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Diskussionsnachricht 000050
11.12.2005, 08:39 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


"Die Männerfrisur bleibt lange das unbeschnittene Haupt- und Barthaar als Zeichen des Freien. Erst Karl der Große und seine Zeit übernehmen von der römischen Kaisertradition das dort übliche kurze Haar und die Rasur. Unter den ottonischen und staufischen Kaisern hält man jedoch nicht starr an einer Form fest, es gibt sowohl bartlose Gesichter als auch kurze und längere Rundbärte. (...)
Die Ritterzeit, die immer größeres Gewicht auf die Eisenrüstung legte, führte den Helm ein, gleichzeitig werden die Haare wieder länger, dafür die Bartlosigkeit fast allgemein, was schon durch den Gesichtsschutz der Helmvisiere erforderlich wird."

Dem Rittertum und seinen Kreuzzügen verdanken die Europäer auch große Teile ihrer kosmetischen Erfahrungen. Ambra, Weihrauch, Moschus, Zibet, Schwämme, Elfenbein, Kämme und viele andere Materialien waren vorher ganz unbekannt. Und das aus vielen Filmen bekannte Bild des verschleierten Burgfräuleins hat auch seinen Ursprung im fernen Orient.
Dieser Schleier verschwand in Europa erst im 14./ 15. Jahrhundert.

(aus Werner Kloos, "Spiegel der Schönheit", Coriolan G,bH, Hamburg, 1952, S. 62-63
 
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Diskussionsnachricht 000051
14.12.2005, 08:32 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Renaissance

"Rinascimento" - Wiedergeburt - nennt man die Bewegung, in der sich Tatendrang und Wißbegierde, künstlerische Kraft und Schönheitsbedürfnis vereinen. Was wiedergeboren wurde, war das Ideal der antiken Welt.

"Die Herren der Epoche griffen jede Anregung, die ihnen von der Mode geboten wurde, mit Begeisterung auf und standen hierin den Damen nicht nach. Die Herrenfrisuren des 15. und 16. Jahrhunderts sind nicht weniger kompliziert als die weiblichen Modelle. (...). Fast gleichzeitig gibt es kurzgeschnittene Frisuren und andere mit üppigen, dichten, vom Kopf abstehenden Lockenwülsten. Junge Männer tragen den einfacheren Pagenkopf oder lockere Wellen bis zur Schulter. Perücken sind üblich, doch lassen sich ältere Herren unbekümmert mit kahlem Kopf sehen und darstellen.
Der Bart ist in Italien wenig gebräuchlich, doch kommt um 1550 ein modischer Kinnbart auf, und Künstler wie Tizian und Tintoretto erscheinen im Alter in würdevollen Vollbärten. Daß auch das Barthaar mit Duftessenz getränkt wurde, gehört zum Parfümkult der Epoche."

aus Werner Kloos, "Spiegel der Schönheit", Coriolan G,bH, Hamburg, 1952, S. 79

Ach und ein wichtiges Gerät war zu dieser Zeit als Neuheit sehr beliebt - der Zahnstocher, wurde mit Perlen und Diamanten besetzt zum Kunstwerk erhoben.

Diese Nachricht wurde am 14.12.2005 um 08:43 Uhr von erik kormann editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000052
14.12.2005, 13:56 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied


Ich schleiche mich mal mit einem Buch-Tip zwischen die Zitate... .
Seit Erscheinen 2002 habe ich die Notiz aufgehoben und das Buch noch nicht gelesen - jetzt wird es aber Zeit:

Percy Kemp: Musk. Roman. Aus d. Französ. v. Veronika Cordes
Argon 2002, 159 Seiten, € 16,90
ISBN 3870245549
Danach als Fischer-TB erschienen, vielleicht vergriffen, bei Jokers´s oder im Antiquariat könnte es noch vorkommen.

Verlagsinfo:
"...die Morgentoilette des Ex-Geheimdienstlers ist Ritual...und ohne Manschettenknöpfe und Spazierschirm verlässt Monsieur Eme die Pariser Wohnung erst gar nicht.
Das i-Tüpfelchen: sein Eau de Toilette, das er schon seit Jahrzehnten benutzt und ohne das er sich nackt vorkommt.
Eines Tages jedoch riechen die edeln Tropfen irgendwie anders - und Eme hat ein großes Problem. Was ist bloß geschehen?
Wie ein Süchtiger begibt er sich auf die Duftspur."
 
