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NassRasur.com-Forum » Rasiermesser und Zubehör » Messerrasur - nur etwas für Selbstschärfer? » Themenansicht

zum letzten Beitrag dieser Diskussion springen

Autor Thread - Seiten: [ 1 ] -2- [ 3 ]
Diskussionsnachricht 000025
03.07.2017, 12:47 Uhr
El Gringo
registriertes Mitglied


Borsif schrieb:

Zitat:
...seltsam, denn was war im 19. Jahrhundert? Vor dem Hobel?

Der Barbier!

Auf Wikipedia kann man dazu folgendes nachlesen: "Während sich die Selbstrasur in England noch länger hielt, wurde es in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend unüblicher, selbst zum Rasiermesser zu greifen.[21] Stattdessen ging man zum Barbier, einem Gewerbe, das im Deutschland der 1890er einen kräftigen Aufschwung nahm. Laut Gnegel standen im Jahr 1895 „43.500 Erwerbstätigen im Barbiergewerbe lediglich 16.900 im Friseurgewerbe entgegen.“[21] Dabei kam das Rasiermesser nicht nur bei der Glattrasur zum Einsatz, denn auch Schnurrbartträger ließen sich Teile des Gesichts mit dem Messer rasieren."

Zudem muss, was das 19. Jahrhundert anlangt, festgehalten werden, dass dieses Jahrhundert "jenes war, in dem der bartlose Mann eine Minderheit repräsentierte. Vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war auf dem Gebiet des damaligen Deutschen Reiches der Vollbartträger repräsentativ für die damals herrschende Bartmode...." (aus: Lexikon für Kulturanthropologie, Band II, Seite 254)

Was lernen wir daraus? - Nix (selber) messern, nix (selber) schärfen, "cool" war es damals, zum Barbier zu gehen und/oder einen schön gepflegten (Voll-)Bart zu tragen.

Soviel zum 19. Jahrhundert, das so besehen doch nicht so ganz die "goldene Ära des Rasiermessers" gewesen sein kann... Zumindest nicht in dem Sinne, wie es hier verstanden wird...
 
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Diskussionsnachricht 000026
03.07.2017, 17:23 Uhr
Batou
registriertes Mitglied


El Gringo schrieb:

Zitat:
Was lernen wir daraus? - Nix (selber) messern, nix (selber) schärfen, "cool" war es damals, zum Barbier zu gehen und/oder einen schön gepflegten (Voll-)Bart zu tragen.

Kulturhistorische Vergleiche sind ja gut und schön. Ich finde es trotzdem cool, meine Rasiermesser selbst schärfen zu können. Das gibt einem ein gewisses Gefühl der Unabhängigkeit. Wenn du verstehst, was ich meine.

--
Wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund gestorben ist, fängt das Leben an.

Diese Nachricht wurde am 03.07.2017 um 17:23 Uhr von Batou editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000027
03.07.2017, 20:15 Uhr
El Gringo
registriertes Mitglied


Batou schrieb:

Zitat:
Kulturhistorische Vergleiche sind ja gut und schön. Ich finde es trotzdem cool, meine Rasiermesser selbst schärfen zu können. Das gibt einem ein gewisses Gefühl der Unabhängigkeit. Wenn du verstehst, was ich meine.

Und wie ich dich verstehe! Sehe und halte es nämlich genauso, und das schon seit über 4 Jahrzehnten. Denn ohne das Selberschärfen meiner Messer hätte ich mit Sicherheit nur die halbe Freude an der Messerrasur. Habe das hier weiter oben ja schon klar zum Ausdruck gebracht. Der kulturhistorische Hinweis war für den Kollegen Borsif gedacht, der fragte, wie es im 19. Jahrhundert denn so gewesen wäre...
 
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Diskussionsnachricht 000028
03.07.2017, 21:57 Uhr
Borsif
registriertes Mitglied


Du zitierst Wikipedia selbst mit:

Zitat:
Während sich die Selbstrasur in England noch länger hielt, wurde es in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend unüblicher, selbst zum Rasiermesser zu greifen.

und schlussfolgerst daraus:

Zitat:
Was lernen wir daraus? - Nix (selber) messern, nix (selber) schärfen, "cool" war es damals, zum Barbier zu gehen und/oder einen schön gepflegten (Voll-)Bart zu tragen.

