Diskussionsnachricht 000062
28.08.2016, 23:30 Uhr
Mabuse
registriertes Mitglied
|
Unheard schrieb:
Zitat: | Danke, Mabuse, das war sehr hilfreich. Im Nachbarforum wurde kürzlich diskutiert, ob der Pastenriemen zu einer geringeren Schnitthaltigkeit führt.
|
Das mit der geringeren Schnitthaltigkeit ... halte ich für ein Gerücht, ist mir selbst noch nicht untergekommen. Ich beobachte eher das Gegenteil!
Der Hintergrund derartiger Diskussionen dürfte an dieser nicht auszurottenden Wandersage über "Balligkeit" und wie schädlich die ist und was für ein Mist der "balligmachende" Pastenriemen doch ist und daß ein "richtiger" Schärfer gefälligst nur mit Steinen und Lederriemen auszukommen hat und eins mit seinen Steinen werden muß und sonstigem esoterischen Quatsch ... blablablubb etc. pp. liegen.
Jedes Mal wenn ich so nen unreflektierten, einfach irgendwelchen scheinbaren "Autoritäten" nachgeplapperten Käse lesen muß, kriech ich Plack
Aber es gibt Abhilfe. Guck Dir mal das Video im nachfolgenden Link an. Der gute Dr. Matt räumt mit einigen dieser Geschichten auf und stellt einiges klar. Was der in diesem Video so erzählt, spiegelt im Wesentlichen auch meine Erfahrung wieder.
Und nicht zuletzt wird darin auch einiges von dem, was hier @Bartisto seit Jahren predigt, bestätigt:
Razor Bevel Setting, Sharpening
Und hier der Link zu "Scienceofsharp".
Eine sehr lesenwerte Seite, die wenigstens mit so einigermaßen wissenschaftlicher Methodik an das Thema Schärfe rangeht und sich nicht auf Hörensagen, Gerüchte und Wandersagen verläßt - quasi der "Mythbuster des Schärfens" :
Science of Sharp
Zitat: | Da kann ich nicht mitreden, beobachte aber auch, dass ich vielleicht zwei oder drei gute Rasuren hinbekomme und das Messer danach grandios stumpf ist. Dabei habe ich vom BBB auf Chromox gewechselt. Ich ledere sehr wenig.
|
Hmm ... man kann vom BBB mit Hilfe des Chromoxidriemens zu einer Rasurschärfe kommen, keine Frage. Das setzt aber sehr, sehr gutes und langwieriges Arbeiten auf dem BBB voraus. Habe ich auch schon ausprobiert und damals die Beobachtung gemacht, daß die Rasur mit der so geschärften Klinge nicht sanft genug für mich war, da war selbst der Rozsutec besser. Daher ad acta gelegt. Tante Edit: Ich habe damals aber auf den nachfolgenden Einsatz des Chromoxidriemens verzichtet
Ich würde Dir den Einsatz eines richtigen Finishers, ersatzweise eines GBB (Größe 10 für ca. 60 Euro bei Remos) oder eines Honyama (für um die 35 Euro bei Dictum) in Verbindung mit dem Chromoxidriemen empfehlen.
Vielleicht liegt aber Dein Problem auch im "wenig ledern", vielleicht lederst Du falsch etc. ... Dein Problem kann viele Ursachen haben und ne genaue Ferndiagnose kann sich hier leider keiner aus den Rippen schwitzen.
Vorschlag, schicke eines Deiner Messer an einen anerkannten Schärfer hier im Forum bzw. laß Dir von @Bartisto eines seiner legendären, überarbeiteten Gold Dollars als "Goldstandard" zuschicken. Dann weißt Du erst mal, wie scharf "Scharf" wirklich sein kann und wieviel Luft Du noch nach oben hast
Zitat: | Jedenfalls versuche ich es aktuell mit einem non-Vintage Thüringer und ohne Paste. Noch nicht das gelbe vom Ei, darum die Frage. Zuletzt habe ich durchgängig jeweils einen Streifen Isolierband je Stein verwendet (1000er Sun Tiger, BBB, Thüringer Schiefer) und überlege nun halt, auf dem Thüringer doppelt abzukleben.
|
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß Du ein Übungsmesser zur Verfügung hast. Hast Du Lust, mal was anderes auszuprobieren?
Dann Vorgehen wie folgt:
Bis einschließlich Thüringer erst mal ohne Abkleben schärfen. Dann auf alle Fälle Mikroskopkontrolle, ob alle Riefen der Vorgängersteine auf dem Thüringer zum größten Teil entfernt wurden. Dann den Messerrücken 1x mit Isoband abkleben, das Messer mit der Schneide 1x nur unter seinem Eigengewicht vorsichtig im 90°-Winkel über die Kante des Steins ziehen (joining the razor sagen die Amis dazu).
Und nun einen 2ten Winkel auf dem schwach bis max. mittel angeriebenen Thüringer setzen, hierbei das Messer mit sehr wenig Druck über den Stein führen.
Laß Dir dabei Zeit, viel Zeit. In der Endphase des Schärfens auf dem Finisher arbeiten nur die Zeit und die Anzahl der Züge für Dich, nicht der Druck aufs Messer, hoher Andruck ist eher kontraproduktiv!
Ständige Mikroskopkontrolle, der 2te Winkel muß unter dem Mikroskop je nach Lichteinfall als helle bzw. dunkle Linie erkennbar sein. Mit dem Schärfen kannst Du dann aufhören, wenn das Messer nen Haartest knapp über dem Haltepunkt schafft, das reicht schon.
Den Rest erledigen der Chromoxid-, der Leinen- (sofern vorhanden) und der Lederriemen. Da Du ja einen Chromoxidspannriemen besitzt, kannst Du hier übrigens weniger falsch machen als auf einem Hängeriemen. Du hast das Ding, also benutz es ruhig!
Ergebnis der Mühe sollte ein rasurscharfes, sanft rasierendes Messer sein Diese Nachricht wurde am 28.08.2016 um 23:42 Uhr von Mabuse editiert. |