Diskussionsnachricht 000022
30.08.2006, 12:06 Uhr
dailysoap
registriertes Mitglied
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@w-r:
Eine stringente Übereinstimmung wäre ja geradezu unheimlich.
Eine Flasche Héritage hatte ich. Der Duft, der 1992 erschien, muß mich wohl zunächst angesprochen haben, sonst hätte ich die Flasche (beeindruckende Form übrigens) nicht gekauft. Aber irgendwie ist dem Duft mit dem weiteren Gebrauch die Puste ausgegangen, will heißen, so richtig und nachhaltig begeistert hat er mich dann doch nicht. Was ja nicht heißt, daß er keine Klasse hätte, aber ich ziehe halt im Vergleich andere Guerlain-Düfte vor.
Im Vergleich zu dem einzigartigen Habit Rouge oder Vétiver, aber auch zu Derby (s.u.) ist Héritage vielleicht zu geradlinig, nicht so raffiniert, irgendwie zu linear holzig-frisch-würzig.
Du hast aber das Teil-Urteil schon vorweggenommen:„gefälliger, unaufdringlicher, dadurch vielleicht vordergründig etwas langweiliger“ – so ist das wohl.
Da gibt es also doch eine gewisse Übereinstimmung in diesem Punkt.
Vielleicht gibt es da auch in meiner Nase einen Konflikt zwischen der Herznote (Pfeffer, Koriander) und der Basisnote (Pastchuli, Ceder, Tonkabohne).
Bei Habit Rouge ist übrigens die Herznote Gewürz, Patschuli und die Basisnote Vanille und eine Ledernote.
Allerdings liegen diese Eindrück lange zurück. Vielleicht würde mir der Duft heute besser zusagen – muß mal bei Gelegenheit wieder einen Nasenflügel riskieren.
Dagegen hat mich Derby von Guerlain recht beeindruckt. Dieser Duft kam 1985 auf den Markt, also 20 Jahre (!) nach Habit Rouge. In dieser Zeit kam kein anderer Herrenduft von Guerlain auf den Markt. Derby hat viel Guerlain-Typisches, was ich an Héritage im Kern vermisse.
hpbimg.miniature-angel.com/gierlain-derby.jpg
Ein außergewöhnlicher Chypre-Duft („Chypre-Note, fruchtig, holzig, geheimnisvoll, prächtig“), der in Deutschland aus mir gänzlich unerklärlichen Gründen völlig untergegangen ist.
Muß mal schauen, ob es ihn wieder regulär in Deutschl. gibt oder man ihn nur noch in Einzelfällen bstellen kann.
Auch der nach Héritage folgende Duft „Coriolan“ (1998) – „nur“ sechs Jahre später - konnte mich nicht aus der Reserve locken.
Als außergewöhnlichen Duft habe ich dagegen auch Mouchoir de Monsieur (1904) in Erinnerung, eine Probeabfüllung aus einer riesigen Flasche in einem Guerlain-Depot im KaDeWe vor vielen Jahren. Man sollte mal daran gerochen haben: „Hesperiden-Noten, Fougère-Note, aromatisch, raffiniert, elegant, subtil.“
Inzwischen auch in 100-ml-Flaschen erhältlich. Vor Jahren bekam man es erst ab 200 ml und dann aufwärts bis zur Literflasche.
Es gibt da ein eher schauriges Geschichtchen aus dem Hause Guerlain, ob in den Sachverhalt hineingedichtet oder wahr, weiß ich natürlich nicht:
Henri Landru, der französische Massenmörder (11 Menschen, davon 10 Frauen zw. April 1915 und Januar 1919) wurde dank Guerlain´s Mouchoir de Monsieur überführt. Landru, eingehüllt in Mouchoir de Monsieur, betrat am 6. April 1919 das Porzellangeschäft „Aux Lions de Faience“ in der Pariser Rue de Rivoli. Eine Kundin erkannte am Duft den Liebhaber ihrer verschwundenen Schwester und zeigte ihn an. Der Mörder wurde schließlich überführt und am 25. Februar 1922 kurz nach sechs Uhr morgens auf der Guillotine hingerichtet.
Die Herrendüften von Guerlain:
-Mouchoir de Monsieur 1904,
-Vétiver 1958/59,
-Habit Rouge 1965,
-Derby 1985,
-Héritage 1992,
-Coriolan 1998,
-L´ Instant de Guerlain p. Homme 2004,
-Habit Rouge Eau de Toilette Légère 2005.
Die letzten beiden Düfte kenne ich nicht. Es sind offenbar "leichtere" und/oder Versionen der großen Klassiker. Diese Nachricht wurde am 30.08.2006 um 12:10 Uhr von dailysoap editiert. |