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NassRasur.com-Forum » Rasierhilfsmittel und Pflegeprodukte » Calani Geschichten » Themenansicht

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Autor Thread - Seiten: -1- [ 2 ]
Diskussionsnachricht 000000
23.06.2014, 18:19 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Calani Triologie

Dieser Text hängt mit Absicht nicht im großen Calani Thread, denn er beschreibt eher etwas bildhaft die Erlebnisse mit drei Calani Seifen. Diese sind Havanna Classic, Bay Rum und Lavendel.

Geschäumt wird mit Mühle reines Dachshaar, die Seife wird für den Zeitraum des auflegens eines heißen Lappens auf der Oberfläche gewässert und dann mit einem feuchten Pinsel aufgeschlagen. Und hier nun die Bilder.

Havanna Classic:
Schon bei dem aufschlagen des Schaumes entfachet sich der Duft, der die folgenden Bilder in meinen Kopf spült. Das alles wird durch Musik von einem Jazz und Swing Sender untermalt. Ich mag diese Musik bei der Rasur. Denke ich mir dabei doch einfach, dass man in den „alten“ Zeiten der Nassrasur solche Musik oft zu Gehör bekam. Meine „alten“ Zeiten reichen da vor meine Geburt, als mein Opa oder mein Vater sich so in den 50igern mit dem Pinsel und dem Messer rasiert haben.
Nun denn, bei der Havanna Classic sehe ich immer wieder einen Rasiersalon vor dem geistigen Auge, der in einer Straße irgendwo in Portugal oder Spanien liegen könnte. Vor der Tür herrscht gedämpfte Vorabendruhe. Es gibt ein paar kleine Läden mit Kurzwaren, eine Bar aus der eben gedämpft diese Musik dringt. Alte Autos aus der Zeit stehen auf der Straße die bereit genug ist trotz der parkenden Fahrzeuge noch die anderen Fahrzeuge aufzunehmen. Der Rasiersaloon hat zwei große Schaufenster und in der Mitte eine Eingangstür mit großem, klobigen Verzierungen. Die Tür ist allerdings offen, damit die Abendluft, die langsam abkühlt, in das Innere des großen Raumes strömt. Der Laden selbst knarrt beim betreten. Der Raum ist komplett mit Holzboden ausgestattet, fein geputzt und das Wachs zur Pflege duftet noch nach. Die Ausstattung ist in dunklem Holz gehalten, und von der Decke hängt ein großer Ventilator, der eine in die Haltestange integrierte Lampe hat, die aber nur ein spärliches Licht verbreitet. Alles riecht nach Holz und Tabak, denn der Laden verkauft auch gleichzeitig Rauchwaren und Zeitschriften. Ebenso wird Kaffee angeboten, den man im Stehen an der Theke einnehmen kann.
Auf der linken Seite sind dann 5 Stühle zur Rasur platziert. Mit hohen Rückenlehnen, einer Art Nackenrolle an einer Metallschiene die an der Stuhlrückseite verschraubt ist, gepolstert mit dunkelgrünem Leder und bequemen Armlehnen. Vor jedem Stuhl ein Spiegel, ganz hoch, fast übergroß mit einer aufmontierten Lampe die einen sanften Lichtkegel auf das Gesicht des Kunden werfen wird, davor der Waschtisch mit Becken und Ablagefläche für die Rasierutensilien.
Man nimmt Platz, und die Musik, die man zuvor aus der Bar wahrgenommen hat, dringt gedämpft zur Tür herein. Mr. Bojangles von Sammy Davis Jr. ist zu erkennen … und man sinkt gemütlich entspannt in das Polster. Einer der Angestellten – in einem hellen Kittel tritt heran und weiß schon, was man will. Einen Medronho (Schnaps) im hohen, schlanken Glas und eine Rasur. Die Prozedur beginnt mit dem heißen Tuch ... aaah wie schön ... und man hört das Geräusch das beim aufschlagen des Schaumes in einem Porzellantiegel entsteht. Calani Havanna Classic Duft. Danach das wohlige Gefühl beim Aufttrag mit dem Dachs. Während man nun so da sitzt, eine Hand mit dem Glas auf der Armlehne, die andere auch, aber ohne Glas, sieht man im Spiegel, wie auf der gegenüberliegenden Seite hinter die Theke die Tochter des Besitzers heraustritt, um für die nächst Kundschaft da zu sein. Lange, dunkle Haare die sehr dick und fest erscheinen. Ein paar Sonnenstrahlen die durch das Dachfenster fallen vereinen sich mit dem Licht von der Strasse, welches zur Tür hereinscheint. In dem Schatten/Licht Reflex sieht man ... tiefrote Lippen und eine etwas knapp sitzende Bluse die sich über den üppigen Busen spannt aus grobem, hellen Baumwollstoff. Einen schüchternen Blick in den Spiegel nimmt man wahr, und das anschließende snken der Augenlieder und des Kopfes. Dann dreht sie den Kopf zur Seite und man erkennt die makellosen Ohren, den Übergang zum Hals, das pochen des Herzschlages, den braunen Teint der zarten Haut und wie sich dieser formvollendete Hals in der Bluse verliert. Der obere Blusenknopf – zuvor noch knapp zu – hält der Bewegung nicht stand und springt auf. Dabei wird dann das zarte Spitzenmuster der Wäsche sichtbar und ein kurzer Blick auf den Ansatz der Brüste, die leicht zusammengepreßt in der Mitte einen dunklen Spalt bilden. In diesen tropft eine kleine Schweißperle aus dem Gesicht, und eine kleine, feuchte Spur verschwindet in dem Schatten . Sie bemerkt es, dreht sich um und kommt mit korrekt geschlossenem Knopf in das Spiegelbild zurück. Ein weiteres Lächeln in den Spiegel und dann das abwenden und die Beschäftigung mit dem ordnen der Auslageware schließt sich an. Aber die Signale sind gesetzt …
Während dies alles passiert, strömt der wunderbare Duft der mittlerweile sahnig schäumenden Calani in die Nase und die Rasur Durchgänge gehen voll Genuss – und mit einem immer wieder flüchtigen Blick in den Spiegel – vorbei. Danach gilt es, eine Duftentscheidung zu treffen. Diese fällt bei dem Barbier auf das Russische Eau de Cologne von Harry Lehmann aus Berlin. Vereint es doch diese typische, dunkle Atmosphäre mit knarzendem Holz, alten Ledersofas und Zigarrenrauch. Perfekt!
Dann bleibt nur noch aufzustehen, Sakko anziehen, zur Theke gehen und bei der Schönheit den Preis zu zahlen. Dabei werden Blicke getauscht und am Ende ist klar … wir sehen uns wieder.
Beim Heraustreten aus dem Laden geht die Sonne gerade an der letzten Hausecke in Deckung und ein leicht rötlicher Schein taucht die Straße in ein zauberhaftes Licht. Der Wind schlägt einen Fensterladen an die Hauswand und ein rhytmisches Tock Tock Tock ist leise zu hören. Man geht die 20 m bis zu der Bar schräg gegenüber, um dort noch ein wenig der Musik zu lauschen und ein Abendgetränk einzunehmen. Wenn der Barbier schließt – in 15 min. – vielleicht kommt Sie nach? Take five vom Dave Brubeck Quartett läuft gerade, und im Schlagzeugsolo schwingt die Tür auf … im Gegenlicht ist „ihre“ Silhouette zu erkennen und mit einem zielstrebigen Schritt kommt sie an die Bar und schlägt die Augen nieder, um dann sogleich ganz sicher in die meinen zu blicken … das könnte ein sehr schöner Abend werden ...