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Diskussionsnachricht 000053
14.12.2005, 14:47 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Ein herrlicher Buchtip, ich hatte Monsieur Eme schon wieder vergessen, aber die Geschichte, auch wenn sie leicht tragisch endet, ist köstlich. Ja, ja, die Leidenschaft zum Duft.

Weitere Zitate aus diem Buch überlasse ich deshalb dailiysoap. Natürlich auch die Schilderung vom Ende.

Wer nicht gerne in dicken Büchern blättert, sich aber mal mit einem Büchlein in den öffentlichen Verkehrsmitteln sehen lassen will, dem sei diese Erzählung sehr empfohlen.

Gruß Erik
 
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Diskussionsnachricht 000054
15.12.2005, 08:05 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Guten Morgen,

um Euch auch weiterhin mit schönen Zitateb zu erfreuen, habe ich einige neue Bücher bestellt und neben einigen bekannten Titeln, die wir einfach nur besitzen wollten, habe ich auch auf gut Glück zugeschlagen und im vorliegenden Falle odentlich daneben gegriffen. "Die Ethik der Nassrasur" beinhaltet leider nicht was ich mir vorgestellt habe. Es ist ein dünnes Bändchen mit lauter Erzählungen, die man nicht unbedingt kennen muß, und eine dieser Erzählungen heißt "Die Ethik der Nassrasur".
Alles Mist. Selbst die eine Erzählung hat mit dem Thema nichts zu tun.
Doch weil ich es gakauft habe, zitiere ich hier die wenigen sinnvollen Sätze. Da müßt Ihr jetzt durch.

"Der Virtuose des Papierkorbs - noch einmal, ein weltgeschichtlich unwiderruflich letztes Mal wollen wir ihn uns als Mann vor das innere Auge rufen, als einen Mann, der morgens vor dem Rasiesrspiegel die Schärfe der Klinge prüft, mit der er gegen sich vorzugehen gedenkt, und der weiß, daß es gerade die falschen Schnitte sind, die unter die Haut gehen - der weiß, daß die Klinge in Wahrheit glatt aufliegen muß, wenn es gilt, daß Ich von jenen unkontrollierten Wucherungen freizuhalten, welche das nackte, geschmeidige Alltagswesen, dieses kostbare Spätprodukt einer sinnreichen biologischen Karriere, binnen kurzem zurückverwandeln würde in das Tier, das meint. Eine Meinung haben, heißt bekanntlich, sich selbst noch nicht begegnet zu sein. Die Ethik der Naßrasurformt den Mann, der schreibt, weil er schreibt: Voila!"

So Männer, mehr gibt es aus diesem Buch nicht zu zitieren. Der Autor hat ein Faible für Bandwurmsätze und auf meinem Weg zum Laden gibt es ein Antiquariat. Dort werde ich das Buch vor die Tür legen.

Trotzdem einen schönen Tag. Ich werde mich heute Mittag neu formen.
 
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Diskussionsnachricht 000055
16.12.2005, 08:04 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Guten Morgen,

ich zitiere heute aus einem großen Buch, es heißt auch "Das große Buch der Schönheit und Körperpflege" und in diesem Buch widmet sich sogar ein ganzes Kapitel dem Mann. Die einleitenden Sätze möchte hier zum besten geben.

"Dieses Kapitel ist dem Mann gewidmet. Zum Weiterreichen oder Weitersagen. Aber es wendet sich auch an Sie: Weil Sie mit seinen Schönheitsproblemen oft hautnah konfrontiert werden. Weil er um jede Parfümerie einen großen Bogen schlägt. Und Sie vorschickt: Zum Eau de Cologne-Kaufen. Oder weil Sie ihm ruhig mal klar machen können, daß er nicht heimlich in Ihren Cremetopf greifen muß: Es gibt spezielle Männercremes. Haarausfall und Glatze sind zwar typisch männliche Probleme, werden aber oft genauso verschämt behandelt. Wenn Sie ihn das nächste Mal mit verzweifeltem Blick vor dem Spiegel ertappen: Bemerken Sie so ganz nebenbei, daß man dagegen auch etwas tun kann! Und wenn er sich dann weigert, vor den Kindern Gurkenscheiben aufs Gesicht zu legen - lassen Sie ihn ..."

München, 1988 im Naturalis Verlag erschienen.
 
