Diskussionsnachricht 000028
10.11.2018, 10:20 Uhr
CaptainGreybeard
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Nach etwas weniger als vier Wochen mit der Acebeam L16 kann ich nunmehr ein erstes Resümee ziehen:
1. Die Leuchte ist zu groß und sperrig für die Hosentasche, passt aber in die Jackentasche, zumindest in die meiner Dienstjacke.
2. Das mitgelieferte Gürtelholster taugt nichts, denn es ist viel zu unflexibel. Der einzige Einsatzzweck für diese Art von Futteral ist als Schutz beim Transport der Leuchte im Gepäck (Rucksack, Koffer, Handschuhfach o. ä.), z. B. als Schutz vor Beschädigungen oder vor versehentlicher Betätigung des Seitenschalters. Hier steht also die Anschaffung eines ESP-Holsters an.
3. Der mitgelieferte Gürtelclip ist eine Fehlkonstruktion, denn er sitzt derartig stramm, dass man beide Hände, etwas Geschick und ziemlich viel rohe Kraft benötigt, um die Leuchte mit dem Clip am Gürtel zu befestigen.
4. Der Seitenschalter ist zwar günstig positioniert, ragt aber nicht weit genug aus dem Tubus hervor, um ihn instinktiv im (Halb)dunkeln ertasten zu können. Abhilfe bringt es hier, einen passenden, transparenten, selbstklebenden Kunststoffgleiter auf dem Schalter anzubringen, wie man ihn für gewöhnlich auf der Unterseite (= Standfläche) technischer Geräte verwendet, um ein Verrutschen der Geräte auf Arbeitsflächen sowie Beschädigungen der Flächen zu verhindern.
5. Der Endkappenschalter gestattet leider nur zwei Optionen, nämlich ein Ein- und Ausschalten der Leuchte im Turbomodus, d. h., hinten geht nur "volle Pulle Licht" oder "ägyptische Finsternis." Weiterhin wird mit dem Einschalten der Leuchte über den Endkappenschalter der Seitenschalter komplett außer Betrieb gesetzt, ein Verändern der Leuchtstufe oder ein Ausschalten der Leuchte über den Seitenschalter ist nicht möglich, wenn die Leuchte über den Endkappenschalter eingeschaltet wurde. Die per Endkapenschalter eingeschaltete Leuchte kann also immer nur über den Endkappenschalter wieder ausgeschaltet werden. Dies ist der wohl größte Schwachpunkt in der ansonsten sehr gelungenen Bedienung der Leuchte. Gut allerdings, dass dieser Schwachpunkt auf meinen Dienstalltag keinen Einfluss hat.
6. Die Leuchte wird in den beiden oberen Leuchtstufen (1.000 und 2.000 ANSI-Lumen) sehr schnell sehr heiß. Und damit meine ich richtig heiß, nämlich so heiß, dass man den Seitenschalter direkt hinter dem Leuchtenkopf kaum noch betätigen kann, ohne dass dies an den Fingern das unangenehme Gefühl auslöst, dass man beim Betätigen und allgemeinen Handhaben der Leuchte in derartig aufgeheiztem Zustand besser dicke Handschuhe anziehen sollte. Man bekommt zwar keine Brandblasen vom Berühren des Tubus oder des Seitenschalters, aber gut fühlt sich das auch nicht an.
7. Die Lichtleistung ist phänomenal, die Abstufung der einzelnen Leuchtstufen sehr gut gelungen. Das Herunterregeln des Lichtstroms mit zunehmender Hitzentwicklung der Lampe erfolgt nicht zeit-, sondern tatsächlich temperaturgesteuert, wobei der Hersteller hier buchstäblich - siehe oben - an die Schmerzgrenzen geht, nämlich an die technische Grenze der eingebauten LED, einer XHP35 Hi, und die persönlich empfundene Schmerzgrenze des jeweiligen Nutzers beim Berühren der Leuchte.
8. Das Lichtbild ist sehr ebenmäßig, nicht zu punktlastig, aber auch nicht zu viel Ausleuchtung in der Fläche auf Kosten der Reichweite. Es gibt weder extremen Lichtabfall zu den Rändern noch deutlich sichtbare "Donut-Holes" im Spotbereich noch sichtbare Lichtverfärbungen um den Spotbereich herum.
Insgesamt hätte ich mir zwar, sozusagen als meine persönliche Traum-Leuchte, eine Kombination der Robustheit der Doberman von Armytek, der Bedienung der XT11 von Klarus und der Lichtleistung, des Lichtbildes und der Leuchtstufen der L16 von Acebeam gewünscht, aber man kann leider nicht alles haben.
Deshalb will ich nicht meckern, sondern unter realistischen Gesichtspunkten sagen, dass diese Leuchte alle Male eine Empfehlung wert ist, wenn jemand bereit ist, knapp 90 € für eine Handleuchte vom Typ "taktische Leuchte" auszugeben und ihm dabei primär ein hoher, homogener, sehr gut abgestufter und technisch bis zum Äußersten ausreizbarer Lichtstrom wichtig ist. Diese Nachricht wurde am 10.11.2018 um 11:32 Uhr von CaptainGreybeard editiert. |