wenn nicht gerade Montagmorgen wäre und jetzt muss ich zur Arbeit.

Mist :-)

So, die anderen beiden "Geschichten" folgen dann, wenn es gewünscht wird ....

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 23.06.2014 um 18:24 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000001
23.06.2014, 18:44 Uhr
noir
registriertes Mitglied


Grandios!
Die Bilder bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf, echt brillant ge- und beschrieben. Zwischenzeitlich dachte ich aber schon an ein etwas verruchteres Genre

Die anderen Stories musst Du einfach bringen. Und vllt. noch eine kleine Forsetzung mit der Tochter des Barbierstubenbesitzers?

Jetzt muss ich aber schnell die Calani - Havanna bestellen.

--
Löppt!

Diese Nachricht wurde am 23.06.2014 um 18:45 Uhr von noir editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000002
23.06.2014, 19:53 Uhr
~Inselgrün
Gast


Schön geschrieben!

Ein schmaleres Satzbild mit kürzerem Zeilenumbruch
würde das Lesen erleichtern. So muss man immer
suchen, wo fängt die nächste Zeile eigentlich
an ;-) Nur als Anregung!
 
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Diskussionsnachricht 000003
23.06.2014, 20:00 Uhr
Lafette
registriertes Mitglied


Sehr schön beschrieben, immer her mit den anderen Berichten!

Gruß

Marc
 
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Diskussionsnachricht 000004
23.06.2014, 21:02 Uhr
Michel
registriertes Mitglied


Grandios!Toll geschrieben.

--
Gruss Michael
 
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Diskussionsnachricht 000005
23.06.2014, 21:14 Uhr
chr09
registriertes Mitglied


Wow! Brutal gut geschrieben, Respekt!

Ich bin selbst absoluter Calani-Fan und mir schwirren bei den Düften der Seifen, egal ob Tulach Ard, Classic Havana, Bayrum ähnliche Gedanken durch den Kopf!
Jedoch wäre ich wahrscheinlich nicht in der Lage sie so schön zu umschreiben..

Und jetzt hau raus die anderen Geschichten!

--
Das Leben ist zu kurz für schlechte Rasuren.
 
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Diskussionsnachricht 000006
23.06.2014, 22:13 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Oh, gute Resonanz. Äh ja, das Satzbild, wohl wahr. Habe es erst in Word getippt, da sah es besser aus. Werde es bei den nächsten Versuchen besser hinkriegen. Das leicht veruchte lag wohl an der Zeit, die ich beim rasieren verbringe und den vielen Bildern, die man im Leben so einsammelt. Wenn jemand den Film Frida einmal gesehen hat, so stelle ich mir die Farben in der Geschichte vor ....

Ja, jetzt ein wenig Geduld. Werde auch die andern beiden Storys in die passenden Worte fassen.

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 23.06.2014 um 22:28 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000007
24.06.2014, 09:02 Uhr
kinkjc
registriertes Mitglied


Oh ja "Frida" und Selma Hayek!!! Ich weiß genau was Du meinst. Auch von mir alle Daumen hoch für diesen poetischen Bericht, wie neulich bei den RC's läuft sofort Kopfkino. Und wunderbar, dass es hier Kollegen gibt, die es auch so empfinden. Ich freue mich schon auf die anderen Stories!

--
kinkjc - wie einst die Cäsaren: "Er kam, sah und rasierte!" Die Dekadenz kommt auch nicht von ungefähr!
 
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Diskussionsnachricht 000008
24.06.2014, 18:08 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Nun also der zweite Teil der Calani-Triologie.
Calani Lavender

Ein lautes Geräusch lässt mich langsam wach werden. Hört sich nach dem Türenschlagen des alten Citroen (Modell H) an.