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Diskussionsnachricht 000056
16.12.2005, 18:14 Uhr
Kurbjuhn
Moderator


erik kormann schrieb:

Zitat:
Ein herrlicher Buchtip, ich hatte Monsieur Eme schon wieder vergessen, aber die Geschichte, auch wenn sie leicht tragisch endet, ist köstlich. Ja, ja, die Leidenschaft zum Duft.

In der Tat. Danke an dailysoap für die "Musk"-Empfehlung. Vorgestern bei amazon bestellt, gestern geliefert und gestern/heute den Nachtschlaf um 2 genußvolle Stunden verkürzt. Ein wunderbar intelligentes, amüsantes kleines Buch.

Gruß

Chris

--
forum-mods(at)nassrasur(dot)com
 
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Diskussionsnachricht 000057
16.12.2005, 18:31 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied


Kurbjuhn schrieb:

Zitat:
erik kormann schrieb:

Zitat:
Ein herrlicher Buchtip, ich hatte Monsieur Eme schon wieder vergessen, aber die Geschichte, auch wenn sie leicht tragisch endet, ist köstlich. Ja, ja, die Leidenschaft zum Duft.

In der Tat. Danke an dailysoap für die "Musk"-Empfehlung. Vorgestern bei amazon bestellt, gestern geliefert und gestern/heute den Nachtschlaf um 2 genußvolle Stunden verkürzt. Ein wunderbar intelligentes, amüsantes kleines Buch.

Gruß

Chris

Wunderbar. Ich muß noch warten, aber so ein Zufall - ich habe das Buch ja noch nicht gelesen, sondern kannte die Besprechung seit 2002 und habe mir diese ausgeschnitten.
Ich habe es ebenfalls bei amazon bestellt, gestern, für 1,50 und es dürfte morgen da sein.
 
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Diskussionsnachricht 000058
17.12.2005, 08:17 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Zur Seife:

"Erstes eindeutiges Dokument über eine Seifenherstellung in Deutschland ist die Schrift des römischen Reitergenerals und Polyhistors Plinius d.Ä. (79-23 v. Chr.) - naturalis historia -. In seinen Reiseaufzeichnungen aus den germanisch-gallischen Provinzen berichtet er: -Von Nutzen ist auch die Seife, die die Gallier erfunden haben und womit sie ihren Haaren einen rötlichen Glanz verleihen. Man bereitet sie aus Talg, am besten von Ziegen, und aus Asche. Von dieser zieht man die Buchenholzasche vor. Es gibt zwei Arten, steife und flüssige. Beide sind bei den Germanen mehr bei den Männern als bei den Weibern in Gebrauch."

Damit ist es durchaus geschichtliche Tatsache, daß ein als "Barbaren" bezeichnet Volk, im Altertum unzweifelhaft den durchaus viel höher entwickelten Völkern in Sachen Waschmittel um einiges voraus war.
Seife kannten die Römer nicht.

aus: Beyer und Bosse, "Seife, Parfüm, Kosmetik - Warenkunde für den Facheinzelhandel", F. Holzmann Verlag, Hamburg 1968, S. 75-76

Ein schönes Wochenende,
Gruß Erik
 
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Diskussionsnachricht 000059
18.12.2005, 08:23 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Meine Herren, das Thema ist ernst!

"Das Schamempfinden stellt einen weiteren, etwas unterschwelliger wirkenden Widerstandsfaktor dar, der während des gesamten 19. Jahrhunderts nicht überwunden wird. Man befürchtet, daß durch das heiße Wasser die sexuelle Begierde geweckt werden könne. Das in der Badewanne mögliche Alleinsein mit sich selbst gibt Anlaß zur Beunruhigung. Manche Mediziner, die sich um 1850 sehr direkt über die dem Organismus innewohnende Dynamik und Lebenskraft auslassen, melden in dieser Hinsicht Bedenken an: Die Badewanne ist gefährlich, weil sie sündige Gedanken aufkommen läßt. Sie kann den Badenden verführen. Das Baden ist ein unmoralischer Brauch. Einige traurige Enthüllungen haben offenbart, welch eine Gefahr es für die Sittlichkeit darstellt, wenn man eine Stunde lang nackt in der Badewanne liegt. Die gälte besonders für Schüler in Internaten: Ein badender Körper, der zu lange sich selbst überlassen bleibe, könne auf Abwege geraten."

Man sah es als problematisch an, daß der Körper zum Baden nackt sein müsse. Und so rieten ehrbare Leute, daß man z.B. beim Waschen der Geschlechtsorgane besser die Augen schließen sollte.

