Diskussionsnachricht 000043
25.02.2016, 17:23 Uhr
Doorsch
registriertes Mitglied
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Mabuse schrieb:
Zitat: | Doorsch schrieb:
Zitat: | Denke aber das diese Diskussion in der Form weiter ins leere läuft ;-)
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Einverstanden ... let's agree to disagree
Zitat: | Ich bin gespannt was Du über dein Experiment mit dem Roszutec berichten kannst!!
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Kommt sofort ... ich habs nämlich nicht mehr ausge-halten und so mußte heute morgen eben ein anderes Messer her-halten
Also, folgendes Setup:
- 1000er/3000er Tojiro zum Facettensetzen (die 3000er Seite wurde nicht benutzt)
- Rozsutec Bankstein, 200mmx80mm Arbeitsfläche
- Gelbes Belgisches Bröckchen (Größe 1 oder so)
- Wasser, Sprühflasche, Schwamm, diverse Küchentücher etc.
- Taschenmikroskop, 100-fache Vergößerung
- der Star der kleinen Show: Rasiermesser Sanssouci (günstige Neuschmiedung aus der Bucht), 6/8, vollhohl, nicht rostfrei
An dem Sanssouci hängt nicht grade mein ganzes Herz dran, aber es handelt sich um ein unproblematisches Messer ohne Verschliff usw.. Deshalb habe ich es ausgewählt.
Zuerst durfte das Messer Schlittschuhlaufen, bis der Nageltest nicht mehr möglich war und die Klinge schlicht abrutschte. Dann Facette neu gesetzt auf dem 1000er Tojiro à la méthode Bartisto. Zum Schluß Messer schräg aufgesetzt, aber gerade in Wechselschüben über den Stein geführt - Erl führt jedes Mal. Schönes, gleichmäßiges, schräges Riefenmuster unterm Mikroskop. Messerklinge nur unter ihrem Eigengewicht 1x durch Holz gezogen - meine Armhaare werden trotzdem über die gesamte Klingenbreite sauber rasiert.
Dann den Rozsutec sehr stark mit dem GBB angerieben, der weißliche Anreibeschlamm muß so beinahe sahneartige Konsistenz haben. Diesmal wurde das Messer gerade aufgesetzt und mit Druck in Wechselschüben gerade über den Stein geführt.
Unters Mikroskop damit - alles in Ordnung, die Riefen vom 1000er wurden vollständig entfernt. Beim Armhaartest fliegen die Haare jetzt nur so ... sehr schön
Stein gründlich unter fließendem Wasser abgespült. Mit dem GBB jetzt nur mittelstark angerieben, der Anreibeschlamm hat nun das Aussehen von verdünnter Milch. Messer genau wie beim Facettensetzen wieder schräg aufgesetzt, aber mit mittelstarkem Druck in Wechselschüben gerade über den Stein geführt - Erlseite wieder voran.
Mikroskopkontrolle - die Spitze wurde nicht vollständig erfaßt. Also das ganze Spielchen nochmal, diesmal mit dem Finger sanften Druck auf die Klingenspitze ausgeübt.
Mikroskopkontrolle - alles ok, es ist ein über die ganze Klinge schrägverlaufendes Muster zu erkennen, allerdings gibts kaum feine Riefen, das geht jetzt mehr in Richtung Satinierung ... woher kenn ich das bloß?
Stein gründlich abgespült. Mit dem GBB jetzt nur schwach angerieben, der Anreibeschlamm ... ja, wie soll man das beschreiben ... der Anreibeschlamm ist sozusagen nur andeutungsweise existent, als schwach weißlicher Film auf dem Stein.
Messer wieder schräg aufgesetzt, aber gerade und mit schwachem Druck in Wechselschüben über den Stein geführt - diesmal immer mit der Spitzenseite voran.
Mikroskopkontrolle - die Spitze wurde wieder nicht vollständig erfaßt. Also nochmal das Ganze, diesmal mit dem Finger sanften Druck auf die Klingenspitze ausgeübt.
Mikroskopkontrolle - alles ok, es gibt nur noch eine feine Satinierung, man kann aber noch schwach erahnen, daß das Messer schräg aufgelegt wurde.
Stein nun sehr gründlich abgespült, jetzt wird nicht mehr angerieben, dafür ausgiebig gewässert.
Messer gerade aufgesetzt und gerade und mit ganz wenig Druck über den Stein geführt. Nach einigen Zügen beginnt das Messer bereits auf einer Klingenseite durchzurutschen, nach ein paar weiteren Zügen schließt sich die andere Klingenseite kommentarlos an.
Edit, Nachtrag, hiv: Da Messer wird nun mit der Schneide auf den Stein gestellt und in Längsrichtung ohne Druck 2mm vor, dann 2mm zurück bewegt => eine Anregung aus einem von @Doorsch hier geposteten Video
Und nun wird weitergeschärft, dabei mit dem Fingerdruck gespielt, mal zur Erlseite, mal zur Spitzenseite hin der Druck leicht erhöht, bis irgendwann mal die Klinge über die komplette Breite widerstandslos über den Stein gleitet, also schlicht und einfach durchrutscht.
Mikroskopkontrolle - alles ok, es gibt nur noch eine Satinierung, die mit vielen, ganz feinen Riefen durchsetzt ist ... hmm, der Rozsutec ist halt nun doch kein GBB. Hat aber dennoch vom Facettensetzen bis zur finalen Politur locker ne 3/4 Stunde gedauert.
