NassRasur.com-Forum
 
Registrieren || Einloggen || Hilfe/FAQ || Startseite || NassRasur.com-Portal || Suche || Mitgliederliste || Team
[Gast]


Im NassRasur.com-Shop finden Sie
Alles, was Mann für die Rasur braucht
 

Besuchen Sie auch unser Blog:
Alles, was Mann interessiert
 

Erfahren Sie, wie Sie Ihre Bilder auf unserem Server
speichern und direkt hier im Forum zeigen können
 

NassRasur.com-Forum » Rasierklingen und Sicherheitsrasierer » Eine Art des moderenen Geldesels ... » Themenansicht

zum letzten Beitrag dieser Diskussion springen

Autor Thread - Seiten: -1-
Diskussionsnachricht 000000
04.10.2005, 08:34 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Man vergleicht die Produkt- und Preispolitik bei modernen System-Rasierern gerne mit derjenigen der Druckhersteller, welche die Drucker fast verschenken und ihren Gewinn bei den Tintenpatronen machen. In der Tat kosten - rückgerechnet - dort bisweilen die Patronen mehr als die Drucker.

Der Vergleich hinkt allerdings stark, da die Herstellung eines Syytemrasierers extrem kostengünstig sein dürfte. Im Grunde genommen handelt es sich doch nur um einen Griff, in dem, wenn es hochkommt, noch eine Batterie sitzt, welche Vibrationen erzeugt. Dem gegenüber ist die Herstellung eines Druckers eine schon deutlich kompliziertere und aufwendigere Sache.

Was bei den Systemrasierern ins Gewicht fallen dürfte sind insbesondere die Entwicklungskosten. Gerüchten zufolge hat der 1998 auf den Markt gekommene Gillette Mach3 solche in Höhe von 750 Millionen USD verursacht.

Auch die Investition in Produktionsanlagen dürfte nicht unerheblich gewesen sein. Insbesondere die Produktion der Klingen ist nur mit hohem technologischem Know-how durchzuziehen. So werden bei den Mach3-Klingen „im Hochvakuum Kohlenstoff-Atom für Atom auf die Klingenschneiden aufgebracht“, um so eine „besondere Härte und Stabilität“ zu erreichen. Zudem „werden mikroprozessorgesteuerte Kunststoff-Spritzgießanlagen eingesetzt“. (Zitate Gillette).

Zumindest die Firma Gillette , welche auch die Braun-Rasierer und die Duracell-Batterien herstellt, scheint unter diesem hohen Kostendruck allerdings nicht zusammenzubrechen. Im Gegenteil, das Geschäft scheint kräftig zu prosperieren So konnte im zweiten Quartal 2005 ein Gewinnsprung von 17 % erzielt werden. Bei Umsätzen von 2,77 Mrd. USD wurde in diesen 3 Monaten ein Gewinn von 498 Mio. USD erzielt. Dabei kam das Geld insbesondere aus dem Geschäft mit Rasierern und Klingen, denn in diesem Segment stiegen die Umsätze um 11 Prozent auf 1,21 Mrd. USD und der Gewinn um 16 Prozent auf 488 Mio. USD.

An dieser Stelle sollte man wissen, dass die Ertragskraft eines Unternehmens seinen Börsenwert bestimmt. Deswegen setzen Börsianer, wenn sie wissen wollen, ob eine Aktie attraktiv bewertet ist, den Kurs einer Aktie in Relation zum Gewinn je Aktie (Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV). Das Ergebnis bei Gillette ist bekannt. Denn die Firma wird für 53,5 Mrd. USD vom Mischkonzern Procter & Gamble übernommen.

Dieser Preis wird dem einen oder anderen nichts sagen. Außer dass er hoch ist. Daher mal ein Vergleich: Porsche hat für die Übernahme eines 20 %igen Anteils an Volkswagen 3 Mrd. Euro veranschlagt. Mit anderen Worten, der Marktwert von Volkswagen ist 5 mal so hoch, also auf 15 Mrd. Euro. Mit anderen Worten der Unternehmenswert von Volkswagen beträgt nur 1/3 des Wertes von Gillette.