Wer sich für die Kulturgeschichte der Körperpflege interessiert, dem sei dieses Buch sehr empfohlen: Georges Vigarello, "Wasser und Seife, Puder und Parfüm - Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter", Campus Verlag, Reihe Campus, Frankfurt 1992, S. 207-208
 
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Diskussionsnachricht 000060
19.12.2005, 09:00 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Der Wunsch alles zu desinfizieren, fängt ziemlich genau datierbar, gegen Ende des 19 Jahrhunderts an. Mikroben, überall Mikroben und Keime. Man zählt sie auf der Haut. Vor dem Wannenbad und nach dem Wannenbad. Die Mikrobe ist nicht zu riechen, sie existiert. Und so muß die neue Sauberkeit etwas beseitigen, was gar nicht sichtbar ist. Selbst im klaren Wasser kann die Gafhr lauern.

"Der Körper kann der Gefahr nicht entkommen. Selbst dann nicht, wenn man jeden Tag badet. (...) Häufiges Baden mit anschließendem Waschen ist eines der besten Mittel zur Deinfektion. Sogar in der Terminologie ist Waschen nun gleichbedeutend mit der Schaffung eines aseptischen Zustands."

Zwischen 1880 und 1900 erheben díe Hygeniker weitreichende Forderungen. Dabei entfernen sie sich allerdings auch ziemlich weit von der allgemeinen Vorstellungkraft.

"Die Sauberkeit wird zum Bestandteil eines neuen, mit bedrohlichen Zahlen argumentierenden Wissensgebietes."

Und was ich sehr interessant finde: "Pasteur selbst relativiert schon ab 1880 seine Aussagen über die Schädlichkeit der Mikroben, indem er auf die Möglichkeit der Immunisierung hinweist. Der Organismus verfüge von vornherein über Widerstandskräfte, habe innere Abwehrschranken."

Vigarello, "Wasser und Seife, Puder und Parfüm - Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter", Campus Verlag, Reihe Campus, Frankfurt 1992, S. 244-246
 
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Diskussionsnachricht 000061
20.12.2005, 09:07 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Moin, moin

Frank Gnegels "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur" ist für mich das interessanteste Buch zum Thema Rasur und deshalb wird nun in den kommenden Tagen nur aus diesem Buch zitiert.

Gleich zu Anfang werden Abbildungen bronzezeitlicher Rasiermesser gezeigt, die aus dem 15. und 16. Jahrhundert vor Christus stammen.

"Der griechische Geschichtsschreiber Diodorus Siclus beschrieb im 1. Jahrhundert, wie sich bei den Kelten die Männer bestimmter gesellschaftlicher Gruppen durch ihre Barttracht und den Gebrauch von Rasiermessern äußerlich abhoben: Manche rasieren sich, manche lassen sich den Bart ein wenig wachsen. Die Vornehmen rasieren sich die Wangen glatt, lassen sich den Schnurrbart lang wachsen, so daß ihr Mund bedeckt ist. Wenn sie essen, hängt ihnen der Schnurrbart in die Speise, wenn sie trinken, fließt das Bier wie durch eine Reuse."

Dieses Buch ist ein echter Schatz.

Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S. 10
 
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Diskussionsnachricht 000062
20.12.2005, 13:15 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied


Ja, Gnegels "Bart ab..." ist ein schönes Buch. Allerdings kommt mir das Thema Rasiermittel/Rasurpflege/Pinsel zu kurz.

In einem anderen Thread macht gerade "Kölnisch Wasser" die Runde.
So kann es enden...:

Kölnisch Wasser

„Einem unternehmungslustigen Mann, der schwer unter dem allgemeinen Mangel litt, war mit einemmal ein glänzender Einfall gekommen. Er hatte erfahren, daß der Zahlmeistersteward einen großen Vorrat an Kölnisch Wasser besaß, den er heimlich an Bord gebracht hatte, um ihn auf eigene Rechnung an die Küstenbevölkerung zu verkaufen.
Aber es stellte sich heraus, daß der Vorrat größer war als der Bedarf, und da er an Bord der Fregatte keinen anderen Abnehmer hatte als Leutnant Wantsropp, nahm er mehr als ein Drittel seines ursprünglichen Lagers wieder mit nach Hause.

