Diskussionsnachricht 000012
26.06.2014, 00:37 Uhr
FirstShaver
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Calani BayRum – Triologie Teil III
Muss jetzt natürlich etwas mehr ausschmücken, als ich es ursprünglich vorhatte. Denn jetzt habe ich mich ja in eine „Story“ herein manövriert, die ich so kurz gar nicht beenden kann. Ich hoffe, es ist trotzdem okay für Euch. Wenn nicht, mir hat es auf jedem Fall Mords Spaß gemacht :-)
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Als der Schmerz nachließ, konnte ich endlich in einen tiefen Schlaf sinken. Aber der währte nicht lange, und ich wurde von dem herabtropfenden Wasser wieder geweckt. Ich öffnete die Augen, und versuchte mit einem tastenden Blick die Umgebung zu taxieren. Die Wassertropfen kamen aus einer alten Leitung, die sich über mir an einer Gewölbedecke entlang zog. Jedenfalls war es kein faul schmeckendes Wasser. Die Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und so langsam nahm ich die Umgebung wahr. Oben, fast unter der Gewölbedecke befand sich zumindest eine Art Fenster mit einer sich daran anschließenden schrägen Betonrutsche. Sicher ein Keller, der über diese Rutsche mit irgendwelchen Dingen gefüllt wird/wurde.
Soweit, so schlecht … warum-, wieso bin ich hier, und wo ist das hier überhaupt? Ich hebe meinen Oberkörper an, taste mich ab, fühlte sich normal an. Dann sehe ich in der Ecke ein helles Bündel liegen, äh, ein bewegliches Bündel. Ich stehe auf, gehe dort hin und erkenne die französische Frühstücksschönheit wieder. Sie liegt so da, als ob sie schläft. Ich beuge mich zu hier herunter und halte mein Gesicht ganz nahe an das ihre. Ich kann mich direkt wieder an den Duft von ihr erinnern. Jetzt mischt sich allerdings noch ein wenig feuchter Keller und Schweiß dazu. Nicht verwunderlich bei dieser Umgebung. Jedenfalls, im Ergebnis atmet sie, und das ist ein gutes Zeichen. Mir fällt nun auch schlagartig wieder ein, was passiert ist.
Carla und Claus stiegen im Hof aus dem Wagen. Ich stand verdutzt auf dem Balkon von meinem Zimmer. Da blickte Carla nach oben und hat mich sofort entdeckt. Mit einer vollendet graziösen Bewegung wirft sie den Seidenschal – der von der Autofahrt einfach nur so herab hängt – um den wunderschönen Hals. Sie geht auf die Veranda-, und dort auf Amelié zu. Ja, Amelié ist der Name der Frühstücksschönheit. Sie umarmen sich, was meine Verwunderung noch viel größer macht. Kurz darauf steht Carla in meinem Zimmer und wir schauen uns einfach nur an. Ich, noch immer in Hose und Unterhemd, wohlduftend nach Porto No. 4, und sie in einem Sommerkleid, das alles was man an einem Frauenkörper betonen kann mit doppeltem Ausrufezeichen auch wirklich betont. Sie lässt den Schal mit einer unscheinbaren Handbewegung auf den Boden gleiten, streicht dann langsam über ihr Kleid, betrachtet erst sich und dann mich ganz versonnen und fixiert mich dann mit einem Blick, der mir den Atem verschlägt. Langsam mit genau gesetzten Schritten kommt sie auf mich zu …. um sich dann einfach auf den Stuhl am Tisch zu setzen und mein Frühstück einzunehmen.
Nachdem ich mich ihr gegenüber gesetzt habe, nehme ich die traurigen Augen von ihr wahr. „Was ist passiert?“, frage ich. Sie seufzt kurz, und dann … dann erzählt sie.
„Du wirst es kaum glauben, aber ich muss vor meiner eigenen Familie flüchten. Claus ist ein wirklicher Createúr de Parfum und hat eine wunderbare Duftreihe fertiggestellt. Du „trägst“ ja eines davon heute. Und ich, also ich bin sozusagen seine Muse. Ich inspirierte ihn in den letzten Monaten so sehr, dass er mittlerweile fünf Düfte hervor gezaubert hat, die ihresgleichen suchen. Aber die Rezepte sind natürlich nur ihm bekannt.“
Na, bei der „Inspiration“ wäre ich gerne mal Mäuschen gewesen, dachte ich.