Soviel zum 19. Jahrhundert, das so besehen doch nicht so ganz die "goldene Ära des Rasiermessers" gewesen sein kann... Zumindest nicht in dem Sinne, wie es hier verstanden wird...

Und zum Barbier konnten wohl auch nur leute, die es sich leisten konnten. Es war immerhin nicht immer so, dass (in den entwickelten Ländern) aus Geldgründen keiner mehr Hungern muss.

Aber lassen wir es ... bin eigentlich an keiner Diskussion interessiert
 
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Diskussionsnachricht 000029
04.07.2017, 10:13 Uhr
El Gringo
registriertes Mitglied


Borsif schrieb:

Zitat:
Und zum Barbier konnten wohl auch nur leute, die es sich leisten konnten. Es war immerhin nicht immer so, dass (in den entwickelten Ländern) aus Geldgründen keiner mehr Hungern muss.

Aber lassen wir es ... bin eigentlich an keiner Diskussion interessiert

Auch wenn du an keiner Diskussion mehr interessiert bist, was selbstverständlich zu respektieren ist, kann man deine Behauptung, wonach zum Barbier nur Leute gehen konnten, die es sich leisten konnten, nicht unwidersprochen stehen lassen, denn sie ist schlicht und einfach falsch.
Habe zufällig Daten aus dem Jahr 1880 für die damalige österreichisch-ungarische Monarchie, die das genaue Gegenteil beweisen:

Die Währung der Habsburgermonarchie war damals der Gulden:

1 Gulden = 100 Kreuzer
mit einem Kaufkraftvergleich von 2004 ist 1 Gulden ca. 8,8 Euro.
1 Semmel - 2 Kreuzer = 18 Cent
1 kg Butter - 1,13 Gulden = 10 Euro
1 lt. Milch - 14 Kreuzer = 1,23 Euro
Monatliche Ausgabe einer dreiköpfigen Arbeiterfamilie für
Wohnung, Nahrung u. Heizung ca. 50 - 80 Gulden ca. 440 - 704 Euro

Monatseinkommen als Vergleich:
Lehrling Spinnerei - 15 Gulden = 132 EUR
Facharbeiter Spinnerei - 25 Gulden = 220 EUR
Hausdiener 50 Gulden = EUR 440

Miete:
kleine Stadtwohnung - 22 Gulden = 123 EUR

Quelle: Erik Eybl - "Von der Eule zum Euro - Nicht nur eine österreichische Geldgeschichte"
ISBN 3-7086-0166-1

Und jetzt kommt's: Die Rasur bei einem Barbier kostete damals im alten Österreich rund 30 Kreuzer, in etwa also das, was nach obiger Umrechnungstabelle also für 2 Liter Milch ausgegeben werden musste.

Quelle: Hans Luttenberger - "Die Bart- und Haarmode im Wandel der Zeiten", Ausstellungskatalog des Volkskundemuseums Graz, 1976

Und das konnten sich auch die ärmeren Schichten allemal leisten, zumal damals die tägliche Rasur im Arbeiter- und Bauernmilieu vollkommen unbekannt war. Man ging damals einmal wöchentlich - meistens Freitagnachmittag oder Samstagvormittag - zum Barbier, um für den sonntäglichen Kirchgang schön rasiert zu sein.

Das hier Angeführte gilt für Österreich-Ungarn, im damaligen Deutschen Kaiserreich wird es sich nicht viel anders verhalten haben.

Es wäre erfreulich, werter Kollege Borsif, wenn du dich mit der Materie etwas genauer befassen würdest, bevor du hier Aussagen triffst und Behauptungen aufstellst, die wie ein Kartenhaus zusammenstürzen, wenn man sie einer genauen (historischen)Überprüfung unterzieht. Zuviel verlangt?! - Gut möglich, du schärfst ja auch deine Messer nicht selbst...Womit sich der Kreis zum eigentlichen Thema hier wieder geschlossen hätte...

Diese Nachricht wurde am 04.07.2017 um 10:55 Uhr von El Gringo editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000030
04.07.2017, 10:39 Uhr
The_Fear
registriertes Mitglied


Schon witzig, wie man von dem Thema..."Messerrasur nur dann, wenn man selbst schärfen kann."...zu historischen Themen des Barbier-Berufs gelangt...

--
Ganz egal, ob ich Blut schwitz, bittere Tränen wein.
Alles erträglich, es muss nur immer Musik da sein.
 