Das ist der Jean Luc, der Bauer. Und er fährt damit die Waren zum Markt nach Aix en Provence.
Es ist Juli, die Sonne ist seit 7:00 Uhr da. Aber in dem großen Zimmer von Madame Paulettes Hof ist sie erst sehr milde angekommen.
Die hohen Doppelflügelbalkontüren sind weit offen und dazwischen weht der Vorhang leicht im frühen Morgenwind.
Es ist ein cremefarbener Vorhang mit Lavendelblütenmuster.
Dadurch wirkt das Morgenlicht der Sonne leicht zartblau und gelblich gemischt.
Fast ein Pastellton. In den sichtbaren Strahlen, die sich je nachdem wie der Wind die Balkontüren im Spielraum des Feststellhakens der Balkontüren schwingen lässt, mal länger und mal kürzer über den blau/weiß gefliesten Boden bewegen, tanzen die Staubkörner auf und ab. Sieht irgendwie so vertraut aus.
Wie damals, als ich bei meiner Großmutter übernachtete wenn meine Eltern auf Reisen waren. Da gab es auch diese Szenerie. Die Feststellhaken quietschen leise vor sich hin.
Bei meiner Großmutter erfüllte zu der Uhrzeit dann ein starker Kaffeeduft den Raum. Das ist hier nicht so.
Hier duftet es nach dem, was vor dem Fenster bis zum Horizont zu sehen ist: Lavendelfelder! Was für ein wunderbarer, sanfter und zugleich einmaliger Duft.
Jetzt im Juli ist in der Provence die schönste Lavendelzeit. Ich hebe den Kopf aus dem weichen Daunenkissen – die Füllung ist natürlich von einer der letzten Hof Gänse – und blicke mich um.
Das Bett ist so richtig alt und aus dunkelbraunem Holz mit einer hohen Rückwand. Am Fußende links und rechts die gedrechselten Bettpfosten an denen meine Kleider hängen.
Die habe ich gestern Abend bei der überstürzten Ankunft einfach nur drüber gehängt. An der anderen Seite des Raumes, gegenüber der Balkontür, steht ein großer Waschtisch mit Spiegel und einer weißen Marmorplatte.
Darauf steht eine Waschschüssel und der Wasserkrug – eben alles sehr ländlich, mit weniger Luxus. Aber einfach stimmig.
Ich sehe schon die Rasierutensilien auf dem Waschtisch, die ich gestern Abend noch parat gelegt hatte. „Monsieur, Frühstück?“, ruft eine Stimme aus dem Hof nach oben. Ich ziehe eine Hose über und trete auf den Balkon.
Die Sonne steht genau gegenüber von mir und einen kurzen Moment verschlägt es mir die Sprache aufgrund des prächtigen Farbenspiels von blauem Himmel, kleinen Wölkchen, im Einklang mit den unendlichen Lavendelfeldern.
Eine junge Frau im groben Leinenrock und -bluse steht unten auf der großen Veranda des Hauses und schaut erwartungsvoll zu mir nach oben. „Oh, äh Oui“, kriege ich gerade noch hin. Sie nickt und verschwindet im Haus worauf es auch sogleich zu klappern beginnt, wie wenn man Geschirr zusammenstellt.
Na denn, dann schreite ich zur Morgentoilette. Ein Lied von Madeleine Peyroux zieht sich durch meine Gedanken … Half the perfect world. Ich schalte das Zimmerradio ein. So ein Zufall, da läuft es sogar gerade. Dann verschwinde ich in der Dusche. Natürlich liegt hier Lavendelseife bereit, was sonst bei der Umgebung.
Im Radio höre ich mittlerweile Carla Bruni. So, nun freue ich mich aber auf die Rasur, nachdem ich mir die Hose und ein normales Unterhemd übergestreift habe, natürlich glatt, aus Schweizer Baumwolle ohne Rippen.
Kurz vor meiner überstürzten Flucht aus Portugal habe ich mir noch eine Calani Lavender Rasierseife zugelegt. Die steht nun da vor mir auf dem Waschtisch. Der erste Schaum der Lavender ist immer etwas „trockener“ als der von der Havanna Classic, aber auch total üppig.
Beim zweiten Durchgang wird es dann cremig sahnig. Beim einseifen steigt nun der wunderbare Lavendelduft in meine Nase und streichelt meine Gedanken. Die Flucht aus Portugal blitzt wieder in meiner Erinnerung auf.
Nachdem Carla – die Tochter meines Barbierladen Betreibers – in der Bar aufgetaucht war und der Abend so langsam in eine erotische Stimmung kippen wollte, tauchten plötzlich mehrere Männer auf.
Einer stellte sich als Carlas Bräutigam vor. Alle Typen hatten sehr pomadige Haare und wirkten recht feindselig auf mich.
Carla erschien eher so, als ob sie ihren vermeintlichen Bräutigam das erste Mal im Leben sah. Allerdings gab es nicht viel Zeit, darüber zu reden. Die empfundene Feindseligkeit war kein Trugschluss, sondern wurde anhand der aufblitzenden Messer direkt zur Gewissheit.
Also, ab durch die Mitte, in diesem Fall durch eine geschlossene Fensterscheibe. Ich schaffte es gerade noch zum Auto und war dann auch schon weg.
Am nächsten Morgen traute ich mich dann aber doch nachzusehen, wie es ihr ging. Sie stand im Laden, steif, wunderschön und nach außen hin vollkommen neutral.
Ich erstand also die Lavenderseife … auf dem Geldschein den ich ihr gab stand, um 10.00 Uhr am Dorfbrunnen, ich nehme dich mit“.
Sie erwiderte mit einem Blick der sagte, „ich bin da“. Aber dabei blieb es leider. Um 10:00 Uhr kam sie nicht, dafür die Pomadenbande …
Da sprang plötzlich ein Mann in meinen Wagen und schrie, ich sollte losfahren, er wäre ein Freund von Carla. Ich fuhr und nach ca. 20 km ließ er mich anhalten. Sein Name wäre Claus und Carla wäre fort gebracht worden. Beim austeigen sah er die Schachtel mit der Calani Lavender und reichte mir ein lächelnd ein Fläschchen. Porto, Eau de Cologne No. 4 stand darauf. “Probieren Sie es nach der Seife. Wenn es passt, lassen Sie es mich wissen“, und stieg aus um zu verschwinden.

Mittlerweile war ich beim zweiten Durchgang angelangt und da ging die Tür auf. Die junge Frau von der Veranda kam mit dem Frühstückstablett herein und stellte es auf den Tisch.
Ich hatte sie gar nicht gehört, weil sie barfuß war wie ich gerade mit Blick auf ihre – nebenbei bemerkt wunderschönen – Füße feststellen konnte.
Dampfender Kaffee au Lait, Croissants, Butter, Marmelade, fertig. Alles in einem typischen Landgeschirr serviert.
Und so sehr der Kaffee auch angestrengt versuchte, stark zu duften …. die Calani Lavender hielt dagegen, aber noch besser war der Duft der jungen Frau von der Veranda.
Frische Luft gemischt mit Lavendel, irgendwie bekam ich auch noch eine Assoziation zu Milch in den Sinn.
Und dann war da noch der Duft nach, was war das, ja, das war Kakaobutter und ein Hauch Vanille. Die Kleidung roch nach frischem Waschmittel, das man am Brunnen unten im Hof ausgespült, und dann auf einer Leine im Sommerwind getrocknet hatte.
Oh mein Gott, was für eine Mischung. Der war wie einsinken in einen duftigen Wäscheberg. Unsere Blicke kreuzten sich kurz.
Sie musterte mein eingeschäumtes Gesicht, lächelte flüchtig und drehte sich dann zum Gehen in Richtung Tür. Ich schickte Ihr noch ein zaghaftes, „Merci“, hinterher, da drehte sie den Kopf noch einmal und lächelte über ihre Schulter zurück.
So ein zaghaftes lächeln mit Augen auf-zu-auf. Dann sagte sie irgendetwas französisches, was ich leider überhaupt nicht verstehe,
und lächelte noch einmal so schön, wie ein Wasserfall den das Sonnenlicht durchbricht.
„Bleib zum Frühstück“, dachte ich leise. Da war sie auch schon draußen. Nur der Duft wehte noch sanft durch den Raum und wurde vom Wind durch die Terrassentür hinausgetragen.

