Diskussionsnachricht 000000
24.06.2006, 21:40 Uhr
Deepsteep
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Bevor durch den Thread-Titel ein falscher Eindruck entsteht: Dies kann, soll und wird kein Leitfaden für den Nassrasur-Einsteiger sein, denn einserseits bin ich in puncto Nassrasur ein absolutes Greenhorn, andererseits gibt es hier im Forum dermassen viele sachdienliche Hinweise zum Thema, dass man dazu ergänzend wohl nur noch wenig wirklich Neues beitragen könnte. Aber vielleicht macht mein Geschreibsel dem einen oder anderen Mut, sich doch mal an die Nassrasur heranzuwagen, obwohl er möglicherweise wie ich selbst jahrelang ständig nur unter lautstarkem Surren versucht hat, seinen Bartwuchs in den Griff zu bekommen.
Vorausschicken will ich noch, dass meine Haut im Unterlippen- und Kinnbereich extrem empfindlich ist, weswegen der Umstieg auf die Nassrasur für mich schon eine ziemliche Herausforderung darstellt. Aber wie heisst es immer so schön? "Wer schön sein will, muss leiden". Ausserdem finde ich, dass alleine schon die Prozedur des Rasierens per se, dieses Gefühl, sich wenigstens einmal am Tag ohne Zeitdruck um sich selbst gekümmert zu haben, dieser Duft, welcher der Rasiercreme bzw. -seife entströmt und die Auseinandersetzung mit der Technik es Wert sind, sich mit diesem Thema wenigstens einmal auseinanderzusetzen.
Der Unterschied zwischen einer Elektrorasur und einer vollständigen Nassrasur stellt sich mir jetzt schon so dar, wie der Vergleich zwischen einer Tasse Tee aus einem Teebeutel und einer perfekt zubereiteten Tasse Grünen Tees.
Doch zurück zum Thema! Nachdem ich also, wie hier berichtet (Ich und mein Merkur) zunächst mal die von mir ins Auge gefasste Hardware erfolgreich erlegt hatte, wurde es Zeit, mich auf die Suche nach der nötigen Software zu machen. Da die Zeit recht knapp war und ich nun endlich meinen neuen Merkur probefahren wollte, reichte es an diesem Tag nur für einen kurzen Abstecher zum örtlichen Konsumentengrossmarkt. Nach einem kurzen und reichlich unvorbereiteten Streifzug entlang des Regals für Herren-Kosmetika hatte ich auf einmal eine Tube "Palmolive Rasiercreme Classic" im Einkaufswagen und begab mich zur Kasse.
Zu Hause angekommen, wurde erstmal der Merkur 34c aus seinem Papp-Gefängnis befreit, dann mit einer Merkur - Rasierklinge geladen und erst mal ausgiebig in Augenschein genommen:
Mein kleiner "Nobel-Hobel" 
Der Ersteindruck passte - Haptik, Verarbeitung und das trotz der Kompaktheit recht hohe Gewicht förderten augenblicklich das Vertrauen in dieses Präzisionsinstrument. Aber so klassisch zeitlos schön dieses seit 1931 gebaute Stück Schwermetall auch aussah, irgendwann musste es schliesslich auch seine Eignung als Werkzeug unter Beweis stellen. Also begab ich mich an den Ort des Vollzugs, köpfte die Tube Palmolive Rasiercreme, versuchte, mich konzentriert an die einzelnen Schritte des "Vollen Programms" zu erinnern und legte los.
Nach dem Einschäumen und dem ersten Zug mit meinem neuen Spielzeug die linke Wange entlang kamen mir erste Bedenken: Hatt ich etwa vergessen, eine Klinge einzusetzen? Kein Ziepen, kein Bartstoppelköpfen-Geräusch - irgendwie merkwürdig. Eine kurze Kontrolle jedoch ergab, dass mein 34 C bestückt war. Und die erste Rasurbahn war unglaublich glatt. Dies gab natürlich Rückenwind für die Vollendung des ersten Durchgangs "mit dem Strich". Allerdings gab es im Oberlippen- und im Halsbereich bis zum Kinnansatz doch noch einige Überlebende. Und genau an dieser Stelle kam der verhängnisvolle Moment, an dem der Übermut die Oberhand über die Vernunft gewann: Nach dem Motto "Wenn schon, denn schon" rückte ich den nicht-stoppel-freien Zonen "gegen den Strich" an den Kragen ...
Um es kurz zu machen, die Stoppel waren weg, über eine Nasenkorrektur hatte ich eigentlich ohnedies schon lange nachgedacht, und als ich anschliessend mein Kinn betrachte, kommt mir unweigerlich der Gedanke, dass uns aller Schumi unmöglich praktizierender Nassraseur sein kann.
Aber, ein Fehler kommt selten allein, und so stellte ich fest, dass ich mich an dieses Abenteuer der wohl angenehmsten Art der Selbstverstümmelung gemacht hatte, ohne mich vorher mit einem Blutstill-Stift ausgerüstet zu haben. Auch ein After Shave, um nach vollbrachter Tat etwaige Maneuverschäden zu desinfizieren, glänzte natürlich durch Abwesenheit. Um die Sache perfekt zu machen, benutzte ich zum Abtrocknen des Gesichtes natürlich kein frisches Handtuch, sondern das, welches ich als erstes zur Hand hatte ...
Nun ja, Fehler kann man auch machen, um daraus zu lernen. Und trotz des selbstverschuldeten Gemetzels werde ich am Ball bleiben und mir den Spass nicht verderben lassen. Immerhin sah mein Badezimmer nach diesem ersten Ausflug in die Welt der wirklichen Rasur nicht völlig nach Grossmetzgerei aus.
Und die Moral von der Geschicht'? Ich werde mich niemals nicht wieder gegen den Strich rasieren. Ausserdem benutze ich nun zum Abtrocknen kein Handtuch mehr, sondern dreilagige Kosmetiktücher der Marke "Ebelin", die es bei DM in 80er Packungen für eine vernachlässigbare Investitionssumme gibt. Diese Kosmetiktücher enthalten Aloe Vera, solllten also der Haut-Rekonditionierung recht förderlich sein.
Aber dann war da noch die Sache mit meinem Blitzkauf in Form der Rasiercreme. Eigentlich nicht wirklich schlecht, aber irgendwie assoziiere ich mit "Palmolive" eher immer noch mein erstes Fernseh-Werbespot-Kindheitstrauma, das mit den magischen Worten "Sie baden gerade Ihre Hände darin" endete. Also musste ruckzuck etwas anderes her.
Aber das ist eine ganz andere Geschichte ...
Diese Nachricht wurde am 24.06.2006 um 21:44 Uhr von Deepsteep editiert. |
Merkur Progress 500, Wilkinson Quattro Titanium,Gillette Fusion, 
Merkur Super, 
Viktoria Dachs, 
Taylor RC Avocado (lecker), 
A RH negativ