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Diskussionsnachricht 000031
04.07.2017, 13:11 Uhr
Borsif
registriertes Mitglied


Da ich, wie schon geschrieben, nicht an einer eben so ausartenden Diskussion interessiert bin, werde ich dir darauf nicht mehr antworten.

Ich denke mir, dass Diskussionen in solch einer unsachlichen, aggressiven und persönlichen Art, nichts ist was jeder gerne lesen möchte. Wenn du unbedingt darauf aus bist, kannst du mir ja eine PN/Mail schicken.

Diese Nachricht wurde am 04.07.2017 um 13:11 Uhr von Borsif editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000032
04.07.2017, 13:24 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied


El Gringo schrieb:

Zitat:
...
Und das konnten sich auch die ärmeren Schichten allemal leisten, zumal damals die tägliche Rasur im Arbeiter- und Bauernmilieu vollkommen unbekannt war. Man ging damals einmal wöchentlich - meistens Freitagnachmittag oder Samstagvormittag - zum Barbier, um für den sonntäglichen Kirchgang schön rasiert zu sein.

Das hier Angeführte gilt für Österreich-Ungarn, im damaligen Deutschen Kaiserreich wird es sich nicht viel anders verhalten haben.
...

Guten Tag, Gentlemen!

Aber meine Herrn, wer wird denn einer Nichtigkeit wegen streiten wollen?
Gut, der ruppige Ton könnte etwas gemäßigter daher kommen, und darf deshalb auch gerne zurück gefahren werden, aber in der Sache sind wir uns doch alle weitgehend einig.

Ich kann bestätigen, dass sich früher, im Königreich Bayern, respektive bis noch weit nach dem Kriege (2.WK), die Herren der Landbevölkerung allwöchentlich zum Wochenende hin aufmachten, um sich beim "Bader" rasieren zu lassen. Das war immer ein großes Ritual. Es gab sogar für jeden eine Halbe Bier dort.

Für den, der sich selbst rasierte, und das war eher die Minderheit, galt: Geschärft hat früher grundsätzlich jeder Mann sein Werkzeug selbst, egal was es war. und da dürfte das Rasiermesser keine Ausnahme gebildet haben. Allerdings gab es auch damals schon Spezialisten.

Und weil man bei uns zuhause vielleicht zu geizig dafür war, zum Bader zu gehen, (ich denke, leisten hätte man es sich können) so rasierte man sich selbst, in der Küche. Und wie es genau bei uns zuhause zuging, habe ich unlängst berichtet, siehe Thread unten.

Erwähnenswert ist nachträglich vielleicht noch, dass unter all den Mannen, die sich bei uns zuhause selbst rasierten, nur ein einziger Mensch dazu in der Lage war, wirklich fachgerecht zu schärfen, nämlich der erste Knecht, der die Rasiermesser (seins und die der anderen) auf einem alten Escher ultrascharf bekam und sie ebenso scharf zu halten vermochte.

https://forum.nassrasur.com/showtopic.php?threadid=4518&a...

--
Gruss CA.

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius)

Diese Nachricht wurde am 04.07.2017 um 13:59 Uhr von CaptnAhab editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000033
04.07.2017, 17:00 Uhr
El Gringo
registriertes Mitglied


CaptnAhab schrieb:

Zitat:
Gut, der ruppige Ton könnte etwas gemäßigter daher kommen, und darf deshalb auch gerne zurück gefahren werden...

Da das nur an mich gerichtet sein kann, verspreche ich Besserung, geschätzter CaptnAhab, und gelobe hiermit Besserung! Aber ich bin halt nur ein einfacher Bauer, der es von früh bis spät mit Pferden zu tun hat, da herrscht ein rauer Umgangston und es fällt schwer, den hier gebotenen vornehmen Ton des leichten Dünkels und einer auf Distanz bedachten Noblesse zu treffen. Darf selbstverständlich nicht zur Entschuldigung, sondern nur zur Erklärung dienen.

CaptnAhab schrieb:

Zitat:
Ich kann bestätigen, dass sich früher, im Königreich Bayern, respektive bis noch weit nach dem Kriege (2.WK), die Herren der Landbevölkerung allwöchentlich zum Wochenende hin aufmachten, um sich beim "Bader" rasieren zu lassen. Das war immer ein großes Ritual. Es gab sogar für jeden eine Halbe Bier dort.