Ich beendete den Durchgang und greife dann zu dem Fläschchen No. 4, das mir Claus im Wagen kurz vor meiner Ausreise gegeben hatte.
Ich füllte eine ordentliche Portion davon in die Handmulde und klatschte es ins Gesicht auf die Rasur Flächen.
Boah, leichtes brennen, aber angenehm. Und dann, ein Lavendelduft mit Vanille gemischt, kräftig, herb und doch süßlich.
Vor allem enorm erfrischend. Wenn das nicht perfekt passt.
Der eher traditionell anmutende Seifenduft am Ende aufgewertet mit diesem männlichen Lavendelduft. Da hat man alles an Französischem Sommer in einer Rasur.
So erfrischt trete ich dann auf den Balkon um vor dem Frühstück noch einmal auf die herrlichen Lavendelfelder zu sehen.
Derweil fährt unten ein schwarzer Wagen vor. Die junge Frau kommt raus auf die Veranda und stemmt die Arme in die wunderschön geschwungenen Hüften. Ich höre so richtig das leichte rascheln von dem Stoff ihrer wunderbar duftenden Bluse in meinem geistigen Ohr. Die Wagentür auf der Fahrerseite schwingt auf und Claus aus Portugal steigt aus. Ich bin verdutzt. Was macht der hier?
Dann geht die Tür vom Fond auf. Eine dunkel wirkende Schönheit entsteigt dem Wagen. Für einen Atemzug lang scheint die Luft, nein die Welt stillzustehen.
Dieser Halsübergang den ich da sehe, den vergesse ich nicht mehr.
Mein inneres Kino läuft ab: Halsübergang, vollendete Ohren, Herz pocht, brauner Teint, rote Lippen, Bluse spannt, Knopf, Spitzenunterwäsche, Schweißperle tropft …. Carla!

Fortzetzung folgt!

Damit es kein Vierteiler wird, und wg/ Noirs Wunsch, die Classic Havanna Ladenbesitzertochter noch als Fortsetzung zu schreiben, habe ich diese hier nun mal mit verbunden. Bin selbst gespannt, was das jetzt wird.

Und sory wegen der Breite ... wenn ich das anders umsetze, dann wird es zu lang. Müßt ihr leider beim lesen ein wenig arbeiten :-)

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 24.06.2014 um 18:33 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000009
24.06.2014, 19:18 Uhr
noir
registriertes Mitglied


Schon wieder so ein exzellenter Text!
Gibt´s hier nicht irgendwelche Verleger oder Autoren-Scouts?
Du solltest ein Buch "Legenden einer Rasur" oder so ähnlich herausbringen
Und echt genial, dass du die Barbierstubenbesitzertocher - jetzt hat sie sogar einen Namen - Carla wieder ins Spiel bringst.
Ich kann die Forsetzung kaum erwarten, weiter so!

--
Löppt!
 
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Diskussionsnachricht 000010
24.06.2014, 22:02 Uhr
jazzmaster
registriertes Mitglied


Wow, richtig mitreißende Texte,einfach sagenhaft gut geschrieben!!! Da läuft bei mir sogleich,wie auch beim Kollegen kinkjc, Kopfkino

noir schrieb:

Zitat:
Ich kann die Forsetzung kaum erwarten,weiter so!

Dito

--
The only way to do great work is to love what you do.
 
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Diskussionsnachricht 000011
24.06.2014, 22:23 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Freut mich, dass es gefällt. Werde mich morgen früh, analog zu den beiden vergangenen Tagen mit der geschichtsträchtigen Seife einseifen, und irgendwann im Laufe des Tages wird es dann "Pling" machen, und die Story fließt sozusagen aus den Fingern. Mittlerweile ist es für mich selbst spannend. Ich schreibe das, forme es ein wenig nach und lese dann selbst staunend, was ich da geschafen habe. Echtes Abenteur...

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 24.06.2014 um 22:24 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000012
26.06.2014, 00:37 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Calani BayRum – Triologie Teil III

Muss jetzt natürlich etwas mehr ausschmücken, als ich es ursprünglich vorhatte. Denn jetzt habe ich mich ja in eine „Story“ herein manövriert, die ich so kurz gar nicht beenden kann. Ich hoffe, es ist trotzdem okay für Euch. Wenn nicht, mir hat es auf jedem Fall Mords Spaß gemacht :-)
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Als der Schmerz nachließ, konnte ich endlich in einen tiefen Schlaf sinken. Aber der währte nicht lange, und ich wurde von dem herabtropfenden Wasser wieder geweckt. Ich öffnete die Augen, und versuchte mit einem tastenden Blick die Umgebung zu taxieren. Die Wassertropfen kamen aus einer alten Leitung, die sich über mir an einer Gewölbedecke entlang zog. Jedenfalls war es kein faul schmeckendes Wasser. Die Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und so langsam nahm ich die Umgebung wahr. Oben, fast unter der Gewölbedecke befand sich zumindest eine Art Fenster mit einer sich daran anschließenden schrägen Betonrutsche. Sicher ein Keller, der über diese Rutsche mit irgendwelchen Dingen gefüllt wird/wurde.
Soweit, so schlecht … warum-, wieso bin ich hier, und wo ist das hier überhaupt? Ich hebe meinen Oberkörper an, taste mich ab, fühlte sich normal an. Dann sehe ich in der Ecke ein helles Bündel liegen, äh, ein bewegliches Bündel. Ich stehe auf, gehe dort hin und erkenne die französische Frühstücksschönheit wieder. Sie liegt so da, als ob sie schläft. Ich beuge mich zu hier herunter und halte mein Gesicht ganz nahe an das ihre. Ich kann mich direkt wieder an den Duft von ihr erinnern. Jetzt mischt sich allerdings noch ein wenig feuchter Keller und Schweiß dazu. Nicht verwunderlich bei dieser Umgebung. Jedenfalls, im Ergebnis atmet sie, und das ist ein gutes Zeichen. Mir fällt nun auch schlagartig wieder ein, was passiert ist.