Das verdeutlicht die Dimension, um die es hier geht. Es macht aber auch deutlich, welch hohe Gewinne Gillette in seinem Rasierergeschäft erzielt. Es ist aber zugleich ein Fanal für ein Verbraucherverhalten, welches eine solche Marktmacht ermöglicht. Zumindest bei den Lesern dieses Forums habe ich allerdings nicht mehr das Gefühl, dass sie ohne Nachdenken zum 4er Pack Mach3-Klingen für 11 Euro greifen.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000001
04.10.2005, 09:58 Uhr
sgjp77
registriertes Mitglied


Dieses Prinzip funktioniert bei der Nassrasur aber schon 100 Jahre. Beide Konzerne leben vom Klingenverkauf, die Griffe sind sind dabei halt nur "Mittel zum Zweck". Die Erfindung/Entwicklung der Wegwerfklinge von Gillette zu Anfang des letzten Jahrhunderts hat diesen Trend bereits gestartet, Wilkinson hat zwar bis zum Ende des 2. WK versucht dagegen zu halten, ist dann aber auch umgesprungen.

--
Grüße, Jens

...und wenn sich das nicht reimt, dann ist mir das egal!
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000002
04.10.2005, 10:39 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Das Modell funktioniert, weil Gillette eine marktbeherrschende Stellung innehat. Nachstehend mal Zitate aus einer Entscheidung der EU, die 1992 gegen die Firma ein Verfahren wegen missbräuchlicher Ausübung einer marktbeherrschenden Stellung eingeleitet hatte. Seinerzeit wollte Gillette das Rassrasurgeschäft von Wilkinson schlucken.

Insbesondere die hohen Markteintrittsbarrieren zementieren die Hochpreispolitik der Firma.

"Die Zahlen der Tabelle auf der folgenden Seite zeigen, daß Gillette 1989 in der Gemeinschaft eine starke Stellung hatte mit einem Marktanteil von 59 % (nach Menge) und 70 % (nach Wert). Wesentlich geringer war der Marktanteil von Wilkinson Sword (14 % nach Menge und 13 % nach Wert). BIC hat mengenmässig einen ähnlich hohen Marktanteil (17 %), wertmässig aber einen wesentlich geringeren (8 %), weil sich das Unternehmen auf Einwegrasierer konzentriert. Die vierte Marke, Schick, liefert weniger als die Hälfte des Wilkinson-Sword-Anteils auf dem Markt. Gillette ist Marktführer in jedem einzelnen Land der Gemeinschaft (obgleich BIC in Griechenland nach der Menge, nicht jedoch nach dem Wert einen höheren Marktanteil hat). Auf die niedrigsten Marktanteile kommt Gillette in England, Griechenland und Portugal. Die höchsten Marktanteile liegen in Dänemark (81 % nach Menge und 89 % nach Wert) und Spanien (71 % nach Menge, 81 % nach Wert). Wilkinson Sword ist am stärksten auf dem englischen, deutschen und französischen Markt vertreten. 1989 machten die Umsätze in der Gemeinschaft und den USA wertmässig 79 % und etwa 72 % mengenmässig des Absatzes von Wilkinson Sword aus. In den anderen Ländern wurden hauptsächlich billigere, knappp kalkulierte Produkte abgesetzt.