Kurz, dieser Beamte ließ sich, als er insgeheim darauf angesprochen wurde, leicht dazu überreden, ein Dutzend Flaschen abzugeben.
Diese Nachricht verbreitete sich allenthalben unter den Leuten und wurde nur vor den Offizieren und unteren Vorgesetzten geheimgehalten, und in jener Nacht klirrten in allen abgelegenen Ecken und Verstecken die langen, kranichhalsigen Kölnisch-Wasser-Flaschen und flogen, sobald sie leer waren, aus den Stückpforten.

Mit braunem Zucker aus den Backschaftskisten und heißem Wasser, das sie sich von den Kombüsenköchen erbaten, machten die Männer alle Sorten Punsch, Toddies und Cocktails, denen sie einen kleinen Teertropfen wie ein Stückchen braunen Toast hinzufügten, um ihnen das richtige Aroma zu geben. Natürlich geschah das alles mit der tiefsten Verschwiegenheit, und da auf ihre Orgien eine ganze Nacht folgte, so waren die Zecher weitgehend vor Entdeckung sicher, und denjenigen, die zu ausgiebig ins Glas geguckt hatten, standen zwölf lange Stunden zur Verfügung, um wieder nüchtern zu werden, ehe das Tageslicht anbrach.

Am nächsten Tag roch die ganze Fregatte vorn und achtern wie eine Damentoilette. Sogar die Teereimer dufteten, und mancher grimmige grauköpfige alte Stückmeister atmete Wohlgeruch aus seinem Munde.“

(Zitat: Herman Melville: Weißjacke oder die Welt auf einem Kriegsschiff; München 1970, zuerst 1850)


Melville hat übrigens auch den Roman "Moby Dick" geschrieben.

Melville wurde am 1. August 1819 in New York geboren. Er stammt aus einer zunächst wohlhabenden, dann durch Bankrott und Tod seines Vaters verarmten Kaufmannsfamilie. Seit 1839 war er Matrose, unter anderem auf Walfangschiffen; dabei kam er bis in die Südsee. Er kehrte 1844 auf einem Kriegsschiff in die USA zurück. Dort arbeitete er als freier Schriftsteller. Auf Reisen besuchte er England, das Mittelmeer und Palästina. Seit 1863 lebte er in New York, wo er am 28. September 1891 starb.

Diese Nachricht wurde am 20.12.2005 um 14:05 Uhr von dailysoap editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000063
21.12.2005, 08:42 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Also ich wäre ja vom Boot gesprungen und nach Haus geschwommen. Denn die Chance, von einem Hai gefressen zu werden, ist bei solch einem Wohlgeruch eher unwahrscheinlich.

Aaaachtung! Jetzt kommt ein Zitat. (aus der Sesamstraße, aber da kommt ein Karton)

"Der Westgotenkönig Theoderich II. (gest. 466) trug einen kurzen oberen Backenbart, Kinn- und Oberlippe waren rasiert. Sidonius Apollinaris (ca. 430-480), dem römischen Gelehrten und Dichter, zufolge hatte er einen `tonsor`, der sein Amt täglich verrichten mußte: `Die Haare die unter dem Nasenloch sprießen, wurden täglich kurzgeschnitten. Die Schläfen waren mit einem dichten Bart verziert, aber der Bart, der auf dem unteren Teil des Gesichts wächst, rasiert der Barbier regelmäßig bis auf die Wurzel, gibt den Wangen so den Anblick der Jugend zurück."

Frank Gnegel beschreibt sehr anschaulich die Techniken damaliger Haarpflege und deren bedeutung für den gesellschaftlichen Stand einer Person. Die Franken z.B. trugen langes Kopfhaar zum Zeichen ihres freien Standes. Knechte und Unfreie mußten den Kopf z.T. auch glattgeschoren tragen. Diese Mode bezog die Rasur des Gesicht nicht ein. Selbst König Childerich trägt zum Zeichen seiner Würde zwar langes Haar, ist aber sonst glattrasiert. Würde ihn die Darstellung auf einem alten Goldring allerdings mit kurzem Haar zeigen, dann hieße das, daß der König zum Zeitpunkt der Darstellung seinen Anspruch auf den Thron verloren hätte.

Einen schönen Tag,
Gruß Erik

Diese Nachricht wurde am 21.12.2005 um 08:53 Uhr von erik kormann editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000064
22.12.2005, 08:35 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Noch befinden wir uns in der Zeit des frühen Mittelalters, im Buch von Fank Gnegel.

