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NassRasur.com-Forum » Rasiermesser und Zubehör » Ein Schärfansatz von scienceofsharp » Themenansicht

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Autor Thread - Seiten: -1-
Diskussionsnachricht 000000
30.07.2017, 17:18 Uhr
stoppdiestoppel
registriertes Mitglied


Hallo zusammen,

ich wurde über eine Privatnachricht gebeten, auf diesem Wege im Detail zu beschreiben, wie ich den in einem Nachbarthread erwähnten Schärfansatz von „scienceofsharp“ in der Praxis umsetze.
Der Ansatz wird vom Autor des Blogs als „Simple Straight Razor Honing“-Ansatz bezeichnet. Die Originalfassung kann hier auf Englisch studiert werden: https://scienceofsharp.wordpress.com/2016/04/14/simple-st...

Im Gegensatz zum Original gibt es bei meiner Adaption kleinere Abweichungen, die ich aus praktischen Erwägungen eingeführt habe. Es ist daher insgesamt eine Mischung aus dem, was ich einst bei „Siegburger“ gelernt habe, eigenen Erfahrungen und dem, was ich von obiger Quelle adaptiert habe.

Im Wesentlichen basiert der Ansatz auf folgenden Schritten:


1.: Setzen der Facette

Soweit hier nichts Unübliches: Auf einem groben Stein (ich nutze hier den 800er Naniwa) setze ich die Facette. Ich beginne mit 10 einseitigen Schüben, dann prüfe ich, ob sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Bart gebildet hat (durch Fühlen). Wenn ja, mache ich das gleiche auf der anderen Seite. Danach folgen gerade Wechselschübe. Hier achte ich persönlich dann eher darauf, wie sich die Facette „entwickelt“: Ich bilde mir ein, am Glanz der Facette auch ohne Lupe einigermaßen beurteilen zu können, ob sich die Facette einheitlich entwickelt. Man kann natürlich auch die Lupe nutzen. Empfehlen kann ich auf jeden Fall, die Facette zuvor mit Edding zu bemalen, um zu überprüfen, welche Bereiche der Klinge bereits bis zur Schneide durchgeschliffen sind und welche nicht. Diese Bereiche merke ich mir auch für die späteren Steine. Mittlerweile bilde ich mir aber ein, dass es auch ohne geht, wenn man sich die Reflexionen der Facette genau ansieht und zuvor durch Fühlen sichergestellt hat, dass wirklich ein Bart gebildet wurde, der das erfolgreiche Durchschärfen bestätigt.
Noch was zur Frage, ob die Klinge nur geschoben, aber nie gezogen werden darf: Bei harten Fällen schruppe ich durchaus. Mir ist sehr wohl bekannt, dass dies sehr kontrovers diskutiert wird und es gute Argumente für beide Ansätze gibt. Wer sich dabei nicht wohl fühlt, lässt es einfach. Ansonsten sei gesagt, dass der hier vertretene Ansatz sogar zumindest am Schluss auf ein Ziehen der Klinge setzt und, was total widersinnig klingt, so am Ende ein Metallbart gezüchtet wird. Dazu später mehr. In jedem Fall teste ich nach dem 800er, ob ich Armhaare über die gesamte Klingenbreite rasieren kann. Wenn ja, geht es auf zu den nächsten Steinen, wenn nicht, geht es zurück auf den groben Stein.

2.: Politur und Züchten eines Metallbartes

Es geht weiter mit den Steinen 3000, 5000, 8000. Nach Aussagen des Autors von scienceofsharp könnte man auch direkt auf den 8000er gehen, dafür fehlt mir aber der Mut. Im Wesentlichen verfahre ich hier jedenfalls wie vorher: Ich schärfe, bis mir die Reflexionen „gefallen“. Ich zähle so gut wie nie Schübe und ich habe damit replizierbare Ergebnisse erzielt. Ich höre auf, wenn ich das Gefühl habe, dass es so weit ist.
Auf dem 8000er schließlich schließe ich ab, indem ich jeweils etwa 20 mal pro Seite schiebe und ziehe und anschließend nur noch ziehe. Dadurch soll etwas bewirkt werden, was sonst unerwünscht ist: Wir züchten uns einen Metallbart bzw. zumindest verlagern wir mehr Material in die Spitze. Dies wird für den folgenden Schritt benötigt.

3.: Erzeugen der Mikrokonvexität auf dem Pastenriemen

Der Autor des Blogs empfiehlt zur Verbesserung der Schnitthaltigkeit, in den obersten paar hundert Mikrometern die Schneide geringfügig zu verrunden, was dazu führt, dass die sehr filigrane Schneide quasi durch mehr Material um den Schneidgrad stabilisiert wird. Dieser Ansatz ist in seiner Umsetzung auch als „Balligkeit“, „Gotischer Bogen“ oder „Zweiter Schneidwinkel“ bekannt, der Blog-Autor spricht hingegen von der „Mikrokonvexität“. Ganz gleich, wie man das Kind nennen will, erzeugt wird diese(s) auf einem Pastenriemen.
Als Pastenriemen nutzt der Autor von „scienceofsharp“ ein etwa 25 cm langes Stück Jeansstoff, das er mit Duct-Tape („Panzerband“) an eine Tischkante klebt. Der Stoff ist dabei dünn mit Metallpolitur bestrichen, welche der Autor Chromoxid vorzieht, das nach seinen Erkenntnissen eher polierende, aber nicht metallabtragende Eigenschaften habe. Der Autor geht davon aus, dass praktisch jede Metallpolitur ein ähnliches Ergebnis erbringt, da die gröberen Partikel in den Tiefen des Jeansstoffes verschwinden sollten. Angefangen habe ich auch mit diesem Jeans-Streifen, inzwischen bin ich auf einen gebastelten Geweberiemen umgestiegen, weil ich es komfortabler finde. Vom Ergebnis tun sich beide Methoden nicht viel, die Bastel-Anleitung zum Self-made-Riemen gibt es hier:
https://forum.NassRasur.com/showtopic.php?threadid=33731&...

