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NassRasur.com-Forum » Rasiermesser und Zubehör » Korrigierte Wärmebehandlung » Themenansicht

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Autor Thread - Seiten: -1-
Diskussionsnachricht 000000
19.06.2016, 21:30 Uhr
deligo
registriertes Mitglied


Guten Abend zusammen,

still und heimlich bastel ich aktuell an weiteren Rasiermessern und nehme dazu auch Forenkollegen in Anspruch die deswegen keine eigenen Projekte weiterführen können.

Jetzt habe ich mir gedacht dass wir doch zumindest über diesen Weg mal den geschätzten Kollegen Jazz erwähnen sollten der bei den Messern eine ganz schöne Hilfe gewesen ist. Aber fangen wir am Anfang an.

Für weitere Projekte wurde ein hochreiner C-Stahl besorgt der in der Stärke 6,5mm zur Verfügung steht und sich damit bestens für Rasiermesser eignet. Es ist die Rede vom 125SC (1.1563.01).

Nachdem aus dem Flachmaterial die Form einer Klinge herausgearbeitet wurde wird der Stahl gehärtet.
Und da das auf dem sonnigen Balkon passiert ist konnte ich keine Glühfarben erkennen, der Stahl wurde vermutlich zu heiß und damit grobkörnig. Hier ein Bild von den Bruchstücken:


Für normale Messer wäre das vermutlich noch okay gewesen aber wir wollen ja feinste Hochleistungsschneiden erzeugen.

Um es nochmal ganz deutlich zu machen, hier hat Jazz ein Stück von seinem gehärteten Manganstahl (1.2842 Ein Stahl den ich auch für das Phoenix verwendet habe) neben den deutlich gröberen 125sc (rechts) gelegt:


Um das zu Korn zu verfeinern wanderten die Klingen zum Normalisieren in den Ofen.


Anschließend langsames Abkühlen an der Luft, das Ganze dann zwei mal!
Schön zu sehen wie die gehohlte Klinge an der Schneide deutlich schneller abkühlt und dadurch natürlich dunkler wirkt.


Dann Härteöl und Ofen auf Temperatur bringen



Nach dem Härten sind die Klingen zwar knüppelhart müssen aber noch zweimal eine Stunde im Herd entspannen. Dabei laufen Sie schön goldig an.


Und zum Schluss der Aktion nochmal ein Bild vom neuen Bruchtest.
Ich bin mal so frei und kopiere den "Fach-Kommentar" des Kollegen dazu:
"...Links das alte Stück von Dir, rechts das neue normalisierte und anschließend gehärtete Stück. Er ist deutlich feinmuscheliger geworden und für einen übereutektoiden Stahl mit so viel Kohlenstoff gar nicht schlecht, kommt in natura noch besser raus als auf dem Bild,.... Sauhart das Stückchen ,die Werkbank hat ordentlich geruckelt bis ich‘s abgeschlagen bekommen hab :-D"


An dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches Dankeschön an Jazzmaster der.... zu allem Überfluss... noch zwei weitere Klingen von mir zum härten mitgeschickt bekommen hat.
Klasse Aktion und ich finde das ist es auf jeden Fall wert hier erwähnt zu werden. Tolle Aktion!!!

Diese Nachricht wurde am 19.06.2016 um 21:39 Uhr von deligo editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000001
19.06.2016, 21:43 Uhr
Grognar
registriertes Mitglied


Das nennt man beispielhaft kollegiales Forumianertum.

Große Klasse..weiter so!!!
 
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Diskussionsnachricht 000002
20.06.2016, 20:13 Uhr
BastlWastl
registriertes Mitglied


Falls du das Material geschmiedet hast, 3mal Normalisieren bei ca. 770 Grad (Luftabkühlung), dann auf 710 Grad erhitzen (1 Std. Haltezeit) im Ofen innerhalb von 3 Std. auf 650 Grad abkühlen.... im Anschluss im Ofen (über Nacht) auf Raumtemperatur abkühlen lassen. Härten bei 790 Grad abschrecken in 65 Grad warmen Öl oder siedendem Salzwasser (15%).
Anlassen je nach Zweck Küchenmesser 2*200 Grad 45min. Wasserabschrecken oder Rasiermesser 2*175Grad /Std.

Bei Stockremovalprojekten sollte aber das Härten/Anlassen genügen. Ansonsten mal den Härteofen kontrollieren.

Grüße Wastl.
 
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Diskussionsnachricht 000003
20.06.2016, 23:18 Uhr
deligo
registriertes Mitglied


Nabend Wastl,
schön von Dir zu lesen und danke für Dein Feedback.
Ich dachte Du wärst eher im GRF unterwegs.