Danke für die Bestätigung!

CaptnAhab schrieb:

Zitat:
Für den, der sich selbst rasierte, und das war eher die Minderheit, galt: Geschärft hat früher grundsätzlich jeder Mann sein Werkzeug selbst, egal was es war. und da dürfte das Rasiermesser keine Ausnahme gebildet haben. Allerdings gab es auch damals schon Spezialisten.

War bei uns hier nicht anders. Spott und Hohn hätten sich über den ergossen, der dazu nicht in der Lage gewesen wäre. Dass zuweilen dennoch die Dienste eines Spezialisten in Anspruch genommen wurden, geschah stets vor dem Hintergrund, dass man es halt (noch) besser haben wollte, als man es selbst konnte, aber niemals deshalb, weil man es nicht konnte oder zu bequem (zu faul) war, um es zu erlernen.
CaptnAhab schrieb:

Zitat:
Und weil man bei uns zuhause vielleicht zu geizig dafür war, zum Bader zu gehen, (ich denke, leisten hätte man es sich können) so rasierte man sich selbst, in der Küche. Und wie es genau bei uns zuhause zuging, habe ich unlängst berichtet, siehe Thread unten.

Hoch interessant! Das ist oral history vom Feinsten und Volkskunde zum Angreifen. Schade nur, dass solche Texte hier zu den raren Kleinodien zählen...

Mit besten Grüßen
El Gringo
 
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Diskussionsnachricht 000034
05.07.2017, 07:30 Uhr
~kynikos
Gast


Borsif schrieb:

Zitat:
Und zum Barbier konnten wohl auch nur leute, die es sich leisten konnten.

Ganz im Gegenteil. Das war zur damaligen Zeit ein Massengeschäft, weil, wie CaptnAhab so richtig ausführt, sich damals nur eine Minderheit selbst rasierte. Und dieses Massengeschäft ermöglichte es den Barbieren, die Preise klein zu halten. Im Salon meines Vaters im damaligen West-Berlin kostete eine Komplettrasur in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts 40 Pf. Verglichen mit den Preisen, die Barbiere heutzutage verlangen, war das nicht nur billig, es war spottbillig. Und im 19. Jahrhundert, auf das du dich hier beziehst, lagen die Preise noch tiefer, weil sich damals noch mehr Männer vom Barbier rasieren ließen, da die Selbstrasur erst mit dem Hobel eine steile Aufwärtskurve nahm. Und die Penner - nun, die liefen auch damals wie heute herum: unrasiert...
 
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Diskussionsnachricht 000035
05.07.2017, 11:44 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied


Guten Morgen, die Herren,

ich würde mal behaupten, in vielen südlichen Ländern gehört noch immer die tägliche (?) Fremd-Rasur, also vom Barbier durchgeführt, zum Kulturgut.
So teuer (kaufkraftbezogen) kann die also nicht sein.
Ich durfte das selbst erleben, zum Beispiel in Süditalien oder auch in einer türkischen Hafenstadt (Bozburun).

Dazu eine kleine Anekdote: Wir waren einmal in der Türkei beim Segeln, als die Zeiten noch besser waren.
Nach 7 Tagen Buchten- und Inselhopping, und ohne der Möglichkeit, Frischwasser nachbunkern zu können, und dadurch mit einem entsprechenden Wasserspargebot geschlagen, waren wir im ersten richtigen Hafen ganz schön bärtig und froh, uns rasieren lassen zu können. Dabei waren WIR mit Sicherheit die ungepflegteste Kundschaft des Tages. Aber lest selbst:

https://forum.nassrasur.com/showtopic.php?threadid=98&...

--
Gruss CA.

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius)

Diese Nachricht wurde am 05.07.2017 um 11:51 Uhr von CaptnAhab editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000036
05.07.2017, 12:33 Uhr
Borsif
registriertes Mitglied


Hallo,

1770 erschein in Paris das Buch La pogonotomie, ou L'art d'apprendre a se raser soi-meme

Das Buch wurde glaub ich 14 mal neu auferlegt, hier eine Deutsche Übersetzung aus 1846: Rasierspiegel oder Die Kunst, sich selbst zu rasieren