Carla und Claus stiegen im Hof aus dem Wagen. Ich stand verdutzt auf dem Balkon von meinem Zimmer. Da blickte Carla nach oben und hat mich sofort entdeckt. Mit einer vollendet graziösen Bewegung wirft sie den Seidenschal – der von der Autofahrt einfach nur so herab hängt – um den wunderschönen Hals. Sie geht auf die Veranda-, und dort auf Amelié zu. Ja, Amelié ist der Name der Frühstücksschönheit. Sie umarmen sich, was meine Verwunderung noch viel größer macht. Kurz darauf steht Carla in meinem Zimmer und wir schauen uns einfach nur an. Ich, noch immer in Hose und Unterhemd, wohlduftend nach Porto No. 4, und sie in einem Sommerkleid, das alles was man an einem Frauenkörper betonen kann mit doppeltem Ausrufezeichen auch wirklich betont. Sie lässt den Schal mit einer unscheinbaren Handbewegung auf den Boden gleiten, streicht dann langsam über ihr Kleid, betrachtet erst sich und dann mich ganz versonnen und fixiert mich dann mit einem Blick, der mir den Atem verschlägt. Langsam mit genau gesetzten Schritten kommt sie auf mich zu …. um sich dann einfach auf den Stuhl am Tisch zu setzen und mein Frühstück einzunehmen.
Nachdem ich mich ihr gegenüber gesetzt habe, nehme ich die traurigen Augen von ihr wahr. „Was ist passiert?“, frage ich. Sie seufzt kurz, und dann … dann erzählt sie.
„Du wirst es kaum glauben, aber ich muss vor meiner eigenen Familie flüchten. Claus ist ein wirklicher Createúr de Parfum und hat eine wunderbare Duftreihe fertiggestellt. Du „trägst“ ja eines davon heute. Und ich, also ich bin sozusagen seine Muse. Ich inspirierte ihn in den letzten Monaten so sehr, dass er mittlerweile fünf Düfte hervor gezaubert hat, die ihresgleichen suchen. Aber die Rezepte sind natürlich nur ihm bekannt.“
Na, bei der „Inspiration“ wäre ich gerne mal Mäuschen gewesen, dachte ich.
Den Gedanken muss sie mir angesehen haben. Sie lächelte vielsagend, und senkte dann den Blick. „Es war unspektakulärer als du denkst. Er hat mich als Akt gemalt. Denn malen ist Entspannung für ihn, sagt er. Nach dem malen war er immer wahnsinnig aufgedreht, kreativ und hat die Düfte kreiert. Mein Vater hätte aber gerne die Düfte unter seinem eigenen Namen in unserem Laden verkauft. Und dazu wollte er die Rezepte von Claus haben. Notfalls mit Gewalt. Allerdings leidet mein Vater aber auch unter Spielsucht und hat sich dafür Geld von den Borritos Brüdern geliehen (aha, die Pomadenbande). Die haben nun ihre Auslagen eingefordert, und verlangten selbst die Rezepte der Düfte zum Eigenvertrieb. Da mein Vater diese nicht beschaffen kann, hat er mich stattdessen als Schuldenausgleich den Borritos zur Ehefrau für den jüngsten angeboten.“
Sie hielt kurz inne und sog die Luft tief seufzend ein. „An dem Tag, als du bei uns im Laden warst, haben die Borritos bei Claus die Wohnung auf den Kopf gestellt, und die Aktbilder von mir gefunden. Nun wollte mich jeder zur Frau haben, und sie kamen in Streit. Das Ende des Disputes war die Abmachung, dass ich mich für einen entscheiden sollte. Daher haben sie mich aufgesucht, und mich dann bei dir in der Bar aufgespürt. Da ich nichts von meinen Eheverpflichtungen wusste, war ich natürlich hochgradig überfordert, wie man sich vorstellen kann.“
Sie lehnte sich zurück und drehte den Kopf zum Fenster und sah abwesend über die Lavendelfelder. Dann, mit einem Ruck kam sie in diese Welt zurück, und erzählte weiter.
„Jedenfalls, nach deinem Fenstersturz konnte ich in der allgemeinen Verwirrung abhauen, bin zu Claus, und der hat mich dann – nachdem er dich weg geschickt hatte – bei sich in der Wohnung versteckt. Da mein Vater an diesem Abend von den Borritos auch gleich die Aktbilder zu sehen bekam, war ich natürlich seiner Familie nicht mehr würdig, und wurde verstoßen. Er hat den Borrito Brüdern aufgetragen sie sollten mich weg bringen. Dem ist Claus dann aber zuvorgekommen. Ich bin nun sozusagen Heimatlos.“, sagte sie mit einem bitteren Lächeln.
Meine Gedanken kreisen wirr durcheinander um diese Story zu ordnen. Dann fällt mir jedoch etwas auf: „Wieso kommen du und Claus ausgerechnet hierher, wo ich bin, und wieso kennst du Amelié?“
Sie schaut mich an, wie jemand der mit sich kämpft, ob er dies auch noch erzählen soll. „Na gut“, presst sie dann leise hervor, „das ist zwar eine andere, ältere Geschichte, aber die sollst du dann auch erfahren.
Mein Vater hat meine Mutter vor ca. 31 Jahren verstoßen. Da war meine Mutter mit meiner Schwester schwanger. Ich war gerade 4 Jahre alt geworden. Meine Mutter ist zurück in ihre Heimat – sie war aus Frankreich - auf den Hof ihrer Eltern. Und verstoßen hat mein Vater meine schwangere Mutter, weil er herausfand, dass dieses Kind von einem anderen war. Das Kind … es war … es ist von Claus. In dieser Zeit war Claus der Freund und Geschäftspartner meines Vaters. Beide wollten den absoluten Duft erarbeiten. Danach war damit natürlich Schluss, und Claus blieb in unserer Nähe und versuchte es alleine weiter. Meine Mutter ging also zurück in ihre Heimat. Ihr Name ist übrigens Paulette und ihr gehört dieser Hof hier, auf den du zufälligerweise gestern Nacht gekommen bist ... warum auch immer.
Das heißt dann natürlich, Amelié ist sozusagen meine Schwester. Nun kennst du die Zusammenhänge“
Sie lässt sich wieder zurücksinken wie jemand, der alles gesagt hat, der nun vollkommen leer ist, und der am liebsten auf einem anderen Stern wäre.
„Eines ist aber kein wirklicher Zufall“, erwiderte ich. „Das ich hier bin, liegt daran, dass in der Schachtel von Porto No. 4 ein Zettel mit dieser Adresse war. Ich dachte, es wäre eine Nachricht von dir oder Claus, dass ich hierher kommen sollte.“
Sie schlug sich die Hand vor die Stirn. Dabei wehte ein zarter Hauch von ihrem Duft zu mir herüber. Es roch ganz frisch und zitrisch, sehr angenehm. Beim an heben des Armes zeichnete sich unter dem Stoff des Kleides jede Kontur des Oberkörpers ab. Gerade so viel, dass man alles erahnen, aber doch nichts erkennen konnte. „Das ist ja wirklich eine Verquickung der Zufälle“, sagt sie. „Der Lavendel zur Herstellung des No. 4 kommt von hier. Deshalb war da wohl der Adresszettel in der Schachtel. Ich bin ja auch nur zu dir in die Bar gekommen, weil du die Havanna Classic gewählt hast. Das machen nur wenige bei uns, meistens werden eher schwer süße Düfte bevorzugt. Aber diejenigen, die Havanna Classic wählen, sind meiner Erfahrung nach interessante Menschen. Irgendwie dachte ich da ….“, sie beendete den Satz nicht mit Worten sondern kam mir irgendwie sehr nah über den Tisch mit ihren leicht geöffneten Lippen entgegen. Das nächste was ich spürte war ein wohliges Gefühl als mich ihre Hand berührte, und dann … ein Schlag auf den Kopf und danach wurde es dunkel.

