Diskussionsnachricht 000005
06.03.2015, 20:44 Uhr
~Inselgrün
Gast
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Wenn ich mich im ersten Durchgang mit der Shavette und im zweiten mit einem System rasiere, spüre ich gegen den Strich nichts mehr, keine Haarstümpfe und meine Haut ist auch nicht gereizt. Das war mein Ziel. Ich habe es erreicht, nicht mit dem Messer, sondern mit dieser Kombi-Rasur.
Wichtig ist auch aus meiner Sicht, sein Ziel mit wenig Durchgängen zu erreichen, deswegen sind Gillette-Hobel oder ein unscharfes Messer nichts für mich. Wie leicht hat man sein Messer stumpf geledert oder gemacht, wenn man nicht selbst schärft, sieht man schnell alt aus. Was aber nicht heißen soll, dass es kein schönes Hobby sein kann.
Wenn ich mit dem Messer rasiere, dann erlebe ich Geschichte, nicht die Perfektion ist hierbei das Ziel, sondern das, was man erlebt, wenn man mal auf einem Pferd reitet oder mit einem Oldtimer fährt. Rein von der Leistung her kann m.E. ein Messer nur bedingt mit dem System mithalten. Ein Messer ist aus meiner Sicht auch eher nichts für die tägliche Büro-Rasur.
Das Messer kam eher selten täglich zum Einsatz (außer beim Wochensatz). Man ließ sich ein-/zweimal die Woche barbieren. "Selbstrasur" mit Messer war selten und mehr die Domäne des Hobels. Selbst in der Hochphase der Messerproduktion, die ich grob auf 1840 bis 1914 schätzen würde, gab es eine Bartmode. Vor dem Ersten Weltkrieg trug man Rauschebart, auch in höheren Kreisen.
Die breite Bevölkerung war erst nach dem Ersten Weltkrieg glatt rasiert. Davor galt selbst ein Dreitagebart nicht als "unrasiert" oder ungepflegt. Die Fotographien und Gemälde, die wir heute sehen, sind gestellte Momentaufnahmen, teilweise retuschiert und geschönt. Der Vollbart war ein politisches Symbol des Bürgertums, da im 18. und 17. Jahrhundert der dominante Adel ganz glatt war (bis auf ein Schnurrbärtchen).
Wir sprechen da aber von einem einstelligen Prozent-Bereich in der Bevölkerung. Dieser Adel hatte natürlich Barbiere und rasierte nicht selbst. Hof-Barbier waren hervorragend ausgebildet, daneben gab es auch Perücken-Macher. Es war eine andere Zeit, man wusch sich auch nicht, sondern parfümierte, weil man im Wasser Keime vermutete.
Sorry für den Exkurs. Diese Nachricht wurde am 06.03.2015 um 21:13 Uhr von Inselgrün editiert. |