"Die Fähigkeit, sich selbst zu rasieren, ist von großem Nutzen, und ihre Anwendung daher auch fast allgemein geworden, besonders unter der bemittelten Klasse; man erkennt ihre Notwendigkeit auf Reisen oder beim Leben auf dem Lande, sowie unter vielen anderen Umständen an, wo die Zeit sich kostbar macht und man doch nicht unrasiert sich sehen lassen mag. Es ist nämlich nicht immer ein Barbier bei der Hand, um nach Bedürfnis rasiert zu werden; zudem geht das Selbstrasieren rascher und es ist auch oft unangenehm, sich das Gesicht von allerhand, nicht immer ganz reinlichen, Leuten betasten zu lassen; endlich sollten auch alle junge Männer, gleichviel, welchen Rang sie in der Gesellschaft ein-nehmen, sich in dieser Weise selbst zu bedienen lernen, weil ihnen dieses Können sowohl Zeit, als Geld erspart."


Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, erklärt J.J.Perret irgendwo im Text, dass ein Rasiermesser etwa alle 2 Jahre nachgeschärft werden müsste.

Das schärfen ist (zumindest in der französischen Originalfassung aus 1770, bei der deutschen weiß ich es jetzt nicht) in diesem Buch auch beschrieben

Und gemessert wurde Weltweit über eine relativ lange Zeitspanne. Was in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland üblich war muss ja nicht überall und immer gegolten haben. Selbst im von El Gringo zitierten Wikipediaartikel hieß es, dass die Engländer noch länger zur Selbstrasur tendierten, obwohl es um 1890 einen sehr starken Aufschwung im Barbiergewerbe gab. Ich schlussfolgere daraus, dass (bestimmt nicht alle) Engländer dennoch zu einem Teil selbst rasierten.

Und wie man den Schilderungen CaptnAhabs entnimmt, war es (anfang-mitte 20. Jahrhundert?) in Bayern offenbar üblich zum Barbier zu gehen und seine Messer wenn, dann selbst zu schärfen. Dennoch tat es der ganze Bauernhof seines Großvaters nicht und zwar weder noch. Selbstrasur und nicht selbst geschärft.

Meiner Meinung nach ja kein Thema. Aber wenn man die Kommentare von El Gringo liest, dann hätte man sie als unfähig oder faul, jedenfalls als Stümper, die einer Messerrasur nicht würdig sind bezeichnen müssen? Und eben damit bin ich nicht einverstanden.

Und zu deiner Kalkulation El Gringo. Es mag schon sein, dass eine Rasur beim Barbier in der KuK so viel wie 2 Liter milch gekostet hat, oder 15 Semmeln, oder 1,4% des Lohns eines Facharbeiters. Vielleicht wollten sich dennoch einige (vielleicht nicht nur Penner) diesen Betrag sparen, denn auch 4 mal im Monat sind 5,6% des Lohns (Also auf heutige Entlohnungen auch dreistellig)

Daher bin ich immernoch der Meinung, dass es beides gab. Barbiere und selbstrasierer. Und ebenfalls Selbstschärfer und Menschen die hier eine Dienstleistung in Anspruch nahmen. Und es war nichts beschämendes dabei.

Diese Nachricht wurde am 05.07.2017 um 14:11 Uhr von Borsif editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000037
05.07.2017, 14:03 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied


Hallo Borsif,

ich gehe mit deinen Äußerungen d'accord und denke du hast die damaligen Möglichkeiten und die generelle Haltung gut zusammen gefasst.

Bei mir zuhause bzw. bei meinem Opa auf dem Hof war man sich - ich möchte fast schon sagen - zu "fein", aber das klingt jetzt angeberisch, ich will sagen, es war eher sowas wie ein "Dünkel", eine "Kaprize", man war eben sparsam und hat sich nicht eine Fremdleistung dazukaufen wollen, die man auch gut und gern selbst erbringen konnte. Man wollte "autark" sein, das war damals ein heeres Leitbild.

Viele (die meisten) konnten das damals nicht.
Zumindest nicht in der Gegend, wo ich herkomme.
Da gab es überwiegend Holzknechte und Handwerker.
Möchte fast sagen: Besitzlose.
Da war der Bader Pflicht und Brauch.

--
Gruss CA.

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius)
 
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Diskussionsnachricht 000038
05.07.2017, 14:42 Uhr
Borsif
registriertes Mitglied


Hallo

... was ich noch hinzufügen möchte. Natürlich gab es einen haufen Barbiere und einen noch größeren Haufen leute, die sich beim Barbier rasieren ließen, das will ich doch auf keinen Fall bestreiten. Es war natürlich "fein" sich beim Barbier (am feinsten täglich) rasieren zu lassen. ich kann mir vorstellen, dass insbesondere die etwas gehobeneren Schichten, Städter, diesen sehr oft in Anspruch nahmen.

