Diskussionsnachricht 000003
02.09.2013, 15:52 Uhr
Koraat
registriertes Mitglied
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Hallo,
da es zu dem Thema anscheinend einige Verwirrung gibt würde ich gerne ein paar Worte dazu verlieren.
Richtig ist, dass es Versuche gab Stahl mit Silber zu legieren, ebenso mit Gold, Platin, Palladium und weiteren Edelmetallen.
Falsch ist aber, dass je ein Stahl tatsächlich mit Silber legiert war. Was darin begründet liegt, dass Stahl, bzw. das Eisen, welches der Hauptbestandteil des Stahls ist, per Definition keine Legierung mit Silber eingeht. Schmilzt man Silber zusammen mit Stahl ein, bildet sich am Boden ein See aus flüssigem Silber auf dem der leichtere Stahl aufschwimmt.
Was jedoch eine Rolle spielen kann: Silber hat eine sehr hohe Affinität zu Schwefel (sieht man schön daran, dass Silber in Schwefelbelasteter Luft rasch schwarz wird. Diese Schwarze Schicht ist Silbersulfid.) Es verbindet sich also sehr leicht mit Schwefel. Dieser ist zugleich einer der schlimmsten Stahlschädlinge. Es ist daher denkbar, dass die Zugabe von Silber tatsächlich einen Qualitätsgewinn bei frühen Stahlsorten bewirkt hat indem es den schädlichen Schwefel gebunden hat.
Heute beschreibt die Bezeichnung Silberstahl den Lieferzustand des Stahls, nämlich blank präzisionsgeschliffene Rundstäbe. Diese werden heutzutage beinahe ausschließlich aus 1.2210 hergestellt, welcher auch bei Rasiermessern vorwiegend Verwendung findet.
Dieser ist wie oben beschrieben ein Werkzeugstahl und ein Kaltarbeitsstahl, was nichts anderes bedeutet, als dass dieser Stahl für Werkzeuge verwendet wird (Schneidinstrumente, Reibahlen, Gewindeschneider, Präzisionsachsen etc) welche nur "kalt" also bei niedrigen Temperaturen (unter 200 Grad) eingesetzt werden dürfen, da sie sonst ihre Härte einbüßen.
Demgegenüber stehen die Warmarbeitsstähle die teilweise bis 600 Grad eingesetzt werden können, allerdings für Rasiermesser weniger geeignet sind.
Da sich die genaue Legierung des Silberstahls über die Zeit geändert hat erklärt dies auch die unterschiedlichen subjektiven Empfindungen bezgl. des Schärfens und der Rasureigenschaften.
Früher wurde nämlich häufig auch der 1.2516 als Silberstahl gehandelt. Dieser Stahl ist mit Wolfram legiert und dadurch verschleißfester. Wer also einen solchen "alten" Silberstahl auf den Steinen hat merkt das dadurch, dass das Schärfen bedeutend langwieriger ist. Hervorragend für Rasiermesser geeignet sind aber beide Stähle.
Ich hoffe das bringt ein bisschen Klarheit in die Sache.
mit besten Grüßen,
Ulrik |