Diskussionsnachricht 000009
23.12.2013, 15:16 Uhr
noir
registriertes Mitglied
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Da es hier ja u.a. um Stahl geht, frag ich einfach mal ganz dumm:
Was sind denn eure Anforderungen an Rasiermesserstahl?
Und wie definiert ihr Qualität und Güte eines Stahls?
Ich frage das, weil hier keine eindeutigen Aussagen rüberkommen und, weil das auch von jedem unterschiedlich gesehen wird.
Für den einen ist es schon gute Qualität, wenn der Stahl nicht rostet
Für den Kenner ist das total unrelevant, denn er interessiert sich viel mehr für die Legierungsbestandteile und die Gefügestruktur.
Auch wenn man so Aussagen liest, wie "Alter Stahl ist von besonderer Güte", dann frag ich mich wieder woher man so einen Unsinn hat?!
Es gibt unzählige Stahlsorten, die alle unterschiedliche Eigenschaften haben.
Für Rasiermesser sind 90% dieser Eigenschaften total egal.
Braucht man bspw. einen Stahl mit ultrahoher Zugfestigkeit, wie einen 42CrMo4 für Rasiermesser? Wohl eher nicht, es sei denn man möchte damit bei einem Rasiermesserzugfestigkeitswettbewerb gewinnen .
Ist es für Rasiermesserstahl von Bedeutung, wie elastisch er verformbar ist, bevor er sich plastisch verformt? Ebenfalls nicht, es sei denn ich setze das Rasiermesser ständig Zugbelastungen von bspw. ca. 50000N/mm² aus, was z.B. die obere Streckgrenze von C45 (unlegierter Stahl) darstellt.
Das Schleifen stellt wohl die höchste Belastung dar, aber im Grunde handelt es sich dabei auch nur um eine translatorische Bewegung, verbunden mit Reibkraft, welche eine Ausrichtung/Begradigung verursacht und keine klassische Belastung (Kräfte, Momente usw.). Wenn durch diese Belastung der Stahl zu Ausbrüchen an der Schneide neigt, aufgrund von Schlackeresten etc. ist das Müll! Das hat dann wieder was mit Qualität und Güte zu tun, aber nicht mit der Stahlsorte.
Was der Stahl haben sollte, ohne dass er es muss ist eine Korrosionsbeständigkeit, aber das wars ja auch schon fast.
Der Stahl muss nur den Anforderungen gerecht werden, dann ist es egal, ob es sich dabei um alten oder neuen Stahl handelt. Stahl ist ja nicht wie Wein, der im Laufe der jahrelangen Lagerung immer besser wird.
Und wenn ein alter Stahl irgendwas haben soll, was neue nicht haben sollen, dann kann ich nur sagen, dass das falsch ist! Industriell hergestellter Stahl steht unter ständigen Qualitätskontrollen, somit ist das Produkt ein sehr homogenes. Bei privaten Eisengießereien, kann das schon anders sein, je nachdem wie professionell gearbeitet wird.
Stahl ist ungleich Stahl. Es gibt einfach so unglaubliche viele Sorten.
edit:
Eines ist natürlich klar, ohne experimentelle Versuche kann niemand mit bloßem Auge die Qualität oder das Gefüge eines Metalles erkennen.
Das geht nur, wenn man den Stahl bearbeitet und dann feststellt, dass er z.B. brüchig/spröde ist. Aber dann ist es ja schon zu spät.
Was schreibt denn übrigens Wacker, warum die Jungmeister RM so gut sein sollen? Oder wodurch sie sich von den anderen RM unterscheiden?
-- Löppt! Diese Nachricht wurde am 23.12.2013 um 15:38 Uhr von noir editiert. |