Aber wie schon in der Einleitung zum "Rasierspiegel" - gab es ebenfalls ausreichend Gründe zur Selbstrasur. Und - zumindest laut diesem Wikipediaartikel (welcher sich auf Gnegel - "Bart ab" bezieht) - war in England die Selbstrasur üblicher, oder zumindest länger üblich, als z.B. in Deutschland. Über Frankreich, die nordischen Länder, Russland, USA kann ich es garnicht sagen ...

Diese Nachricht wurde am 05.07.2017 um 14:45 Uhr von Borsif editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000039
05.07.2017, 15:27 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied


Borsif schrieb:

Zitat:
Hallo

... was ich noch hinzufügen möchte. Natürlich gab es einen haufen Barbiere und einen noch größeren Haufen leute, die sich beim Barbier rasieren ließen, das will ich doch auf keinen Fall bestreiten. Es war natürlich "fein" sich beim Barbier (am feinsten täglich) rasieren zu lassen. ich kann mir vorstellen, dass insbesondere die etwas gehobeneren Schichten, Städter, diesen sehr oft in Anspruch nahmen.
...

Ja Borsif, da hast du recht, in der Stadt wohl täglich, bei uns auf dem Land wöchentlich. Nur der Herr Bürgermeister, der Herr Pfarrer und der Herr Lehrer gingen täglich. (In dieser hierarchischen Reihenfolge). Mit anderen Worten: Die drei, die lesen und schreiben konnten.
In meinem Heimatdorf war es so, dass sich die erwachsenen Männer höchstens einmal pro Woche barbieren ließen, alles andere galt als Großtuerei oder gar Angeberei.
Wie es damals zuging, habe ich beschrieben, nur andeutungsweise, in einem kleinen Textsplitter, in dem die Historie und die damalige Lage (bis etwa Mitte des vorigen Jhds.) diskutiert wurde.

https://forum.nassrasur.com/showtopic.php?threadid=19977&...

Geirrt habe ich mich dabei in der Herkunft des Wortes Barbier, das ich fälschlicherweise mit dem Ursprung der "Barbara", "der Bärtigen" in Verbindung brachte. Dabei unterschied der Römer (und zuvor schon der Grieche) wohl alles und jeden nach "römisch oder barbarisch (=nicht latein sprechend)". Aber das ist eine "Petitesse" in diesem Zusammenhang, eine Nebensächlichkeit.

--
Gruss CA.

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius)

Diese Nachricht wurde am 05.07.2017 um 15:55 Uhr von CaptnAhab editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000040
07.07.2017, 09:01 Uhr
mnz
registriertes Mitglied


Jetzt ist aus dem ehemaligen "Streitthema" doch ein "Informationsfaden" geworden. Freut mich sehr. Dank für die sachlichen und informativen Beiträge.

P.S. Rasiere mich seit ca. einem halben Jahr mit einem Rasiermesser Koraat. Alle 'auch peripher tangierenden Informationen' nahm ich zum allergrößten Teil hier aus dem Forum; auch die zum Schärfen. Konfuzius will ich hier nicht extra zitieren.
 
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Diskussionsnachricht 000041
11.07.2017, 22:01 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied


mnz schrieb:

Zitat:
Jetzt ist aus dem ehemaligen "Streitthema" doch ein "Informationsfaden" geworden. Freut mich sehr. Dank für die sachlichen und informativen Beiträge...

Hallo mnz,

ja, aber ich befürchte fast, ich habe nun den Thread durch "information-overflow" fast schon irgendwie gekillt, weil keiner mehr was sagt.
Und das war auf keinen Fall meine Absicht.

--
Gruss CA.

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Diskussionsnachricht 000042
12.07.2017, 20:48 Uhr
~kynikos
Gast


Borsif schrieb:

Zitat:
Daher bin ich immernoch der Meinung, dass es beides gab. Barbiere und selbstrasierer. Und ebenfalls Selbstschärfer und Menschen die hier eine Dienstleistung in Anspruch nahmen. Und es war nichts beschämendes dabei.

