Diskussionsnachricht 000009
01.06.2006, 21:46 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied
|
Lob der Verstellbarkeit!
Bin lange Zeit skeptisch gegenüber der Einstellerei gewesen, weil ich annahm, daß es zuviele Einflüsse gibt, denen man durch das Verstellen nicht so sehr gerecht wird und die Sache auch schlecht reproduzierbar wird. Andererseits ist mein Standardhobel 23c eben so wie er ist und man könnte vielleicht doch mehr aus ihm herausholen, wenn man ein paar Mikrometer oder Millimeter verstellen könnte, dachte ich mir.
Aber man muß es eben selbst ausprobieren. Der VISION spricht mich gar nicht an. Beim FUTUR gefällt mir nicht, daß man ihn nicht „richtig“ zudrehen kann, nachdem man die Klinge eingelegt hat, sondern den Deckel „nur“ draufdrücken muß.
Ich wußte immer, wenn ein verstellbarer aus der Merkur-Reihe, dann der Progress (PG), er liegt vom Habitus her näher am klassischen Hobel finde ich.
Preis: 41,--/42,-- (zum Vergleich: 23c/23,--, 34c/29,--).
Zunächst überraschte mich das Gewicht, wenn man vom 23c her die Sache sieht. Der 23c wiegt 56 g und der PG legt 88 g hin.
Dabei ist der PG recht kompakt, das Gewicht konzentriert sich auf den dickeren Griff (7,5 cm Länge) und den unteren Teil des Kopfes, wegen der Verstellmechanik. Der Kopf sieht insgesamt, konstruktionsbedingt, „abgerundeter“ und „wertiger“ aus als beim 23c/34c und der Hobel fühlt sich gut an.
Dagegen wirkt mein geschätzter 23c wie ein Hänfling. Selbst die elfenbeinfarbene Kunststoff-Drehschraube wirkt keineswegs billig-plastikartig, wie ich anfänglich vermutete, sondern völlig stimmig.
Hier schöne Fotos vom PG aus einem anderen Forum:
www.badgerandblade.com/vb/showthread.php?s=c286063045fa14...
Ich finde, daß die 32 g mehr an Masse des PG im Vergleich zum 23c recht vorteilhaft sind. Gerade am Hals gegen den Strich kommt dem Rasieren zugute, daß das Eigengewicht hier für einen guten Hautkontakt sorgt.
Gewichtsvergleiche: Futur/ 126 g, Vision/ 125 g, Jagger/ 108 g,
37c/ 90 g, PG/ 88 g, 23c/ 56 g, GII/ 20 g.
(Habe die Gew.-Daten bei Futur, Vision u. Jagger übernommen und hoffe, daß die Werte stimmen).
Auch für den Fall, daß man die Verstellmöglichkeit nicht ausgiebig nutzt, kann man das „schöne Teil“ natürlich so wie einen unverstellbaren Hobel nutzen, wenn man das will. Es kann aber auch der Fall eintreten, daß man nur einmal verstellt und dieses Maß dann als Standardeinstellung beibehält, ein Maß, daß dann geringfügig anders sein kann, als man es vom Fix-Hobel her kennt, aber das eben optimaler ist.
Die Zahleneinteilung muß man nicht so genau nehmen, es ist eher eine Orientierung, denn die Verstellung verläuft stufenlos. Bei der untersten Stufe (1,5) wirkt die Klinge praktisch gar nicht. Das wäre vom Effekt her eigentl. die „Nullstellung“: 100 % Sanftheit, 0 % Gründlichkeit - also gar keine Rasur. Dann kann man sich herantasten. Ich habe mit dem 23c verglichen und bin gleich auf Stufe 4 gelandet und habe dann auch schon auf 5,5 hochgedreht.
Ich bin recht sicher, daß ich durch diese Verstellbarkeit mehr aus meiner Klinge heraushole. Ein nichtverstellbarer Hobel hat ein zu kleines Fenster mit verschränkten und damit geradezu verschenkten Möglichkeiten.
Selbst wenn man nicht oft verstellt, kann eine minimale Einstellung/Veränderung in die richtige Richtung, die z.B. über das 23c-Maß hinausgeht, langfristig für eine optimalere Rasur sorgen.
Vielleicht liegt der Trumpf der Hobelverstellbarkeit gerade in einem ganz winzigen Bereich, der unter oder über dem sonst gewohnten Maß liegt, mit dem man sich bei nicht-verstellbaren Hobeln rasiert.
So kann man auch indivduell auf die Klingen-Sorte abstimmen. Ich bin gerade dabei, ein regelrechtes Einstellprofil für die jeweilige Klinge herauszufinden. Sicher werden die Einstellungen mit der Feather in eine andere Richtung gegen als mit anderen Klingen.
Ästhetisch, technisch und von der Verarbeitung her gesehen ein wunderbares Rasiergerät.
Ich muß zugeben, daß mir das Aussehen, die Handhabung und die Verstellmöglichkeit mit dem PG so gut gefällt, daß mein allseits hochgehaltener 23c wahrscheinlich ins Hintertreffen geraten wird. Ich muß das noch weiter verfolgen, es könnte gut sein, daß der PG künftig mein ein-und-alles-Hobel werden wird. |