Abgesehen von dem hohen Konzentrationsgrad weist der Markt auch hohe Marktzugangsschranken für Neulinge auf. Dies liegt an den erheblichen Kostenvorteilen durch Großserienproduktion, dem Gewicht der Werbung und daran, daß die etablierten Hersteller sehr viel Kapital und Erfahrung besitzen. Eemland hat die Ansicht geäussert: "Nur jemand, der bereits Naßrasur-Produkte herstellt, kann in absehbarer Zeit neue Produktionsanlagen für den EWG-Markt bauen, alles andere wäre unrealistisch." Das ist wahrscheinlich richtig, weil für den Aufbau einer rentablen Produktion erhebliche Mittel erforderlich sind, Werbung und Forschung viel Geld kosten und eine Vertriebsorganisation aufgebaut werden muß. Eine neue Rasierklingenfabrik muß nach Ansicht von Warner-Lambert im Jahr 600 Millionen Stück produzieren, um auf ihre Kosten zu kommen. Die notwendigen Investitionen schätzt sie auf mindestens 150 Millionen US-Dollar. Nach Ansicht von Eemland muß ein Betrieb mindestens 500 Millionen Klingen produzieren, um konkurrenzfähig zu sein, wenn er für alle drei Teilmärkte arbeitet, und einen solchen Betrieb aufzubauen, würde etwa 75 bis 80 Millionen US-Dollar kosten. Um einen neuen Rasierapparat herauszubringen, ist zudem ein enormer Forschungs- und Entwicklungsaufwand erforderlich. Gillette soll schätzungsweise 200 Millionen US-Dollar für die Entwicklung seines neuesten Produkts ausgegeben haben, den "Gillette Sensor". Weitere 175 Millionen US-Dollar soll Gillette für einen Werbefeldzug allein in Nordamerika und Europa ausgegeben haben, um das neue System auf den Markt zu bringen. Der hohe Investitionsaufwand lässt vermuten, daß die Schwelle für den Zugang zum Naßrasierer-Markt sehr hoch ist. Es gibt denn auch nur einen sehr geringen Spielraum für Neulinge in diesem Geschäft, die ein fertiges Design sowie Produktions-, Montage- und Verpackungsanlagen für Klingen, Gußformen und Klingenfassungen kaufen wollen. Wer so produzieren will, dem bleibt nur der Markt der "Privatmarken", die keinen hohen Werbeaufwand erfordern. Das Eigenmarken-Geschäft läuft zwar seit einiger Zeit etwas besser, aber nach Schätzungen von Eemland werden auf diese Weise in der Gemeinschaft erst 5 bis 7 % der Klingen abgesetzt. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß seit 15 Jahren auf dem westeuropäischen Markt kein Neuling mehr hat Fuß fassen können. Auf einem solchen Markt lässt sich ein höherer Marktanteil nur über mehr Werbung, Aufkauf eines Konkurrenten oder einen hohen Forschungs- und Entwicklungsaufwand für ein neues oder besseres Produkt erzielen".
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000003
04.10.2005, 10:58 Uhr
schaeftlarn
registriertes Mitglied


Oscar schrieb:

Zitat:
Was bei den Systemrasierern ins Gewicht fallen dürfte sind insbesondere die Entwicklungskosten. Gerüchten zufolge hat der 1998 auf den Markt gekommene Gillette Mach3 solche in Höhe von 750 Millionen USD verursacht.

Auch die Investition in Produktionsanlagen dürfte nicht unerheblich gewesen sein. Insbesondere die Produktion der Klingen ist nur mit hohem technologischem Know-how durchzuziehen. So werden bei den Mach3-Klingen „im Hochvakuum Kohlenstoff-Atom für Atom auf die Klingenschneiden aufgebracht“, um so eine „besondere Härte und Stabilität“ zu erreichen. Zudem „werden mikroprozessorgesteuerte Kunststoff-Spritzgießanlagen eingesetzt“. (Zitate Gillette).

Hallo Oskar,

das Thema ist wirklich sehr interessant. Bei diesen gigantischen Bemühungen, die Rasierklinge zu verbessern, finde ich das Ergebnis umso erbärmlicher. Man stelle sich vor, Dovo hätte 750 Mio. USD, um die Merkurklingen zu revolutionieren... Das wäre dann rasieren wie von einem anderen Stern Aber wahrscheinlich fließt der größte Teil der Summe bei Gillette sowieso in die Verpackung und in die Tasche von Herrn Beckham.

Etwas anderes ist diese gigantische Übernahme. Procter u. Gamble scheint ja sein Produktportfolio genau abrunden zu können. Das Gillette auch die Trockenrasur mit Braun abdeckt, wußte ich gar nicht, aber man sieht, dass man P u. G. in Zukunft wohl kaum entgehen kann: Von Pampers über Waschmittel bis Batterien; Nur im Rasurbereich gibt es halt bessere Alternativen!

Grüsse Lars

--
Der Wert des Buches richtet sich vor allem nach bestimmten Eigenschaften. In Leder gebundene Bücher können beispielsweise beim Abziehen von Rasierklingen unbezahlbare Dienste leisten... Mark Twain (1835-1910)
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000004
04.10.2005, 11:55 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Die Produktqualität von Gillette ist wirklich gut. Die Preise sind allerdings überhöht. Dass die diesem rumpeldummen Beckham so viel Geld in den Rachen schmeissen, ist für mich ein gewichtiger Grund dieses Spiel nicht mehr mitzumachen.