Natürlich hat es BEIDES gegeben! Das ist ja eine Binsenweisheit, die hier keiner bezweifelt hat. Oder habe ich etwas überlesen?
 
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Diskussionsnachricht 000043
12.07.2017, 21:00 Uhr
Newline
registriertes Mitglied


Eine kleine Aufgabe für die Logiker aus der Mengenlehre:
Die Männer eines Dorfes teilen sich in zwei Mengen: Menge 1 wird vom Barbier rasiert, Menge 2 rasiert sich selbst.
In welche Menge fällt der Barbier? Er rasiert sich selbst, wird dabei aber von einem Barbier rasiert.

--
Guat goahn!
 
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Diskussionsnachricht 000044
13.07.2017, 08:57 Uhr
~Messerhobler
Gast


Newline schrieb:

Zitat:
Eine kleine Aufgabe für die Logiker aus der Mengenlehre:
Die Männer eines Dorfes teilen sich in zwei Mengen: Menge 1 wird vom Barbier rasiert, Menge 2 rasiert sich selbst.
In welche Menge fällt der Barbier? Er rasiert sich selbst, wird dabei aber von einem Barbier rasiert.

Gibt es in dem Dorf demnach nur einen Barbier? Wenn er sich selbst rasiert, wird er von sich selbst in seiner Funktion als Barbier rasiert? Nein, er fällt schlichtweg in Menge 2, die sich selbst rasiert. Egal, ob er Barbier ist oder nicht, ist er Selbstrasierer.

Oder rasiert er sich selbst und lässt sich ab und an von einem andern Barbier rasieren? Einer aus dem Dorf? In der jetzigen sprachlichen Form ist die Frage so nicht genau zu beantworten.

Oder rasiert er sich selber und die schwierigen Stellen überlässt er einem andern Barbier?

...

Diese Nachricht wurde am 13.07.2017 um 09:00 Uhr von Messerhobler editiert.
 
(Gast) Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000045
13.07.2017, 23:09 Uhr
~kynikos
Gast


Borsif schrieb:

Zitat:
Und gemessert wurde Weltweit über eine relativ lange Zeitspanne.

Seit der Bronzezeit bis in die Gegenwart.
 
(Gast) Zitatantwort || Editieren || Löschen
Diskussionsnachricht 000046
14.07.2017, 08:59 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied


Messerhobler schrieb:

Zitat:
...
Gibt es in dem Dorf demnach nur einen Barbier?
...

Eine interessante Frage, nämlich, wie viele Barbiere es gab?
Viele! Im deutschen Kulturraum des 19.Jhdts. konnten ganze Heerscharen an Friseuren/Barbieren recht einträglich von der Rasur leben. Zum Vergleich: In meinem Heimatort mit 3000 Einwohnern gab es in den Jahren um 1920 immerhin 5 Friseurgeschäfte mit zum Teil mehreren Angestellten.

Besonders im deutschen Kulturraum gab es deutlich mehr Barbiere, als in Frankreich oder England. Das impliziert, dass man hierzulande eher weniger selbst schärfte.

Über die Geschichte der Rasur und zum Thema findet sich etwas bei Gnegel.

--
Gruss CA.

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius)

Diese Nachricht wurde am 14.07.2017 um 09:06 Uhr von CaptnAhab editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000047
14.07.2017, 10:49 Uhr
~kynikos
Gast


CaptnAhab schrieb:

Zitat:
Besonders im deutschen Kulturraum gab es deutlich mehr Barbiere, als in Frankreich oder England.

Mitte der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts standen in Deutschland rund 43.500 Barbiere gut 16.900 Friseuren gegenüber. Wobei nicht außer Acht gelassen werden darf, dass auch ein Großteil der Friseure barbierte. Mehr Barbiere als im damaligen Deutschen Kaiserreich gab es nur noch im Königreich Italien, wo auf einen Friseur acht Barbiere kamen. Ähnlich verhielt es sich in Spanien, Portugal und in den südamerikanischen Staaten.

Was England betrifft, darf ich auf John Butler Yeats verweisen, der in seinen Essays schrieb: "Ein Gentleman rasiert sich niemals selbst." Kein Wunder also, dass Winston Churchill - wie er in seinem Buch "My African Journey" schrieb - auf seiner legendären Safari durch Ostafrika neben Gepäck- und Gewehrträgern, Fährtensuchern, Abdeckern und Zelt-Boys, Koch und Butler auch einen indischen Barbier in seinem Tross hatte.