So wie ich es verstanden habe wurde 2mal Normalisiert um Randentkohlung zu verhindern. Der von Dir beschriebene Prozess ist interessant, ich hab mir direkt ein Merker gesetzt.

Der Schmied gibt die Daten zur Wärmebehandlung wie folgt an:
- austenitisieren bei 780 - 810° C
- abschrecken in warmem Öl (+70° C oder mehr)
- anlassen für 2 x 1 Stunde im Ofen bei 210 bis 230° C.

Von daher passen Deine Werte mit leichten Abweichungen.

Bzgl. Anlassen hab ich schon viel gelesen. Vom Prinzip her entspannt sich hier das Material und "verliert" dabei Härte.
Kannst Du einschätzen wieviel Unterschied es ausmacht wenn ich die Klinge bei 175° oder 210-230° anlasse?

Für alle anderen ein kleines Schmankerl als Vorgeschmack auf die zukünftigen Klingen.
Bitte nicht auf die Klingenbreite achten, von oben gesehen ist Klinge Nr.3 (lächelnd) am ehesten an der Wahrheit dran.
Leider liegt das Paket immer noch auf der Post und ich komm wegen Krankheit in der Family zu nix....aber das wird schon.


Gruß und charmanten Abend!
Andy
 
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Diskussionsnachricht 000004
21.06.2016, 07:40 Uhr
kinkjc
registriertes Mitglied


Ich bin schon sehr gespannt! Tolle Arbeiten von Euch beiden!

--
kinkjc - wie einst die Cäsaren: "Er kam, sah und rasierte!" Die Dekadenz kommt auch nicht von ungefähr!
 
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Diskussionsnachricht 000005
21.06.2016, 17:43 Uhr
BastlWastl
registriertes Mitglied


Bzgl. Anlassen hab ich schon viel gelesen. Vom Prinzip her entspannt sich hier das Material und "verliert" dabei Härte.
Kannst Du einschätzen wieviel Unterschied es ausmacht wenn ich die Klinge bei 175° oder 210-230° anlasse?


Da bei Rasiermessern kaum Querbelastungen auftreten kann mann mit dem Anlassen schon gehörig spielen. Beispielsweise habe ich eine Küchenmesserklinge aus 1.2562 geschmiedet, die nach dem Anlassen noch HRC 67 aufweist (getestet mit Profigerät).Diese wurde je 1 Std. bei 150 und 160 Grad angelassen und ist nicht kaputt zu bekommen!

Ich würde schätzen dass beim SC125 bei 2*3/4tel Std. 175 Grad etwa HRC 64-66 rauspringt, bei 220 Grad selbe dauer etwa 60-62 HRC.

Die Wärmebehandlung ist nicht auf meinen Mist gewachsen, die hat Ulrich Gerfin so empfohlen, sollte also astrein sein.

Grüße wastl.
 
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Diskussionsnachricht 000006
21.06.2016, 19:14 Uhr
Tobi1984
registriertes Mitglied


Um es genau zu nehmen müsste man dass ZTU Diagramm des Materials Zugrundelegen



www.premium-stahl.de/images/filedownloads/de/datenblaette...
Beispiel Silberstahl

--
Erfahrung, ist die Summe aller Fehler.

Diese Nachricht wurde am 21.06.2016 um 19:27 Uhr von Tobi1984 editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000007
21.06.2016, 22:44 Uhr
deligo
registriertes Mitglied


@Wastl: Danke dir nochmal für die Infos. Eine höhere Härte der Klinge wird sicherlich die Standzeit der Schneide positiv beeinflussen.
67HRC sind schon verdammt beeindruckend!
Allerdings kann es den Schärfer schon einiges an Nerven kosten.

@Tobi: Klasse Diagramm sowas hab ich gesucht.
Bin gespannt ob Du den 1.2210 als Flachmaterial findest.

charmanten Abend!
 
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Diskussionsnachricht 000008
22.06.2016, 09:26 Uhr
Buddelfrosch
registriertes Mitglied


1.2210 als Flach hab ich noch nie gesehen. Da muss wohl der Schmiedehammer ran.

Bezüglich des 125SC: Du hast den Stahl durch die nachfolgende Behandlung ganz gut wieder eingefangen. Tendenziell sind aber noch deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen, wenn es überhaupt nicht zu einer Überhitzung kommt.

Ich zitiere hier mal, was Daniel Boll zu einem C100 in einem anderen Forum geschrieben hat:

"Das ist definitiv Grobkorn.
Der unlegierte Werkzeugstahl mit 1% C hat eine Härtetemp. von 780-810 C.
Normalglühen bei 800-830 C....
Faustrregel : 1 Minute zum Anlaufen und pro Milimeter Materialstärke 1 Minute Haltezeit.