"Nach Berichten einer arabischen Gesandschaft, die sich um 973 am Hofe Kaiser Ottos I. (912-973) aufhielt, wußte der arabische Kosmograph Quazwini über die Barttracht der Franken folgendes zu berichten: `Sie scheren ihre Bärte, und es sprossen nach dem Scheren nur abscheuliche Stoppeln. Man fragte einen von ihnen nach der Bartschur, und er gab zur Antwort: Das Haar ist etwas überflüssiges; ihr entfernt es von euren Schamteilen, wie sollen wir es in unseren Gesichtern dulden."

König Otto selbst, ein Mann von gewaltiger Größe, trug allerdings, entgegen aller Sitte, einen reichlich wallenden Bart.

Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S. 14
 
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Diskussionsnachricht 000065
23.12.2005, 09:22 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Hochmittelalter 1000 -1150

"Von Frankreich aus verbreitete sich Mitte des 11. Jahrhunderts die Rasur auch in Deutschland."

Und so manch deutscher Würdenträger beklagte sich über einen zunehmenden Verfall der Sitten.

"Was uns jedoch am meisten bedrückt und worüber wir nicht schweigen dürfen, ist, daß die Ehre des Reiches, die zu Zeiten der früheren Kaiser in bezug auf Kleidung, äußere Erscheinung, Bewaffnung und Reitwesen in schicklichstem Ansehen stand, in unseren Tagen vernachlässigt wird und die schändliche Mode französischer Albernheiten eingeführt wird, nämlich das Scheren der Bärte (...)."

Aber nun mal nicht albern werden

Die Rasur war eine Neuerung, die auf Geistliche Würdenträger sehr abstoßend gewirkt haben muß. Wobei die Rasur in den Klöstern allgemein üblich war und zu verschiedenen Terminen die Haare abrasiert wurden. Gnegel schreibt, daß seit dem 11. Jahrhundert etwa 20 Rasurtermine pro Jahr festgelegt waren.

Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S. 15-17

Diese Nachricht wurde am 23.12.2005 um 09:24 Uhr von erik kormann editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000066
23.12.2005, 10:45 Uhr
lupo
registriertes Mitglied


erik kormann schrieb:

Zitat:
... 20 Rasurtermine pro Jahr festgelegt ...

Wie schrecklich, sich an 345 Tagen im Jahr nicht rasieren zu dürfen!

--
Das Leben ist zu kurz um sich mit Dosenschaum zu rasieren!
 
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Diskussionsnachricht 000067
24.12.2005, 16:29 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Ein schönes Weihnachtsfest und hier kommt das passende Zitat für den Heiligen Abend:

"Weihnachtsmann! Bartträger par excellence: Ein bartloser Weihnachtsmann ist ebensowenig vorstellbar wie ein Landcruiser-Fahrer ohne Handy. Auch wenn es feministischen Bestrebungen nicht in den Kram paßt - auf die Gefahr hin, chauvinistischer Tendenzen bezichtigt zu werden, möchten wir prognostizieren, daß der Weihnachtsmann für immer eine Domäne der Männer bleiben wird. Schließlich gibt es nur eins, was lächerlicher ist als eine bartlose Weihnachtsfrau: eine mit Bart!"

Bis dahin und alles Gute,
Erik
 
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Diskussionsnachricht 000068
28.12.2005, 09:08 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Meine Herren,
ich bin wieder so weit. Es droht, das tägliche Zitat.

"Das Ansehen der Mönche war in der Zeit zwischen 1050 und 1150, dem monastischen Jahrhundert, so groß wie nie zuvor. Dies mag mit zur allmählichen Aufwertung der bartlosen Tracht beigetragen haben. So rasierten sich manche Laien in der Absicht, den Mönchen äußerlich zu gleichen. Bei den geistlichen Herren stieß dieser Versuch der Angleichung auf entschiedene Ablehnung. Otloh von St. Emmeram schildert (...) die Geschichte eines vornehmen Herrn, dem es widerfuhr, daß trotz seiner Unschuld ein Gottesurteil zu seinen Ungunsten erging. Den Grund für Gottes Zorn und das fehlgegangene Gottesurteil erläuterte ihm ein Geistlicher: Obwohl du ein Laie bist und und nach der Sitte der Laien niemals einen rasierten Bart tragen dürftest, hast du das göttliche Gesetz gebrochen und hast wie ein Kleriker deinen Bart rasiert. Der Mann versprach, sich künftig nie wieder zu rasieren, und so ging das erneut angerufene Gottesurteil zu seinen Gunsten aus. Damit war nicht nur dessen Unschuld bewiesen, auch der Grundsatz, daß kein Laie seinen Bart rasieren darf, wurde bestätigt."