Dass die Selbstrasur in England länger als in Deutschland in Blüte stand, ist (auch) darauf zurückzuführen, dass Großbritannien gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegenüber dem wirtschaftlich boomenden Deutschland ökonomisch immer mehr ins Hintertreffen geriet, was sich vor allem auf die Mittelschicht finanziell stark auswirkte, sodass diese oftmals zur Selbstrasur "zurückkehrte", weil sie sich den Barbier nicht mehr leisten konnte oder wollte.

Gruß aus der Wüste
Malte
 
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Diskussionsnachricht 000048
14.07.2017, 21:34 Uhr
El Gringo
registriertes Mitglied


kynikos schrieb:

Zitat:
Was England betrifft, darf ich auf John Butler Yeats verweisen, der in seinen Essays schrieb: "Ein Gentleman rasiert sich niemals selbst."

Das hielten die höheren Schichten - Aristokratie und wohlhabendes Bürgertum - auf dem Kontinent nicht anders. Als Beweis darf ich Friedrich Torberg zitieren, der in seinem wohl bekanntesten Werk, der "Tante Jolesch", folgende Geschichte erzählt:

"...dass es zu den sozusagen feudalen, vom Adel übernommenen Usancen des reichgewordenen Bürgertums gehörte, bestimmte Dienstleistungen "im Haus" vollziehen zu lassen, statt den Vollzugsort aufzusuchen. Nicht nur Schneider und Modistin, nicht nur Hut- und Schuhmacher ließ man zu sich ins Haus kommen, sondern - und das sogar täglich inklusive Sonntag - auch den Raseur. Er wurde dementsprechend gut bezahlt und dementsprechend schlecht behandelt. Besonders arg trieb es in dieser Hinsicht der wohlbestallte Pardubitzer Fabrikant Thorsch, Vater des in Berlin und nachmals in Hollywood erfolgreichen Filmschriftstellers Robert Thoeren. Er setzte seinem (obendrein jüdischen) Raseur namens Langer jahrelang mit allen erdenklichen Launen und Mucken zu, und Langer ließ sich das jahrelang gefallen - bis es ihm eines Tages zu dumm wurde. Mitten im Einseifen hörte er plötzlich auf, packte wortlos sein Zeug zusammen und verschwand. Der prompt engagierte Nachfolger nahm zwar die Schikanen seines neuen Kunden willig und ohne Widerspruch hin, aber er rasierte ihn schlecht und wurde alsbald entlassen. Der nächste wiederum beherrschte zwar sein Fach, nicht aber sich selbst: er reagierte gleich auf die erste Beschimpfung so heftig, dass es zur sofortigen Lösung des Dienstverhältnisses kam. Der Vierte, mit dem Herr Thorsch es versuchte, entsprach sowohl als Raseur wie als Beschimpfungsobjekt allen Anforderungen, nur entsprach er ihnen nicht mit der nötigen Regelmäßigkeit.... Herr Thorsch sah sich immer unausweichlicher von der Einsicht bedrängt, dass es für Langer keinen brauchbaren Ersatz gab.

Um diese Zeit kam mein Freund Thoeren, was er von Berlin aus gelegentlich tat, zu kurzem Aufenthalt ins Elternhaus und staunte nicht wenig, als ihm auf der Treppe sein Vater begegnete, in formeller Besuchskleidung, mit Cut, Melone, Stock und Handschuhen.

"Wohin gehst du, Papa?" fragte er verdutzt.
Die Antwort erfolgte in gewichtigem, beinahe feierlichen Tonfall:
"Mein Sohn - im Leben eines jeden Mannes kommt einmal der Tag, an dem er entweder um Entschuldigung bitten oder sich selbst rasieren muss. Ich geh mich entschuldigen."

Das sagt wohl alles über das Image, das die Selbstrasur damals in den gesellschaftlich höheren Kreisen hatte, oder?

Diese Nachricht wurde am 14.07.2017 um 21:35 Uhr von El Gringo editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000049
14.07.2017, 21:46 Uhr
~Messerhobler
Gast


Ich stamme dieser Klasse nicht ab, daher interessiert es mich nicht. Meine Vorfahren gingen 1mal die Woche zum Barbier oder sie nahmen einen primitiven Hobel, den ich heute noch besitze.
 
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