Mehr passt nicht - Fortsetzung kommt direkt.

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 26.06.2014 um 00:40 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000013
26.06.2014, 00:38 Uhr
FirstShaver
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Weil es zu lang war, hier die Fortsetzung.

Deswegen also sitze ich hier in einem Keller und beuge mich immer noch über Amelié, während mir diese Story durch den Kopf geht. Da schlägt sie die Augen auf und ist irgendwie gar nicht über meine Anwesenheit verwundert. Im Gegenteil, sie weiß, dass ich die Geschichte kenne.
Sie sieht sich um, und sagt dann, dass die Pomade Bande hier plötzlich aufgetaucht wäre. Wahrscheinlich haben sie Claus und Carla verfolgt. Sie haben alle eingepackt und uns beide hier über die Rutsche in den Keller geworfen. Was mit Carla und Claus ist weiß sie nicht. Wir müssen auf jedem Fall hier raus. Im hinteren Teil des Kellers ist eine verschlossene Tür. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch einen Raum, der mit Material zur Seifenherstellung gefüllt ist. Auf den Verpackungen steht eine Firmenadresse, die wohl hier den Hof darstellt: Madame Calandarnié. Ich schaue fragend zu Amelié. „Das ist der wieder angenommene Mädchenname meiner Mutter. Ich selbst bin Seifensiederin geworden, und habe die Produkte dann unter dem Namen Calani vertrieben. Die Seife im Laden meines sogenannten Stiefvaters, die ist von mir. Aber wir verkaufen ganz viel nach Deutschland. Da will ich auch selbst irgendwann einmal eine kleine Seifensiederei aufziehen. Mein Verlobter ist schon dort und versucht einen geeigneten Standort zu finden. Aber los, wir müssen hier raus.“
Im vorbei gehen packe ich mir eine Schachtel Seife blind ein und stecke sie in die Hosentasche. Man weiß ja nie. Durch die Tür gelangen wir in einen Gang und dann nach draußen an den Rand des Lavendelfeldes. Nun sehe ich, dass um die Ecke der großen weiten Gartenmauer eine Art Schuppen angebaut ist. Vor diesem beginnt eine ca. 5 km lange staubige Piste. Im gleichen Moment dröhnt aus dem Schuppen ein ohrenbetäubender Krach. Wie ein Flugzeug. Nicht nur „wie“ ein Flugzeug. Es ist ein Flugzeug. Eine alte DC-3-Transportmaschine. Diese rollt jetzt aus dem Schuppen. Hm, die kurze Sandpiste reicht der zum Start, denke ich. Da reißt Ameliè schon an meinen Arm. „Los komm mit, in der Maschine müssen die Burritos mit Claus und Carla sein. Wir hechten hinterher und kriegen beide noch die Türgriffe zu fassen. Tür auf und rein in die Maschine. Ameliè ziehe ich nach. Um uns herum dröhnt es wie verrückt. Im Cockpit sehe ich zwei der Burritos die Maschine fliegen. Carla und Claus sitzen gefesselt auf zwei Sitzen. Wo sind die anderen Pomade Brüder?? Es müssen doch mindestens noch zwei Burritos da sein. In der Tat, so ist es. Die stehen genau hinter uns. Die Handfeuerwaffen lassen wir als Argument gelten, nicht gegen die Fesselung zu protestieren. So sitzen wir nun also zu viert in der Maschine gefesselt auf den Sitzen. Die Maschine hat bereits an Höhe gewonnen, als Carla sagt, die Burritos wollten nach Marokko mit ihnen fliegen um sie dort jemandem zu übergeben, der die Rezepte von Claus braucht, und auch aus ihm heraus bekommt – egal wie. Dafür bekämen die Brüder so viel Geld, das es zur Auslösung der Schulden ihres Vaters reichen würde. Jetzt wäre der Moment, wo in Filmen die Kavallerie auftaucht …
Stattdessen spuckt der Motor, äh falsch, es sind beide Motoren. Kurz darauf verstummen diese auch noch ganz einvernehmlich und fast gleichzeitig. Man hört nur noch das Rauschen der Luft. Die Burritos fluchen unaufhörlich und fangen dann an, sich mit vier Fallschirmen und einem kurzen, aber recht hinterhältigem Lächeln durch die Tür zu verabschieden. Ein Blick aus dem Fenster verrät, wir sind über dem Wasser. Nun ja, dem Absturz entkommen, die Chance so gute 2 Tage lang zu schwimmen ist eben doch eine Alternative. Auch gut denke ich, es gibt eben immer einen Blickwinkel, von dem aus betrachtet es um keinen schade ist.
Kurz nach dem Abschied der Pomade Bande ist Carla plötzlich ohne Fesseln. Sie hatte den Oberkörper ein wenig mit Luft na ja, sozusagen aufgepumpt - was den Brüdern beim Betrachten von Carlas natürlichen Formen wohl nicht auffiel - so das sich beim Entweichen derselben die Fesseln gelockert haben. Nun ist sie frei … und wir kurz darauf auch. „Lasst mich ins Cockpit“, ruft Ameliè, „die haben den Benzinhahn nicht aufgedreht. Die haben nur den Sprit aus den Leitungen verbraucht.“ Was soll ich sagen, so war es. Kurz darauf brummt die DC3 wieder friedlich vor sich hin, und wir kehren um. Dies funktioniert nur, weil Amelié die Maschine fliegen kann. Leider reicht der Sprit dann nicht mehr bis Frankreich und wir landen etwas früher. In Málaga.