Doch die Geschichte sollte doch noch ein böses Ende nehmen. Denn der adlige Herr brach sein Versprechen und gab der Mode nach. Er rasierte sich und wurde erneut durch ein Gottesurteil abgestraft; was in diesem Fall bedeutete, daß man ihn blendete. Otloh rief in seinem "Buch der Mahnung an Geistliche und Laien" jeden dazu auf, sich von der Zügellosigkeit und dem Tand, den hierzulande die anstößigsten Bewohner fremder Länder mit dem ungesitteten Rasieren und scheußlicher Kleidung eingeführt hätten, fernzuhalten.

Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S. 18

Rasiere ich mich nun heute, oder rasiere ich mich nicht?

Monastisch bedeutet klösterlich, Leben im Sinne eines klösterlichen Ordens.

Gruß Erik
 
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Diskussionsnachricht 000069
29.12.2005, 21:46 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Da ich heute morgen etwas faul war, kommt das Zitat zum Tage erst jetzt. Ich hoffe, es stört Euch nicht.

"Obszön - mit solchem Geschütz führ der Philosoph Arthur Schopenhauer gegen den Bart auf, ein ziemlich geschlechtsloser Mann, zu viel Hirn und Stirn - ein leichter silberner Backenbart war schließlich alles, was er sich im Alter gönnte.

Beim Anblick von Bärten konnte sich Schopenhauer richtig aufregen. Sie vergrößerten den tierischen Teil des Gesichts, tönte er, und die zeitgenössische Männerwelt war für ihn ein bei aller Langbärtigkeit impotentes, d.h. zu jeder Geistesproduktion höherer Art unfähiges Geschlecht. Überhaupt sei der Bart, dieses Geschlechtszeichen mitten im Gesicht, eben obszön. Und dann kommt der Hammer, im Nachsatz: Daher gefällt er den Weibern."

Wachtel, Joachim, "Das Buch vom Bart", Wilhelm Heyne Verlag, München, 1981, S. 102
 
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Diskussionsnachricht 000070
03.01.2006, 08:24 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Die Fahne am Kinn

"Die Obrigkeit reagierte entsprechend sauer, sie verbat sich das. Manch deutsche Duodez-Regierung hat Mitte des 19. Jahrhunderts den Beamten das Tragen von Vollbärten untersagt. Der Historiker Gregorovius schreibt aus Italien über einen Franzosen: Die Polizei hatte ihn auf der Straße aufgegriffen und ohne weitere Umstände in eine Barbierstube gebracht, wo ihm von Staats wegen der Bart abgeschoren wurde. Neapolitanischen jungen Leuten begegnet es, daß sie das Verbrechen eines revolutionären Hutes und Bartes in irgendeinem Verbannungsort, einem Castell, einer Insel abbüßen, wie ein Staatsgefangener in Pozzuoli selbst mir erzählte."

"Bismarck, Aristokrat bis in die Knochen und natürlich königstreu, mußte sich bei seinem Vater entschuldigen, als er ihm, ganz naiv, ein Bild mit Schnurrbart von sich geschickt hatte. So klar waren damals die Fronten."

Wachtel, Joachim, "Das Buch vom Bart", Wilhelm Heyne Verlag, München, 1981, S. 98-99
 
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Diskussionsnachricht 000071
03.01.2006, 21:31 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied


erik kormann schrieb:

Zitat:
Ich wollte an dieser Stelle auch noch einmal anmerken, daß es bei den Zitaten nicht nur um schöne, zitierbare Aussprüche geht. Interessante und spannende Lektüre gibt es in unzählbarer Menge und so mancher Satz kann leicht zitiert werden. Deshalb zum Wochenende ein Satz aus einem wunderbaren Buch, auch dailysoap hatte es schon genannt.


"(...) Die Flüssigkeit schimmerte goldbraun im Sonnenlicht, klar, ohne die geringste Trübung. Ganz unschuldig sah sie aus, wie heller Tee - und enthielt doch neben vier Fünfteln Alkohol ein Fünftel eines geheimnissvollen Gemisches, das eine ganze Stadt in Aufregung versetzen konnte. Dieses Gemisch wiederum mochte aus drei oder aus dreißig verschiedenen Stoffen bestehen, die in einem ganz bestimmten von unzähligen Volumenverhältnissen zueinander standen. Es war die Seele des Parfums (...)".