Als Metallpolitur nutze ich Menzerna Rosa, die es auch hier im Shop von Nassrasur.com zu kaufen gibt. Ein damit behandelter Riemen sieht dann so aus:



Deutlich zu sehen ist auch der graue Materialabtrag. Auf diesem Riemen ziehe ich etwa 10-20 mal ab, aber auch hier mache ich es eher nach Gefühl. Anpressdruck ca. 100-150 Gramm bei nicht mehr Durchhang als ca. 2-2,5 cm. Wenn sich der Stahl auf dem Stein hart gezeigt hat, ziehe ich öfter ab, bei weichem Stahl weniger. Scienceofsharp empfiehlt gar 30 Züge. Da die Politur jedoch sehr schnell abträgt (bereits nach wenigen Zügen sieht man erste Vefärbungen auf dem Riemen), übertreibe ich es hier nicht. Wenn das Messer hiermit fertig ist, kann man sich noch mehr in der Facette spiegeln als nach dem 8000er. Das ist für mich auch beim Abziehen das Signal, ab dem ich aufhöre. Das mag ein wenig beliebig klingen, aber bei mir funktioniert es.

4.: Verfeinern der erzeugten Schneide

Anschließend ziehe ich, ähnlich wie der Blog-Autor, noch 10-20 mal auf dem mit 0,25 Mikron-Diamantspray behandelten Lederriemen (Hängeriemen) ab. Danach ledere ich auf dem unbehandelten Lederriemen, bis ich keine Lust mehr habe, in aller Regel so um die 30-40 Züge. Den Abschluss bildet der Haartest und in aller Regel zerspringen die Haare förmlich, sobald das Haar auch nur die Schneide berührt.

Was noch zu sagen ist

Bitte bei jedem Wechsel zwischen Steinen, Pasten oder Diamantsprays die Klinge immer gründlich reinigen, um die verschiedenen Steine und Trägermedien nicht mit „Fremdpartikeln“ zu kontaminieren. Beim Schärfen auf den Steinen mache ich das, indem ich die Klinge vor jedem Steinwechsel gründlich mit einem Wasserzerstäuber absprühe. Vor und zwischen den Riemen ziehe ich auf einem unbehandelten Baumwollriemen ab und wische mit einem Mikrofasertuch den Klingenrücken ab.

…und noch was zum Zählen

Ich schrieb mehrfach, dass ich beim Schärfen und Abziehen nicht wirklich stringent Züge zähle. Ich mache es nur in ungefähren Größenordnungen als erste Orientierung. Gerade auf den Steinen jedoch passiert bei mir viel durch Gefühl (andere würden sagen durch Einbildung). Meist zähle ich aber einzelne Abschnitte: Wenn ich zum Beispiel 20-mal auf einer Seite auf dem Stein schiebe und ziehe, dann mache ich es anschließend auf der anderen Seite genauso. Dennoch zähle ich im Gesamten keine Züge oder nehme mir vor, dass ich genau 40 Schübe auf Stein X und 60 auf Stein Y bleibe. Maßgeblich ist am Schluss mein Eindruck (Einbildung). Wem damit unwohl ist, braucht sich meiner Unsitte nicht anzuschließen und zählt einfach sorgsam ;-).

Diese Nachricht wurde am 30.07.2017 um 17:43 Uhr von stoppdiestoppel editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000001
30.07.2017, 21:18 Uhr
~kynikos
Gast


Hoch interessant! Vielen Dank für diesen erstklassigen Beitrag, lieber Kollege! Ich bin jetzt ca. ein halbes Jahr hier an Bord und das ist der erste Beitrag, den genau zu studieren sich wirklich gelohnt hat. Ich habe wieder etwas gelernt und dafür sei dir herzlichst gedankt!

Es grüßt dich aus der Wüste,
Malte
 
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Diskussionsnachricht 000002
30.07.2017, 21:23 Uhr
stoppdiestoppel
registriertes Mitglied


Vielen lieben Dank!
 
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Diskussionsnachricht 000003
01.08.2017, 08:32 Uhr
Borsif
registriertes Mitglied


Servus Stopptdiestoppel,

vielen Dank für deine Anleitung/deinen Erfahrungsbericht, klingt sehr interessant und werde ich vll, sobald eine meiner Jeans "fertig" ist, ausprobieren.

Zur - ich nenne es mal "konventionellen" Methode mit NSS bis 8k dann CrOx - sind es zwar nicht ganz so viele Unterschiede (ziehen auf dem Finisher und anderes Poliermittel auf Stoff statt Leder), jedoch machen diese vielleicht eben den Unterschied aus! - da ist es schon beachtlich welche Details was für einen Unterschied ausmachen können.

jedenfalls hilft mir diesen angenehme Lektüre das Sommerloch etwas zu überbrücken Danke dafür

Diese Nachricht wurde am 01.08.2017 um 08:33 Uhr von Borsif editiert.
 
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