Und nun liege ich hier im Hotelbett. Über mir ein langsam drehender Deckenventilator, das Bett besteht aus einem einfachen Eisengestell und durch das Fenster fällt gerade die Mittagssonne. Neben mir auf dem Nachtisch steht eine große Flasche Gin, allerdings leer. Meinem Kopf nach ist die aber nicht komplett in mich hereingeflossen. Sonst würde ich mich schlimmer fühlen. Ein Griff an mein Kinn sagt mir, dass eine Rasur angesagt ist. Das wäre jetzt die richtige wohltuende Entspannung nach diesem Hin- und Her der letzten Tage.
Ich stehe auf und sehe aus dem Fenster. Über die staubige Straße ist tatsächlich ein Barbier. „Hemingway“ steht auf einem Schild über der Tür. Na, das passt ja. Sich einmal so zu fühlen, wie Hemingway in Málaga am Vormittag. Mit Gin im Kopf, und dann eine schöne Rasur, das könnte es schon sein.
Jetzt erinnere ich mich auch, dass mir Claus von diesem Barbier gestern Abend noch erzählt hat. Die Besonderheit ist dort, dass man zur Rasur eine Augenbinde angelegt bekommt. Das soll das einerseits spannende und dennoch angenehme Rasur Gefühl erheblich steigern. Beim Verlassen des Zimmers nehme ich die Calani Seife aus dem französischen Seifen Keller noch mit. Vielleicht darf ich die ja dort ausprobieren. Bay Rum steht auf der Schachtel. Ah ja, davon habe ich schon gehört. Der Duft an der rohen Seife ist schon sehr viel versprechend.
Als ich das Hemingway betrete, bin ich restlos beeindruckt. Authentischer geht es nicht mehr. Auch hier der obligatorische Deckenventilator. Aber die Wände sind von Regalen voll mit Rasierseifen, Duftwässern und Nassrasur Utensilien belagert. Dazwischen, in regelmäßigen Abständen, die Rasierstühle. Kurz darauf kommt ein Angestellter auf mich zu. Ich verhandele mit ihm, dass ich die Seife gerne benutzen würde und auch die „Blindrasur“ erleben wollte. Ich werde zu einem Platz geführt, eine Augenbinde wird angelegt und kurz darauf legt sich ein heißer, wohlig nach Zitrone und Orange duftender heißer Lappen auf mein Gesicht. Ich genieße und meine Gedanken gehen erst einmal zu den drei Personen, mit denen ich hier in Málaga bin. Ameliè hat schon ihren Verlobten benachrichtigt und ihre Mutter. Derzeit versucht sie einen Wagen für die Rückreise aufzutreiben. Claus schläft im Hotel, nachdem er gestern Abend noch erzählte, dass er einen Duft herstellen werde, den er einfach Classic nennt. Und der auch genau so ausgeprägt sein soll, wie er heißt. Echt klassisch. Dazu will er zusätzlich auch Rasiercreme herstellen. Mal sehen, was das wird. Und Carla, die wunderschöne Carla … die ist sehr lange schweigend bei uns gesessen und hat uns dann wortlos verlassen. Wohin? Ich weiß es bis jetzt noch nicht, hoffe aber, dass sie wieder auftaucht.
Mittlerweile tritt von hinten jemand an mich heran, der den heißen Lappen weg nimmt und mir kurz durch das Gesicht streicht. Oh, zarte Hände. Jetzt verstehe ich, was an der Dunkelheit so spannend und anregend ist. Ich kann mir alles vorstellen, wer dort jetzt steht, aber ich weiß es nie genau. Es könnte ein buckliger Zwerg mit zarten Händen sein, ich würde es nicht einordnen können. Die sanften Hände haben inzwischen den BayRum Schaum aufgeschlagen und den bekomme ich nun ins Gesicht gepinselt. Ein wunderbarer Duft. Nicht vergleichbar mit anderen Düften. Nicht zu stark, aber trotzdem unverkennbar. Dann legt jemand sanft meinen Kopf nach hinten, um mit dem ersten Rasur Durchgang zu beginnen. Ich erinnere mich, dass an den Stühlen keine Kopfstützen waren. Trotzdem fühlt sich mein Kopf seltsam weich und angenehm in etwas Wogendes eingebettet an. So, als ob sich dieses Kissen mit dem Rhythmus einer Atmung leicht auf und ab bewegt. Ich nehme auch ganz deutlich das rascheln von Stoff wahr, der sich leicht zusammen knittert. Mit diesen Eindrücken im Kopf genieße ich die Rasur unter einer permanenten Gänsehaut und leicht prickelnder Hautoberfläche, die bis in die Kopfhaut kribbelt. Eine Stimme sagt nach der Rasur, dass ich jetzt mit Lustray BayRum erfrischt werde. Und das war zum einen ein pures frisches Vergnügen, und zum anderen erkenne ich die Stimme als die von Carla wieder. Bevor sie mir die Augenbinde abnimmt, spüre ich ihren Atem an meinem Ohr und Ihre duftenden Haare auf meinem Gesicht. „Wir sollten noch viel mehr Zeit miteinander verbringen“, höre ich sie in mein Ohr flüstern.
„Ja, das sollten wir unbedingt“, erwidere ich mit einem Lächeln auf den Lippen ….