Haartest: Die Haare, die ich der besten Ehefrau von Allen immer aus der Bürste klaue, werden direkt vom Stein so auf 3-5mm Entfernung vom Haltepunkt gekappt, allerdings zum Teil mit springendem Haar. Viel besser hab ichs mit dem GBB aber auch nie hinbekommen und so kommt mir das Messer nicht ins Gesicht!
Normalerweise würde ich jetzt den Chromoxidriemen einsetzen und das Messer auf eine luzifermäßige Schärfe bringen. Ich möchte aber den Pasten- und Rozsutecverächtern gleich mal im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen, denn sonst käme unter Garantie die Behauptung, daß der Rozsutec nichts taugt und das Messer allein wegen der Chromoxidbehandlung rasurtauglich wäre und was soll der Blödsinn und wie kann man überhaupt ... blah blah blubb.
Abschließend ziehe ich also nur 50x über Leinen, dann 100x über Leder.
Der Haartest ist nun auf 10mm bis 15mm vom Haltepunkt möglich, das Haar fällt lautlos ... ja hoppla, da legst di nieder, Reschpeckt!
Ist zwar immer noch nicht ganz meine bevorzugte Schärfe, aber ich weiß, daß ich mich dennoch gut damit rasieren werden könne.
Die nachfolgende Rasur ist dann auch gut und gründlich. Die Sanftheit ist sogar ausgezeichnet, was ich nun wirklich nicht erwartet habe.
Mein Fazit:
Der Rozsutec läßt sich durchaus und nicht nur "notfalls" als letzter Stein verwenden und beschert eine angenehme und gründliche Rasur. Das Schliffbild mit den vielen feinen Riefen hat über die Rasurtauglichkeit des Messer null Aussagekraft! Und würde man zusätzlich noch über den grundlos viel geschmähten Chromoxid-Pastenriemen gehen, bekäme man ein Messer von hervorragender Schärfe.
Absolut problemlos bei Normalstahlmessern ist die Verwendung des Rozsutec als Mittelstein, nach dem Facettensetzer und vor einem feinen Finisher wie z.B. einem Thüringer.
Was auch geht, ist das Ein-Stein-Abziehen ... wenn man es wirklich drauf anlegt und viel Zeit totzuschlagen hat, kann man ausschließlich mit dem Rozsutec und einem kleinen, billigen Bröckchen eines Gelben Belgiers vom Facettensetzen bis hin zum Finalisieren auf dem Rozsutec durchschärfen.
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Lieber Mabuse !! Schönes Experiment und wirklich ein toller Beitrag/Versuch zu der Thematik (vollkommen Ernst und anerkennend gemeint)....
Der Ansatz den Du beschreibst ist mir in der Form mit dem Roszutec nicht bekannt aber ich kenne ähnliche Versuche natürlich auch mit anderen Steinen.
Die Idee einen Grundstein zu nehmen der aufgrund seiner Politur oder Glattheit mehr oder weniger abrasiv wirkt und durch zuhilfenahme eines anderen Anreibesteines mit den generierten Slurry zu arbeiten wird auch gerne in Ubersee verfolgt..und natürlich auch bei den vorher diskutierten Japanern (speziell bei den Ultra Harten Steinen Ozuku, Ozuku Mizu Asagi, etc.).
Es gab einige Barbiersteine die bereit vor 60 Jahren und mehr diesen Ansatz verfolgt haben (Brackett Brazillian Hone, Parrymen Patented Glass Hone, etc.)die mehr oder weniger erfolgreich waren :-)
www.razorandstone.com/showthread.php?3218-Brackett-Brazil...
www.razorandstone.com/showthread.php?2372-Perryman’s-pate...
Wie Du selbst angemerkt hast bist Du bei dem Versuch angelangt wo Du Ergebnis jedoch nicht "deine bevorzugte Schärfe" liefert. Und das ist der Punkt an dem ich persönlich nicht zufrieden wäre. Letztendlich ist es eine Abwägung...kann ich auf diesen speziellen Punkt (individuell gewünschte Schärfe) verzichten und komme ich mit dieser Methode gut genug zu recht. Wenn jemand diese Frage mit Ja beantworten kann spricht ja nichts dagegen so vorzugehen....
Die von Dir aufgeworfene Aussage zum Thema Schliffbild teile ich ausnahmslos (Gerhard bestimmt auch *lach*). Ich finde Schliffbilder können einen Anhaltspunkt geben wie gut man gearbeitet hat oder wie fein das Schliffbild wirkt, es kann keine Aussage über das direkte Rasurverhalten getroffen werden. Das mache ich auch in einem "REAL" test!
Die Diskussion um Chromxoid ist für mich müßig. Keiner Behauptet das Cromox oder andere Pasten überflüssig, sinnlos oder schwachsinnig ist. Es macht das was es tun soll und ist immer eine "kostengünstige" Variante. Ich denke der Grund warum viele nach einer gewissen Zeit darauf verzichten, ist einfach der, dasss Sie mit Ihrem vorhandenen Steine Setup aus Ihrer Sicht ein mindestens gleichwertiges oder besseres Ergebnis erreichen. Wäre das nicht der Fall gebe es ja keinen Grund darauf zu verzichten....
-- Wade & Butcher Special 4/6, Wade and Butcher Diamond Edge 7/8, Filarmonica 14 Doble Temple NOS, 6/8 Sansoucci Solingen NOS, A. Witte The Lily 6/8
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