Die normale Klinge ist m.E. technisch ausgereizt, zumindest wenn die Fertigung stimmt. Ich hatte mal Klingen von Feather/Japan. Die waren unvergleichlich scharf.

Ein Quantensprung könnte nur durch eine revolutionär andere Beschichtung oder durch Einsatz von Keramik erreicht werden. "Stehen" die Klingen aber zu lange, graben sich die Hersteller selbst das Geschäft ab. Doppelte Standzeit ist halt halbierter Stückumsatz.

Diese Nachricht wurde am 04.10.2005 um 12:10 Uhr von Oscar editiert.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000005
04.10.2005, 12:20 Uhr
Juri
registriertes Mitglied


Hallo Oscar,

dass Gilette US-$ 750 allein nur in die Entwicklung eines so simplen Produktes investiert haben soll, halte ich für ziemlich überzogen. Dies ist wahrsch. nicht einmal mehr bei Produkten wie einem Drucker der Fall. Allerdings dürfte der Werbeaufwand ganz erheblich sein.

Gruss

Juri
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000006
04.10.2005, 12:43 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Der Werbeaufwand belief sich auf zusätzliche 250 Millionen USD. Es gibt auch andere, noch höhere, Zahlen.

02. Dezember 2004, N24
Gekreuzte Klingen: "Quattro" vs. "M3"

Entscheidung im Rechtsstreit Gillette gegen Wilkinson

Im Duell der beiden größten Hersteller von Nassrasierern hat Wilkinson am Donnerstag in Düsseldorf eine messerscharfe Attacke von Weltmarktführer Gillette pariert. Gillette hatte Wilkinson wegen angeblicher Patentverletzung verklagt. Beim Erfolgs-Rasierer "Quattro" mit vier Klingen werde das Drei-Klingen-Patent des Gillette-Rasierers "Mach 3" abgekupfert, lautete der Vorwurf. Doch die Patentkammer des Düsseldorfer Landgerichts befand, dass vier Klingen nicht gleich drei Klingen sind und schmetterte die Klage ab.

Damit ging eine Runde im zunehmend bissiger geführten Wettbewerb der beiden Enthaarungs-Giganten an den Branchenzweiten Wilkinson. Das weltweite Geschäft mit Rasierklingen ist ein umkämpfter Milliardenmarkt, den Gillette bislang mit großem Vorsprung bei den Marktanteilen anführt.

Doch der Erfolg des Vier-Klingers "Quattro" - seit einem Jahr auf dem Markt - hat den Branchenführer anscheinend nervös gemacht. Mit einem Sieg im Patentstreit hätte Gillette das Konkurrenzmodell vom Markt fegen und noch ordentlich Strafgeld kassieren können. Wortreich hatte Gillette-Anwalt Guntram Rahn am Mittwoch argumentiert, dass das Gillette-Patent einen dreistufigen Angriff auf das Barthaar umfasst, der nicht unbedingt nur mit drei Klingen geführt werden muss. Die vierte Klinge als Zugabe ändere nichts am Prinzip.

Wilkinson machte geltend, dass im Gillette-Patent vor einer vierten Klinge regelrecht gewarnt werde. Die Rede sei darin immer von drei Klingen, nicht von Stufen im Prozess des Bartstutzens. Die vierte Klinge, dass musste auch Gillette einräumen, sei keineswegs eine geschickt montierte "Placebo-Klinge", sie wirke durchaus auf die Haut.

"Mit dem letzten Knüppel rasieren"

Um die für den Verbraucher wichtige Frage, welcher Rasierer denn nun besser rasiert, ging es in Düsseldorf unter den Augen von Patentrichter Thomas Kühn nicht. "Für eine brauchbare Rasur kann ich mich auch mit dem letzten Knüppel rasieren", befand Wilkinson- Prozessvertreter Christian Osterrieth.

Je mehr Klingen, desto besser die Rasur - diese Marketing- Gleichung geht jedenfalls nicht auf. Mit jeder zusätzlichen Klinge drohen deren Zugkräfte nämlich, die gestresste Gesichtshaut des Rasierten zu zerreißen.