Aus Patrick Süskind, Das Parfum, Volk und Welt, 1985, S. 65

Gruß Erik

Die Verfilmung von Süskind´s Parfüm soll voraussichtlich im September 2006 im Kino zu sehen sein. Dem sehe ich mit großer Spannung und Erwartung entgegen.
Ob sich bis dahin das "Geruchskino" weiterentwickelt hat? Besser nicht!

Näheres zur Verfilmung auf dieser sehr informativen Fan-Seite:
www.parfum-fan.de/fakten_f.html
 
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Diskussionsnachricht 000072
04.01.2006, 08:41 Uhr
erik kormann
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Johannes Geiler (1445-1510, Theologe)

"Die erste Schell der Seltzam Narren ist, gestumpfete vnd seltzame Bärt ziehen, auff gut Spanisch ider Italiänisch. Hergegen aber werden gefunden die ziehen gantz lang vnd zopfechte Bärt, welches sie allein darumm thun, damit man sie desto für alte männer vnd stattliche personen ansehen solle. Diese sicht in sonderheit die ehrgeizigkeit und ruhmsucht, Aber solche sein fürwar grosse thoren."

Doch Geiler war nicht nur gegen die Bärte, nein, er wetterte auch gene die Bartlosigkeit: "Die andere Schell der Spiegel Narren ist der ersten zuwider, dann es werden etliche gefunden, die lassen gar kein haar wachsen, sondern lassen das angesicht vnd das kienn gantz sauber schären damit man kein har sihet."

Was also tun?

Gefunden in: Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S.26-27

Da ich mich durch dieses Buch durcharbeite, bin ich im Spätmittelalter angekommen.
 
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Diskussionsnachricht 000073
05.01.2006, 08:55 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


1500-1650 und etwas danach.

Nachdem die Mode lange das glattrasierte Gesicht vorgeschrieben hatte, kam es zu Anfang des 16. Jahrhunderts erneut zu einer Veränderung dieser Erscheinung; Mann trug wieder Bart, wenn auch nur vorn am Kinn. Spitzbärte waren groß im kommen und diese wurde außerdem schön gepflegt, geflochten oder gekämmt. Sie sollten eine als schön empfundene schmale Kopfform betonen. Windschnittig
Eine Mode, die sich von Spanien aus kommend über ganz Europa verbreitete.

Mit dem Aufkommen der großen und langen Perücken, verschwand auch diese Mode. Das Bärtchen am Kinn paßte nicht zur langen Haartracht.

"Aber bey jetziger verkehrter Zeit ist nicht allein das Auffschneiden, das Ehrabschneiden, das Umschneiden im Schwung, sondern auch das vielfältige Bartschneiden, daß man fast alle Tag ein neue Modi in Bart reibet; ja man findt dermalen wenig Bärt, sondern nur Bärtl, welche oft dergestalten zugespitzt seynd, wie die subtilste Miniatur Pemsel. Pfuy der bethörten Welt."

Prediger Abraham a Santa Clara (1644-1709) mochte die winzigen Restbärte scheinbar gar nicht und nachdem sich 1680 selbst der Sonnenkönig von diesem Restbärtchen getrennt hatte, war es für fast ein halbes Jahrhundert mit dem Bärtchen ganz vorbei.

Gefunden in: Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S.28-29

Diese Nachricht wurde am 05.01.2006 um 08:57 Uhr von erik kormann editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000074
06.01.2006, 09:13 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied


Größe Perückem, kleinere Bärte, noch größere Perücken und gar keine Bärte. Gepuderte Perücken und Perücken aus Ziegenhaar, selbst für den einfachen Handwerker ein modischer Kopfputz. Konnte doch so, auch das einfache Bürgertum sein gestiegenes Selbstbewußtsein und wirtschaftliche Kraft demonstrieren.

Allerdings ging diese Mode an der Masse der Bevölkerung (wie F. Gnegel beschreibt) spurlos vorüber.

"Die Bauern und das gemeine Volk rasierten sich von jeher recht und schlecht den Bart und tragen das Haupthaar ziemlich kurz und ungepflegt." (hieß es 1770 in einer nicht näher ben. Quelle)

Wir sind schon "ein gemeines Volk" von Nassrasierern.

Frank Gnegel, "Bart ab - Zur Geschichte der Selbstrasur", DuMont, Köln, 1995, S.30

Diese Nachricht wurde am 06.01.2006 um 09:16 Uhr von erik kormann editiert.
 
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