Diskussionsnachricht 000007
18.01.2007, 13:09 Uhr
Bartisto
registriertes Mitglied
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Kalter Stahl und seine Folgen
Ich halte es mit der Kälte, dem Schnaps und dem Abtöten gefährlicher Viren,
die sich auf dem Stahl ausbreiten könnten oder sich hinter einer Niete verkrochen haben.
Mein augenblickliches Gebrauchsmesser steht in einem Standzylinder, gefüllt mit Barcadi, in der Tiefkühltruhe.
Vor der morgendlichen Rasur genehmige ich mir einen ordentlichen Schluck, um, entgegen aller Hausfrauenweisheit, die Restbestände meines noch nicht verdauten nächtlichen Kühlschrankessens herunter zu spülen, mir auch den Mund zu desinfizieren, denn einrasierte Speichelreste fördern bekanntlich den Rasurbrand, und das ist das Wichtigste, um die Angst vor dem scharfen Messer zu verlieren, in eine gute Tagesform zu kommen und den Barcadi als AS zu gebrauchen, wegen der männlichen Note, bei der meine Freundin in Wallung kommt.
Jetzt messe ich mit einem elektronischen Thermometer genau die Stahltemperatur, die bei Sheffield bei 12,5 C liegen soll und genau in diesem Moment wird 12,5x abgezogen.
Inzwischen hat meine Mama mir die heißen Tücher fertig gemacht und kommt mit der dampfenden Schüssel ins Bad.
Unter dem Dampfwickel wird mir plötzlich so mulmig zu Mute. Ängste aus der Kindheit steigen auf. Ich erinnere mich an heiße Wickel bei Entzündungen im Hals, schnell noch einen aus der Barcadi-Viole.
Die Rasur gelingt nicht, das Messer ist zu warm, alles läuft beim Gegen den Strich gegen den Strich und da ist es passiert.... der Cut an der Oberlippe, immer dasselbe, ich hätte hier doch mit links rasieren sollen, wann begreif ich das endlich, ´dammter Mist. Gott sei dank, das Messer ist desinfiziert. Aber was wird meine Freundin sagen... Schnell noch einen aus dem Standzylinder.
Es tropft rot in die Heißwickelschüssel. Wo ist der Alaunstift? Aber nein bloß den nicht, die Narbenbildung!!! Fahrig suche ich im Regal nach dem Blutstiller „kNb“ (keine Narbenbildung) von Dr. W. Butcher.
Die Heißwickelschüssel kracht mit ohrenbetäubendem Knall runter. Eine rötliche Lache breitet sich auf den weißen Fliesen langsam in Richtung Tür aus, verzweifelt fahr´ ich mir mit der Hand durchs Gesicht, entsetzt starrt mich ein Blutverschmierter aus dem Spiegel an, Mama kommt reingestürzt, die Beine sacken ihr weg.
Kurz vor dem Waschbecken fange ich sie ab.
Endlich, sie atmet wieder, und ein kräftiger Zug aus dem langen Standglas bringt sie zum Stehen.
Es grüßt Euch
Bartisto
-- Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Konfuzius Diese Nachricht wurde am 18.01.2007 um 14:03 Uhr von Bartisto editiert. |