Entsprechend konstatierte die Stiftung Warentest nun, dass das Drei-Klingen-Modell etwas hautschonender rasiere. Doch im Reklame-Wettstreit der US-Konzerne scheint es nun nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Fünf-Klinger auf die Männergesichter losgelassen wird. Denn Richter Kühn befand nach wenigen Minuten Beratung messerscharf, dass das Gillette-Patent sich auf drei Klingen festlege und damit nicht alle weiteren Schneiden für sich reklamieren kann.

Diese Nachricht wurde am 04.10.2005 um 12:50 Uhr von Oscar editiert.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000007
04.10.2005, 13:14 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Und das sagt Gillette selbst (Pressemitteilung) zu den Entwicklungkosten des Mach3. Die Entwicklungskosten des Fusion lagen nach eigenen Angaben niedriger.

Gillette spent more than $750 million in manufacturing capital and research and development to bring MACH3TM - the first and only shaving system with three progressively aligned blades to provide men with a closer shave in fewer strokes with less irritation - to market. The Company is investing more than $300 million to bring the message of MACH3's superior performance to consumers worldwide.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000008
04.10.2005, 15:33 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Vier Klingen für elf Euro, Quelle: Die Zeit
Mit dem Kauf von Gillette schwächt Procter & Gamble die Macht der Handelsketten

Von Marcus Rohwetter

King C. Gillette verabscheute den Kapitalismus, hielt Wettbewerb für das Böse schlechthin und hatte jede Menge Pläne für ein sozialistisches Utopia. Doch dann erfand der US-Amerikaner den Rasierer zum Wegwerfen. Und alles kam anders. Die Geschichte seiner Firma begann 1901 in Boston und endet 2005 in Cincinnati bei Procter & Gamble. Der weltgrößte Kosumgüterkonzern, der dort seinen Hauptsitz hat, übernimmt jetzt die Gillette Company zum Preis von rund 57 Milliarden Dollar.

Aus dem Unternehmen Gillette wird schlicht eine Marke. Eine von dann insgesamt 21, mit denen Procter & Gamble pro Jahr jeweils mehr als eine Milliarde Dollar umsetzt. Dazu gehören Pampers, Ariel, Pantene Pro-V und Oil of Olaz, aber auch blend-a-med, Tempo Taschentücher und Meister Proper. Und nun eben Gillette. »Eine einmalige Gelegenheit«, sagt Alan G. Lafley, Vorstandschef von Procter & Gamble. »Ein Traumgeschäft«, jubelt auch Warren Buffet, Großaktionär von Gillette. Seine Begeisterung verwundert kaum: Procter will zwar nicht mit Bargeld zahlen, sondern mit eigenen Aktien – aber dafür deutlich mehr, als Gillette an der Börse wert ist.

Mit der Übernahme rüstet sich Procter & Gamble zum Schlag gegen die großen Einzelhandelsketten wie beispielsweise Wal-Mart. Deren billige und namenlose Produkte sind in den vergangenen Jahren weltweit zur echten Konkurrenz für die klassische Markenware geworden. In Deutschland machen diese preiswerten Eigenmarken der Händler bereits rund 30 Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes aus. Dennoch kann – abgesehen von den Discountern – kein Supermarkt auf die klassischen Topmarken in seinen Regalen verzichten. Und davon hat Procter & Gamble bald noch mehr, denn zu Gillette gehören neben den Nassrasierern auch die Oral-B-Zahnbürsten, die Braun-Elektrogeräte und die Duracell-Batterien.

»Procter & Gamble und Gillette haben jeweils für sich bei mehreren Kategorien die Führungsrolle«, sagt Klaus Schumann, Sprecher der deutschen Geschäftsleitung von Procter & Gamble. Das erhöht die Verhandlungsmacht gegenüber den Handelsketten, wenn es zum Beispiel um »Gestaltung von attraktiven Einkaufserlebnissen für die Kunden« geht. Die Verhandlungen um den Inhalt und die Gestaltung der Regale sind in den vergangenen Jahren immer härter geworden. Die Einzelhandelsketten lassen es sich üblicherweise von den Herstellern teuer bezahlen, dass sie deren Produkte überhaupt ins Regal stellen. Wer aber viele Topmarken im Programm hat, kann den Spieß umdrehen. Frei nach dem Motto: Stellst du meine Rasierklingen nicht an den besten Platz, so liefere ich dir keine Windeln.

