Diskussionsnachricht 000017
26.09.2006, 13:23 Uhr
Bartisto
registriertes Mitglied
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Ich möchte noch einmal auf das Anliegen von BigNose eingehen, er ist neu, hat den thread eröffnet, könnte grundlegende Informationen gebrauchen und erwartet vielleicht nicht, dass sich die Cracks in Feinheiten verlieren.
- Er fängt mit der Messerrasur an und erhält ein Messer, das er als
unscharf empfindet und das es vermutlich auch ist (Haarprobe...,
Schnittgefühl wie herausgerissen...).
- Er bekommt unterschiedlichste Informationen, die soagar so weit gehen,
dass die Stahlqualität angezweifelt wird, was meiner Ansicht nach
abwegig ist.
- Er hört etwas von Einrasieren und tüchtigem Ledern, lässt die Finger
von einem Stein, das ist richtig!
Ich habe mir die Mühe gemacht, einmal darzustellen, was da eigentlich mit einer Schneide passiert, wenn sie den Schärfungsvorgang durchläuft oder sie ballig gemacht wurde.
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Zu 1. Der 1. Schleifwinkel wird durch die Dicke des Messerrückens bestimmt (hier nichtgezeichnet), da das Messer vollständig aufliegen muss. Je nach Feinheit des Steins kann es nach diesem 1. Schärfvorgang schon Haare greifen (z. B. Unterarmhaar)
Zu 2. Der 2. Schleifwinkel, wird auf dem Riemen durch ca. 20-30 Züge auf feinstkörniger Paste erreicht. Auch hier liegt das Messer immer flach auf. Die leichte Nachgiebigkeit des Leders ist verantwortlich für diesen 2. Winkel. In den Scheitelpunkten des ersten und zweiten Schleifwinkels entsteht eine geringfügige Verrundung durch die Wirkung der Polierpaste.---
Die Gratbildung wird auf dem Leder ohne Paste verfeinert. Die feinsten mineralischen Stoffe, die in der tierischen Haut enthalten sind, tun hier ihre Arbeit, bis der Grat steht und die Haarprobe gelingt.
Zu 3. Langes Arbeiten auf dem Pastenriemen führt zur Balligkeit, einer Verrundung der Schleiffacette. Es kann sich nur mit Mühe, wenn überhaupt , ein Grat bilden. Hier hilft auch kein intensives Ledern.
Beim Spannriemen oder einer Aufleimung auf Holz drückt sich das Leder beim Ledern am wenigsten ein, "schont" also den Grat.
Der Hängeriemen muss annähernd waagerecht stramm gezogen werden, um durch sein Einbiegen dem Grat nicht zu sehr zuzusetzen. Sehr geringer Andruck reicht, was erklärlich ist.
Hat ein Messer den Zustand 2., reichen 8-12 Züge vor der Rasur, um den Grat endgültig auszurichten.
Wird vor der Rasur lange geledert, nähert sich die Schneide der Form 3.
(Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein Frisör vor der Rasur sein Messer bis zu 50x geledert hätte, und so weit geht mein Gedächtnis zurück.)
Ein Messer im 2. Zustand lässt sich einrasieren.
Zu DOVO
Dovo gibt auf seiner Homepage nur die Zusammensetzung des Scherenstahls an.
Zur Messerpflege findet man dies:
Wie pflege ich das Rasiermesser?
"Die richtige Pflege eines Rasiermessers ist Voraussetzung für den Erhalt und die lange Lebensdauer dieses traditionellen Herrenaccessoires.
Während Rasiermesser aus rostfreiem Stahl weniger Anforderungen stellen, müssen übrige Messer nach jedem Gebrauch mit klarem Wasser abgespült und gründlich abgetrocknet werden. Während längerem Nichtgebrauch empfiehlt sich Einfetten mit leichtem Öl. Ebenso sollte das Messer nicht feucht und unbelüftet lagern.
Keine allgemeingültige Regel gibt es über das Abziehen (Ledern) von Rasiermessern; in manchen Fällen genügt ein leichtes Abziehen über den Handballen, zumal wenn das Messer zwischen den Rasuren mehrere Tage Ruhe hatte.
Nassrasierer alter Schule wissen: "Die Wate (Schneide) wächst", d. h. der mikroskopisch erkennbare hauchfeine Grat auf der Schneide verändert sich bei der Rasur, kehrt danach aber in seine alte Position zurück, er streckt sich und wird wieder hauchfein. Trotzdem, irgendwann trägt sich dieser feine Grat dennoch ab und dann sollte der passende Abziehriemen zugekauft werden.
Wie geht das Ledern auf dem Abziehriemen?
Während flache Messer auf sogenannten Stoßriemen (Stoßmesser) abgezogen werden, benutzt man für 1/2 oder 1/1 hohle Messer Hängeriemen aus feinem Rindleder oder dem sehr geschmeidigen Juchtenleder entweder mit Drehknauf zum Aufhängen oder mit Hanfschlauch auf der Rückseite, der dazu dient den Grat in die vom Messer wegweisenden Richtung auszurichten. Die Lederseite kann bei Bedarf mit feiner Schleifpaste ( Paste Rot) und zum abschließenden Polieren auf separatem Riemen mit Polierpaste (Paste Schwarz) hauchfein eingerieben und mit dem Handballen eingewalkt werden. Das Ledern erfolgt im flachen Winkel mit aufgelegtem Rücken, der in Ziehrichtung vom Körper weg weist. Das Messer soll im Wechsel über den Rücken gedreht und dann wieder zum Körper hin abgezogen werden. Ein Richtungswechsel über die Schneide lässt diese rund (ballig) werden und den Schnitt verlieren. Hier hilft dann nur der Nachschliff."
Ich rate aber nochmals, mit der Paste sehr vorsichtig umzugehen.
Das mag für "alte Hasen" Schnee von gestern sein. Für Neueinsteiger wie BigNose ist es vielleicht eine Hilfe.
Wir sind gespannt, ob er uns seine Fortschritte mitteilt und ob er seine Messer in den Zustand "2." bekommt. Wenn nicht? Unter dem Beitrag ist die E-Mail Adresse aufrufbar.
Gruß, Bartisto
-- Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Konfuzius |