Den Gedanken muss sie mir angesehen haben. Sie lächelte vielsagend, und senkte dann den Blick. „Es war unspektakulärer als du denkst. Er hat mich als Akt gemalt. Denn malen ist Entspannung für ihn, sagt er. Nach dem malen war er immer wahnsinnig aufgedreht, kreativ und hat die Düfte kreiert. Mein Vater hätte aber gerne die Düfte unter seinem eigenen Namen in unserem Laden verkauft. Und dazu wollte er die Rezepte von Claus haben. Notfalls mit Gewalt. Allerdings leidet mein Vater aber auch unter Spielsucht und hat sich dafür Geld von den Borritos Brüdern geliehen (aha, die Pomadenbande). Die haben nun ihre Auslagen eingefordert, und verlangten selbst die Rezepte der Düfte zum Eigenvertrieb. Da mein Vater diese nicht beschaffen kann, hat er mich stattdessen als Schuldenausgleich den Borritos zur Ehefrau für den jüngsten angeboten.“
Sie hielt kurz inne und sog die Luft tief seufzend ein. „An dem Tag, als du bei uns im Laden warst, haben die Borritos bei Claus die Wohnung auf den Kopf gestellt, und die Aktbilder von mir gefunden. Nun wollte mich jeder zur Frau haben, und sie kamen in Streit. Das Ende des Disputes war die Abmachung, dass ich mich für einen entscheiden sollte. Daher haben sie mich aufgesucht, und mich dann bei dir in der Bar aufgespürt. Da ich nichts von meinen Eheverpflichtungen wusste, war ich natürlich hochgradig überfordert, wie man sich vorstellen kann.“
Sie lehnte sich zurück und drehte den Kopf zum Fenster und sah abwesend über die Lavendelfelder. Dann, mit einem Ruck kam sie in diese Welt zurück, und erzählte weiter.
„Jedenfalls, nach deinem Fenstersturz konnte ich in der allgemeinen Verwirrung abhauen, bin zu Claus, und der hat mich dann – nachdem er dich weg geschickt hatte – bei sich in der Wohnung versteckt. Da mein Vater an diesem Abend von den Borritos auch gleich die Aktbilder zu sehen bekam, war ich natürlich seiner Familie nicht mehr würdig, und wurde verstoßen. Er hat den Borrito Brüdern aufgetragen sie sollten mich weg bringen. Dem ist Claus dann aber zuvorgekommen. Ich bin nun sozusagen Heimatlos.“, sagte sie mit einem bitteren Lächeln.
Meine Gedanken kreisen wirr durcheinander um diese Story zu ordnen. Dann fällt mir jedoch etwas auf: „Wieso kommen du und Claus ausgerechnet hierher, wo ich bin, und wieso kennst du Amelié?“
Sie schaut mich an, wie jemand der mit sich kämpft, ob er dies auch noch erzählen soll. „Na gut“, presst sie dann leise hervor, „das ist zwar eine andere, ältere Geschichte, aber die sollst du dann auch erfahren.
Mein Vater hat meine Mutter vor ca. 31 Jahren verstoßen. Da war meine Mutter mit meiner Schwester schwanger. Ich war gerade 4 Jahre alt geworden. Meine Mutter ist zurück in ihre Heimat – sie war aus Frankreich - auf den Hof ihrer Eltern. Und verstoßen hat mein Vater meine schwangere Mutter, weil er herausfand, dass dieses Kind von einem anderen war. Das Kind … es war … es ist von Claus. In dieser Zeit war Claus der Freund und Geschäftspartner meines Vaters. Beide wollten den absoluten Duft erarbeiten. Danach war damit natürlich Schluss, und Claus blieb in unserer Nähe und versuchte es alleine weiter. Meine Mutter ging also zurück in ihre Heimat. Ihr Name ist übrigens Paulette und ihr gehört dieser Hof hier, auf den du zufälligerweise gestern Nacht gekommen bist ... warum auch immer.
Das heißt dann natürlich, Amelié ist sozusagen meine Schwester. Nun kennst du die Zusammenhänge“
Sie lässt sich wieder zurücksinken wie jemand, der alles gesagt hat, der nun vollkommen leer ist, und der am liebsten auf einem anderen Stern wäre.
„Eines ist aber kein wirklicher Zufall“, erwiderte ich. „Das ich hier bin, liegt daran, dass in der Schachtel von Porto No. 4 ein Zettel mit dieser Adresse war. Ich dachte, es wäre eine Nachricht von dir oder Claus, dass ich hierher kommen sollte.“
Sie schlug sich die Hand vor die Stirn. Dabei wehte ein zarter Hauch von ihrem Duft zu mir herüber. Es roch ganz frisch und zitrisch, sehr angenehm. Beim an heben des Armes zeichnete sich unter dem Stoff des Kleides jede Kontur des Oberkörpers ab. Gerade so viel, dass man alles erahnen, aber doch nichts erkennen konnte. „Das ist ja wirklich eine Verquickung der Zufälle“, sagt sie. „Der Lavendel zur Herstellung des No. 4 kommt von hier. Deshalb war da wohl der Adresszettel in der Schachtel. Ich bin ja auch nur zu dir in die Bar gekommen, weil du die Havanna Classic gewählt hast. Das machen nur wenige bei uns, meistens werden eher schwer süße Düfte bevorzugt. Aber diejenigen, die Havanna Classic wählen, sind meiner Erfahrung nach interessante Menschen. Irgendwie dachte ich da ….“, sie beendete den Satz nicht mit Worten sondern kam mir irgendwie sehr nah über den Tisch mit ihren leicht geöffneten Lippen entgegen. Das nächste was ich spürte war ein wohliges Gefühl als mich ihre Hand berührte, und dann … ein Schlag auf den Kopf und danach wurde es dunkel.
Mehr passt nicht - Fortsetzung kommt direkt.
-- FirstShaver Diese Nachricht wurde am 26.06.2014 um 00:40 Uhr von FirstShaver editiert. |