Procter & Gamble versucht zudem, Kunden stärker an sich zu binden und auf diese Weise von den Handelsmarken wegzulocken. Ein Beispiel für diese Strategie ist das Wischmop-System Swiffer. Es ist so konzipiert, dass es für stetig neue Umsätze sorgt. Die Kunden kaufen zunächst das Einstiegspaket mit einem Wischer samt einiger passender Reinigungstücher, später müssen sie diese regelmäßig nachkaufen. Dabei kommt es ganz entscheidend auf die Preisgestaltung an: Der Wischer muss einerseits so billig sein, dass die Kunden ihn ohne große Hemmungen mitnehmen. Er muss aber zugleich so teuer sein, dass sie später lieber die Ersatzteile kaufen als gleich ein ganz neues Gerät. »Selbstverständlich tragen solche Produkte zur Kundenbindung bei«, sagt Schumann. »Aber für ein zukünftiges, nachhaltiges Wachstum von Procter & Gamble gehört ganz sicherlich eine Ausweitung des Portfolios mit starken Marken im Körperpflege- und Gesundheitsbereich.«

Mit der Übernahme von Gillette setzt Procter & Gamble beide Strategien gleichzeitig um: Die elektrischen Zahnbürsten von Oral-B brauchen alle zwei Monate neue Bürstenköpfe, die Elektrorasierer von Braun regelmäßig neue Scherfolien, die Nass-Variante von Gillette neue Klingen. Und mit diesen Ersatzteilen wird dann richtig viel Geld umgesetzt. Knapp elf Euro kostet die Packung mit vier Rasierklingen für das aktuelle Spitzenmodell Gillette M3 Power. Ein Mann, der seine Klinge einmal pro Woche auswechselt, investiert allein dafür jedes Jahr mehr als 140 Euro. Rasierschaum und Aftershave kommen noch oben drauf.

Die Attacke gegen die preiswerten Handelsmarken kommt möglicherweise zum richtigen Zeitpunkt – zumindest in Deutschland, wo der Geiz langsam aus der Mode zu kommen scheint. »Es gibt positive Signale«, sagt Procter&Gamble-Manager Schumann, ergänzt aber vorsichtig: »Von einer Trendwende für den ganzen Markt zu sprechen ist aber vielleicht noch zu früh.«

Das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK wird da schon deutlicher: »Alles spricht dafür, dass sich die Stimmung der Verbraucher in Deutschland deutlich aufhellt.« Im Januar sei der Indikator, der die persönliche Einkommenserwartung der Deutschen widerspiegelt, zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Auch die Lust aufs Geldausgeben habe wieder zugenommen. Und wenn Verbraucher beim Einkaufen künftig nicht mehr auf jeden Cent schauen, dürften die Hersteller von Markenprodukten ganz besonders profitieren.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000009
04.10.2005, 16:00 Uhr
Decius
registriertes Mitglied


Und weil heute in der Presse anscheinend Systemrasierertag ist...

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,377843,00.html

Diese Nachricht wurde am 04.10.2005 um 16:01 Uhr von Decius editiert.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000010
04.10.2005, 17:48 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Wahrscheinlich hat ein Spiegel-Redakteur hier mitgelesen und eine Story für noch leere Seiten gefunden ...lol
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000011
10.10.2005, 13:02 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied


Bei aller Kritik finde ich es doch bemerkenswert, daß ein Hersteller (Gillette) alle seine Systemie-Produkte der letzten 33 Jahre (!) am Markt hält: vom GII (1972) bis Mach3Power.
Bei Wilkinson (habe da nicht so den Überblick) scheint es auch so zu sein.
Das ist ja geradezu eine sehr traditionelle Einstellung.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000012
10.10.2005, 13:18 Uhr
lux
registriertes Mitglied


Hallo täglichseife,

was hat das mit "Tradition" zu tun, bitte? Sie ist leider eines der missbrauchtesten Wörter überhaupt. Wenn sich einige Berufsquassler irgendwo einige Jahre treffen, reden sie schon von einer "Tradition".

Geldesel ist der Schlüssel. So lange verkaufen, wie der Erlös einen Deckungsbeitrag abwirft. Die Herstellmaschinen der "alten" Systeme sind längst abgeschrieben.

