Diskussionsnachricht 000008
16.05.2021, 23:48 Uhr
Helmut Erich
registriertes Mitglied
|
Hallo liebe Gemeinde,
in der heutigen Zeit seine Rasierseife selbst herzustellen kann bei den Seifenpreisen wohl kaum als wirtschaftlich eingestuft werden, so gesehen ist es ein Hobbygebiet, welches jedoch für den Einen oder Anderen auch deshalb begangen wird um Verträglichkeitsprobleme, insbesondere bei überempfindlicher Haut zu minimieren.
Ich erlaube mir daher ein Seifenrezept einzustellen und dazu noch einige Ausführungen zu tätigen.
460gr. Kokosfett
150gr. Sheabutter
150gr. Advokadoöl/Mandelöl
150gr. Olivenöl
90gr. Rizinusöl
15gr. Kaolin
25gr. äthrische Öle
320gr. dest. Wasser
144gr. NaOH
Kokosfett erhaltet Ihr am Billigsten in der Lebensmittelabteilung Eures Kaufhauses, da es auch zum Braten verwendet wird. Sheabutter bekommt Ihr im Drogeriefachmarkt bzw. Kaufhaus in der Untergruppierung Öl im Lebensmittelmarkt, ebenso dort Advokadoöl, Mandelöl und Olivenöl. Sheabutter sorgt später für Schaumbildung und Rizinusöl dafür, daß der Schaum auch länger steht und nicht schnell zusammenfällt. Rizinusöl erhaltet Ihr in der Apotheke und im Internetversandhandel. Kaolin wird als Gleitmittel zugesetzt, man erhält es über den Internethandel. Äthrische Öle werden lediglich wegen der Duftwirkung zugesetzt. Das destilliete Wasser könnt Ihr Eurer Frau aus dem 5l-Kanister fürs Dampfbügeleisen "mopsen".
NaOH und KOH bekommt Ihr in der Apotheke oder billiger im Internethandel.
Aus dem dest. Wasser könnt Ihr dann auch noch einen Kamillentee ansetzen, bitte stark dosieren, Kamille wirkt entzündungshemmend, aber bitte nicht mehr als eine Kaffeetasse. Den Rest der Flüssigkeit braucht Ihr für die Lauge. Die Stärke der Lauge bestimmt sich immer nach dem Fettgehalt, welcher die Seife haben soll. Im Internet gibt es Seifenrechner, es ist ein Leichtes dort die Fettmengen und den Überfettungsgrad anzuwählen, varierend zwischen 7% und 15%. Der Rechner spuckt Euch dann die Wassermenge und die NaOH/KOH-Menge aus.
Zuerst wird die Lauge angesetzt. Das NaOH wird langsam ins Wasser gegeben. Dabei wird ständig umgerührt mit Glasrührstab. Als Behältnis bitte ein temperaturbeständiges Becherglas mit einem Volumen von 1 Liter verwenden. Becherglas auf wärmebeständige Unterlage stellen, da das Wasser bei der Reaktion über 100°C erreichen kann. Säurebeständige Gummihandschuhe, Laborschürze und Kopfbedeckung ebenso eine Schutzbrille sind oberste Pflicht. Spritzer dieser Lauge führen zu sehr starken Verätzungen; ein kleiner Spritzer ins Auge und Ihr lauft den Rest Eures Lebens mit dem Blindenhund Gassi! Das NaOH/KOH muss vollständig gelöst sein. Dann lässt man die Lauge abkühlen.
In einem Edelstahlkochtopf (mindestens 5 Liter) schmilzt man die festen Fette ein und erhitzt das Ganze auf ca. 70°C. Dann werden langsam die Öle dazugegeben und umgerührt. Bitte hier keine Plastikartikel einsetzen, die verbiegen sich bzw schmelzen. Unter ständigem Rühren gibt man dann langsam das Kaolin bzw.die Helerde und den Tee ein. Dann wird unter ständigem Rühren langsam die Lauge hinzugesetzt. Vorsicht: Je heisser das Fett ist um so schneller reagiet die Fettladung, sprich beginnt die Verseifung dann schäumt der Inhalt um gut 2/3 auf. Auch während der Verseifung ist ständig zu rühren. Die Flüssigkeit wird langsam immer zäher.Tritt dies ein, dann empfiehlt sich der Einsatz eines Pürierstabes. Hier reicht ein Billiggerät vom Discounter. Ist dann die Umsetzung abgeschlossen dann habt ihr eine zähe aber noch flüssige Seifenmasse. Diese fülle ich dann in Marmeladegläser mit einer Öffnung von mindestens 80mm ab. Die Glashöhe bitte so auswählen, daß ihr mit dem Rasierpinsel auch noch den Rest aufschämen könnt und bei Erstaufschäumen nicht gleich das Glas überläuft. Dann lasst Ihr die Seife erkalten und mindestens 4 bis 8 Wochen ruhen. Erst dann ist der Verseifungs/Reifeprozeß endgültig abgeschlossen.
Noch was:
Alle Gerätschaften, welche im Seifensiedungsverfahren eingesetzt werden, sind im Lebensmittelbereich nicht mehr verwendungsfähig. Daher sind sie aus Küche und Vorratsraum in den Hobbyraum zu verdammen!
Jetzt darf ich Euch viel Spass beim Seifensieden wünschen.
Alle Angaben hier sind ohne Gewähr. Die Arbeit mit der Lauge unternimmt jeder Nachahmer auf eigene Verantwortung.
Randanmerkung:
Heilerde kann auch handelsüblicher Rasierseife beim Aufschäumen zugegeben werden, ebenso kann man das Aufschäumen auch mit starkem Kamillentee vornehmen. Kammillentee und Heilerde wirken entzündungshemmend, Heilerde baut zusätzlich noch einen stärkeren Gleitfilm auf. der Nachteil der Heilerde ist jedoch, daß die Rasierklinge schneller stumpf wird. |