Diskussionsnachricht 000080
18.02.2004, 21:36 Uhr
frozenfrogz
registriertes Mitglied
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Der Richtigkeit wegen muß ich mich hier mal zu Wort melden.
Ich hoffe daß ich es schaffe die Sachverhalte ein wenig gerade zu biegen, ohne mich zu sehr in Details zu verlaufen (Wärmebehandlung von Stählen ist nicht ganz ohne).
@grafgoldfisch:
Ich möchte Dir nicht an den Karren fahren, aber ich muß hier Deinen Beitrag etwas zerpflücken.
grafgoldfisch schrieb:
Zitat: | Blei schmilzt bei 327 Grad und siedet bei 1740 Grad.
Der Stahl muß, um eine Gefügeänderung zu erreichen, rotglühend erhitzt werden.Solltze etwa bei 900 Grad liegen.
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Soweit in Ordnung, die Härtetemperaturen diverser Stähle liegen so zwischen 700 und 1300 Grad Celsius.
Zitat: | Die Erhitzung wäre theoretisch in Blei möglich. Doch wird Blei nicht zur Erhitzung sondern zum Abschrecken benutzt. Somit liegt die Abschrecktemperatur über dem Schmelzpunkt, da es ja flüssig sein muß.
Warum in Blei ?
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Ja, das Abschrecken in Blei ist möglich (ähnliche Temperaturen wie im Warmbad -> Salzschmelze).
Wie Norbert schon geschrieben hat wird flüssiges Blei aber vorwiegend zum Erhitzen der zu härtenden Werkstücke genutzt.
Das "Bleihärten" ist deshalb so interessant, weil man die Temperatur des Bleibades sehr genau einstellen und den Stahl somit auf eine optimale Härtetemperatur bringen kann.
Zitat: | Je stärker der Abschreckvorgang, je feiner wird das Kristallgefüge des Stahles.Z.B wenn man in eiskaltem Wasser abschreckt. Es gibt sogar Eishärten.
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Ja, es gibt Eishärten. Der Rest der Aussage ist leider nicht richtig.
Durch das Härten wird das Gefüge nicht verfeinert (feinkörniger).
Die Gefügefeinheit kann man durch Wärmebehandlung zwar positiv beeinflussen (Feinglühen), hat aber mit der Härte nichts zu tun.
Die Abschreckgeschwindigkeit hängt davon ab, was der Stahl verkraften kann ohne durch die erhöhte Spannung Risse zu bekommen, oder gar zu zerspringen.
Zitat: | Je feiner das Gefüge, je härter der Stahl.
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Härte ist ein Maß für den Oberflächenwiderstand. Was Du meinst ist wohl eher die Zähigkeit eines Stahls.
Ein feines Gefüge macht sicherlich einen guten Stahl aus, die Härte hängt aber nicht unmittelbar von der Gefügefeinheit ab.
Für die Härte des Stahls ist vor allem interessant, in welcher Form (Ferrit, Perlit, Zementit, Austenit, Martensit) das Gefüge vor liegt.
Während dem Erhitzen des Stahls auf die Härtetemperatur wandelt sich das Perlitgefüge in Austenitisches gefüge um (der Kohlenstoff im Stahl wandert an eine andere Stelle zwischen den Eisenatomen -> Kubisch-Raumzentriert zu Kubisch- Flächenzentriert)
Durch das Abschrecken (schnelles Abkühlen) wird der Kohlenstoff daran gehindert wieder in seine Ausgangsposition zu gelangen und ein Teil des Austenitischen Gefüges wird zu Martensit.
Die dabei entstehenden Spannungen innerhalb des Gefüges sind verantwortlich für die Härte.
Durch spezielle Tiefkühlbehandlung (-> Eishärten) kann man das Gefüge noch zusätzlich "Martensitisieren" (Werde ich an dieser Stelle aber nicht weiter erläutern).
Zitat: | Man erkennt es an der Funkenprobe.
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Das einzige was Funkenprobe und Härte gemeinsam haben ist ihr Zusammenhang mit Kohlenstoff.
Mit Hilfe der Funkenprobe kann man grob abschätzen wie hoch der Kohlenstoffgehalt im untersuchten Stahl ist.
Stahl läßt sich wiederum nur härten, wenn genügend Kohlenstoff enthalten ist (so zwischen 0,2 und 2% Kohlenstoffanteil).
Der selbe Stahl, gehärtet als auch ungehärtet, ist im Funkenbild nicht unterscheidbar.
Zitat: | Es besteht aber die Gefahr, daß bei zu starkem Abschrecken sich Risse im Stahl bilden.
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Richtig.
Zitat: | Kohlenstoffstähle können stärker abgeschreckt werden als legierte Stähle. Bei den Legierten nimmt man dann Öl, flüssiges Blei, Wasser-Öl Emulsion oder härtet mit Luft.
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Es stimmt, daß es Wasser, Öl- und Lufthärter gibt. Allerdings sind nicht alle unlegierten Stähle Wasserhärter und alle legierten Öl- bzw. Lufthärter.
Es gibt sowohl unlegierte Stähle die Ölhärter sind als auch legierte Stähle die Wasserhärter sind.
Es stimmt aber, daß unlegierte Stähle eine höhere Abkühlgeschwindigkeit benötigen.
Zitat: | Das Stahlgefüge ist dann etwas grobkörniger und nicht so hart.
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siehe oben.
Zitat: | Bei legierten Stählen muß das Abschrecken auf die Legierung und den Zweck abgestimmt sein.
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Auch bei unlegierten Stählen muß die Wärmebehandlung richtig abgestimmt sein. Es stimmt aber, daß unlegierte Stähle etwas Fehlerverzeiender als legierte Stähle sind und man bei der Arbeit mit legierten Stählen etwas feinfühliger dabei seien muß.
Zitat: | Härte ist nicht alles, es gibt auch andere nützliche Eigenschaften. Ein Stahl ist schon so etwas wie eine Gesamtkomposition. Eine Note verkehrt und man hört es.
(oder man spürt es auf der Haut)
Harald
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Nichts für ungut, aber das mußte ich los werden.
Sollte ich mich in dem ein, oder anderen Punkt geirrt haben, gebt doch bitte euren Senf dazu
Jetzt halte ich erst mal den Mund, ich wollte ja nicht den ganzen Thread kapern ;-] Diese Nachricht wurde am 18.02.2004 um 22:14 Uhr von frozenfrogz editiert. |