Grüsse

lux
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000013
10.10.2005, 13:35 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied


lux schrieb:

Zitat:
Hallo täglichseife,

was hat das mit "Tradition" zu tun, bitte? Sie ist leider eines der missbrauchtesten Wörter überhaupt. Wenn sich einige Berufsquassler irgendwo einige Jahre treffen, reden sie schon von einer "Tradition".

Geldesel ist der Schlüssel. So lange verkaufen, wie der Erlös einen Deckungsbeitrag abwirft. Die Herstellmaschinen der "alten" Systeme sind längst abgeschrieben.

Grüsse

lux

Ja, auch Begriffe wie "Nachhaltigkeit" oder "Innovation" gehören z.B. zu mißbrauchten oder mißverstandenen Wörtern.
Aber auch über Begriffe selbst läßt es sich ja leidenschaftlich diskutieren oder streiten.
Allein der Begriff "Postmoderne" hat wohl so seine ca. 20 Definitionen.

Und auf gleiche Weise können wir hier nun die Sache weiterführen, wie nun jeder so seine Vorstellungen von manchen Begriffen hat oder die Vorstellungen anderer oder von Theorien teilt oder nicht teilt.

Nach meiner Auffassung halte ich es geradezu für traditionell, wenn ein Hersteller nicht nur auf Innovation schielt, sondern auch bisherige Entwicklungen am Markt beibehält, die über drei Jahrzehnte zurückliegen und nicht einfach die "älteren" Produkte abstößt, weil Neues da ist.

Der GII ist gemessen am Design der heutigen Systemies geradezu ein traditionelles System und gemessen am Hobeldesign relativ modern.
Ein Zeitraum von über 30 Jahren ist in der heutigen Industrie geradezu gigantisch. Umso bemerkenswerter finde ich diese Form der "Traditionspflege" eines Herstellers.

Geldeselgeschichten sind wieder ein anderes Kapitel.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000014
10.10.2005, 13:54 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Die Leute bei Gillette sind bestimmt keine in der Wolle gefärbten Philantropen sondern Geschäftsleute. Die alten Systeme bringen mit Sicherheit noch einen Deckungsbeitrag weil die Maschinen, wie hier bereits dargelegt, abgeschrieben sind. Außerdem hat man dadurch praktisch in jeder Preisklasse einen Rasierer. Die Innovatoren werden bekanntlich demnächst duch den Fusion, dessen Klingen zwischen 13 und 14 Euro kosten werden, abgeschöpft. Eine Aufgabe der Altsysteme ohne Note wäre auch unklug, weil es möglicherweise Kunden zum Wechsel der Marke bewegen würde.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000015
10.10.2005, 15:06 Uhr
Jo Lange
registriertes Mitglied


Kann es nicht auch sein, daß die Kundschaft tendenziell konservativ und wechselunwillig ist, und somit jahre- oder ein Leben lang bei einem System bleiben möchte?
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000016
10.10.2005, 15:12 Uhr
Oscar
registriertes Mitglied


Deswegen ist ja auch die Aufgabe eines Systems risikant, nur weil es vielleicht x % von der Zielrendite entfernt liegt, aber immer noch Gewinn abwirft. Es müssen nicht unbedingt die 72 % Rohgewinnspanne sein, welche Gillette am Mach3m3 macht.
Diese Nachricht wurde am 10.10.2005 um 15:14 Uhr von Oscar editiert.
 
Profil des Verfassers || private E-Mail an Verfasser || andere Forumsnachrichten des Verfassers || Nachricht an Moderation melden Zitatantwort || Editieren || Löschen
Seiten: -1-     [ Rasierklingen und Sicherheitsrasierer ]  


Antwort hinzufügen
Als Gast sind keine Antworten möglich, diese Funktion ist nur für Mitglieder.
Du kannst Dich hier kostenlos registrieren.
Bist Du schon Mitglied? Dann musst Du Dich noch einloggen!
 
NassRasur.com-Portal  |  Impressum  |  Datenschutz

powered by ThWboard
(with modifications by Stefan P. Wolf)

© by Paul Baecher & Felix Gonschorek
(modifications © by Stefan P. Wolf)