „getroffen“ hatte, wirklich nichts, aber rein gar nichts mehr war. Nur noch nackte Babyhaut. Man hat noch nicht mal mehr den Schatten eines Haares gesehen. Die Stellen, die ich nicht so gut erreicht hatte (und das waren die meisten Stellen im Gesicht), zeigten natürlich noch das eine oder andere Haar. Dort wo ich mit dem Hobel rasiert hatte, war es natürlich auch gründlich und sauber, aber wie gesagt, kein Vergleich zum Messer!
Nach der Rasur philosophierten Martin und ich noch bis ca. 17:00 Uhr weiter. Nicht nur über die Rasur, sondern auch über gesellschaftliche Themen, Mindestlöhne, Verschwörungstheorien, einfach über Gott und die Welt. Nachdem er mir noch einige Tipps zur Pflege des Messers nach der Rasur und ein Fläschchen Ballistol gratis mitgab, machte ich mich wieder auf die Heimreise. Ich war 360,00 € ärmer (nicht eingerechnet die Fahrtkosten, immerhin 400 km hin und zurück) aber um mindestens 1.000 Dinge reicher an Wissen und habe eine psychologische Stütze bekommen, die man mit Geld wohl kaum bezahlen kann.
Martin hat meines Erachtens eine Menge Ahnung von der Materie, verkauft einem wirklich nur das, was man wirklich benötigt, ist ein netter Kerl und der Umgang mit ihm war sehr angenehm. Ich habe vieles von ihm gelernt, oder sagen wir neu erlernt, was ich vorher glaubte längst zu können.
Ich kann jedem der den sog. Erstkontakt mit einem Messer herstellen will, aber nicht genau weiß welches Werkzeug er nehmen soll und wie er sich überhaupt damit rasiert, einen Rasurkurs bei Martin empfehlen.

Beste Grüße
cleanhead

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Diese Nachricht wurde am 22.10.2012 um 13:00 Uhr von cleanhead editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000002
22.10.2012, 16:15 Uhr
Rori
registriertes Mitglied


Ein sehr schöner Bericht, cleanhead. Zu meiner Anfangszeit habe ich mir oft die Videos von Martin Nienberg angesehen.

--
Viele Grüße
Florian
 
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