Unlegierte Werkzeugstähle verzeihen nichts!...wenn man genauer hinschaut.
...und 10 Minuten in höchster Normalglüh-Temperatur kann nur Grobkorn geben.
ein 2519 oder 2442 hat soviel Wolfram(eine der guten Eigenschaften von Wolfram ist, dass es das Korn in relativ hoher Wärme relativ lange fein hält) dass er so eine Behandlung locker verkraftet.(Wolfram verhindert aber keine Entkohlung sondern begünstigt diese auch noch, also Vorsicht.)

Sind unlegierte WS mal grob ist das Korn kaum noch rückzufeinen und die Entkohlung ist sehr stark.
ich habe früher mit Entkohlungs-Schutz(Condursal) gearbeitet, aber das ist teuer, umständlich und eine elende Sauerei...auch bezüglich der Umwelt(wir Messermacher belasten unsere Umwelt sehr stark, sollte man nie vergessen)
Heute löse ich das Problem so, indem ich unter 3 mm vor der WB gar nicht mehr vorschleife oder so wenig dass minimum ein starker Millimeter Schneidenstärke verbleibt.

Ein weiterer Aspekt ist, die Klinge ist zu dünn zu weit vorgeschliffen.Die Flanke zeigen deutliche Anzeichen von starker Entkohlung(wolkenartige Flecken, Zundernarben), deswegen wurde die Härtelinie auch nicht so richtig klar und sauber, kann auch gar nicht.

Noch eine Grundregel: wegen Entkohlung Schleifzugabe beachten.

Unlegierte Werkzeugstähle sind in der WB empfindlich und, wie gesagt, verzeihen nichts oder sehr wenig und brauchen eine wesentlich peniblere WB als W-legierte."

Die Wärmebehandlung von BastlWastl sollte aber schon das Maximum rausholen können, ist nur auf dem Balkon bei Sonne schwer umzusetzen

--
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

Diese Nachricht wurde am 22.06.2016 um 09:26 Uhr von Buddelfrosch editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000009
22.06.2016, 22:16 Uhr
deligo
registriertes Mitglied


Nabend Buddel,

das wird ja ein richtiges Fachforum hier. Wenn jetzt noch Ulrik kommt sind alle beisammen.

Gestern hab ich die Klingen zurückbekommen und damit auch das Bruchstück was ich jetzt endlich live begutachten kann.
Grundsätzlich wirst Du recht haben dass ein Stahl ohne Überhitzung mehr hergibt (Stichwort Randentkohlung)

Hier bin ich richtig richtig happy mit dem Ergebnis der Wärmebehandlung.
Absolut durchgängig feinstes Gefüge, schön muschelig ausgebrochen und knüppelhart die Messer.

Dein Zitat musste ich mir zweimal durchlesen bis ich das letze " gefunden habe. Ist nicht unbedingt alles auf diesen Fall übertragbar aber tolle Hintergrundinfos und Faustregeln. Danke Dafür

Jetzt zieht es mich in die Werkstatt aber wie es nun mal so ist, ist das WE durchgeplant bis auf die letzte Minute.....
Aber ich halte Euch, ggf. in einem anderen Faden, auf dem laufenden.

Eben habe ich einen Deal für einen Härteofen mit elektronischer Steuerung klargemacht.
Mann will ja doch noch ein paar mehr Klingen basteln und der Grill kann wieder für seine eigentliche Bestimmung genutzen werden..

Jetzt kommen noch die angenehmen Arbeiten wie Heftbau dran.
Jemand ein bestimmtes Material oder eine Wunschform als Vorschlag?
 
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Diskussionsnachricht 000010
22.06.2016, 22:58 Uhr
jazzmaster
registriertes Mitglied


deligo schrieb:

Zitat:
Gestern hab ich die Klingen zurückbekommen und damit auch das Bruchstück was ich jetzt endlich live begutachten kann.


Hier bin ich richtig richtig happy mit dem Ergebnis der Wärmebehandlung.
Absolut durchgängig feinstes Gefüge, schön muschelig ausgebrochen und knüppelhart die Messer.

Na, das freut mich aber

Ich denke die Mühe, die ersten beiden Messer zu normalisieren, hat sich gelohnt und man kann nun durchaus mit den Klingen was anfangen!
Bei den letzteren beiden bin ich sehr guter Dinge das hier die Grundvoraussetzung, was Korngröße betrifft, optimal sein dürfte


Es hat mir großen Spaß gemacht, meinem geschätzten Forumskollegen, hier hilfreich unter die Arme greifen zu dürfen. Das werden tolle Messer und ich freue mich auf deren Fertigstellung. Hau rein Andy

--
The only way to do great work is to love what you do.

Diese Nachricht wurde am 22.06.2016 um 23:11 Uhr von jazzmaster editiert.
 
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