Während dieser Zeit entsteigen unten im Hafen vier Männer dem Wasser an der Hafenmole. Sie tragen schwarze, jetzt natürlich vollkommen durchnässte, Anzüge. An ihren Haaren perlt das Wasser aufgrund der scheinbar unverwüstlichen Pomade einfach ab. Ob die vielleicht eine Pomadendrüse im Genick haben?


... so, Gentleman, das war es. Es ist natürlich etwas mehr geworden, als ich bei einer Rasur "denke". aber alles in allem, mit ein paar Seifen lang komme ich da scon hin.

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 26.06.2014 um 00:56 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000014
26.06.2014, 07:48 Uhr
Lafette
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FirstShaver schrieb:

Zitat:
Im vorbei gehen packe ich mir eine Schachtel Seife blind ein und stecke sie in die Hosentasche. Man weiß ja nie.

Da zeigt sich der Nassrasursüchtige, im Angesicht der Gefahr denkt er nur an die nächste Rasur.

Wieder sehr schön geschrieben!

Gruß

Marc
 
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Diskussionsnachricht 000015
26.06.2014, 08:56 Uhr
jazzmaster
registriertes Mitglied


FirstShaver schrieb:

Zitat:
Calani BayRum – Triologie Teil III

Muss jetzt natürlich etwas mehr ausschmücken, als ich es ursprünglich vorhatte.

Ich find's einfach nur HAMMER. Ist ein mordsmäßiges Vergnügen der Story zu folgen

--
The only way to do great work is to love what you do.

Diese Nachricht wurde am 26.06.2014 um 09:02 Uhr von jazzmaster editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000016
26.06.2014, 11:07 Uhr
Nikita
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Madame Calandarnié amüsiert sich übrigens köstlich. :-D
 
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Diskussionsnachricht 000017
26.06.2014, 11:53 Uhr
chr09
registriertes Mitglied


Überragende Seifen, überragende Geschichten dazu! Am Ende war's dann schon mehr Handlung als es Eindrücke und Beschreibungen waren, Spaß hat das Lesen trotzdem gemacht!

--
Das Leben ist zu kurz für schlechte Rasuren.
 
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Diskussionsnachricht 000018
26.06.2014, 17:36 Uhr
kenig
registriertes Mitglied


Legen wir alle zusammen und schicken Firstshaver ein Paket mit den restlichen Calani Duftrichtungen? Dann zwingen wir ihm weitere Fortsetzungen quasi auf...

Nochmal danke für die kurzweiligen und sehr angenehm geschriebenen Geschichten.
 
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Diskussionsnachricht 000019
26.06.2014, 17:40 Uhr
noir
registriertes Mitglied


Ja FirstShaver, wenn Du noch kein Profi bist, dann solltest Du auf die nächste Ebene wechseln.
Ich bin begeistert wie fantasiereich Deine Geschichten gestaltet sind.
Da muss man einfach weiterlesen und die Spannung hält die ganze Zeit an.
Immer wieder nett, wie Du reale Objekte einbringst, so hat man immer was zum Schmunzeln
Und die bösen Pomaden-Brüder, diese Burritos...

Genial, sag bescheid, sobald Dein erster Groschenroman fertig ist!

--
Löppt!
 
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Diskussionsnachricht 000020
26.06.2014, 18:02 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Puh, was glaubt Ihr, wie bei mir das innerliche Erstaunen alles aufgewühlt hat. Wenn ich das alles am Stück lese, da will ich tatsächlich irgendwie weiter machen ... Alleine die ungeordneten Gedanken und Fragmente, die mir heute durch den Kopf schießen. Wahrscheinlich losgetreten durch diesen Prozess, den ich mir da so freiwillig selbst auferlegt habe.

Ich gestehe, ich habe vor mir schon ein paar Probierdüfte zu bestellen, um herauszufinden, ob diese dann noch ein paar neue Facetten mit einbringen. Die Pomade Burschis habe ich ja am Ende noch mal aus dem Hut gezogen um die Tür ein wenig offen zu lassen. Wenn ich demnächst neue Düfte ausprobiert habe wird es wahrscheinlich weiter gehen. Im Moment muss ich die Fetzen jetzt ordnen ... wir können gespannt bleiben, es wird wohl doch ein Schreibabenteuer.

--
FirstShaver
 
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Diskussionsnachricht 000021
27.06.2014, 14:37 Uhr
kinkjc
registriertes Mitglied


*Kinkjc mit Gummipuppe auf der Coutsch beim Seifenfernsehen gucken!! *

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kinkjc - wie einst die Cäsaren: "Er kam, sah und rasierte!" Die Dekadenz kommt auch nicht von ungefähr!
 
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Diskussionsnachricht 000022
10.07.2014, 10:30 Uhr
jazzmaster
registriertes Mitglied


Wann gibt es eine Fortsetzung ?

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The only way to do great work is to love what you do.
 
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Diskussionsnachricht 000023
10.07.2014, 10:54 Uhr
Schwark79
registriertes Mitglied


Schließe mich an.
Bitte ein Fortsetzung.
 
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Diskussionsnachricht 000024
10.07.2014, 14:38 Uhr
FirstShaver
registriertes Mitglied


Keine Sorge, mein Kopf arbeitet schon. Im Moment "rasiere" ich mich durch eine kleine Menge (ich glaube 7 oder 8 Sorten) Calani Proben. Die Düfte müssen erst in Bilder verarbeitet werden, bzw., die jetzt schon vorhandenen Bilder in eine gute Story münden. Ich muss jetzt schon ein wenig mehr auf die Handlung achten, damit diese auch noch einen Faden kriegt. Danach geht es weiter. Durch den "Rest" meines Lebens (Arbeiten, Familie ernähren, Musik machen/proben wg einem Auftritt) bin ich im Moment zusätzlich eingespannt. Aber alles das tut der Fortsetzung gut.

--
FirstShaver

Diese Nachricht wurde am 10.07.2014 um 14:42 Uhr von FirstShaver editiert.
 
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