Diskussionsnachricht 000072
11.02.2021, 21:24 Uhr
leutnantbrown
registriertes Mitglied
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Grognar schrieb:
Zitat: | Ich erlebe das immer wieder Mal bei Neuen. Erwartungshaltung hoch, erste Rasur ernüchternd.
Ich versuche, dann Willypeter zu verlinken und das Wichtigste, Bartistos Lederanleitung direkt am Anfang zukommen lassen, mit den Worten, daß kein Meister vom Himmel gefallen ist, aber man sein Bestes geben sollte, gut lesen und umsetzen.
Trotzdem, ab und an bekomme ich mit, daß es nicht so klappt.
Das sind dann wirklich ehrliche Typen, die sich selber einen Fehler eingestehen können, aber nicht weiter kommen.
Trifft man dann so jemanden, schaut sich mal die Technik an, kommen immer oft zwei Dinge raus.
1. Das Ledern erfolgt viel zu zaghaft und meist wird beim zurückführenden Zug ein ganz anderer Druck verwendet. Die Schneide gar nicht aufgerichtet. Das Messer nicht wirklich scharf.
2. Die Rasur ist zu zaghaft. Es wird mit fast zitternder Hand
rasiert, das Messer total unsicher geführt.
Es ist ein Druckschnitt. Im richtigen Winkel und gestraffter Haut kaum möglich sich zu schneiden. Für alles Andere hat man Nervenbahnen. Glaubt mir, bevor man sich tief ritzt, gibts einen Stromschlag und eher das Messer wird dran glauben, wenn die Hand sich versucht zu öffnen, weil der Körper eine Verletzung vermeiden wollen wird. Haltet das Messer sicher fest und führt es.
Zum Ledern.. die Anleitung hilft ungemein. Auch hier hilft lesen.
ES MUSS SICH AUF DEM LEDER ETWAS ABSPIELEN.
Ziel ist es, einen microskopisch kleinen Grat in eine Linie GERADE
aufzurichten, mit der Form des Messers. Also müssen beide Seiten passend auf gleiche Art geledert werden.
Immer schwebt den Leuten die Angst vorm Einschneiden in das Leder im Kopf rum. Was soll man da schreiben? Konzentriert euch auf ein sauberes Ledern. Die Schärfe des Messers ist sehr entscheidend für eine gute Rasur. Und vorausgesetzt, Messer und Schärfer haben harmoniert, erhält man die Rasurschärfe ganz alleine auf diesem Streifen Leder.
An alle, die hier geschrieben haben und es bereits können,
ihr seid fein raus. Ich schreib das für die Leute, die noch gerne zum Hobel greifen, um denen zu helfen. Nachzuhobeln ist keine Schande.
Und wenn man am Hals noch paar Stoppel fühlt, was solls.
Ich habe auch heute noch mit manch wenigen Messern keine ganz perfekte Rasur. Hauptsache, die Haut wird nicht gefoltert und ich kann weiter machen und bei der nächsten Rasur den Stoppeln das Fürchten lehren.
Bleibt einfach am Ball, haltet durch und übt weiter.
Mit dem Herz am rechten Fleck, etwas Mut und Durchhaltevermögen, wird es klappen.
Man wird belohnt. Eine Messerrasur ist auf viele Arten nachhaltig, macht Spaß, dieses Gefühl, etwas gemeistert zu haben und lässt mich
immer wieder eine Art Zeitreise machen.
Toller Nebeneffekt für Sportler.. wenn es richtig läuft, brennt dir der Schweiß nicht auf der Haut.
mfg
ein heute noch unrasierter Grognar
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Super geschrieben. Auch Kinkjc‘s Beitrag.
Mehr gibt es nicht zu sagen. Bei mir sind es jetzt 20 Jahre. Ich liebe meine Messer. Vor Ewigkeiten habe ich mich über hohe Anschaffungskosten von Wilkinsonklingen geärgert...trotz vieler (teils unnötiger Anschaffungen) sollte sich die Messerrasur amortisiert haben.
-- Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel. |